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F u n d a m e n t a l i s m u s

 

 

Al-Qaida-Häretiker: lernen

14. Juli 2008

(Es war wirklich wieder eine mittelprächtige Qual, ordentlichen Stoff zu finden):
Das Sommerloch ist eine hervorragende Gelegenheit, sich auf esoterisch anmutende Lesestoffe zu stürzen. U.E. ist der Zweiteiler “The heretic” von Lawrence Wright im britischen “Guardian” (6 + 8 S.) es wert, verschlungen zu werden:
http://www.guardian.co.uk/world/2008/jul/13/heretic.alqaida.part.one

Spannend beschreibt Autor Wright, wie der Spitzen-Ideologe von Al-Qaida, Dr. Fadl, zum Häretiker mutiert. Falls es im Westen eine Gemeinschaft von Psycho-Kriegern gibt, müsste denen der Vorgang wie ein Geschenk des Himmels vorkommen. Gäbe es diese Counter-Ideology-Band-of Brothers (CIBoB), wäre der Auftrag klar:
“Beute den Gegner aus” (für deutsche Konsens-Ohren klingt das “Iggittigitt”).

Zuzeiten des letzten (Kalten) Krieges wusste man sehr wohl, dass die “ideologische” Front eine (die?) entscheidende Rolle spielt. “Switch” man nur über, weiss man, was man zu tun hat.

{Aus der Geschichte zu lernen ist so einfach nicht}

 

AQI-Konzept: beugt

17. April 2008

Die offizielle Website der “Multinational Force - Iraq” hat gestern den Text eines abgefangenen Briefes des (getöteten) AlQaida-Aktivisten Abu Safyan an seinen Vorgesetzten veröffentlicht, der Äusserungen zu “some military concepts” enthällt (9 von 11 Seiten):
http://www.mnf-iraq.com/index.php?option=com_content&task=view&id=18510&Itemid=1 31

Einmal durchlesen sollte man den AQI-Konzept-Entwurf schon, weil er deutlich zeigt, das AQI-Terroristen sehr wohl ihr “Handwerk” durchdenken können und auch augenscheinlich “kontrovers” diskutieren. Dies kann z.B. interpretiert werden als Unzufriedenheit mit dem konzeptionellen Ansatz, den die eigene Führung verfolgt.

Unsere Beurteilung des AQI-Konzept-Beispiels beginnt vielleicht etwas seltsam:

  • Wenn ein Konzept (für welches strategische Ziel auch immer) brauchbar sein soll, dann addressiert es zunächst alle Aspekte eines Vorhabens, das man angehen will. Im besten Fall müsste ein Konzept abschliessend in eine Priorisierung einmünden.
     
  • Nie darf ein Konzept ohne den entscheidenden Teil II akzeptiert werden: die Resourcen-Häufung auf der operativen und taktischen Achse, gekoppelt an die Zeit-Linie (die Kapitel-Abschnitte “Raum, Zeit und Kräfte” sind zwingend vorgeschrieben).

Solche Vorgaben erfüllt das Safyan-Konzept nicht:

  • Der Brief listet zwar (ganz gut gegliedert) den ganzen Kanon der Kriegsfelder auf, ist aber nur ein “Quelle”-Katalog, als stände Weihnachten vor der Tür. Insofern entspricht er sehr vielen “Konzepten”, die in der westlichen Welt täglich und massenhaft ausgepustet werden.

    Die träumerischen Floskeln, dass - wenn man dies und jenes bewerkstelligen würde - der Gegner heilos untergehen würde, zeugen von wenig konzeptioneller Disziplin.
     
  • Zugern wüssten wir, welche Bedeutung die zum Ende des Briefes immer häufiger auftauchende Beschwörungsformel “if God is willing” im Denken dieser Muslime wirklich hat, bzw. ob sie auch genügend reflektiert wird.

Die “if God is willing”-Berufung dürfte Vater-Unser-betenden Christen nicht ganz unbekannt sein (das “Dein Wille geschehe” ist kein Iffie!). Vielleicht kommt man ja über diese Frage in einen inter-religiösen Dialog mit Terroristen: Für AQI-Muslime ist GOTTES Wille eine “Falls”-Frage, für Christen ein Diktat (oder ist es letztlich das Gleiche?).

{Jeder muss lernen, vor wem er sich beugt}

 

Muslime: 300.000 : 1

20. Dezember 2007

Wer etwas auf sich hält, wird in Zukunft erst dann über die “muslimische Gefahr” reden, wenn er die sauber empirische, wissenschaftliche Arbeit zum Thema “Muslime in Deutschland” von Katrin Brettfeld und Peter Wetzels gelesen hat und behutsam interpretiert, die das Innenministerium gesponsert und ins Netz gestellt hat:
http://www.bmi.bund.de/Internet/Content/Common/Anlagen/Broschueren/2007/Muslime_2 0in_20Deutschland,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/Muslime%20in%20Deutsc hland.pdf

Unser schneller Überflug ergibt:

  • Starke Religiösität, Ablehnung der Demokratie, Kampf (ohne Gewalt) für den Sieg über die Ungläubigen dürfen nicht als Indiz hergenommen werden, um solche Muslime als Krieger einzustufen;
     
  • Die Autoren beziffern das wirklich gefährliche Potential so (pdf-Seite 194):
    “Hohe Akzeptanz politisch-religiös motivierter Gewalt zeigt nur eine kleine Minderheit von etwa 6 %”;

Um trotzdem noch zu einem Horror-Szenar zu kommen, reicht Grundschul-Rechenkunst:
Wenn, von uns so angenommen, grob 5 Millionen Muslime hier leben, wären 6 % von denen immerhin 300.000 potentielle Jihadisten.

Diese 300.000 kann man so “herunterrechnen”, wie das auf Scherzpostern schon vorexerziert worden ist: Wenn man geschickt Urlaub, Krankheit und sonstige Verhinderungen abzählt, verbleiben als tatsächlich Arbeitende nur noch Du und ich.

Die Wirklichkeit sollte von Mathematikern untersucht werden; Verteidigungspolitik liesse sich so vielleicht auf die rein statistische Wahrscheinlichkeit von 300.000 : 1 reduzieren. Die Folge dieses Denkens wäre ganz cool: Shit happens - wahrscheinlich.

{Makabere Statistik sagt: “Irgendwann trifft es Jeden”}

 

OBL-Strategie: CvC

6. November 2007

Nach Jahren ist es wieder Zeit, die intellektuelle Leistung des Strategen Osama bin Laden (OBL) aus innerer Sicht zu beurteilen. Natürlich muss man die Rahmenbedingungen vorab fair auflisten:

  • OBL’s Direktiven werden von seinen fernen Anhängern sicherlich nicht immer werkgetreu umgesetzt. Niemand weiss so richtig, ob irgendeiner Aktion wirklich eine OBL-Weisung zugrunde lag;
     
  • Gerade unter etwas “hitzköpfigen” Typen ist die Herstellung von disziplinierter Gefolgschaft besonders schwierig und erfordert eine extraordinäre Führungskunst;
     
  • Bei allem “ideologischen” Eifer darf kein Stratege vergessen, zunächst eine “sachliche” Lagefeststellung anzufertigen, die Voraussetzung für die sich anschliessende Lage-Beurteilung ist. Jede noch so wohlfeile Konzeption ist wertlos ohne die entsprechende (gezienicht als

 

 

 

 

OBL-Strategie: CvC

6. November 2007

Nach Jahren ist es wieder Zeit, die intellektuelle Leistung des Strategen Osama bin Laden (OBL) aus innerer Sicht zu beurteilen. Natürlich muss man die Rahmenbedingungen vorab fair auflisten:

  • OBL’s Direktiven werden von seinen fernen Anhängern sicherlich nicht immer werkgetreu umgesetzt. Niemand weiss so richtig, ob irgendeiner Aktion wirklich eine OBL-Weisung zugrunde lag;
     
  • Gerade unter etwas “hitzköpfigen” Typen ist die Herstellung von disziplinierter Gefolgschaft besonders schwierig und erfordert eine extraordinäre Führungskunst;
     
  • Bei allem “ideologischen” Eifer darf kein Stratege vergessen, zunächst eine “sachliche” Lagefeststellung anzufertigen, die Voraussetzung für die sich anschliessende Lage-Beurteilung ist. Jede noch so wohlfeile Konzeption ist wertlos ohne die entsprechende (gezielte)lte) Ressourcen-Zuweisung;
     
  • Jeden Krieg muss man weit voraus planen. Dem überraschenden Eröffnungsschlag müssen lange vorher angelegte Operationen folgen, die den “Schwung” (das Momentum; schlag nach bei CvC) verfestigen;
     
  • Bei der Festlegung der Ziele darf es keine Ausfransung geben; der Schwerpunkt muss eindeutig auf ein (das entscheidende) Ziel gerichtet sein.

Angenommen, dass diese Auflistung nicht gar so falsch ist, ergäbe sich:

  • OBL hat mit 9/11 zwar einen “respektabelen” Eröffnungsschlag hingelegt, aber (auch hinsichtlich der vorhergehenden Anschläge seit 1992)
    1. keine Folge-Operationen durchführen können
    und, was viel wichtiger ist, für alle seine “Leutnante”,
    2. das eigentlich ganz weite strategische Ziel, die Bekämpfung des Erzfeindes U.S.A. als “Nummer Eins”, auf Platz Eins vorgeschoben;
     
  • Dadurch ist das (logisch) erste strategische Ziel, die Eroberung einer unangreifbaren Heimat”basis”, in den Hintergrund gerückt. Ohne ein sicheres (d.h. nuklearbewaffnetes) Kalifat geht gar nichts.
     
  • Jedem OBL-Analysten hätte seit 1998 klar sein müssen, dass der einzige Kandidat für ein entsprechendes Kalifat nur Pakistan sein kann. Hat der Stratege OBL entsprechend agiert?
     
  • Sicher ist, dass OBL’s Feinde herausgefordert sind, sich eine “Pakistan”-Strategie auszudenken, die abseits der deklarierten West-Politik liegt, dass Premier Musharraf zur “verfassungsgemässen” Ordnung zurückkehren möge.

Beobachter der Szene sollten nicht vergessen, dass bestimmte Muslime in jeden (in erster Linie politischen) Text ihrer mit Religion verbrämten Erklärungen einflechten, dass der Wille des ALLMÄCHTIGEN über allem sei. Akzeptiert man diese Fügung, wird man über den bisherigen Verlauf des Geschehens doch sehr nachdenklich.

{CvC sagt: “Erwarte immer das Unerwartete”}

 

jung/arbeitslos: gewaltbereit?

6. Dezember 2006

Irgendwann in der Vergangenheit wird sicherlich irgendein hochrangiger Sicherheitspolitiker die den guten Menschen eingängige Parole geäussert haben, dass der Frieden der Welt doch durch präventive Massnahmen, wie der Beseitigung der Armut, besserer Bildung etc., erreicht werden könnte.

Angeregt durch die vor einiger Zeit vom ZDF nachts ausgestrahlte Philosophen-Diskussion mit den eindrucksvollen Ankündigungen des Bremer Professors Gunnar Heinsohn mittels seines wohl dieser Tage in den Buchhandel gelangenden Buches “Söhne und Weltmacht”, haben wir nach Zahlen gesucht.

Ganz abstrakt kann man ja von der Hypothese ausgehen, dass insbesondere arbeitslose junge Männer potentiell Opfer einer politischen Radikalisierung werden könnten und ihre Gewaltbereitschaft durch entsprechende gruppendynamische Prozesse förderbar wäre.

Gefunden haben wir die Studie des “International Labour Office” (U.N.-Organisation) von 2004 mit dem Titel “Global Employment - Trends for Youth”, verfasst von Sara Elder und Dorothea Schmidt:
http://www.ilo.org/public/english/employment/strat/download/getyen.pdf

Konzentriert man sich nur auf die Region “Middle East and North Africa” (man kann auch das ähnlich gelagerte “Sub-Saharan Africa” untersuchen), dann ergibt sich:

  • Die “jugendliche” Bevölkerung (Alter 15 - 24 Jahre) belief sich 2003 auf rund 80 Millionen (Tabelle 3, S. 7);
     
  • Die Arbeitslosenrate (nur diejenigen, die aktiv Arbeit suchen) betrug 2003 25,6 %, die höchste Rate weltweit (die anderen Weltregionen liegen bei durchschnittlich grob  15 % - siehe Tabelle 3, S. 9);
     
  • Wenn von rund 80 Millionen Jugendlichen im Mittleren Osten und Nord-Afrika 25,6 % keine Arbeit finden, sind dies rund 20 Millionen Jugendliche, grob gerechnet 10 Millionen Männer, aus denen potentiell politisch radikalisierte Personen erwachsen können. Rechnet man optimistisch mit nur einem Prozent Gewaltbereitschaft, hat man es mit einem Heer von 100.000 Kämpfern zu tun.

Wenn den “industrialisierten Ökonomien” in der ILO-Studie selbst eine Jugendarbeitslosigkeit von 13,4 % (S. 9) zugeschrieben wird, stellt sich natürlich die Frage, wie - im Sinne der Prävention - der “Westen” den radikalisierenden Nährboden der Jugendarbeitslosigkeit (nur im Mittleren Osten und Nord-Afrika) austrocknen will. So lieb kann keine westliche (Macht)Politik sein, als dass sie sich nicht doch irgendwie “verdittschen” liesse (Baader-Meinhoff lassen grüssen).

{Des Menschen Wille ist sein irdisches Reich}

 

Islam-Deklarationen: Balken

30. Oktober 2006

Man kann sich sicher wünschen, dass auch in der säkularen Welt zur Kennntnis genommen wird, was sich innerhalb der sunnitischen und schiitischen Welt entwickelt: Der gemeinsame Aufruf von hohen Repräsentanten beider Glaubensrichtungen, dass sich die Gläubigen im Irak nicht weiter mit der Berufung auf den ALLMÄCHTIGEN gegenseitig töten. Die 10 Listenpunkte umfassende “Mecca-Charter” ist unter dem Stichwort
“Makkah Al-Mukkarramah Declaration on the Iraqi Situation” zu suchen auf:
http://www.oic-oci.org/

Wer die 2-seitige Erklärung der Religionsführer beider Glaubensrichtungen liest, wird nachempfinden können, wie ernst der sektiererische Krieg zwischen Sunniten und Schiiten im Irak bereits ist, und mit welcher Eindeutigkeit er von deren Religionsführern verurteilt wird. Unser Eindruck ist, dass diese Wirklichkeit noch einige Zeit braucht, um bei einer Reihe westlicher “Experten” anzukommen.

Das zweite Beispiel der Hoffnung auf einen konstruktiven Dialog ist der von muslimischen Würdenträgern verfasste “Offene Brief an Papst Benedikt, XVI” als Reaktion auf dessen “Regensburger Rede” (vom 12. Sept. 06):
http://www.worldsecuritynetwork.com/showArticle3.cfm?article_id=13573&topicID=29

Nur Experten werden bestimmen können, ob die Unterzeichner des Briefes als annähernd repräsentativ für die Führerschaft der muslimischen Geistlichkeit eingestuft werden können.

Wie auch immer: Man könnte auf die Idee kommen, dass die Muslime die eigentlichen Probleme im eigenen “Hinterhof” haben, und nicht der “Westen”. Für alle vergleichbaren Fälle gilt allerdings seit Bibel-Gedenken ein strategischer Leitsatz:

{Naaiiinnn: Du hast doch keinen Balken im Auge}

 

Terrorismus: entfesselt?

5. Mai 2006

Es ist schon ein paar Tage her, dass U.N.-Sekretär Kofi Annan seine “Counter-Terrorism-Strategy” veröffentlicht hat:
http://www.un.org/unitingagainstterrorism/sg-terrorism-2may06.pdf

Wir können dem U.N.-Generalsekretär nicht so leicht zustimmen, denn er pflegt weiterhin die Mär, dass Terroristen durch die Optimierung der Gesamtumstände des Lebens ihrer Basis enzogen werden könnten (S. 5). Wie toll soll denn das Leben für einen richtig Aufgeladenen sein, dass er sich nicht einen Sprenggürtel umspannt?

Wer die entsprechenden Fakten zu diesem Thema lesen will, wird 6,6 MB abladen und 292 Seiten lesen müssen, die “Country Reports on Terrorisms 2005” des U.S.-Aussenministeriums:
http://www.state.gov/documents/organization/65462.pdf

Wer immer diese Welt trösten will, dass es ein “leichtes” Konzept gegen den Terrorismus gäbe, macht sich irgendwie “strafbar”.

{Was ist, wenn etwas “entfesselt” ist?}

 

post 9/11: gut

30. März 2004

Für Wunderheiler, Quacksalber, Verschwörungs-Theoretiker und ernsthafte Zeitgenossen ist die geistige Verarbeitung von 9/11 eine Goldgrube. Weil wir uns richtig ernsthaft nicht mit dem Thema befassen können und unsere Vorurteile pflegen, schieben wir die Kugel weiter:

  • Beim Surfen zum Thema haben wir den Titel von “Newsweek” (Online) entdeckt und empfehlen:
    http://www.msnbc.msn.com/id/4616754/
     
  • Scrollen Sie bitte auf Seite 2 der “Newsweek”-Titelgeschichte bis zum Kasten “Full Text - 9/11 Commission Staff Report”. Laden Sie ab:
    - 16 Seiten des “Staff Statement 5, Diplomacy”
    - 13 Seiten des “Staff Statement 6, The Military”
    - 11 Seiten des “Staff Statement 7, Intelligence Policy”
    - 12 Seiten des “Staff Statement 8, National Policy Coordination”;
    (Sorry, auf der Website des U.S.-Parlaments -
    http://thomas.loc.gov/ - haben wir die “National Commission on Terrorist Attacks Upon the United States” nicht gefunden).

Demnach haben die 52 Seiten Text, von Mitarbeitern des U.S.-Parlaments verfasst, welche mit einer gewissen Peinlichkeit auf Non-Partisan-Ship achten müssen, schon Bedeutung. Um die Problem-Stellung der Aufgabe zu verstehen, müsste das Studium dieser Texte unumgänglich sein.

U. E. wird man so viel lesen können, wie man mag:

  • Zuerst müsste man den “Verfolgungsdruck” der Opfer abstreifen. Die Hinterbliebenen sind mehrheitlich in einer Gemütsverfassung, die nach irdischer Verantwortlichkeit und Schuld sucht; nur in einer gottlosen Gesellschaft kann man so vermessen sein. Dabei darf man nicht vergessen, dass viele der Hinterbliebenen letztlich nicht so “irdisch” trauern”;
     
  • Unerträglich sind letztlich die Heilsbringer der Botschaft: “Wenn wir es nur so gemacht hätten, wie ICH (schon immer) vorgeschlagen habe ...” Die Hoch-Herrschaftlichkeit der Einfluss-Dominanz auf den Lauf der Geschichte müsste mit einem Extra-Trauerflor orden-dekoriert werden;
     
  • Schön ist, dass sich die Gutmenschen gar nicht schämen brauchen. Ihre Vorschläge sind so richtig, dass noch nicht einmal das Gegenteil davon wahr sein kann. Wer mag schon beweisen wollen, dass 400 (0der 500) Mrd. US$ für den amerikanischen Verteidigungshaushalt, für “gute” Zwecke ausgegeben, den Frieden auf dieser Welt herstellen würden. Man kann ja draufpacken: Wenn dies oder jenes noch geschehe, wäre endlich alles gut: Richtig, irgendwann ist alles gut.

Komisch, dass so viele Menschen geradezu “göttlich” argumentieren: So wird es gut.

{Macht’s gut}

 

post 9/11: grillen

25. März 2004

Zwei Tage haben wir die Live-Übertragung von der Anhörung vor der “National Commission on Terrorist Attacks Upon the United States” auf CNN verfolgt. Es war ein spannendes Lehrstück in Sachen Parteilichkeit, Hype und eine intellektuelle Herausforderung, sich sach- und vor allem zeitgerecht in die Lage zu versetzen:

  • Kommissions-Mitglied Kerry beschwor unter Hinweis auf die “Kriegs-Erklärung” von Osama bin Laden aus dem Jahr 1998, dass die USA hätten in den Krieg eintreten müssen. CIA-Direktor George Tenet war daraufhin derart genervt, dass er jegliche Stellungnahme vermied. Seine Mimik sprach Bände;
     
  • Dass die Nationale Sicherheits-Beraterin Condollezza Rice sich nicht öffentlich vor dem Untersuchungs-Ausschuss “grillen” lassen will, wird zu recht angeprangert. In der Ableitung aus dem Militärischen ist das nichts anderes als Feigheit vor dem Feind;
     
  • Ein neuer Begriff wurde zum Star: “actionable intelligence”. Diese Formulierung reicht völlig aus, um die ganze Misere zu beschreiben;
     
  • Immer wieder tauchte das Phänomen “Bürokratie” auf, welches eigentlich nichts anders ist als das Synonym für Machtbesessenheit und Polit-Narzissmus;
     
  • Makaberster Sketch ist die Auseinandersetzung zwischen Pentagon und CIA über den Einsatz der unbemannten Drohne vom “Predator”. Man stritt sich (vor 9/11 natürlich) über die Kostenfrage bei einem evtl. Absturz über Afghanistan (!) - siehe Text des sehr lesenswerten schriftlichen Statements von CIA-Direktor Tenet (auf www.cia.gov );
     
  • Für Feinheiten war auch Platz:
    - Beachtenswert war das Petitum von drei wichtigen Zeugen, dass die 1998 durch Marschflugkörper angegriffene “Pharmazeutische” Fabrik im Sudan doch eine verdeckte C-Waffen-Anlage war (wir erinnern uns an etliche europäische Filme, die die “Unschuld” mit guten TV-Aufnahmen “beweisen”);
    - “Sandy” Burger, Nationaler Sicherheitsberater unter Präsident Clinton, war nicht zimperlich: “capture” bin Laden sollte für die CIA augenzwinkernd bedeuten, dass man ihn auch “ermorden” (assasinate) dürfe. Man konnte ahnen, dass die CIA das nach ihren Erfahrungen mit dem Kongress nicht nachvollziehen wollte, was einen Lern-Effekt andeutet;
    - gröber war schon das Hijacking-Verständnis der Intelligence-Community: Hijacking von Flugzeugen war durchaus bekannt - Hijacking/Suicide/Weaponising eine “Fiction” einzelner Terror-Analysten mit Hollywood-Syndrom;
     
  • Absolut offen ist, wie die amerikanische Intelligenzia und die Gesellschaft das Statement von Richard A. Clarke, Ex-Top-Terror-Experte in der Bush-Administration, jahrzehntelange Regierungstätigkeit und gerade super-erfolgreicher Buch-Author (300.000 Expl. verkauft), konsumiert.

    U.E. war “Dick” Clarke ungemein ehrlich, als er darauf hinwies, dass die U.S.-Gesellschaft “needs body-bags to take action” (gilt für Demokratien generell). Die intellektuelle Verarbeitung dieser Erkenntnis führt aber ganz gradlinig zu der Erkenntnis, dass Clarke’s Vorwürfe gegen die Bush-Administration hinterfragbar werden:
    - Clarke beklagt, dass die Bush-Administration die Al-Qaida-Bedrohung nicht als “urgent”, sondern nur als “important” einstufte. Aus der Situation vor 9/11 ergibt sich:
    - Al-Qaida war unter den Spezialisten eine bedrohliche Grössenordnung; im Bewusstsein der Generalisten hatten die “Burschen” einige Bomben gezündet, die Menschenleiber in der Hunderter-Grössenordnung zerfetzt hatten;
    - im Frühjahr und Sommer 2001 wurden die Warn-Meldungen der CIA wirklich “urgent”, aber - und das ist ein entscheidender Punkt: für die arabische Halbinsel und Europa, aber nicht gegen das US Homeland. Erst im August 2001 entdeckten die CIA-Analysten nach Tenet’s schriftlicher Aussage (S. 8) diesen Titanic-Eisberg;
    - Sehr konkreter Vorwurf von Clarke ist, dass die im Januar 2001 ins Office gekommene Bush-Administration mit der vielzitierten “NSPD 9” (National Security Presidential Directive) nicht richtig zu Potte kam. Warum sich Clarke von diesem Planungs-Wunder-Dokument soviel versprach, wissen wir leider nicht. Nach unserer Mitkoppelung enthällt es die geradezu grandiosen Elemente, dass man die Taliban zunächst zu warnen haben, dann “pressure” ausüben solle, um schliesslich nach 3 Jahren Plan-Laufzeit die Taliban-Regierung wegzubringen (“oust”) habe. Kann dies ein (schlüssiger) Beweis dafür sein, dass 9/11 hätte verhindert werden können?
    - die von den U.S.-Medien so hervorkommene Erstlings-Tat von Clarke, dass er sich gegenüber den Opfern von 9/11 “entschuldigt” habe, entbehrt einer gewissen Logik:
    Wenn die Bush-Administration - nach Clarke’s Darstellung incl. Buch - zu blamieren ist, müsste sich Clarke nur für sein Presse-Briefing vom 10. August 2001 entschuldigen; in dem hatte er versichert, dass die Administration alles wunderbar gemacht hat.

Richtig spannend wird die Geschichte erst, wenn man sich vorstellt, dass man die Angelegenheit nicht so beknackt detailliert betrachtet (sorry):

  • Die Verschwörungstheoretiker aller Provenienz werden frohlocken: Wenn der oberste Ex-Terroristen-Jäger der Bush-Administration “beweist”, dass die “verdammte” Bush-Regierung gar nicht hinter den Terroristen her war, dann kann sie nur hinter dem “Plot” stecken (in der eigenen Verwandschaft haben wir bei einem Abi-Abschluss mit 1,7 gehört, dass eine solche unglaubliche Schweinerei, die die Nazi/Juden-Vergasung eigentlich übersteigt, den “Bushisten” zwecks Eigeninteresse durchaus zuzumuten ist);
     
  • Die Zerfleischung im parteiischen Nuklear-Krieg um die Macht wird zur Krone der “Schöpfung”;
     
  • Das Bewussstsein der Regierbarkeit der Geschichte wird zur satten Beute, an der sich Jederman dümmlich satt-schmatzen darf;
     
  • U.S.-Pläne im Bereich der “Public Diplomacy” werden so irreal, dass jede Erwähnung zur direkten Einweisung in die Irren-Anstalt führen müsste.

Sorry, die “Komplexität” des Vorgangs ist so tötend.

{Tenet:  “... there may be over 100 al-Qaida trained extremists in Europe”}

 

CIA: Valentins-Tag

10. März 2004

Wer gern Horror-Szenare wie “24” anschaut, kann auch Tom Clancy-Stoffe lesen, die George J. Tenet, Chef der CIA, gestern vor dem Verteidigungs-Ausschuss des U.S.-Senats dargeboten hat:
http://www.cia.gov/cia/public_affairs/speeches/2004/tenet_testimony_03092004.html

Die 17 Seiten zu den weltweiten Bedrohungen enthalten

  • den Hinweis, dass es neben Al-Qaida ein Dutzend von Terror-Gruppen gibt, die sich - mit oder ohne Al-Qaidas Führerschaft - als “Helden” profilieren wollen (Die Welt sucht den Super-Jihadisten);
     
  • die Angabe, dass palästinensische Terrorgruppen im letzten Jahr immerhin 600 Anschläge verübt haben, die 200 Israelis und auch Ausländer das Leben gekostet haben;
     
  • die Einschätzung, dass der irakische  Ayatollah al-Sistani gegen eine Theokratie nach iranischem Vorbild ist;
     
  • jede Menge Infos zum Thema Proliferation;
     
  • einen neuen, politisch korrekt klingenden Namen für Staaten, die “Angelpunkt” des Problems sind: “Pivotal States”. Abgehandelt werden Nord-Korea, China und Russland, aber auch Iran, Indonesien und Kolumbien.

Für die Propagandisten des Weltrettungsmittels SoftPower enthällt Seite 17 die zu bewältigenden Hausaufgaben:

  • Die CIA stellt fest, dass es ungefähr 50 Staaten mit “stateless zones” gibt. In 25 davon tummeln sich Terroristen;
     
  • Mehr als die Hälfte der Bevölkerung im Mittleren Osten ist unter 22 Jahre alt - und meistens arbeitslos, und damit anfällig für radikale Ansichten;
     
  • In Afrika sind bereits 29 Millionen Menschen mit dem AIDS-Virus infiziert. Nicht nur in Russland, Osteuropa, China, Indien und der Karibik sind signifikante Steigerungsraten zu verzeichnen, auch im Mittleren Osten und Nord-Afrika;
     
  • Nur 40 % der Forderungen der U.N. für humanitäre Hilfe für die fünf meistbetroffenen Staaten in Afrika sind in 2003 erfüllt worden;
     
  • Mehr als 840 Millionen Menschen sind unterernährt. 18 Millionen Tonnen Nahrungsmittel müssten jährlich bereitgestellt werden, aber nur 11 Millionen Tonnen werden gestiftet.

Die argumentative Lösung ist natürlich ganz einfach: Die Soft-Power-Fraktion übernimmt die Finanzen der Militaristen und der GreenPeace bricht aus. Nein, hier muss man sich an den bayerischen Kommödianten Karl Valentin erinnern, der seiner Liesl Karlstadt in “Der überängstliche Hausverkäufer” erklärt, dass er sein Haus verkauft habe und in einen Bergwerksstollen einzieht, weil er Angst vor einem Meteoriten-Treffer hat. Auf Liesl Karlstadts Erwiderung, dass das doch äusserst selten vorkommen könne, erwidert Karl Valentin die weltweit tiefschürfendste Erklärung des Phänomens: “Sicherheit geht vor Seltenheit”.

{Die Antwort passt nie zum Problem}

 

Op-ed: Ashura-Anschläge

3. März 2004

30 Jahre haben die Shiiten darauf gewartet, ihr heiliges Ashura-Fest zu feiern. Zum Ende sind in Karbala, Bagdad und im pakistanischen Quetta über 200 Menschen getötet und Hunderte verwundet worden. Bisher hat sich keine Terror-Organisation zu den ruchlosen Morden bekannt.

Sicher ist, dass - wie heutzutage üblich - die abenteuerlichsten Verschwörungs-Theorien schwirren. Gemeinsamer Nenner ist, dass Muslime solche abscheulichen Verbrechen nicht begehen.

Die entscheidende Frage dürfte sein, wie sich die muslimische Welt zu diesen Terror-Anschlägen stellt. Bisher galt überwiegend, dass vor allem die USA, aber auch West-Europa, Ziel des bin-Laden-Terrorismus sei. Die Ashura-Anschläge müssten aber eine erschreckende Erklärung finden, so man das Zarqawi-Dokument  nur hinreichend wahrnimmt: Auch die mulsimische Welt ist Ziel des Al-Qaida-Terrorismus, so es ihm gefällt.

Die muslimische Welt, vor allem ihre religiösen Führer, sollten sich fragen, was der Zarqawi-AlQaida-Terrorismus eigentlich bedeutet. Darüber hinaus ist noch wichtiger, welches Bild sie sich vom ALLMÄCHTIGEN überhaupt macht. Normalerweise müsste jeder ganz normale Gläubige empfinden, dass solche “Taten” schon überhaupt nicht im Sinne des Schöpfers sein können, welche weltliche (politische) Erklärung man immer dafür wählen mag.

Die eher gottlose Welt der Aufklärung ist immerhin beim Humanismus angekommen; die Welt der Christen hat schon voller Scham auf ihre Geschichte geschaut. Muslime haben die Chance, sich für Besseres zu entscheiden.

{“... denn sie wissen nicht, was sie tun”}

 

Saudi-Arabien: Wirklichkeit?

5. Dezember 2001

Durch welche Fügung hat eigentlich Osama bin Laden sich das falsche strategische Ziel ausgesucht? Hätte er seine Intelligenz auf das Ziel Saudi-Arabien konzentriert, wäre er sicher weiter. Einer der Altmeister des US-Journalismus, Seymour M. Hersh, der augenscheinlich über hervorragende Beziehungen zum Geheimdienst verfügt, hat in einem ausserordentlich lesenswerten Artikel in “The New Yorker” acht Seiten zu der Frage beschrieben, wie verwundbar die saudischen Königstreuen sind:
http://www.newyorker.com/FACT/?011022fa_FACT1

Danach dürfte der Zusammenbruch des maroden Regimes nur eine Frage der Zeit sein. Sicher ist, dass gerade die US-Regierung wohl am besten über die Zerbrechlichkeit des politischen Systems informiert ist. Für Intellektualisten lägen die politischen Handlungsmaximen auf der Hand: Beziehungen abbrechen, Opposition unterstützen, ein Viertel des Welt-Ölbedarfs aufs Spiel setzen, und ja keine militärischen Geschichten, sondern Saddam und anderen den Vortritt lassen. Ja, die Fahrverbote an Sonntagen haben damals dieser Republik doch gutgetan.

Noch besser wird das Erbe des hauptsächlich aus US-Quellen stammenden Militärpotentials den neuen Herren zu Gesicht stehen. Wäre ein zeit-abgestimmtes Bündnis von Ägypten und Syrien schon heute der Albtraum für israelische Militärs, müsste ein Kommando-Wechsel in Saudi-Arabien zur Untergangs-Psychose reichen.

Für Europa würde eine bisher wenig beachtete “Kleinigkeit” ins Auge fallen:
Die Volksrepublik China hat Saudi-Arabien im Jahr 1987 zwischen 36 und 60 Mittelstrecken-Raketen des Typs DF-3 (CSS-2) verkauft, allerdings ohne Nuklear-Sprengköpfe:
www.fas.org/nuke/guide/china/theater/df-3a.htm
Mit einer Reichweite von 2.800 km (andere Quellen: bis 4.000 km) würde Rom wohl erreichbar sein. Allerdings sind im Sinne von Tom Clancy die Szenare noch durch Tatsachen zu toppen: Wirklich wahr ist, dass Libyen das Kunststück fertig bekommen hat, in jüngst vergangener Zeit (genaueres wissen wir nicht) von einem Schiff eine Rakete über eine augenscheinlich längere Distanz abzuschiessen: Eingeschlagen ist sie auf der italienischen Insel Lampedusa (Strasse von Sizilien).

Es erübrigt sich aber, deswegen besondere Sorgen zu haben. Erstens, wird es der hervorragenden europäischen Sicherheitspolitik gelingen, die Probleme durch Konflikt-Prävention auszubügeln, und zweitens gibt es mächtige europäische Streitkräfte. Wenn alle Stricke reissen, rufen wir die Amis zur Hilfe.

Und im übrigen: Die China-Raketen sind längst verrottet - oder können gar nicht bedient werden - oder ...

{Sun Tsu sagt: “Nicht immer wird die Wirklichkeit zur Wahrheit”}

 

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