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R ü s t u n g   2 0 0 9 / I I

 

 

SAATEG XVI: ausreichend?

8. Dezember 2009

Der GRÜNE Bundestagsabgeordnete Alexander Bonde verfolgt als Verteidigungs-Berichterstatter im Haushaltsausschuss (letzte wie neue Legislaturperiode) die SAATEG-”Zwischenlösung” mit HERON 1 (RHEINMETALL/IAI) mit einigem Nachruck. Zuletzt hat er am 2. November 7 gezielte Fragen an das HAUS gestellt.

Nach dem am 23. Oktober 2009 vollzogenen Vertragsabschluss zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer ergibt sich nun nach unserer Kenntnis:

  • Der erste Vertrag über die sog. “Basisleistung” hat eine Laufzeit von 12 Monaten, und endet am 23. Juli 2010. Demnach startet die Basisleistung am 23. Juli 2009 (!) und kostet (gerundet) 78 Mio. EUR incl. Mehrwertsteuer;
     
  • Die Option, den Vertrag vom 24. Juli 2010 ab um zwei Jahre zu verlängern, ist deutlich billiger: 62 Mio. EUR (incl. USt., gerundet);
     
  • Am 17. März 2010 soll die “Funktionsbereitschaft” von HERON erklärt werden. Allerdings wird dieser “Anfangsflugbetrieb” nur über direkt gerichteten Datenlink mit (sehr?) begrenzter Reichweite aufgenommen, weil die Satellitenkommunikations-Anlage (und die Radarsensorik) erst noch eingerüstet werden muss.
    “Die volle Einsatzbereitschaft ... wird im August 2010 erreicht.”
     
  • Der Auftraggeber (Bund) trägt bei Zerstörung, Verlust oder Beschädigung das Risiko, es sei denn, der Auftragnehmer handelt vorsätzlich oder fahrlässig (was erfahrungsgemäss nicht leicht nachzuweisen wäre).

Vergleicht man den jetzigen Stand mit der Lage im Oktober, ist schon eine gewisse Abkühlung spürbar. Wenn aber im August 2010 endlich Gewissheit über die Schliessung einer erheblichen Fähigkeitslücke der Armee im Einsatz besteht, darf man schon froh sein.

{Was zu lange währt, möge dann doch noch ausreichend werden}

 

Rüstung 2010: Kuckuck

24. November 2009

Weil Verteidigungsminister Freiherr zu Guttenberg nach Meinung einiger Zeitgenossen viel zu hoch gelobt wird, wetzen sie insgeheim sicher die Messer, um ihn bei der nächster Gelegenheit an dasselbe liefern zu können.

Gehört der Bereich Rüstung zu den Feldern, wo der Freiherr ins Straucheln kommen könnte? Wenn man sich die für 2010 anstehenden Projekte anschaut, meint man, Stolpersteine auszumachen. Insbesondere deshalb, weil einerseits der Vorrat an verfügbaren Rüstungs-Milliarden kontinuierlich schmilzt, allerdings nicht öffentlich sichtbar. Andererseits gibt es einen erheblichen Nachfragestau der Militärs. Und das Versprechen im Koalitionsvertrag, dass man die deutsche Rüstungsindustrie hegen und pflegen will.

U.E. stehen die folgenden Rüstungsvorhaben zur Entscheidung in 2010 an:

  • Eigentlich haben die Besteller-Nationen des Transporters A400M dem Lieferanten AIRBUS nur bis Dezember 2009 ein Moratorium gewährt. Danach müsste eigentlich demnächst schon eine neue Verhandlungsposition vom Produzenten vorgelegt werden, zusammen mit dem Erstflug vielleicht?
    (es sieht nicht danach aus - und die deutsche Regierungsposition ist lt. Koalitionsvertrag ziemlich eindeutig - halsbrecherisch);
     
  • Stefan Zoller, CEO von EADS-DS, kann mächtig auf die Passage des Koalitionsvertrages pochen, in der seinem UAV-Projekt TALARION mit 1,5 Mrd. EUR Entwicklungskosten ab 2010 Subventionen für rückständige Technologie-Förderung praktisch abgesegnet sind;
     
  • Lt. Zeitplan bedarf es in 2010 einer Entscheidung über die CH-53-Nachfolge nach 2020. Dieses Jahr haben Deutsche und Franzosen in der EU nach Kooperationswilligen gefahndet. In 2010 werden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auch keinen potenten Partner für das wahnsinnig teuere Vorhaben finden. Wer beim Bedarfsträger Bw nachfragt, ob der Einkauf des U.S.-Musters CH-53 K nicht völlig ausreichen würde, wird mit einer Antwort konfrontiert, die nicht der Förderung des europäischen Flugzeugbaus dient;
     
  • Vergleichbar ist es beim MH-90. Alle Experten sind sich einig, dass der NH-90 keinesfalls den Einsatz-Forderungen der Marine entspricht. Wieder kommt nur ein U.S.-Muster infrage;
     
  • Nicht anders bei dem seit langem überfälligen Projekt CSAR (Combat Search + Rescue-Hubschrauber); das kann der NH-90 schon gar nicht;
     
  • Das Heer wird mit dem (langfristig sehr teueren) Projekt SYSFLA (System Flugabwehr) kommen. Sieht man von einzelnen, dringend notwendigen Komponenten wie der C-RAM-Kanone von RHEINMETALL ab, ist der Rest Technologie-Erhalt einer Waffensparte für den symmetrischen Krieg, die ihrerseits wiederum schon sehr wenig dem JOINT-Gedanken verhaftet ist;
     
  • Folgt man dem Credo “vom Einsatz her denken” des Verteidigungsministers, müsste in 2010 dringend der Einstieg in die Beschaffung geschützter Fahrzeuge (GTF + GFF) entschieden werden. Das dürfte unstrittig und begrüssenswert (und teuer) sein.

Nun bräuchte man zu seinem Glück nur noch einen gewieften Experten der Abteilung Haushalt des BMVg. Nur er kann einem sagen, ob man schon im Wolkenkuckucksheim angekommen ist.

{Erst schlägt die Stunde - dann klebt der Kuckuck}

 

A400M/Kurse: rechnen

10. November 2009

Vor 6 Tagen ist uns die Meldung aufgefallen, dass das Kabinett Südafrikas den Ausstieg aus dem im Dez. 2004 gefassten Beschluss, acht A400M zu kaufen, beschlossen hat. Einen Tag später begründete der südafrikanische Verteidigungsminister Lindiwe Sisulu das so:
http://www.info.gov.za/speeches/2009/09110515051001.htm

Nicht der Beschluss an sich, über den die Medien berichtet haben, sondern die Preisangaben haben uns irritiert (siehe vorletzter Absatz der Sisulu-Erklärung) und zum Nachrechnen gereizt:

  • Mehr als 30 Mrd. ZAR (Rand) würde die Beschaffung zum Zeitpunkt des 1. Zulaufs des A400M (ca. 2014) kosten; in 2004 habe man aber 17,646 Mrd. ZAR vereinbart. Die Steigerungsrate wäre (bei 30 Mrd. ZAR) demnach 70 %.
     
  • Sisulu spricht im Gegensatz dazu aber nur von einer 25%igen Steigerung der Beschaffungskosten (und 15- 20 % + bei der logistischen Erstausstattung).

U.E. erklärt sich vieles aus der Änderung der Wechselkurse:

  • Im Dez. 2004 lag der Kurs des Rand gegenüber dem EUR bei 0,1307. EADS konnte damals also mit rund 2,3 Mrd. EUR rechnen. Mit dem derzeitigen Kurs des Rand von 0,09018 müsste die südafrikanischen Regierung aber nur noch rund 1,6 Mrd. “EUR” überweisen.
     
  • Heute sind besagte 30 Mrd. ZAR etwa 2,7 Mrd. EUR wert. Gegenüber dem Wert des Südafrika-Auftrages von 2004  in Höhe von 2,3 Mrd. EUR wäre (bei 30 Mrd. ZAR) eine währungsbereinigte Preissteigerung um 400 Mio. EUR (17,4 %) über 10 Jahre festzustellen.

    (Die Rechnung mit den 47 Mrd. ZAR, die Beschaffungschef Sipho Mkwanazi genannt hat, rechnen wir nicht, denn darin sind u.a. die gesamten Life-cycle-costs enthalten. Demnach kostet den südafrikanischen Steuerzahler eine einzige A400M eine halbe Mrd. EUR!);
     
  • Nun müsste man nachschauen, wer noch Nicht-EUR-Kunde ist, und wie sich bei ihm die Wechselkurse seit Vertragsabschluss entwickelt haben (bei den Briten müsste das spannend sein).

Auf unsere “Preissteigerungen” müssen wir noch warten. Man kann ja mal üben:

  • Lt. Beschaffungsvorlage A400M, Drs. des Haushaltsausschusses vom 24. 2003, beläuft sich die Summe des “Industrievertrages” mit AIRBUS MILITARY auf 7.110,3 Mio. EUR, zum Preisstand 12/2002 incl. 16 % Umsatzsteuer (zur Hochrechnung darf man den GDP-Deflator nehmen).

{Rechnen müsste man können}

 

Nationale UAV-Fähigkeit: Los

9. November 2009

Weil wir den “Koalitionsvertrag” der die neue Bundesregierung bildenden Bundestagsfraktionen von CDU, CSU und FDP zunächst fachidiotisch gelesen haben, wäre uns beinahe eine wichtige Passage aus dem Kapitel 4.3, “Neue Technologien, Industrieland Deutschland” (S. 25) abhanden gekommen:

  • “Wir werden die Luftfahrtindustrie und ihre innovativen Technologien nachhaltig fördern, um so zum Erhalt und zur Steigerung der technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands beizutragen. Die nachhaltige Sicherung und der weitere Ausbau der eigenständigen nationalen (!!) Fähigkeiten auch im Bereich der Luftfahrtindustrie – insbesondere zukünftiger unbemannter Luftfahrtsysteme – sind unabdingbar.

Zunächst läuft man Gefahr, als naiv eingestuft zu werden, wenn man die Aussagen des Regierungsprogramms für die nächsten 4 Jahre allzu ernstnehmen würde. Wir meinen aber, dass man die Wirklichkeit hinter diesem ambitiösen Text so decodieren kann:

  • Was hier im Koalitionsvertrag als “unabdingbare” Technologieförderung am Standort  Deutschland beschrieben wird, hat überwiegend militärische Bedeutung (wer bezahlt? BMVg oder BMWI);
     
  • Schamhaft versteckt sich die triviale Erkenntnis, dass nicht nur die U.S.A., sondern der “Zwerg” Israel seit langem die Technolgie unbemannter Luftfahrtsysteme (UAV = Unmanned Aerial Vehicles) souverän beherrschen, während die gesamte europäische Luftfahrtindustrie rein gar nichts zu bieten hat.

Man kann lange darüber diskutieren, ob die Europäer (speziell die Deutschen) in dieser “Nische” auch unbedingt auf “Augenhöhe” präsent sein müssen. Man kann das bejahen, muss sich aber der Konsequenzen im Klaren sein. Wenn angesichts knapper Kassen “High-End”- Technologie gefördert werden soll, muss sie aber wenigstens “state of the art” sein.

U.E. kann man den Zusammenhang aus dem Text des Koalitionsvertrages ganz konkret in die Wirklichkeit herunterbrechen:

  • Im Januar 2007 präsentierte Karl-Friedrich Weitzel erstmals öffentlich das Konzept eines “Advanced UAS” der EADS (nachzulesen in dem “Kompendium” der DWT). Einige Änderungen hat dieses Konzept seit dem schon erfahren;
     
  • Mit einer mit knapp 60 Mio. EUR dotierten “Risk Reduction”Study”, beauftragt von D, F und Sp., reüssierte das Projekt 2009 zur Nr. 1 der europäischen UAV-Szene (zumindest in D - weil es eigentlich ein “deutsches” Projekt ist);
     
  • Beim 100. Pariser Aerosalon (Juni 2009) hing ein 1:1-Mockup des nun auf den Namen TALARION getauften UAS im EADS-Stand. Stefan Zoller, Chef der Militär-Abteilung der EADS, versprach, für 1,5 Mrd. EUR die Entwicklung und die Lieferung von 15 Systemen an D, F und Sp bis 2015/16 abzuwickeln;
     
  • Mitte nächsten Jahres wird die EADS in Sachen “zukünftiger unbemannter Luftfahrtsysteme” ganz konkret mit einem TALARION-Vertrag auf der Matte stehen.

Bis dahin sollten sich die Koalitionsfraktionen aber in Ruhe überlegen, ob (und welche) Vorbedingungen sie ihrem Haus- und (weniger Hof) -lieferanten stellen sollten.

Die Referenz-Adresse für UAV ist zweifelsohne GENERAL ATOMICS. Nach den Modellen PREDATOR und REAPER haben sie im April dieses Jahres den AVENGER (PREDATOR C) auf den Erstflug geschickt. Für uns sind seine Daten Referenz für die Beurteilung des TALARION:

  • Die Quintessenz der Konzeption schlägt sich u.E. in der schlichten Grösse der “Pay Load” nieder (Aufklärungs- und Datenlink-Paket, und Waffen?), die einen überbordenden Bedarf in die Zukunft haben):

    - TALARION sagt: “Internal Payload > 800 kg” (external 1.000 kg);
    - Über AVENGER wird berichtet: “Internal Payload”: 1.360 kg.
     
  • Endlos palavern könnte man darüber, ob ein weit in die Zukunft reichendes UAV nicht wenigstens im Ansatz seine Radarsignatur (stealth) reduziert (hat ein “state-of-the-art-Flugmuster” nicht wenigstens ein V-Leitwerk?), ganz zu schweigen von klappbaren Flügeln der Spannweite von 28 m (BOEING 737) oder einem blöden Fanghaken für die mögliche Verkürzung von Landungen auf seltsamen Plätzen?).

So man der EADS-Lobby weiter hinterher trotten will, unterschreibt man das Zoller-Begehren; ambitiös ist das keinesfalls.

{Gehe nicht über Los - ziehe keine 1,5 Mrd. EUR ein}

 

Rüstungs-Bermuda: ersetzen

2. November 2009

Bisher war ja unsere Suche nach dem Beweis für die These, dass sich die Bundeswehr kurz vor dem Abgrund befindet, nicht von Erfolg gekrönt.

Heute unternehmen wir den letzten Anlauf zur ultimativen Rechthaberei. Das ist unser Indizienbeweis:

Das Ergebnis des Vergleichs der Rüstungsplanungsstände von 2005 und 2009 ergibt, dass

  • das projektierte Rüstungsvolumen von
    - 67,441 Mrd EUR in 2005 auf
    - 88,761 Mrd. EUR in 2009 gestiegen ist;
     
  • bezogen auf den 4-Jahres-Zeitraum eine Steigerung um 21,32 Mrd. EUR (+ 31,6 %) stattgefunden hat, was einer durchschnittlichen Steigerungsrate von 7,9 %/Jahr entspricht.

Natürlich kann man planerisch eine solche Bugwelle grundsätzlich auf der Zeitachse nach hinten verschieben. Die Rüstungsplaner haben diesen Ansatz allerdings in der Vergangenheit schon derart heftig praktizieren müssen, so dass fraglich ist, ob die Kunst des Schiebens, Streckens und Streichens (?) nicht schon längst überstrapaziert ist.

Wir gestehen ein, dass wir ein Trauma haben: Das Gelächter der Herrschaftswissenden, die sich ob solcher Nasenpopelei die Schenkel rot klopfen.

{Was ich nicht weiss, ist vielleicht (ersetze sinngemäss)}

 

SAATEG XV: pack das

28. Oktober 2009

Heute gegen 10 Uhr wird man auf
http://www.rheinmetall-defence.com/index.php?lang=2
eine Pressemitteilung finden, die die Unterzeichnung des Vertrages über das Leasing von unbemannten Aufklärungsflugzeugen (UAV) des Typs HERON 1 des israelischen IAI-Konzerns feiert, die RHEINMETALL als Generalunternehmer zu verantworten hat.

Die Zeremonie der Vertragsunterzeichnung hat allerdings schon vor 5 Tagen (23.10) im Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) in Koblenz stattgfunden. Somit fällt die Entscheidung noch in die Amtszeit von Verteidigungsminister Jung, der auch heute verabschiedet wird.

Im grossen Gewusel der Regierungsbildung und der Konstitution des neuen Parlaments könnte leicht die Fragestellung untergehen, ob den Empfehlungen der amtlichen Experten vom 8. Oktober hinsichtlich Leistungsproblematik des Vertragsgebers denn genügend entsprochen worden ist. Wer das 8.Okt.-”Gutachten” hat, braucht nur noch den Vertragstext vom 23.10., um sein (verschwörungstheoretisches) Misstrauen zu besänftigen. Kandidaten für solche Investigation sind eigentlich nur die alten und zugleich neuen Mitglieder des Haushaltsausschusses, die den Verteidigungshaushalt beackern und mit dem Vorgang bestens vertraut sind (mindestens einer ist bekannt).

{pack da s und veranda}

 

SAATEG XIV: von gästern

23. Oktober 2009

Eigentlich sollte schon vor einem Monat (21.9.) der Leasing-Vertrag unterzeichnet werden, der das Leistungsangebot “1. Verfügbarkeit von HERON 1 in AFG im Januar 2010” des Firmenkonsortiums RHEINMETALL/IAI besiegelt.

Am 8. Oktober 09 ist von amtlichen Experten festgestellt worden, dass wesentliche Forderungen der Amtsseite im Vertragswerk nicht hinreichend eingebracht werden konnten:

  • Die Aufnahme des Flugbetriebes kann erst Ende März 2010 stattfinden, die erste operationelle Befähigung Ende Juni 2010;
     
  • Statt der angestrebten “Betreiberlösung” soll nur eine rein logistische Unterstützungsleistung stattfinden. Es findet eine erhebliche Risikoverlagerung statt;
     
  • Als operationelles Risiko wird die erstmalige Einrüstung der Technik für SATCOM gesehen;
     
  • Mit der Verspätung und der Leistungsminderung geht - gegenüber dem ursprünglichen Konzeptvorschlag des Firmenkonsortiums - eine Kostensteigerung von mehr als 33 % einher (!);

Bedenken muss man, dass diese Sachdarstellung rund 14 Tage alt ist. D.h. z.B., dass sich heute schon wieder eine ganz neue Lage ergeben könnte.

{Kennt man doch: “Lagebewusstseinsbildung”}
(P.S.: Unsere französischen Freunde haben auch nix zu lachen (SIDM HARFANG = HERON 1):
http://www.lepoint.fr/actualites-monde/2009-10-11/exclusif-la-france-etudie-l-achat-de-drones- americains/1648/0/384722 (Danke, S.; mit GOOGLE können wir französisch!).

 

Weltraum: entgeht

23. Oktober 2009

Die letzten zwei Tage haben wir wieder bei der guten DWT ( www.dwt-sgw.de ) auf der Schulbank zugebracht, um einigermassen mitzukoppeln, was man zum Thema “Weltraum” generell verstehen sollte. 28 Themen sind von Militärs, Beamten und Industrievertretern abgearbeitet worden, konzeptionell, speziell oder irgendwann trivial (zum Glück dokumentiert die DWT das Forum nach einigen Wochen als “Kompendium”). Für uns war interessant:

  • Die Bundeswehr hat jetzt eine “Zelle”, die zur “Lagebewusstseinsbildung” helfen soll:  Oberst/Dipl-Ing. Harald Borst ist mit einem Mitstreiter (demnächst zwei) “Leiter Weltraumlagezentrum”. Das Kürzel SSA (Space Situation Awareness) muss man lernen, denn es geht um 13.000 Objekte (grösser als 5 cm), davon 500 aktive Satelliten. Wenn z.B. die Chinesen einen Satelliten vorbedacht abschiessen, erhöht sich der Weltraumschrott dramatisch;
     
  • Wolfgang Schneider, Referat Raumfahrt-Technologien des Wirtschaftsministeriums, bemerkt, dass der Bund in 2009 1,4 Mrd. EUR für die Raumfahrt ausgäbe. National zwingend sei die Fähigkeit zur strategischen Aufklärung und zur SATCOM. Deutschland habe im Bereich der Satellitenkommunikation jetzt wieder Systemfähigkeit, die sie vor 15 Jahren verloren habe;
     
  • Wolfgang Rieck (MBDA/LFK) erwähnt, dass die Luftwaffen-Führung bei Datenlinks eine (grosse?) Fähigkeitslücke festgestellt habe. Gefallen hat uns sein Begriff “Fähigkeitsesoterik”;
     
  • Oberst Chroscz (IT-SysBw) hat uns definitiv versichert, dass grosse UAV-Systeme (HALE, MALE, z. B. HERON 1) nicht über SATCOM BwII gesteuert werden können. Das dazu notwendige Frequenz-Band (KU-Band) muss angemietet werden.

Das Vorzeige-Unternehmen CARL ZEISS OPTRONICS hat das DWT-Forum genutzt, um erstmals öffentlich (1. Pressemitteilung vor ca. 9 Monaten) etwas zu präsentieren, was selbstfinanziert, erprobt, serienreif und augenscheinlich weltweit einmalig ist, revolutionär (siehe
http://www.zeiss.com/C1257088004A3F3C/EmbedTitelIntern/NetworkCentricWarfare/$File/Net workCentricWarfare.pdf ):

  • Eine rund 50 kg schwere, sich selbst permanent stabilisierende Plattform, die über eine “line of sight”-Strecke bis zu 50 km per Laserstrahl im Format des Internetprotokolls (IP Vers 4 und 6) ein Datenvolumen von 1 Gigabit/sec (5 Gbps in Vorbereitung) einer Gegenstelle terrestisch übermittelt; selbst unter Wasser funktioniert dieses Übertragungsprinzip.
    (“line of sight” ist natürlich ein eigenes Kapitel);
     
  • Auch in der Laser-Kommunikationstechnik zwischen Satelliten ( www.tesat.de ) und von Satelliten zur Erde ist ZEISS mit seinen Beiträgen absolute Weltspitze
    (wer den Bandbreiten”hunger” zukünftiger Kommunikation ahnt, weiss den Unterschied zwischen Mega und Giga);

Vielleicht überlegen sich ja die Programmgewaltigen wenigsten der öffentlich-rechtlichen, und vor allem zwangsfinanzierten, TV-Sender, ob sie ihren Bildungsauftrag nicht mit einem Sende-Format erfüllen würden, welches DSDTS abzukürzen wäre (Deutschland sucht die Technik-Stars). Man muss ja nicht besonders intelligent sein, um zu erkennen, dass die Deutschen ihre Wohlfahrt ganz wesentlich ihrer technischen Elite zu verdanken haben; sie sollte in unserer Kultur einen dementsprechenden Platz haben. Unsere kulturelle Elite ist aber leider zu sehr damit beschäftigt, sich selbst für den Nabel der Welt zu halten, und ist deshalb keine.

{Beschäftige Dich nur mit Dir selbst - aber dann entgeht Dir was}

 

Infantry Symposium: Stimme

11. September 2009

Zum 1. “Infantry Symposium” hatte der grösste deutsche Rüstungskonzern RHEINMETALL für zwei Tage mehr als 100 Experten aus 14 Staaten auf sein Testgelände Unterlüß (bei Celle) geladen.

Augenscheinlich will sich der Konzern zu einem Systemhaus für den Heeressoldaten entwickeln. Betrachtet man den “Infanteristen” als das zentrale “System of Systems”, dann fällt bei den Subsystemen eine unglaubliche Diversifizierung auf, wenn man neben der Ausrüstung vor allem die notwendigen Ausstattungen, insbesondere für die Ausbildung, betrachtet. Für die Wahrnehmung konfrontativer “Stabilisierungs”aufgaben, die von der Eindämmung von Massenprotesten der Zivilbevölkerung (riot control) bis zu hochintensiven Gefechten reichen, ist eine sehr tiefgestaffelte Breite von speziellen Ausrüstungen mit teilweise extremen Qualitätsforderungen bereitzustellen.

Ein Beispiel handelte das Symposium ausführlich ab: 40 mm-Granatwerfer-Munition. Rund 20 verschiedene Munitionsarten für Einsatz und Ausbildung werden nur für dieses eine Kaliber angeboten. Damit beherrscht RHEINMETALL 80 % des Weltmarktes.

  • Beim Nacht- und Tag-”Live Firing” hat uns besonders die Vorführung einer sog. nicht-lethalen (non-lethal, less lethal) Handgranate (BTV MK 13 MOD 1) beeindruckt. In der Nacht-Demo wurden sie in einen, zur der etwa 50m entfernten Tribüne hin vorn offenen, zimmergrossen Holzkasten geworfen. Nach 1,5 Sekunden Wartezeit entwickelt sich ein unglaublicher Knall von 180 db und ein Lichtblitz von 6 Millionen cd. Unsere Nachfrage, ob das nicht tödlich sei, wurde verneint (uns als Betrachter, geistig in das “Zimmer” versetzt, erschien es als halbtödlich);
     
  • Kurz vor der Produktionsreife ist ein schon vor mehr als zehn Jahren entwickeltes und in Frankreich eingeführtes Mörsergranaten-System, das mit 4,7 kg Gewicht und einer Länge von rund 60 cm dem Soldaten eine erhebliche Feuerkraft (tödlicher Radius 16 m) bis auf 800 Meter Reichweite verleiht. U.E. sollte von je 10 Soldaten (Gruppe) einer mit der dem “FLY-K” ausgerüstet werden, abgesehen von der Ausstattungsvariante für den Aufsatz auf Fahrzeuge. Man darf gespannt sein, was die Verantwortlichen des Heeres als “Bedarfsträger” zu dieser Frage sagen werden.

Ob die für das System Infanterist notwendigen finanziellen Ressorcen entsprechend der Einsatzlage und vor allem -entwicklung in AFG in Berlin/Bonn, gemessen an “Leib und Leben der Infanteristen”, auch dementsprechend hoch priorisiert werden, darf man bezweifeln (siehe Kontingentberichte).

{Dem Heer fehlt eine deutliche Stimme}

 

Rüstungsstrategie: dünn

21. Juli 2009

Sorry, wenn wir zu einem Sommerloch-Thema lamentieren: Muss die deutsche Rüstungsstrategie (aus Überlebensgründen) zur Erreichung langfristiger Ziele angepasst werden?

Die Bestandsaufnahme zeigt u.E. folgendes:

  • Nach der bedingungslosen Kapitulation in 1945 hat die deutsche Rüstungswirtschaft bis heute eine beachtliche Wiedergeburt erfahren:

    - mit offiziell bei 77.000 Mitarbeitern angegeben, erwirtschaftet sie für das Inland von den grob 5 Mrd. EUR Rüstungs-Milliarden der Bundeswehr, von denen man grob 90 % als national erwirtschaftet rechnen kann, eine Wertschöpfungskette, die den Effekt eines auf 65 % geschätzten Rückflusses in die nationale Staatskasse erzeugt;

    - wo z.B. Bischof Huber Blut an den Händen der Beteiligten sieht, ist Deutschland hinsichtlich der Rüstungsexporte nach der jüngsten SIPRI-Statistik auf dem schwindelnden Platz 3, vor den “Konkurrenten” F + UK. Hier werden Milliarden erwirtschaftet, die niemand positiv erwähnt; subsumieren kann man sie unter “Exportweltmeister”;

    - wie es Deutschland schafft, mit grob einem Drittel der Aufwendungen für Forschung und Entwicklung, Beschaffung, und der entsprechenden Mitarbeiterzahl in der Rüstungsindustrie gegenüber seinen Konkurrenten in UK + F zu bestehen, lässt sich u.E. nur mit dem Genius der Beteiligten in den entsprechenden Bereichen erklären.

Welche Faktoren bedrohen diese dominante Position der deutschen Rüstungswirtschaft auf der längerfristigen Zeitachse?:

  • Der Trend des Verteidigungshaushaltes in den Ausgabenbereichen Forschung und Entwicklung sowie Rüstungsbeschaffung zeigt eindeutig abwärts;
     
  • Fehlt die Bundeswehr als “Referenzkunde” deutscher Rüstungsprodukte, sinken die Exportschancen dramatisch;
     
  • Der kriegerische Einsatz unserer Streitkräfte in Afghanistan erzeugt einen “Just in Time”-Bedarf, den die deutsche Rüstungswirtschaft in der Breite gar nicht abdecken kann. Unsere Krieger wissen sehr genau, wer - auf dem internationalen Rüstungsmarkt -  das Beste für eine speziell geforderte militärische Fähigkeit, aus dem Regal anbietet.

Als strategische Grösse muss man die Denke der deutschen Rüstungswirtschaftler kennen:

  • Die Rüstungsabteilung des BMVg wird top>down geleitet von den rüstungswirtschaftlichen Interessen Deutschlands (und irgendwo auch Europas). Das ist zunächst auch gar nicht zu kritisieren. Vielleicht weiss der Eine oder Andere nicht, dass das bundesstaatliche Investitionsvolumen in 2009 bei rund 26 Mrd. EUR liegt, in dem die 5 Rüstungs-Milliarden-”Investitonen” aus politischen Gründen nicht angerechnet werden. Das heisst schon, dass ein Fünftel aller bundesstaatlichen Investitionen von Belang ist;
     
  • Was aus den o.a. Gründen weltweit Usus ist, wird OFFSET genannt. Wenn ein x-beliebiger Staat heutzutage bei einem x-beliebigen Staat einen Rüstungsauftrag plaziert, ist die Offset-Frage strategisch: Mindestens 100% des Vertragsvolumens müssen mindestens als ziviles Auftragsvolumen an den Kunden zurückfliessen. Die “intelligentere” Version ist, dass das Offset hilft, die Rüstungsindustrie des Kunden aufzubauen hilft (siehe Indien);
     
  • Den deutschen Rüstungswirtschaftlern ist der Offset-Gedanke bei eigenen Aufträgen (aus ordo-liberalen Gründen) absolut zuwider, was schon verständlich ist. Dabei ist er im Kern schon praktiziert worden: Nach unserer Erinnerung war die AWACS-Beschaffung (vor Jahrzehnten) begleitet von einem Offset-ähnlichen Geschäft: Wir kaufen AWACS und ihr Amis kauft dafür unsere “Leopard”-Kanone (und sonst noch was ... “SkyGuard oder so).

Die bisherige rüstungswirtschaftliche Strategie der BMVg-Administration taugt nicht für die Zukunft mangels Finanzen. Das Offset-”Phänomen” (im Sinne von AWACS) sollte diskutiert werden. Daran hängt eine Menge!

(Wer uns bis hierher gefolgt ist, muss wirklich “brennend” an dem Thema interessiert sein - Danke)

{Wie dünn ist das deutsche Interesse an dieser Frage?}

 

CLARA: reaktiv (+ Nachtrag 24. Juli und Reaktion, 13. 8. 09))

17. Juli 2009

Weil wir unserem Ex-Kollegen Thomas A. Meuter (vormals “Behörden-Spiegel”) doch nachtrauern, haben wir seiner Einladung zum “Pressetag” der DYNAMIT NOBEL DEFENCE (DND) doch Folge geleistet; jetzt ist “Tommy” PR-Chef der DND.

Das in Würgendorf (Siegerland) beheimatete Unternehmen mit 180 Mitarbeitern erwirtschaftet immerhin 50 Mio. EUR Umsatz und hat einen Auftragsbestand von “gut” 200 Mio. EUR. Die Bundeswehr ist mit 12 % Kunde, der Rest ist Export. Das Produkt-Portfolio zeigt www.dn-defence.com .

Interessant ist u.E. das Projekt “Wirkmittel 90”: Mit einem der “Panzerfaust” ähnlichen Gerät wird ein 1.000m weit reichender Sprengkopf verschossen, der aus geringer Höhe seine nach unten gerichtete Splitterwirkung gegen Gegner entwickelt. Das eigentlich heute in AFG benötigte System ist aber bis 2014 in der “Forschungs- und Technologie-Phase” (F+T). Bemerkenswert war allerdings die Anmerkung des DND-CEO, Wolfgang Böttger, dass die KSK-Kräfte der Bw bereits heute über das Wirkmittel 90 verfügen würden. (Nachtrag: T.A. Meuter hat dies dementiert)

Eigentlicher Zweck der DND-PR war aber CLARA (Composite Lightweight Adaptable Reactive Armour). Erstmals wagt sich die DND in einen Bereich vor, der bisher nicht zu ihrem Geschäftsfeld gehörte, von dem sie aber, aufgrund ihrer Panzerfaust-”Lastigkeit” zurecht Kompetenz reklamiert: Der Abwehr von gegen Fahrzeuge gerichtete “Panzerfäuste”, z. B. die tödliche RPG-7 (allerdings heisst CLARA offiziell jetzt: “HL (Hohladungs)-Schutz Waffenträger Rad/Kette”).

Unter dem politisch immens wichtigen Stichwort “Schutz unserer Soldaten” herrscht auf der militärischen Arbeitsebene ein geradezu ideologischer Streit über seine Realisierung. Wer sich in seine Tiefen begibt, bleibt immer Amateur:

  • CLARA sind 35 cm-dicke Kästen aus Faserverbund-Werkstoff, die den “amtlich genehmigten” Sprengstoff LBR6 enthalten; er ist absolut “insensitiv” (ausschliesslich ein Beschuss mit RPG-7-ähnlichen Waffen bringt ihn zur adäquaten Reaktion).

    In Zusammenarbeit mit KRAUSS-MAFFEI WEGMANN (KMW) hat DND für das Aluminium-Fahrzeug FENNEK sehr konkret eine CLARA-Behängung (und “Gitter”-Schutz) entwickelt, um die Tauglichkeit nachzuweisen.
     
  • Grosser Konkurrent im Schutz-Geschäft ist das Ingenieur-Büro Deisenroth (IBD, http://www.ibd-deisenroth-engineering.de/index.html ). Sein Schutz-System, welches anfliegende Bedrohungen mittels eines elektronischen Systems sehr schnell ortet, reaktiviert auch kinetische Gegen-Explosionen). Nach neuesten Informationen ist das System allerdings erst 2012/13 fertig.

Wie konkret solche “Ausflüge” in sehr speziell erscheinende Fragen sind, zeigt sich am Beispiel des neuen Schützenpanzers PUMA; Ende 2010 soll er serienreif “auf den Hof” geliefert werden. Nach unserem Kenntnisstand ist aber offen, welche “Schutz-Panzerung” er erhält.

{Eigentlich hat man viel Zeit - aber nicht wirklich}

Nachtrag 24. 7. 09:

Ein augenscheinlich sehr sachverständiger Zeitgenosse hat uns diese mail geschrieben:

“... Trotz der fast schon inflationären Verwendung des Begriffs insensitiv gibt es keine nationale oder NATO-Definition eines insensitiven Sprengstoffs, auch wenn in der AOP 38 dieser Begriff häufig verwendet wird. Auch in der STANAG 4439 (Policy for Introduction and Assessment of Insensitive Munitions) werden lediglich Tests bezeichnet, welche bei der Bewertung der Empfindlichkeit eines Explosivstoff-haltigen Systems (Explosivstoff + Struktur) helfen.

Der in CLARA verwendete LBR6 ist nach (öffentlichen) Herstellerangaben (RAFAEL) als 1.5 D eingestuft (Very Insensitive Detonating Substance which have a mass explosion hazard). Wäre LBR6 tatsächlich „absolut insensitiv“, dann trüge CLARA die höchste Stufe 1.6D (Extremely insensitive articles which do not have a mass explosion hazard) und LBR6 würde das Gütesiegel EIDS (Extremely Insensitive Detonating Substances) tragen. Diese Weihen hat die Formulierung LBR6 aber nicht erhalten.

(Danke für den sachkundigen Hinweis)

 

Die Reaktion eines weiteren Sachverständigen auf die o. a. mail, 13. 8. 09:

zu dem Nachtrag von Geopowers.com eine kleine Anmerkung zu Ihrer Information.

Die Gefahrenklassen beziehen sich auf die Einstufung aus den UN-Model Regulations zum Transport gefährlicher Güter.

Ich wage zu bezweifeln, das der Ersteller der e-mail tatsächlich ein sehr sachverständiger Zeitgenosse ist, denn es gibt den Explosivstoff mit der Klassifizierung 1.6D (Unterklasse 1.6 mit Verträglichkeitsgruppe D) nicht; vielmehr könnte es dann nur ein Explosivstoff der Klasse 1.6N sein, siehe hierzu auch im Anhang Seite 56. Allein diese Aussage zeigt schon, dass der e-mail Verfasser nicht wirklich weiß worüber er schreibt. Oder dies bewusst tut!

Des Weiteren ist die Beschreibung allein gesehen unzutreffend, da sie ausschließlich die Unterklassenbeschreibung enthält und nicht die Klassifizierung des Gefahrgutes!

Hiezu die Beschreibung des Explosivstoffes in englisch für 1.5D:

“Secondary detonating explosive substance or black powder or article containing a secondary detonating explosive substance, in each case without means of initiation and without a propelling charge, or article containing a primary explosive substance and containing two or more effective protective features.”

Was sich schon ganz anders anhört als die alleinige Wiedergabe der Unterklassendefinition!

Wie schon erwähnt gibt es die Beschreibung für 1.6D nicht, da es diese Klasse gar nicht gibt, vielmehr gibt es die Klasse 1.6N:

“Articles containing only extremely insensitive detonating substances.”

Die Bestimmung des Explosivstoffes hängt demnach sehr mit der Zusammensetzung UND der Eigenschaft zusammen; in der Zusammensetzung des beschriebenen Explosivstoffes (Verträglichkeitsgruppe D) hat dieser dann die höchsten Weihen bekommen!!! Eine bessere Einstufung als 1.5 ist demnach unter der Verträglichkeitsgruppe D nicht möglich, was wiederum bedeutet, das dieser Explosivstoff sehr wohl absolut insensitiv sein kann, denn selbst bei wesentlich besseren Eigenschaften als den Mindestanforderungen wäre in der Verträglichkeitsgruppe D keine bessere Einstufung möglich gewesen! Ein Stoff oder Gegenstand kann auch nur einer Verträglichkeitsgruppe untergeordnet werden.

Genauer beschrieben sind die Gefährdungen ausgehend von den Unterklassen 1.5 und 1.6, auch im ersten Anhang auf Seite 54 und 55 zu finden. Wir reden hier von Unfallbedingungen und einer Detonationsmöglichkeit unter z.B. Brandeinwirkung.

Weiter ist die Klassifizierung nach 1.6 auf nur einen einzigen Gegenstand beschränkt und darf nur einer Verträglichkeitsgruppe zugeordnet werden:

Siehe hierzu ADR Teil 2 (deutsche Fassung) (2. Dateianhang Seite 2) als auch entsprechend in der englischen Fassung (1. Dateianhang) auf Seite 54 und 55. (Redaktion: die genannten Anlagen sind der e-mail beigefügt worden, bzw. auszugsweise zitiert worden).

Ich persönlich finde es unerträglich wenn die Fachpresse hier Falschkommentare und Halbwahrheiten offensichtlich ungeprüft abdruckt und den Ersteller dieses Kommentars zu dem Interview auch noch als sachverständigen Zeitgenossen beschreibt!

Unser abschliessender Kommentar:
Wir sind nicht die “Fachpresse” für Explosivstoffe. Wenn wir eine e-mail mit dem Hinweis abdrucken, dass sie von einem Experten stammt, dann stimmt das auch. Und wenn man noch grösserer Experte ist, dann sollte man Souveränität in der Kommentierung bewahren.

(Danke für die mail!)

{Experten sollten insensitiv sein}

 

U.S.-Rüstungsindustrie: überfordert

16. Juli 2009

Die Bedrohung, die durch die neue U.S.-Administration im Bereich der Verteidigungspolitik auf die U.S.-Rüstungsindustrie zukommt, hat den Interessenverband der amerikanischen Luft- und Raumfahrtindustrie, die “Aerospace Industry Association” (AIA), aufgerüttelt.

In ihrem Report
“The Unseen Cost: Industrial Base Consequences of Defense Strategy Choices”
http://www.aia-aerospace.org/assets/report_industrial_base_consequences.pdf
reklamieren die Interessenvertreter, dass ihre Belange bei der Festlegung der U.S.-Verteidigungsstrategie gehörig berücksichtigt werden sollten, dass es eine institutionelle Einbindung der Industrie in die Debatte und Gremien des U.S.-Verteidigungsministeriums gäben sollte. Logisch ist das: Base follows Strategy (Top down).

Recht sachlich werden die Konsequenzen aufgezeigt, die sich aus Richtungsentscheidungen ergeben. Wenn z. B die irreguläre Kriegführung (versus der regulären Kriegführung gegenüber vermeintlichen Gegnern wie China) als die zukünftige Konfliktform gesehen wird, hat dies erhebliche Auswirkungen auf die kleinen und grossen Aktiengesellschaften, die mit glänzenden Quartals- und Jahreszahlen aufwarten müssen, um auf dem privatwirtschaftlichen Markt bestehen zu können. Absolut richtig ist, dass Fähigkeiten, so sie verloren sind, nur im Jahrzehnt-Mass mühsam und teuer wieder aufgebaut werden können (Rheinische Weisheit: “Wat fott es, es fott”).

Man darf aber erwarten, dass eventuelle Ambitionen der U.S.-Rüstungsindustrie durch die düsteren Rahmenbedingungen der finanzwirtschaftlichen Trends auf den Boden kommen, es sei denn, dass den Finanzjongleuren eine Strategie einfällt, sich der unglaublichen Schulden zu entledigen.

Über die Amis “abzulästern”, haben die Europäer, die Deutschen, eigentlich keinen Grund. Haben wir (naional, europäisch) eine längerfristige Strategie hinsichtlich unserer rüstungsindustriellen Basis? Allein der Begriff jagt einem einen Schauer über den Rücken.

Wer kann überhaupt einen Überblick über die europäische Rüstungsindustrie liefern? Im Herbst d.J. soll die EU-Kommission ihn liefern (ist der Bericht nicht lange überfällig?). Ob in dem von nationalen Ambitionen überfrachteten Europa jemals europäische Betrachtungen zu seiner rüstungsindustriellen Basis stattfinden, darf man wohl bezweifeln (Ja, die entsprechenden EDA-Papiere haben wir vor einiger Zeit gelesen - und kommentiert).

Es gibt ja eine Entsprechung der AIA auf europäischer Ebene, die wir leider derzeit nicht zur Hand haben, sorry.

{Hier und da ist man einfach überfordert}

 

UK-Studien: transformieren

9. Juli 2009

Unsere britischen Freunde haben uns in den letzten Tagen allerfeinste Studien zum Thema “Verteidigungsausgaben nach der Finanzkrise” beschert:

  • Unter Führung von Ex-Verteidigungsminister Lord Robertson of Port Ellen und dem Ex-Liberalen-Chef Lord Ashdown hat das IPPR eine umfassende Empfehlung für die britische Sicherheitspolitik verfasst; sie enthält 108 weitreichende Empfehlungen. Die britische Presse hat natürlich das von IPPR festgestellte jährliche Haushaltsloch von 9 Mrd. GBP (bei grob 35 Mrd. GBP Verteidigungshaushalt) herausgehoben. IPPR bietet leider nur eine 19-seitige Zusammenfassung:
    http://www.ippr.org.uk/publicationsandreports/publication.asp?id=676
     
  • Paul Cornish und Andrew Dorman vom äusserst renommierten “Chatham House” haben eine solide Betrachtung der “National defence in the age of austerity” vorgelegt:
    http://www.chathamhouse.org.uk/files/14304_85_4cornish_dorman.pdf
     
  • Und Malcolm Chalmers vom ebenso ehrwürdigen “RUSI” empfiehlt sauber belegt:
    “Preparing for the Lean Years” (“cut of 14 % ... from 2010 to 2016”):
    http://www.rusi.org/downloads/assets/FDR_Working_Paper_1.pdf

Auf diesem Hintergrund kann man praktische Anwendungsbeispiele für ganz aktuelle Fragen finden:

  • Wird die britische Regierung ihre Unterschrift unter die Tranche 3A für den EUROFIGHTER setzen? (Ist seit dem 30.6.09 überfällig);
  • Wird die britische Regierung bei A400M aussteigen? (ihre 25 Maschinen sind kein K.O.-Kriterium).

Lange werden wir Deutschen nicht feixend am Fenster zuschauen können. Nachdem der Finanzplanungsrat seine horrenden Daten vorgelegt hat,
(
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,635075,00.html , siehe Kasten)
verfügt man über die entscheidenden Rahmendaten zukünftiger Finanzplanung.

Mit guten Beziehungen zur Haushaltsabteilung des BMVg (Referat Grundsatzfragen, H I 1) bekommt man die Daten über vergangene Haushaltskürzungen, die als Erfahrungsschatz für die Einschätzung zukünftiger Einspar-Methoden und -umfänge von grossem analytischen Wert sind. Mit einer Ahnung über die “Vor-die-Wand-gefahren”/Lage der Bundeswehr könnte man wissen, dass man vor der Bundestagswahl dieses Thema lieber ruhen lassen sollte.

{Wer schläft, transformiert nicht}

 

UK/F-Kooperation: neidisch

8. Juli 2009

Seit dem historischen Treffen von St. Malo in 1998 gibt es die Tradition einer engen Kooperation in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik zwischen Frankreich und dem Vereinigten Königreich. Diese Zusammenarbeit ist auf dem Gipfel in Evian am 6. Juli 2009 mit einer 10-seitigen Deklaration erneut bekräftigt worden:
http://www.number10.gov.uk/Page19946

Liest man die Deklaration, ist man als Deutscher vielleicht froh, nicht zu dem erlauchten Treffen der zwei Grossen eingeladen worden zu sein, denn man hätte sich die Medien auf den Hals geladen bezüglich der “Iran-Passage” (S. 6):
“Should Iran continue to refuse to abide by its international obligations, we will support further measures to isolate the regime and disrupt their effords to develop nuclear and missile related capabilities.”

Zu Fragen der britisch/französichen Rüstungskooperation (S. 5) müsste man sich als ambitionierter Deutscher allerdings schon fragen, ob und welche Konsequenzen die 5 konkreten (und bedeutsamen) F/UK-Projekte für die Zukunft der deutschen Rüstungsindustrie haben und ob es einen strategischen Handlungsbedarf für die deutsche Rüstungspolitik gibt.

Die Rahmenbedingungen für eine dementsprechende deutsche Aufraffung sind nicht ermunternd:

  • Die Kasse ist leer. Vielleicht schafft man es man hier und da, noch Beschaffungen für die “Anfangs”-Fähigkeit der Bw zu plazieren, die der deutschen Industrie die nötige “Referenz” für Export-Erfolge vorlegen;
     
  • Im Vergleich zur UK/F-Rüstungsindustrie (allerdings jeweils mit einem grob 25%igen nuklearem Anteil) in der Grössenordnung von 2-300.000 Beschäftigten nimmt sich die Mitarbeiterschaft der (privaten) deutschen Rüstungsindustrie mit offiziell 77.000 Spezialisten recht schmall aus (trotzdem rangiert D in den Rüstungsexport-Statistiken von SIPRI ordentlich vor F und UK);
     
  • Die U.S.A. scheiden als Kooperationspartner (bis auf “Restbestände”) aus. Zu vermuten ist, dass sie zu dem deutschen U.S.-Ressentiment nicht unwesentlich beigetragen haben.

Wer den Mut zu Ambitionen nicht verlieren will, findet in Italien, Schweden, Spanien und Israel die Staaten, die für eine deutsche Initiative gegen den UK/F-Block in Frage kämen. Natürlich wäre dies anhand der Bereiche Land/Luft/See/All und der entsprechenden Industrie-Verflechtungen zu durchleuchten. Hätte ein deutscher Verteidigungsminister diese Analyse zur Hand, wäre er, Interesse vorausgesetzt (??), evtl. in der Lage, eine entsprechende deutsche Rüstungs-Kooperations-Strategie zu entwerfen.

Für unsere Klugschnackerei gibt es zwei Antworten:

- Die Rüstungsprofis des BMVg wissen das natürlich seit Ewigkeiten, arbeiten verdeckt genau in die richtige Richtung, trauen sich aber nicht, darüber öffentlich ein einziges Wort zu verlieren;

- Angesichts der Verhedderungen in den täglichen, spezialisierten “Kleinkram” mag sich niemand mit solchen “Visionen” beschäftigen; sie sind garantiert nicht karriereförderlich.

{Sind Ambitionen überhaupt politisch korrekt? Und welche??}

 

SAATEG XIII: Richtung

6. Juli 2009

MdB Alexander Bonde, Berichterstatter der GRÜNEN für den Verteidigungshaushalt im Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages, verdanken wir den Einstieg in die Nachurlaubs-Arbeit. Er hat als Einzelkämpfer keine Ruhe in Sachen SAATEG gegeben und Staatssekretär Rüdiger Wolf mit Fragen genervt, die er mit 3-seitigem Brief am 30. Juni 09 beantwortet hat.

Der Wolf-Text lässt u.E. interessante Rückschlüsse auf die Pro-HERON/Anti-PREDATOR B-Entscheidung von Sts. Wolf zu, die im Widerspruch zu unserer letzten Berichterstattung stehen (nicht MdB Kahrs hat das Ruder herumgeworfen, sondern Sts. Wolf allein; diese Frage wird uns nicht loslassen):

  • Nur aufgrund jüngster negativer Erfahrungen mit der U.S.-Bürokratie hinsichtlich der Verfahrenspraxis bei sog. “Foreign Military Sales” (FMS), aufgezeigt an Beispielen bei EURO HAWK (SIGINT GLOBAL HAWK) und LAIRCM (Infrarot-Gegenmassnahmen für die neuen Maschinen der Flugbereitschaft), glaubt der beamtete Staatssekretär nicht, dass das FMS-Verfahren für einige Teile (Krypto, GPS, industrielle Instandsetzung) des PREDATOR B-Angebotes in einem Zeitraum von 6 Monaten zu realisieren sei:
    “Im Ergebnis lässt der Vorschlag der Firma General Atomics mit dem MQ-9 die zeitgerechte Vertragserfüllung nicht mit dem für unsere Soldatinnen und Soldaten im Einsatz erforderlichen Grad an Sicherheit erwarten.”

Die lange Geschichte der FMS zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den U.S.A. ist mindestens einer Habilitation wert. Gäbe es dazu eine Podiumsdiskussion mit ausgewiesenen Experten, wäre eine Teilnahme nur Selbstpeinigern zu empfehlen. Wer hierbei nicht über solide Kenntnisse des Verfahrens verfügt, sollte sich verzugslos in den Urlaub abmelden. Ob z.B. bei den Beispielen EURO HAWK und LAIRCM die deutsche Seite professionell vorgegangen ist, wird nie jemand fragen werden.

Wenn man sich von der U.S.-FMS-Problematik befreit, begibt man sich immerhin in die israelische “FMS”-Problematik. Ist die Rüstungskooperation mit Israel “leichter” als die mit den U.S.A.? Gibt es eine Studie zur bisherigen “Zusammenarbeit” (wahrscheinlich nein)?

Entscheidungen, die man heute trifft, können Richtungsentscheidungen sein.

{(Die richtige) Richtung ist alles}

 

SAATEG XII: List

19. Juni 2009

Unsere jetzt 12-teilige Serie über die Frage einer luftgestützten Aufklärungsfähigkeit der Bundeswehr (SAATEG) nimmt mit einem Paukenschlag ihr vorläufiges Ende:
Verteidigungsminister Jung hat eine Vorlage unterschrieben, die die Annahme des RHEINMETALL/IAI-Vorschlages beinhaltet. Danach sollen ab Frühjahr 2010 drei unbemannte Aufklärer des israelischen Typs HERON I die Soldaten in Afghanistan “von oben” schützen.

Was vor Jung’s Unterschrift abgelaufen ist, verdient allerdings gehörige Beachtung:

  • Das superkurzfristige “Interessenbekundungsverfahren” (siehe SAATEG XI) hat die DIEHL/GENERAL ATOMICS/U.S.-Regierungs-Koalition mit dem Muster REAPER (PREDATOR B, MQ 9) gewonnen. Leasingkosten pro Jahr: 104 Mio. EUR (HERON 106 Mio.);
     
  • Am vergangenen Freitag (12.6.) hatte dann Staatsekretär Rüdiger Wolf die Führenden aus der Haushaltsabteilung, der Abteilung Rüstung und den stellvertretenden Inspekteur der Luftwaffe versammelt, um die Position des BMVg zu bestimmen. Diese Vorlage plädierte einstimmig für die Annahme des U.S./DIEHL-Angebotes;
     
  • Am vergangenen Montag (oder Dienstag, 15. oder 16.6.) fand dann allerdings eine Sitzung statt, an der Sts. Wolf nur den Bundestagsabgeordneten der Regierungsfraktionen (Berichterstatter Epl. 14 des Haushaltsausschuss und verteidigungspolitische Sprecher) die REAPER-Vorlage präsentierte.

    Dem Vernehmen aus dem parlamentarischen Bereich nach ritt Johannes Kahrs (“schillerndes” SPD-MdB, Berichterstatter Epl. 14 im Haushaltsausschuss) dann aber eine mächtige Attacke gegen den Regierungsvorschlag, und pro HERON 1. Hintergrund soll sein, dass der Hamburger Kahrs (mit der ausdrücklichen Unterstützung von Peter Struck und dem Schub des Bremer MdB Volker Kröning) im Norden der Republik (RHEINMETALL Bremen) ein gegen den Süden (EADS, DIEHL) konkurrenzierendes Kompetenz-Zentrum für zukünftige (“deutsche”) Luftfahrt-Technologie aufbauen will.

    Mehrfach erprobt, hatte MdB Kahrs für die Durchsetzung seiner Politik die entsprechenden “Folter”-Instrumente für die Regierung parat: Wenn ihr meiner Linie nicht zustimmt, sorge ich dafür, dass (z.B.) unsere Zustimmung für die 3A-Tranche des EUROFIGHTERS nicht stattfindet (für die BMVg-Administration ein Alptraum!);
     
  • Innerhalb eines Tages wurde die “PREDATOR B-Vorlage” des BMVg auf “HERON 1” umgeschrieben, und von Minister Jung unterschrieben.

    In wieweit alarmistische Warnmeldungen über das Leistungsprofil von HERON I aus der Türkei oder Kanada wirklich zutreffen, wird man in aller Ruhe abwarten können.

Der Ablauf ist ein Musterbeispiel für die Interaktion der Phänomene Macht, Interesse etc. Hehren Werte-Kanzelworten (“für unsere Soldaten nur das Beste”) wird verdeckt der Todesschuss verpasst, wenn es dem eigenen Geldbeutel dient.

Wächter gegen solchen Unrat ist, als letzte Instanz, nur der Verteidigungsminister selbst. Und er ist, wie er nun mal ist. Zu allem Ungemach wird nach wie vor aus Berlin gemutmasst, dass er bleibt!??

{Die “List der Geschichte” möge uns (weiter) geneigt sein}

 

SAATEG XI: Verrat

15. Juni 2009

Vor gut einer Woche hat uns die Information, dass das BMVg es bis zur Sommerpause nicht schaffen werde, in Sachen SAATEG eine “Zwischenlösung” noch durch den Haushaltsausschuss zu peitschen, etwas eingelullt. Die Zustimmung solle im verfahrenstechnisch erlaubten sog. Umlaufverfahren während der Sommerpause eingeholt werden.

Dabei hatte inzwischen Staatssekretär Rüdiger Wolf an 15 potentielle Anbieter eine Anfrage gestellt, ob sie denn bestimmte Forderungen mit einem SAATEG-System auf Leihbasis erfüllen könnten, und zu welchem Preis. Der den vom BMVg vermuteten Interessenten wurde allerdings ein Termin für Angebotsschluss genannt, der schon atemberaubend war: 2. Juni (Juni)!

Von den 5 Bietern kennen wir 3: EADS, RHEINMETALL/IAI, DIEHL/GENERAL ATOMICS (mit wesentlicher Beteiligung der US-Regierung). Sie hatten alle darunter zu “leiden”, in ungefähr einer Woche ein Angebot auf die Hufe zu bekommen.

In seiner Anfrage hat das BMVg nicht die Anzahl der Systeme vorgegeben, sondern wesentlich:

  • Einsatz in AFG,
  • 1 “Spot” (Orbit),
  • 24h/7Tage Verfügbarkeit, was insgesamt mindestens 2 Systeme voraussetzt.

In der Abfolge dürften wohl zwei Ereignisse manchen Analytiker überraschen:

  • Weniger DIEHL, wohl aber der U.S.Administration dürfte kaum jemand zugetraut haben, innerhalb einer Woche überhaupt ein Angebot zustande bringen zu können (welchen Blumentopf soll man dabei gewinnen?);
     
  • Noch weniger dürfte jemand vor Angebotsschluss angenommen haben, was nach unseren Informationen nach Angebotsauswertung zutrifft:
    Die DIEHL/U.S.-Seite hat mit ihrem Angebot (MQ-9, REAPER, also PREDATOR B!) das “wirtschaftlich” beste Angebot abgegeben!

Dem “Rüstungs-Wolf” und seiner Umgebung wird dieses Ergebnis der Angebotsauswertung sicherlich einiges Kopfzerbrechen bereiten. Ja gut, da ist die Bundeshaushaltsordnung (BHO), die zur Annahme des “wirtschaftlichsten” Angebots wohl zwingt. Andererseits muss es doch irgendwelche Schleichwege geben, die keiner besser als der Wolf kennt!

SAATEG hat u.E. irgendwie einen Symbolwert im Geflecht unserer rüstungspolitischen Orientierung. Dramatisch zunehmende Haushaltsenge, strategische Ambitionen in der Rüstungskooperation, als “korrekt” geflüsterte Anti-U.S.-Parolen, lästige Kriegsführung-Forderungen und vor allem langfristige nationale (Arbeitsplatz)/Rüstungstechnologie-Wünsche/Träume lassen sich u.E. nicht so leicht in ein mundgerechtes “Gesamtkonzept” überführen ( es kracht an jeder Ecke).

{Sun Tsu sagt: Taten verraten Dich}

 

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