Google
Search WWW Search geopowers.com

Sicherheitspolitische Szenarien

Realistische sicherheitspolitische Szenarien sind hilfreich bei der Einschätzung zukünftiger Risiken. Hierbei sollen bedrohliche Entwicklungen, die sich im frühen Aufwuchs-Stadium befinden, in ihren Trend-Wirkungen abgeschätzt werden. Im zweiten Schritt soll natürlich nach Konzepten und Ressourcen gefragt werden, die zur Abwendung von Schaden geeignet sind

Politische Szenarien

Der Zeitraum 1933 - 1939 zeigt, wie schnell eine NEUE ALLIANZ entstehen kann. Ist eine solche Möglichkeit auch in der vor uns liegenden Zeit denkbar?

FUNDAMENTALISMUS als umfassendes politisches Verhaltensproblem ist mit Sicherheit eine sich sehr schnell verbreitende Haltung. Konsequenz ist der staatliche Machtzerfall mit den Erscheinungsformen des gewaltsamen Zugangs zu den vielfältigsten Finanzquellen.

Militärische Szenarien

Von Seiten der politischen und militärischen Führung der Volksrepublik China gibt es genügend Hinweise auf eine mögliche militärische Lösung des “TAIWAN-Problems”. Es ist sicherlich notwendig, dieses Szenarium realistisch zu bearbeiten.

Dies gilt auch für BIOLOGISCHE Waffen, makaber die Atombombe des armen Staates genannt.

Die Weitergabe militärischer und ziviler Spitzentechnologie - PROLIFERATION - und die daraus entstehenden Probleme sind es ebenfalls wert, in ihren möglichen Folgen analysiert zu werden.

Ressourcen-Szenarien

Knappe Grund-Ressourcen wie Energie, Wasser und Nahrung können erhebliche sicherheitspolitische Bedeutung haben. Die grundlegenden Facts sind es wert, “gespeichert” zu werden.

 

 

Finanzkrise: früh

15. Juli 2009

Was man für ein “Durchhalte-Blättchen” halten könnte, ist oft so schlecht nicht: der “NATO-Brief”. In seiner jüngsten Ausgabe beschäftigt er sich ganz zeitnah mit den Folgen der Finanzkrise in bezug auf die Verteidigungspolitik. Wir empfehlen, die Beiträge von Derek Braddon und Francois Melese auszudrucken:
http://www.nato.int/docu/review/2009/FinancialCrisis/EN/index.htm

  • Bei Derek Braddon markieren wir:

    - “The danger for defence spending will come in longer term - after 2010 - as the real cost of dealing with the financial crisis emerges”;

    - “... it may be that the real price to be paid for the recent global financial crisis will be measured in terms of reduced security, greater threat and, in some parts of the world, possibly more serious civil disorder which we will be less able to counter effectively”;

    - Klassisch ist Braddon’s Schlusspassage:
    “And what lies ahead for the defence sector looks increasingly like radical surgery”.
     
  • Francois Melese bleibt uns damit in Erinnerung:

    - Er zitiert den obersten U.S.-Geheimdienstchef, dass die ökonomische Krise den Terrorismus als den “primary near-term security concern” abgelöst habe;

    - die Geschichte von FANNIE MAE und FREDDIE MAC haben wir so plastisch noch nicht gelesen;

    - Beeindruckend ist die Anführung von Erik Gatzke, der aufgrund statistischer Daten herausgefunden hat:
    “Economic freedom ist about 50 times more effective than democracy in diminishing violent conflict”. Und Montesquieu obendrauf: “Peace ist the natural effect of trade”.

Die Vorhersage von zukünftigen Trends mag man ja eigentlich nicht; das “weiter durchwurschteln” ist doch so heimelig (“Et hät noch immer jot jejange”). Die von Derek Braddon vorausgesagte “radical surgery” ist dagegen eine konzeptionelle Herausforderung, der sich die NATO-Gesellschaften und -Regierungen nicht entziehen können. Zu dumm, dass sich die deutsche Gesellschaft im Bundestagwahlkampf befindet, in der eine Zukunftsdebatte über den zu erwartenden Regierungszeitraum für solche Themen nun gar kein Platz ist.

{In der Früh’ debattiert man nicht}

 

Überraschung: Red Team

26. Februar 2009

Wer sich mit dem u.E. wichtigsten sicherheitspolitischen Thema, den Bedrohungen/Risiken, ab und zu beschäftigen mag, sollte den folgenden Beitrag ausdrucken:
http://www.dodbuzz.com/2009/02/11/new-threats-must-drive-big-dod-changes-dsb/

Colin Clark hat eine 1,5-seitige Arbeit über eine Studie des (U.S.) “Defense Science Board” veröffentlicht, die sich mit dem Aufkommen überraschender Bedrohungen auseinandersetzt.

Ein dicker intellektueller Gewinn ist die Auflistung der 10 Umstände, warum die U.S.A. in der Vergangenheit auf der strategischen Ebene überrascht wurden; sie sind es wert, ganz sauber ins Deutsche übersetzt zu werden. Man hätte damit eine Tabelle, auf der man sich selbst aussuchen kann, warum “das Kind in den Brunnen” gefallen ist.

Auch elegant ist die Unterteilung der Bedrohungen in die zwei weiten Kategorisierungen:

  • “known” surprises und
  • “surprising” surprises.

Was man (nicht nur für den militärischen Bereich) wiederholt lernen kann ist, dass das “Red Teaming” einen unabdingbaren und entscheidenden Platz im System haben muss. Man kann das auch drastischer formulieren: Wer in seinem Laden kein “Red Team” aufweisen kann und auch seinen Rat hinreichend berücksichtigt, hat den Hang zum Scheitern.

{Auch Systeme brauchen Therapeuten}

 

Bedrohungsbild: sorgenfrei

13. Februar 2009

Man kann nicht umhin, die 46-seitige Bedrohungs-Wahrnehmung des obersten Intelligence-CEO der neuen Obama-Administation, Dennis C. Blair, vom 12. Febr. zu überfliegen:
http://www.dni.gov/testimonies.htm

U. E. ist nichts Aufregendes dabei, ausser die (auf pdf.-S. 21) geäusserte (um 2 Jahre vorgezogene) Einschätzung, dass Iran vor 2013 über keine nukleare Bedrohungsfähigkeit verfügt. Neu ist diese “Lücke” zwischen israelischen (und sonstigen) Einschätzungen nicht. In Hinsicht auf den medialen Dauerbrenner, wann die Israelis (mit Duldung oder gar U.S.-Unterstützung) im Iran planieren, wird dieses Blair-Datum wahrscheinlich kaum beeindrucken.

Als sicher können wir analysieren, dass das Wochenende mit einiger Wahrscheinlichkeit ruhig, aber trotzdem volatil verlaufen wird. Geniesse es!

{Man darf öfter sorgenfrei sein, als man es sich denkt}

 

Preview 2009: Kugel

12. Januar 2009

Wie vorher leiden wir an hybrider Selbstüberschätzung, für 2009 eine Vorausschau zu wagen. Das ist deshalb ungefährlich, weil in einem Jahr kein Schwein quieckt, dass man so derbe daneben gelegen hat. Sorry, wenn wir damit wieder nerven:

  • Nur weil der “freundliche Hegemon” eine neue passable Führungsfigur präsentiert, werden die wenigen “hässlichen” Zeitgenossen deshalb nicht gleich in Ohnmacht fallen. Eher steht zu befürchten, dass sie den Kameraden einmal austesten wollen;
     
  • In 2009 steht an:

    - Krieg gegen den Iran?
    - Wahlen (?) in Nord-Korea im Mai;
    - Zimbawe, Dafur, Kongo?
    - Gaza sowieso!
    - Pakistan/Indien?
    - Afghanistan (bin Laden) als Obamas Top-Target?
    - Nein, nicht Piraten!
    - und der Überraschungsgast! (nicht Russland)!

Es ist nur altklug, ein “Aufbrausen” der altbekannten Konflikte festzustellen. Nun fehlt noch die ruhige Hand, deren Energie-Zufuhr zu drosseln. Weil die innenpolitischen Probleme vorrangig sind, darf man erwarten, dass die aussenpolitische Energie erlahmt.

{Gib mir bitte doch die Kristallkugel}

 

JOE 2008: DuSieICH

10. Dezenber 2008

Ich habe mich schon manchmal gefragt, wie man bei schriftlicher Kommunikation wie dieser beim Leser eine massiv wirkende Betroffenheit und entsprechendes Verhalten erreicht. Wenn ich Ich schreibe, denkt er (Du, Sie), ich rede von mir.

Wie muss ich formulieren, dass Du/Sie ein von mir geschriebenes ICH als ein  selbst erzeugten “Befehl” für Dein/sein Verhalten verstehstt? Wenn man DU/SIE “musst/müssen” schreibt, ist doch gleich diese “Blockade”-Haltung im Kopf. Wenn ich (wir) also ICH schreiben, sollst DU/SIE das so denken, als wäre es Dein/Ihr (Euer) Ich (PSYOPS dream).

Also müsste es demnach richtig heissen:

  • ICH muss heute unbedingt “JOE 2008” abladen und es wenigstens überfliegen, um zu wissen, dass ich ein tolles 2025-Fiction-Papier habe, mit dem ich meine lieben Buzzies und BuzzieBuzzies noch richtig erschrecken kann (Danke, Wowi):
    http://www.jfcom.mil/newslink/storyarchive/2008/pa120408.html
     
  • Wenn IHR jetzt einige tolle Beispiele aus JOE bringen würdet, könnte das MICH evtl. davon abhalten, mir das Ding selbst näher anzuschauen. Lasst das mal lieber (ist eine schöne Faulheitsausrede): ICH schaue mir das in aller Ruhe an.

{Schreibe ich jetzt so, wie ER/SIE denkt - DU/SIE denkst?}
(Sollte ich etwa nur noch im ICH-Stil schreiben?)

 

World at Risk: wahrscheinlich?

4. Dezember 2008

Man kann eigentlich immer davon ausgehen, dass aus dem Bereich (äussere) Sicherheitspolitik die spektakulärsten Horror-Szenarien kommen. Jüngstes Beispiel ist “World at Risk”, eine hoch aufgehängte Auftragsarbeit in Folge der 9/11- Untersuchungen des U.S.-Parlaments. Die Ex-Senatoren Bob Graham und Jim Talent haben mit einer Experten-Mannschaft 162 Seiten vorgelegt, von denen sich die S. 32 - 49 so lesen wie bei Tom Clancy:
http://www.preventwmd.org/report/

Herausragend empfinden wir:

  • Die tödliche Bedrohung durch biologische Waffen wird grösser eingestuft als die durch nukleare. Hinter dem Stichwort “synthetic genomics” (pdf-S. 41) scheint sich ein Ungeheuer teuflischter Art zu verstecken;
     
  • Für Wahrscheinlichkeits-Rechnungen des Horrors meint der Report:
    “... it is more likely than not that a weapon of mass destruction will be used in a terrorist attack somewhere in the world by the end of 2013” (pdf-S. 16);
     
  • Pakistan wird ganz heftig in den Focus gerückt.

Wie üblich ist die Zahl und Qualität der “Empfehlungen” so immens, dass man sich fragt, wer solche herkulischen Aufgaben schultern will, geschweige denn die Stufen vorab:

  • Hat Hillary die Zeit, das zu lesen?
  • Stimmt sie mit den Empfehlungen überein?
  • Wie folgt der zerklüftete Macht-Apparat irgendwelchen Weisungen?
    (nicht ohne Grund widmet sich der Report der “Kultur” des Regierungsapparates);
  • Und wir?

Wäre es sehr system-de-stabilisierend, wenn sich der Bürger angesichts solcher Unwägbarkeiten in das “wohlwollende Desinteresse” stürzt?

{Risiko ist nur Wahrscheinlichkeit und Schadensausmass}

 

World 2025: vergeht

24. November 2008

Sorry, wenn wir zum Wochenbeginn mit einer Klamotte kommen, die am vergangenen Freitag aktuell war und per TV-Tagesschau/Heute eigentlich Jederman(frau) geläufig ist, den “Global ‘Trends 2025: A Transformed World” des “National Intelligence Council”, welches sozusagen die intellektuelle Unterabteilung des “Büros des Direktors des (gesamten) Nationalen Geheimdienst-Apparates” der U.S.A. ist. Ehe man in parteiliche Paralyse verfällt, sollte man doch nicht ganz übersehen, dass der Laden sich (neuerdings) einige Mühe gibt, die internationale Fachwelt zu Rate zu ziehen.

U.E. gibt es weltweit keine Regierung, die sich die Mühe macht, zur Zukunft des Weltlebens Geld auszugeben, um ein Maximum an bester, weitreichender Trend-Expertise zu sammeln, die auch noch kostenfrei weltweit zu veröffentlichen, um dafür vielleicht vernichtende Kritik einzustecken (“Don”t expose the Boat”):
http://www.dni.gov/nic/PDF_2025/2025_Global_Trends_Final_Report.pdf

Langer Rede...: Es gibt wohl keine bessere Möglichkeit, seine eigenen Sinne zu schärfen als diesen 120-seitigen Fiction-Roman zu lesen, wenigstens einmal (T.Clancy sucht sich nur einen Satz daraus).

Um die Kultur zu verstehen, in der der Bericht steht, muss man auf pdf-S. 4, 2. Absatz (“If you like where events seem to be headed...”) lesen und pdf-S. 118 f., Absatz “Leadership Will Be The Key”. Daraus muss man seine eigene Quintessenz finden ... und trotzdem auch munter leben.

{... wie die Zeit vergeht}

 

Risiken: Sterbenswörtchen

4. Februar 2008

Wer als Michel nicht meint, dass er auf der Insel der Glückseligen sässe, und/oder ihn die Welt da draussen gar nix anginge, und/oder er die Schotte schliessen könnte, wird dankbar abladen, was der Rest der Welt ihm an “Schnee-Warnungen” offeriert:

  • http://www.defenselink.mil/pubs/pdfs/China_Military_Report_08.pdf

    Wir haben die 30 MB (!, 66S.) durchgeblättert und meinen, dass die “chinesische Fraktion” ein gehöriges Gefallen an der Daten-Lawine haben dürfte. Risiko-Fieber muss man aber nicht haben (Danke, R.);
     
  • http://www.brookings.edu/reports/2008/~/media/Files/rc/reports/2008/02_weak_states _index/02_weak_states_index.pdf

    BROOKINGS ist seit ehedem eine ganz nobele Adresse; der “Index of State Weakness” darf auf keiner Festplatte fehlen. Liest man z.B. Somalia als Spitzenkandidat, ahnt man kommende News (Danke, J.);
     
  • http://www.dia.mil/publicaffairs/Testimonies/statement_30.pdf

    Was der Chef der u.E. immer beachtenswerten “Defense Intelligence Agency” (DIA), Michael D. Maples, mit 37 S. dem Verteidigungs-Ausschuss des U.S.-Senats über die Bedrohungslage zu berichten hatte, muss man lesen, wenn z.B. der BND obrigkeitsfromm und gesetzesgemäss seinem Michel kein Sterbenswörtchen verzählt.

    Allein die AFG-Daten sind merkwürdig (immer pdf.-Seitenangabe):

    - Der Gewalt-Level in 2007 ist um 33 % höher als in 2006. Die Selbstmord-Attentate und die IED-Attacken sind um 21 % gestiegen, die “small arms attacks” jedoch um 47 %. Die Präsenz von AlQaida ist wieder auf dem 2001-Level (S. 7);

    - Was die iranische Regierung für die AFG-Szene zu bieten hat, liest man auf S. 8;

    - Auf S. 11 taucht wieder Somalia auf;

    - Immerhin weiss die DIA nicht, unter welchen Bedingungen Nord-Korea sein Nuklearwaffen-Programm aufgeben wird (S. 14);

    - 3 - 5 Jahre wird man noch warten müssen, bis die pakistanischen Streitkräfte ihre militärischen Fähigkeiten entwickelt haben, in ihren nicht-regierten Landesteilen dominant zu sein (S. 23);

    - Was die Bedrohung ihrer “Space-Assets” angeht, sind die Amis natürlich ganz empfindlich. Unvermutet taucht auf S. 31 Germany auf, zusammen mit China, Russland, Indien, Israel, Japan, Süd-Korea und Schweden: Alle zusammen würden nach leistungsgesteigerten “space object tracking and kinetic or directed energy weapons capabilities” “suchen”.

    Das wäre eine Aufgabe für deutsche investigative Journalisten, ob die Schlaumeier der DIA vielleicht etwas in den falschen Hals bekommen haben? (wir haben S.L.; der muss das beurteilen können!).

{Dem Sterbenswörtchen folgt das Lebensörtchen - Aua!}

 

Ausblick 2035: amtlich

12. März 2007

Im November 2002 war nach vier Jahren Arbeit die Studie “Streitkräfte, Fähigkeiten und Technologie im 21. Jahrhundert” (SFT 21) fertig; Hunderte von Experten hatten für das “Zentrum für Analyse und Studien der Bundeswehr” weit in die Zukunft (2030) geschaut (siehe unsere u.a. Berichte - scrollen). Die SFT 21 ebenso wie die Folgestudie “Strategische Zukunftsanalyse 2035” sind bisher natürlich unter Verschluss (VS-NfD) gehalten worden.

Nach vierjährigem Ringen im Bundesverteidigungsministerium hat man sich nun entschlossen, ein 19-seitiges Papier mit dem Titel “Sicherheitspolitische Zukunftsanalyse - Ausblick auf 2035 - Trends und Entwickungen” der Öffentlichkeit zu präsentieren (wird wohl innerhalb der kommenden 2 Wochen passieren).

Süffig ist das Papier schon, aber ohne Abgang:

  • “Sicher ist nur, dass aus heutiger Sicht der Fortschrittsoptimismus des 19. und auch noch 20. Jahrhunderts, die Menschheit entwickele sich linear aufwärts hin zu einer säkularisierten, aufgeklärten und friedlichen Weltgemeinschaft, eher naiv scheint. Damit ist das ‘Spielfeld’ umrissen, auf dem deutsche Sicherheitspolitik längerfristig eigene Interessen bestimmen und verwirklichen muss.”
     
  • Auf S. 11 wagt man schon den “theoretischen” Ansatz, die Bundeswehr vom “weniger wahrscheinlichen Fall eines zwischenstaatlichen Krieges” abzulösen, spricht dann aber von einer “zweiten Variante”, die “durch die Untersuchungen gestützt wird”: Es bleibt, wie es ist.
     
  • Wer Adressat des Abschnittes “Weltraumgestützte Waffenwirkung” ist und die Forderungen unterfüttern soll, wird nicht recht deutlich. Die Darstellung wird die Abrüstungsfraktion unter die Decke bringen.

Das rund 250-Seiten-Original der “Zukunftsanalyse 2035” enthällt reichlich “Empfehlungen”, von denen natürlich nicht eine einzige in der offenen 19-Seiten-Version erwähnt werden; das ginge wohl zu weit.

{Nichts ist schöner als die amtliche Zukunft}

 

SFT 21: Konflikt-Spektrum

7. Mai 2003

Zeiten, in denen einem nichts besseres einfällt, sollte man zur Fortbildung nutzen. Dazu möchten wir heute einen Beitrag leisten, den wir dem Denk-Panzer der Bundeswehr verdanken:
Der Studie “Streitkräfte, Fähigkeiten und Technologie im 21. Jahrhundert” (SFT 21), verfasst vom “Zentrum für Analysen und Studien der Bundeswehr” (ZAS) in Waldbröl (50 km NW von Bonn, früher “Amt für Studien und Übungen der BW”), haben wir 10 Seiten entnommen zum Thema
“Konfliktspektrum des 21. Jahrhunderts” (als pdf.)

Über den Inhalt der Gesamt-Studie sowie über den Rüstungsteil haben wir bereits ein wenig berichtet. In Zukunft werden wir interessante Teile “nachschieben”, denn die Öffentlichkeitsarbeiter des Verteidigungsministeriums werden es nie und nimmer schaffen, “anständige” deutsche Wertarbeit zum Thema Sicherheitspolitik unter das “dumme” Volk zu streuen. Man sollte sich wenigstens dieses intellektuelle Vergnügen geben, wenn umgewertet worden ist:

{Was nützen die besten Kosaken, wenn die Sozialpolitik verkommt}

 

SFT 21: Verdienst

13. November 2002

Vier Jahre haben Stabsoffiziere des Bw-eigenen Think-Tanks “Zentrum für Analysen und Studien der Bundeswehr”, Waldbröl (50 km NW von Bonn, früher “Amt für Studien und Übungen der BW”), an dem unter Personal-Fluktuation leidenden Projekt

  • “Streitkräfte, Fähigkeiten und Technologie im 21. Jahrhundert”

gearbeitet. Unter mitwirkendem Rat von Hunderten von Wissenschaftlern ist ein grob 1.000-seitiges Werk entstanden, welches dem Verteidigungsministerium am 30. Sept. zur wohlgefälligen Begutachtung und Beachtung vorgelegt wurde. Der Kommandeur des ZAS, Ralph Thiele, wünscht in seinem Vorwort “dem interessierten Leser viel Freude und Inspiration”, bei der Lektüre der bis 2030 reichenden, wissenschaftlichen Betrachtung.

Die Studie gliedert sich in die Teile

  1. “Gesamtergebnisse und Handlungsempfehlungen,
  2. Prolog ‘Internationale Entwicklungen’,
  3. Langfristige Perspektiven zu Fähigkeiten deutscher Streitkräfte,
  4. Perspektiven der Rüstungsfähigkeit”.

Wir möchten uns darauf beschränken, aus dem Teil I die auf 42 Seiten im Zusammenhang erklärten Empfehlungen wiederzugeben; die Einleitungsfloskel “Es wird empfohlen ...” ist jedem nach der jeweiligen Ziffer dem Abschnitt gedanklich hinzuzufügen:

  • “2.2 Sicherheitspolitik

    - “2.2.2.1 die Bundeswehr an den Erfordernissen des Erwerbs eigenständiger europäischer Fähigkeiten zur Kriegsverhinderung und Intervention in zwischenstaatlichen und ‘kleinen Kriegen’ im euro-atlantischen Raum und zur globalen Unterstützung von Partnern oder der VN im Rahmen der internationalen Sicherheit auszurichten und daher der deutschen Streitkräfteplanung europäische Streitkräfteziele zu Grunde zu legen ...

    - 2.2.2.2 die Streitkräftefähigkeiten an den Erfordernissen von Kriegsverhinderung, -einhegung und Friedenskonsolidierung bei zwischenstatlichen und ‘kleinen’ Kriegen auszurichten ...

    - 2.2.2.3 mehr Gewicht auf alle Instrumente der Prävention von gewaltförmigen Konflikten zu legen, insbesondere die frühzeitige Aufklärung und Überwachung von Akteuren ...

    - 2.2.2.4 insbesondere derartige Fähigkeiten der Bw zu untersuchen und gegebenenfalls anzustreben, die zur Abwehr von Bedrohungen bis in deren Herkunftsräume wirken können. Darüber hinaus sollte in diesem Zusammenhang - angesichts möglicher Risiken des Einsatzes von Massenvernichtungsmitteln oder der Herbeiführung von Katastrophen mit vergleichbarem Ausmass - über das Problem präventiver, auch militärischer Optionen entschieden werden (sic) ...

    - 2.2.2.5 die innere und äussere Sicherheit national, regional sowie im internationalen Rahmen neu zu strukturieren, Abgrenzungen und Zusammenarbeit zu organisieren und nötigenfalls neue Instrumente zu entwickeln ...

    - 2.2.2.6 die Entwicklung solcher Rüstungskontrollrezepte zu fördern, die sich an den neuen Herausforderungen orientieren. Dabei sind mit einzubeziehen:
    - Massenvernichtungswaffen und Trägermittel,
    - defensive Systeme,
    - Kleinwaffen,
    - Weltraumoperationen,
    - moderne Dual-use-Technologien und
    - Informationsoerationen ...

    - 2.2.2.7 die Landesverteidigung schnellstmöglich auf Heimatverteidigung in einem umfassenderen Sinn auszulegen und so die Verteidigung entsprechend den modernen Herausforderungen auf den Schutz der Bevölkerung und kritischer Infrastruktur auszurichten ...

    - 2.2.2.8 den ressortübergreifenden Bundessicherheitsrat (BSR) im Sinne eines umfassenden Sicherheitsbegriffes zu stärken und ihm einen interdisziplinären Beraterstab zur Analyse mittel-/langfristiger scherheitsrelevanter Entwicklungen, zur Unterstützung in operativen Krisen/Konflikten, zur Formulierung strategischer Konzepte und als Instrument zur politischen Steuerung eine zukünftigen umfassenden C4ISR-Systems auf nationaler und europäischer Ebene zur Seite zu stellen ...
     
  • 2.3 Streitkräfte

    - 2.3.2.1 eine streitkräftegemeinsame Arbeitsgruppe zu bilden, die über ein strategisch-operatives Konzept zum Einsatz von Streitkräften in den zukünftigen Konflikten nachdenkt und ein solches entwickelt ...

    - 2.3.2.2 zu prüfen, welche zusätzlichen Aufgaben aufgrund der Notwendigkeit zur Heimatverteidigung, d.h. zum Schutz der Bevölkerung und kritischer Infrastruktur, in sinnvoller Weisen von Streitkräften übernommen werden können und sollten ...

    - 2.3.2.3 in Zukunft vermehrt der Qualität zunächst den Vorzug vor Quantität zu geben ...

    - 2.3.2.4 die derzeitige Lücke zwischen den Niveaus der Streitkräfte der europäischen Staaten und denen der USA nicht über ein ‘Hinterherrüsten’, sondern über eine konzeptionelle Innovation zu schliessen ...

    - 2.3.2.5 langfristig die Planung der Streitkräfte an den Erfordernissen von Führung, Einsatz und Konsolidierung zu orientieren ...

    - 2.3.2.6 die Elemente zur Konsolidierung der politischen Ziele vor Ort mit Schwerpunkt Nationenbildung aufgabenorientiert zu strukturieren und von den Elementen für rein militärischen Einsatz zu trennen ...

    - 2.3.2.7 bei der Planung von Streitkräften un militärischen Doktrinen vom plattform- zum wirkungsorientierten Denken überzugehen ...

    - 2.3.2.8 signifikante Fähigkeiten zum Einsatz militärischer Mittel in Europa und seinen Randbereichen zu entwickeln, die in Gefahrenlagen eine nachhaltige Aktion/Reaktion innerhalb weniger Stunden bzw. Tage ermöglichen ...

    - 2.3.2.9 auf die folgenden Fähigkeiten in den nächsten Jahren in der Operationsführung sowie in der Forschung und Entwicklung ein besonderes Augenmerk zu legen:
    - Überwachung und Bekämpfung nicht-staatlicher Akteure, die organisierte Gewalt verwenden,
    - Schutz der Bevölkerung und kritischer Infrastruktur vor neuen Bedrohungen,
    - Abwehr von Massenvernichtungsmitteln,
    - Durchführung offensiver und defensiver Informationsoperationen,
    - Einsatz versatiler Systemträger mit ‘intelligenten’ Wirksystemen,
    - Einsatz von nicht-lethalen Wirkmitteln,
    - Operationen in urbanen Räumen,
    - defensive und offensive Medienoperationen (sic) zur Legitimation des eigenen Gewalteinsatzes,
    - operationen in den, im und aus dem Weltraum ...

    - 2.3.2.10 die Wehrform an den neuen Gegebenheiten auszurichten. Neue Formen des Krieges werden bewirken, dass der Faktor Wissen bei der Erreichung politischer Ziele in gewaltsamen Konflikten an Bedeutung gewinnt. Universelle und zugleich hochspezialisierte Kenntnisse werden im Rahmen der Umfänge künftiger Streitkräfte nicht vollständig abgebildet werden können, die Einbindung kompetenter Experten des gesellschaftlichen Bereichs wird daher unumgänglich. Die zukünftige Wehrform erfordert somit konzeptionell eine noch viel extensivere Mischung aus Spezialisierung des militärischen Personals und Nutzung des in der Gesellschaft vorhandenen Wissens ...

    - 2.3.2.11 in Erziehung Ausbildung und Führung sowie in der Werbung künftiger Soldaten die gravierenden gesellschaftlichen Veränderungen bestmöglich zu berücksichtigen ...
     
  • 2.4 Planung

    - 2.4.2.1 Planung und Erwartung der Angehörigen der Bw auf einen permanenten, evolutionären Reformprozess einzustellen, der zusätzlich auch die ständige, kurzfristige Erarbeitung von technologisch inspirierten Stemideen ermöglicht. Nur damit kann den laufenden technologischen Innovationen, die sich einer mittel- bis langfristigen Prognose entziehen, Rechnung getragen werden ...

    - 2.4.2.2 in die fähigkeitsbezogenen Planung Elemente einer bedrohungsbezogenen bzw. risikoorientierten Planung einzufügen ...

    - 2.4.2.3 ein oranisatorisches Element in den Streitkräften zu schaffen, das sich kontinuierlich mit strategischer Zukunftsanalyse befasst ...

    - 2.4.2.4 zur Verbesserung der Planungssicherheit und der Rüstungskooperation den in dieser Studie entworfenen “Prozess Dialogischer Fähigkeitsbestimmung” durch Bedarfsträger, Bedarfsdecker, Industrie und Forschung einzurichten und in einem nachfolgenden Schritt zu europäisieren. Zu diesem Prozess würden die vorgenannten organisatorischen Elemente der bedrohungsorientierten Planung und der strategischen Zukunftsanalyse einen entscheidenden Beitrag leisten.
     
  • 2.5 Rüstung

    - 2.5.2.1 den Gewinn an Fähigkeiten durch synergetische Waffenwirkung gegenüber Waffenplattformen durch strukturelle Veränderungen zu unterstützen und zu begleiten ...

    - 2.5.2.2 das Ressortforschungs- und -technologieprogramm (‘F&T-Programm’) hinsichtlich der in dieser Studie und im künftig einzurichtenden ‘Prozess Dialogischer Fähigkeitsbestimmung’ erkannten bzw. noch zu erkennenden Herausforderungen der Zukunft periodisch zu überprüfen. Zunächst sollte es sich auf diejenigen Technologien beziehen, die bedeutsam für die Verbundsysteme sowie wichtig für Anpassung und Steigerung des Einsatzwertes eingeführter und geplanter Systeme sind ...

    - 2.5.2.3 für die im Studienanteil IV entworfenen Verbundsysteme eine detaillierte Architekturanalyse und Simulation durzuführen sowie gleichzeitig als ‘bottom-up’-Ansatz ‘Technologisch Inspirierte Systemideen’ (TISI) unter Einbeziehung von Forschung und Systemberatung zu verfolgen ...

    - 2.5.2.4 zur Verbesserung der Ausgangslage der deutschen Rüstungstechnischen und Industriellen Basis (RTIB) nationale technologische, entwicklungs- und produktionstechnische Schlüsselpositionen zu identifizieren, zu erhalten sowie eine Konvergenzstrategie für deutsche virtuelle Kompetenzzentren zu verfolgen ...

    - 2.5.2.5 von staatlicher Seite im Sinne der Analysen des Studienanteils IV Impulse für die Transformation der deutschen RTIB zu geben und einen Beitrag zur Schaffung der für ihren Wandel erforderlichen Rahmenbedingungen zu leisten ...

    - 2.5.2.6 bei den Produktoptionen den Schwerpunkt auf C4ISR (beinhaltet im Wesentlichen Kommunikation, Battle Management, Nachrichtenwesen, Aufklärung, Informationsoperationen) zu setzen ...

    - 2.5.2.7 eine geschlossene Kooperationsstrategie zu entwickeln und überzählige Management-Institutionen ‘auszutrocknen’ ... (gemeint sind OCCAR, EAA und Framework Agreement, d. Verf.) ...

    - 2.5.2.8. eine gemeinsame europäische F&T-Finanzierung (gemeinsamer Fond) einzurichten.” (erst jetzt: “Zitat Ende”).

So sorry, wenn wir jetzt auch noch aus der Zusammenfassung zitieren, was nach Meinung des ZAS aus allem “von zentraler Bedeutung” ist:

  1. “Die Planung und die Fähigkeiten zukünftiger deutscher Streitkräfte an europäischen Zielen zur Bewältigung der globalen Herausforderungen auszurichten und damit die ESVP voranzutreiben. - Europas Sicherheit hängt von seiner Fähigkeit ab, ein globaler Gestaltungsfaktor zu werden. Dies bedingt auch bedrohungsgerechte militärische Fähigkeiten.
     
  2. Die deutschen Streitkräfte aufgrund der sicherheitspolitischen Herausforderungen und der technologischen Entwicklung auf das Fundament einer neuen streitkräftegemeinsamen strategisch-operativen Konzeption zu stellen - Der Begriff des Gefechts der verbundenen Waffen muss bezogen auf die Kriege der Zukunft mit neuen streitkräftegemeinsamen Inhalten versehen werden.
     
  3. Einen ‘Prozess Dialogischer Fähigkeitsbestimmung’ zu initiieren, der die Herausforderungen der Zukunft effizient in eine materielle Planung für die Streitkräfte umsetzt. - In diesem Prozess sind aus Synergiegründen alle Kompetenzfelder einzubeziehen, die Streitkräfte als Bedarfsträger, der Rüstungsbereich als amtsseitiger Bedarfsdecker und die Industrie, unterstützt durch Forschungs- und Analyseeinrichtungen.” (entlich Zitat Ende).

Very, very sorry, wenn wir an dieses Monumental-Werk auch noch unseren Meinungs-Quark anhängen:

  • In der “Wissens-Gesellschaft” träumen wir davon, dass der Verteidigungsminister anweist, die gesamte Studie (immerhin VS - Nur für den Dienstgebrauch) als pdf.-Datei bei bundeswehr.de einzustellen mit der nicht zitierbaren Begründung, dass allgemeine deutsche Informations-Niveau in Sachen Sicherheitspolitik zu heben. “Unter Drei” verriete Struck, dass er Kritik mit derartigen Studien zu ‘bombardieren’ gedenkt;
     
  • Hoffen wir, dass amtlicherseits in einer Crash-Aktion alle bedeutsamen Fact-sheets zusammengeworfen werden, denen eindeutig zu entnehmen ist, dass alle 2030-Wünsche des ZAS schon in wenigen Monaten zu einer derartigen Makulatur werden, weil sich die Verantwortlichen für das bequeme “weiter so” entscheiden;
     
  • Ahnen wir, dass sich unsere liebliche Medien-Welt auf bestimmte Reizwörter wie “präventiv” stürzen wird, und die Studie als Military-Monster-Trash in den Köpfen des staunenden Allgemein-Publikums abgelegt wird;
     
  • Zollen wir unverhohlen Beifall für literarische Qualität und Wort-Schöpfungskunst. Würde Marcel R.-R. - statt Kursbücher zu lesen - sich dieses Werkes bemächtigen, würde der Verteidigungsgedanke im Deutschen Volke ungeahnte Höhenflüge nehmen. Wer kann sich dem anheimeldem Reiz der Sprachwindungen des 1. Kapitels der Studie entziehen? Welche Rommel-Wort-Durchbrüche sind Schöpfungen wie
    - “Prozess Dialogischer Fähigkeitsbestimmung” (Abkürzung PDF, genau wie dieses ungemein erfolgreiche Daten-Transformationsprinzip von ADOBE!);
    - “virtuelle Kernkompetenzzentren (‘Towers’)” - zunächst: Bindestriche mögen die ZAS-Schreiber nicht; und so entstehen Wort-Ungetüme - Wortungetüme (Sorry, die Autoren werden uns antworten, dass wir davon eben keine Ahnung haben).
     
  • Wunderschön ist das geradezu herrliche Gefühl, generell in Forderungen zu baden, die das Men-in-Fleck-Paradies so nahe erscheinen lassen. Abrupt endet der Spass, so man Realität und deren Trend-Fortschreibung zuschaltet. Noch nie hat die wunderbare Sein-Sollens-Ordnung so nah neben dem Kurz-Schluss-Schalter der nahen Zukunft gebunkert.
     
  • Die dummen Oberverdacht-Analytiker von jenseits des Atlantiks werden einen Skalp sicher nach Hause tragen können: Im gesamten - und eigentlich wichtigsten - Kapitel “Gesamtergebnisse und Handlungsempfehlungen” der ZAS-Studie kommt der Begriff NATO nicht ein einziges Mal vor (ausweislich des Stichwortverzeichnisses der Studie ist davon erst in den Studienanteilen II + III die Rede).

Wenn Sie bis hierher lese-technisch und intellektuell-aufmerksam durchgehalten haben, verdienen Sie wirklich einen Preis - leider ist uns entfallen, wer ihn zahlt.

{Verdiene, was Du eigentlich nicht verdienst}

 

[Home] [News] [Mächte] [Allianzen] [Konzepte] [Kriege] [Szenarien] [i-Views] [Kontakt]