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N e w s   I I I  /  2 0 0 8

 

 

Reset: Kulturelle Wellness (+ Nachtrag 10.30)

2. Oktober 2008

Morgen wird jeder “anständige” Deutsche seine alljährliche, nationale Gesinnungssortierung (mindset) hinterdenken und -fragen, Seufzer ausstossen und letztlich zwanghaft Dank sagen, dass er auf einer so seligen Insel toben darf.

Für den Sonnabend wäre vielleicht wieder eine leichte Arbeitshaltung angesagt, in der man aufarbeitet:

  • Nur hiesige Exoten dürfte interessieren, wie die U.S.-Regierung die Situation im Irak gegenüber dem U.S-Parlament darlegt; zweifellos ein “authoritatives” Dokument, mit weitreichenden Konsequenzen:
    http://www.defenselink.mil/news/newsarticle.aspx?id=51345
     
  • In Staaten mit weitgehender Rüstungstransparenz ist festzustellen, dass sich die Berichte über eine katastrophale Rüstungspolitik häufen.

    - In den USA zeigt der deren Bundesrechungshof (GAO), dass die “mess” kaum noch zu übertreffen ist; es geht ja nur um 300 Mrd. USD:
    http://www.gao.gov/products/GAO-08-1159T

    - Unsere australischen Freunde drücken ähnliche Probleme. Den “Mortimer”-Bericht muss man wenigstens überfliegen:
    http://www.minister.defence.gov.au/Fitzgibbontpl.cfm?CurrentId=8253
     
  • Für die Verfolgung der AFG-Strategie ist die Pressekonferenz des Kommandeurs ISAF, U.S-General David Kiernan, notwendig:
    “But in large parts of Afghanistan, we don’t see progress. And we’re into a very tough counterinsurgency fight and will be for some time.”

    Bemerkenswert ist der wiederholte Verweis des Generals auf die politische Bedeutung des “Tribal-Systems”, das “förderale” Machtproblem des afghanischen Regierungsanspruches:
    http://www.defenselink.mil/transcripts/transcript.aspx?transcriptid=4297

    Er identifiziert 400 hauptsächliche “Tribal Networks”, die 70 % der ländlichen Bevölkerung umfassen. Demnach müsste die Regierung Karzai eigentlich den 400 Tribal Leaders einen gehörigen Teil des zentral-staatlichen Machtanspruchs belassen (COIN is local); das wird der gar nicht mögen. Man mag gar nicht ermessen, in wieweit die westliche Demokratie-Huberei strategische Ursache für ein mögliches Scheitern in AFG verantwortlich ist.
     
  • Nachtrag 10.30 Uhr:
    Gerade haben wir noch bei Thomas Wiegold gelernt, dass es einen AFG-Bericht des U.N.-Generalsekretärs gibt:
    http://www.un.org/Docs/sc/sgrep08.htm (abladen “S/2008/617 vom 23. Sept. 08).

{Politik ist Kultur - und Kultur ist, wie man lebt}
(P.S.: Kulturelle Wellness am Wochenende wünscht unsereins!)

 

Lehrbeispiel: Kurs

26. September 2008

Das Wochenende können wir ganz locker angehen; wir hängen nicht tot über dem Zaun, sondern werfen einen Blick über denselben:

Nach Anregung durch MdB Gerold Reichenbach (SPD) fanden sich im März 2007 auch MdB Ralf Göbel (CDU/CSU), Hartfrid Wolff (FDP) und MdB Silke Stokar von Neuforn (Die Grünen) im “Zukunftsforum Öffentliche Sicherheit” zusammen, um in strenger Sachlichkeit zu arbeiten.

Ihr 54-seitiges “Grünbuch” über die “Risiken und Herausforderungen für die Öffentliche Sicherheit in Deutschland” liegt seit dem 23. 9. vor und ist u.E. eine Meisterleistung politischer Arbeit:
http://www.zukunftsforum-oeffentliche-sicherheit.de/

Ins Wochenende muss man nur die Frage mitnehmen, ob die “Verteidiger” sich davon nicht eine Scheibe abschneiden sollten. Wenn der Neid tatsächlich die Mutter des Ehrgeizes ist, müsste Bewegung entstehen. Wo/Wer ist der strategische Kopf der Verteidiger, der sich aufschwingt, dem guten Beispiel zu folgen?

Natürlich ist die Finanzierung eines solchen Unternehmens der zentrale Engpass. Nur die deutsche Rüstungsindustrie käme als Sponsor in Frage. Man muss schon ein gewisses Verständnis dafür haben, dass sich Abgeordnete, gleich welcher Farbe, nicht in das Schussfeld investigativer Journalisten begeben möchten.

Es erfordert Mut, aufzustehen und zu sagen:

  • Ja, in dieser Gesellschaft gibt es nicht einen einzigen Finanzier, der für die aktive Förderung der Belange des “Militärischen” in Frage käme, ausser die Rüstungsindustrie;
     
  • Bei einem Höchstmass an Transparenz und vereinbarter Unabhängigkeit wird die Rüstungsindustrie ein Interesse an sachlicher Arbeit haben; dass dient der Image-Werbung;
     
  • Letztlich zeigen die Arbeitsergebnisse solcher “Lobby”-Gruppen, ob der EUR den Verstand erschlagen hat;
     
  • Diese Gesellschaft hat ein Problem:

    - Amtliche Informationen sind entweder Minister-Marketing, werden geheimgehalten, oder sind nicht mehr verständlich;

    - Medienmacher sind so machtbesessen, dass sie über Quote und Knete jeglichen Anstand vergessen;

    - Sachlichkeit und zukunftsgerichtete Risiko-Analyse sind, ausser in Rührup- und Klimafragen (dann aber auch unverstanden), nichts für die haargesträubten TV-Nachrichten-Gucker; zu den entsprechenden Nachrichten-Zeiten ist immer “Mars attack”.

Immerhin, zu bestimmten Zeitpunkten haben auch positive Typen (wie Bruce Willis) Kurse etwas ändern können.

{Man ist immer im Sturm - welcher Kurs liegt überhaupt an?}

 

Einsatz-Optimierung: erwischt

25. September 2008

Wenn man den bundeswehr.de-Bericht “Forum Wehrpflicht” in der Kirche” anklickt:
http://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLd443D nQHSYGZASH6kTCxoJRUfW99X4_83FT9AP2C3IhyR0dFRQCsXOUq/delta/base64xml/L2dJQSEvU Ut3QS80SVVFLzZfQ18zVEE!?yw_contentURL=%2FC1256EF4002AED30%2FW27JRJRC933INFOD E%2Fcontent.jsp
und zu “Schneiderhan: Kein Abenteuerurlaub” rollt, wird man zuletzt ein wörtliches Zitat des Generalinspekteurs finden:

  • “Ich darf die Bundeswehr nicht für Afghanistan optimieren. Wir müssen uns einstellen auf Bedrohungen, die wir noch gar nicht kennen.”

Wir erlauben uns, in der Domäne des allleinig dafür verantwortlichen Militärs rumzuquaken. Diese Position des Generalinspekteurs ist u.E. falsch. Die Begründung:

  • Ausgangslage für die Beurteilung sind die Daten der Bundeswehrpläne, zuletzt des BwPlan 2009. Angesichts der vorgegebenen, völlig unzureichenden Finanz-Ressourcen

    - hält die militärische Führung weitgehend an einem omnipotenten (nationalen) Fähigkeitskonzept fest,
    - wird die Modernisierung der Rüstung der Bundeswehr seit Jahren, gestückelt auf Anfangs-, Grund- und Vollaustattung, auf der Zeitachse derart gedehnt, dass es noch Jahrzehnte dauern wird, bis auch der letzte Soldat die Systeme tatsächlich sieht, von denen ihre Väter in bunter Rhetorik heutzutage schwärmen,
    - häufen sich die internen Berichte, die auf gravierende Fehlausstattungen der im Einsatz befindlichen Soldaten hinweisen. Geht man ins Detail, fehlen den “einfachen” Soldaten im Einsatz viele Ausrüstungen, die für den wirklichen Kampf absolut notwendig wären.
     
  • Vorerst bewegt General Schneiderhan (theoretisch zu recht) die Sorge, dass eine heute massiv auf die asymmetrische Kriegführung optimierte Rüstung eine tödliche Lücke bei der Vorsorge für irgendwann wieder auftauchende symetrische Konflikte hinterlassen könnte:

    - Zunächst wäre erst einmal zu untersuchen, welche finanziellen Ausmasse eine “AFG-Optimierung” auf die derzeitige Bw-Planung überhaupt hätte (wahrscheinlich marginal, das Heer ist gar nicht gut aufgestellt);

    - Durch die Bank erklären die Militärs, sozusagen weltweit, dass sie sich unbedingt auf Bedrohungen einstellen müssen, die sie noch gar nicht kennen. Wenn man ein eher schlichtes Gemüt hat, könnte man meinen, das würde von Bruno Jonas und Mathias Richling im “Scheibenwischer” gebracht.

    - Seit mehr als einem Jahr suchen wir nach einem Experten, der in der Lage ist, eine wohlbegündete Bedrohungsanalyse mit dem Zeitfenster 2025 abzugeben, und finden ihn nicht. Es geht nicht um asymmetrische Bedrohung, sondern symmetrische, mit dem Zusatz “expeditionary”, also: Welche Nation hat (bis 2025) das Zeug zu einer “expeditionary”-symmetrischen Kriegführungs- und ausrechenbaren Siegfähigkeit gegenüber Europa, der NATO, den USA? Irgend jemand ausser Russland und China? Und wenn man die genauer untersucht, wirklich? (absolut Nein).

    - Und wenn es etwas gibt, was absolut sonnenklar ist: Sollte es, wann und wie auch immer, eine symetrische Bedrohung geben, wären die U.S.-Streitkräfte sowieso die Einzigen, die uns ggfs. den ****** retten könnten (zwischendurch Dank an die “braven” U.S.-Steuerzahler).
     
  • Wenn sich die “noch gar nicht bekannte Bedrohung” am Ende als “Nessy” erweisen würde, wäre die deswegen ausgesetzte Optimierung gegen die heute und morgen ganz konkret bestehende Bedrohung ein ganz bedeutsamer strategischer Fehler.

{Morgen darfst Du mich nicht erwischen - heute schon}

 

Rü-Koop-Krieg: Götz

23. September 2008

Ist man pranoid, betrunken, oder sonst was? Nein, man ist in der Wirklichkeit, wenn man die Presse-Erklärung der amerikanischen “Aerospace Industries Association” (AIA) liest, was sie zur Entscheidung des amerikanischen Parlaments äussert hinsichtlich der “Defense Trade Cooperation Treaties” mit den Briten und Australiern:
Die U.S.-Parlamentarier haben - mal eben - feinziselierte und allerwichtigste Rüstungskooperations-Abkommen mit ihren allerliebsten und allernächsten Freunden und Partnern (native friends) ganz schlicht abgebürstet:
http://www.aia-aerospace.org/aianews/pr_detail.cfm?Content_ID=689

Wer in seiner Beurteilung des Vorgangs so naiv ist wie unsereins, könnte denken:

  • Wenn die entsprechenden U.S.-Parlamentarier meinen, auf den Rest der befreundeten Welt derart pfeifen zu können, brauchen sie eine entsprechende strategische Antwort:
    Götz von Berlichingen.
     
  • Leider gibt es keine europäische (non-U.S) Telefon-Nummer, die sich zur Schaltung aufschwingen würde. Welche europäische Person oder Institution wäre in der Lage, den Fehde-Handschuh aufzunehmen?
     
  • Gedenkt man der transatlantischen Gebetsmühlen, die so mann-und-frau-haft gedreht werden, stirbt man beim “top-down” vers. “bottom-up”-Ansatz eines ganz einfachen und leichten Todes.

{Götz ist ein probates “Zwischenzeit”-Rezept}

 

No News: Trübsinn

22. September 2008

Eigentlich lügen wir: Nach unseren Regeln müssten wir eine “Sorry-Ausgabe” schieben: wir haben heute nichts. Weil unsereins aber nicht als montags-faul gelten möchte, bieten wir gleich drei Geschichten an, die wir eigentlich nicht anbieten dürfen - sie sind u.E. nicht wirklich richtig wichtig (!?):

Direkt vor der Tür haben wir gerade den ersten Herbstnebel wahrgenommen. Nach unserer unbestechlichen Analyse wird es jetzt immer düsterer, kälter, noch nebeliger. Dafür werden die Blätter aber wunderbar bunt, und es wird immer weihnachtlicher!

{Für Trübsinn gibt es also - wie befohlen - keinen Anlass!}

 

Britischer Abgesang: RhGG

18. September 2008

In Europa gibt es diese kleine Gemeinde von Verteidigungsfetischisten, die immer lauter den Abgesang der Verteidigungsfähigkeiten der Kontinent-Halbinsel beklagen. Aus dem Vereinigten Königreich hat sich die “United Kingdom National Defence Association” (UKNDA) mit einem heftigen Klagepapier zu Wort gemeldet, welches man (als Europäer) unbedingt studieren muss:
http://www.uknda.org/uknda_discussion_paper:_overcoming_the_defence_crisis/n-154.html

Natürlich ist die UKNDA ein Interessenverband von pensionierten Generalen und Admiralen, der dezidiert für Verteidigungsbelange eintritt. Deshalb die Argumente von vornherein zu verschmähen, ist u.E. nicht ganz richtig - ein bisschen falsch:

  • Der von der UKNDA bezifferte britische (“core”) Verteidigungshaushalt beläuft sich auf 33 Mrd. GBP (41.77 EUR). Er belegt damit in Europa Platz 1 und bedient eine Streitmacht, die ganz bummelig in der Grössenordnung der Bundeswehr liegt (ohne nukleare Komponente, für die 10 - 20 % des Etats zu veranschlagen sind).

    Trotz dem aus deutscher Sicht üppigen Topf ist lt. UKNDA das Budget “inadequate”.
     
  • Der zweite Hinweis der Studie ist alarmistisch:

    Lt. Umfragen des britischen Verteidigungsministeriums erwägen fast die Hälfte aller Ränge und der Reservisten der UK-Streitmacht, zu resignieren (20.000 haben es in 2007/8 getan).
     
  • Russland wird wieder als Bedrohung eingestuft. Die Georgien-Geschichte ist 3. Hauptpunkt des UKNDA-Appells (Rus packt 25 %+ auf seinen Verteidigungshaushalt).

Während die britische Regierung gerade dabei ist, ihr erstes grösseres Streichkonzert zu dichten, klingen die Lobby-Forderungen nach Steigerung der Verteidigungsausgaben um 40 - 50% doch etwas weltfremd.

Papiere wie das der UKNDA sind sehr hilfreich, weil sie die leichte Perspektive für eine langfristige Trend-Analyse der europäischen “Hardware”-Kapazitäten eröffnen. Getrost darf man das hilflose Krächzen nach mehr Krachern vergessen; Möwen (nicht weisse, gurrende Tauben) kichern so niedlich über solchen Gefilden.

U. E. müsste man in der Politischen Theorie irgendso eine Gesetzmässigkeit definieren:

  • Die äussere Sicherheitspolitik hat eine zutiefst und zuförderst innenpolitische Wirkung und so Funktion. Unbestimmbar ist der Zeitpunkt, zu dem ein erheblicher Schaden entsteht, wenn die (natürliche) innenpolitische Präferenz grundsätzliche äussere Herausforderungen missachtet.

Wie man sieht, ist ein Operateur mit solchem Geschwafel völlig hilflos.

{§ 3, RhGG: “Et kütt, wie et kütt”}

 

P3-Orion-Erfolg: Glückwunsch

17. September 2008

14 Tage nach dem Kidnapping des Ehepaars Delanne samt ihrer Yacht durch Piraten im Golf von Aden sind sie durch den blitzartigen Einsatz von 30 französischen Kommando-Soldaten befreit worden. Dies konnte gestern Frankreichs Präsident Sarkozy verkünden mit dem Hinweis, dass Deutschland dabei geholfen habe.

Wir haben den Eindruck, dass das BMVg alles unternimmt, jede weitere Debatte über diese Hilfe zu unterbinden, denn der Kampf gegen die Piraterie ist befehlsgemäss nicht Angelegenheit deutscher Soldaten. bundeswehr.de ist z.B. ganz still in dieser Sache (auch befehlsgemäss).

Der französische Dank kann sich nur auf die Weitergabe von Aufklärungsdaten beziehen, die die deutschen Marineflieger mit der P3-Orion vor der somalischen Küste gewonnen haben (derzeit der einzige deutsche OEF-Beitrag); rein persönlich senden wir dazu nachdrückliche Glückwünsche.

Schaut man sich das Lagebild zur Piraterie am Horn von Afrika an, lernt man:

  • Von der Stadt Meereg bis zum Hauptstützpunkt Eyl verteilen sich 23 Piratenlager entlang der somalischen Küste, die seit 2005 bekannt sind.
     
  • Hauptsächlich der 12 - 24 köpfige Clan der DAROOD befehligt rund 100 hauptamtliche Piraten, die um 1.000 Freizeit-Kriminelle aufgestockt werden können.
     
  • 3 vormals gekaperte Schiffe sind zu Piraten-Mutterschiffen umgewidmet worden und sind identifiziert. Alle sonstigen Piraten-Prisen sind brav im Hafen von Eyl vertäut.
     
  • 16 Schiffe wurden in 2008 gekapert, 12 in 2007. Mindestens 147 Seeleute werden zurzeit als Geiseln gefangengehalten. Die bezahlten Lösegeldsummen bewegen sich zwischen 0,5 - 1 Mio. USD.
     
  • Völkerrechtlich mandatiert ist der Einsatz gegen die somalischen Piraten reichlich. Zu Beginn des neuen Jahres wird die EU wahrscheinlich erste Massnahmen gegen die Piraterie umsetzen.

Wenn 12 - 24 Schwerkriminelle unbehelligt solche dreisten Seeabenteuer veranstalten können, wünscht man sich schon einen Flottenverband, der bald vor Eyl vorbeischaut; und sich jemand um die 147 Seelen kümmert.

{Auch im Frieden wird auf Einzelschicksale wenig Rücksicht genommen}

 

Schnupfen-Start: eigentlich

15. September 2008

Ohne Schnupfen wäre unser Start in die neue Woche höchstwahrscheinlich nicht viel besser ausgefallen. Das soll aber nicht heissen, dass die Papiere, die wir empfehlen, nicht erste Klasse wären:

  • Steven Aftergood von der “Federation of American Scientists” bietet eine Leckerei, die aus U.S.-bürokratischer Sicht nicht für den “öffentlichen Gebrauch” bestimmt ist:
    Auf 289 Seiten sind alle Äusserungen von Osama bin Laden aus der Zeit von 1994 bis 2004 fein säuberlich zusammengetragen worden:
    http://www.fas.org/blog/secrecy/2008/09/bin_ladin_statements.html
     
  • Alljährlich gibt der “German Marshall Fund” die internationalen Umfrage-Daten zu den “Transatlantic Trends” heraus. Folgen muss man der Öffentlichen Meinung nicht, aber ignorieren darf man sie auch nicht. Die “Key findings” findet man hier:
    http://www.transatlantictrends.org/trends/index.cfm?id=138
     
  • Will man noch etwas tiefer in die “Seele” der Deutschen, der Europäer im Vergleich zu den Amerikanern schauen, muss man sich den 68-seitigen Datensatz vornehmen:
    http://www.transatlantictrends.org/trends/index.cfm?id=140 :

Wir haben uns aus dem Datensatz die Seiten 23, 54 - 59 ausgedruckt:

  • Bei der Frage, ob zuviel für die miliärische Leistungsfähigkeit ausgegeben wird, sind wir mit den Niederländern gleichauf, Briten und Italiener aber nicht zu weit weg (S. 23);
     
  • Komisch wirkt die Meinungslage zu der Frage, ob man “beim Aufbau der Demokratie in anderen Länder” helfen sollte:

    - Die Deutschen sind in der Spitzengruppe mit 75 % JA (EU 12: 65 %, S. 54);
    - die als Demokratie-Apostel vermuteten USA votieren dagegen schroff:
    38 % Ja, 56 % NO (S. 55);
     
  • Das Fragen-Paket “Q 26” (S. 56 - 59) ist für heftige Grundsatzdebatten unentbehrlich:

    - Würde man die Füsse ruhighalten, müsste man die Frage, ob “wirtschaftliche Macht für die Beeinflussung des Weltgeschehens wichtiger als militärische Macht” ist, generell doch mit JA beantworten;

    - Dann folgt aber die eigentlich ganz anders gelagerte Grundsatz-Frage (S. 58 f.):
    “Unter bestimmten Bedingungen ist Krieg notwendig, um Gerechtigkeit zu erlangen”.

    Genau hier ist ein Meinungsgraben von erheblicher Bedeutung festzustellen, der das Festland-Europa vom britisch/amerikanischen “Werte”-Kanon ganz scharf unterscheidet.

Vielleicht sollte man nicht nach als “hochtrabend” empfundenen Werten wie Gerechtigkeit fragen, sondern ganz konkret:

  • War der Krieg gegen die Nazis eine Befreiung?
  • Darf man sich das Schlachthaus Ruanda oder die Killing Fields von Kambodscha anschauen, Dafur?
  • Sind “ethnische Säuberungen” nur eine Angelegenheit der territorialen Integrität?
  • Ist die Hilfe für den Aufbau von Demokratie einzig ein Profit-Field, im Grenzfall ohne sehr schmerzliches “Herzblut”?
  • Darf man wenigstens die Wirtschaft als “Kriegsmittel” einsetzen?
  • Findet sich vielleicht ein einzig fähiger, blöder Idiot, der die “Drecksarbeit” erledigt, den man anschliessend moralinsauer beuteln kann?

{Jede Woche fängt - im Grunde genommen  - eigentlich gut an}

 

5. Handelsblatt: müde

10. September 2008, Berlin

Wir versuchen auch heute, fliessend von der 5. Handelsblatt-Konferenz zu berichten:

  • Den Vortrag von General-Leutnant Johann-Georg Dora, stellvertretender Generalinspekteur der Bundeswehr, haben wir verpasst(pennt). Aber es gibt einen Kollegen, dessem Urteil man absolut vertrauen kann: Dora hat seinen “Hausfrauenvortrag” gehalten - und dies sei eine ungeheuere Unverschämtheit.
     
  • Dicken Beifall hat der norwegische Chief of Defense, General Sverre Diesen, für seinen Vortrag “Norwegian Armed Forces in transition” bekommen. Zurecht, denn er hat alle durch die jetzige Einsatz-Lage bedingten Forderungen ganz sauber, offen und direkt vorgestellt - gar keine Angst vor ministerieller Correctness, keine volle Deckung vor der Politik:
    “Ich möchte lieber 5 “netzwerk-fähige” Korvetten als 6 ohne NCW-Fähigkeiten”.
     
  • Tjark Happach, Leiter der Abteilung Rüstung des BMVg, erklärt die deutsche Rüstungspolitik auch hausfrauengerecht. Die wohlklingenden und richtig erscheinenden Konzept-Sätze sind eigentlich bekannt (z.B. keine nationalen Lösungen), gegen sie wird natürlich permanent verstossen. Es ist so verlockend, die Sein-Sollens-Bronzesätze immer wieder zu präsentieren; dann muss man nichts zum Ist sagen. Ein Satz fanden wir ganz gut: Den Hinweis auf die jüngst von Ex-EDA-Chef Witney veröffentlichte Studie zum europäischen Rüstungs-IST. Happach: Davon müssen man runter. Ja, Ja - aber wie angesichts der Rahmendaten des IST. Letztes Musterbeispiel: Die Beschaffung des MOWAG, EAGLE IV. Die Betreiber des Projekts stehen unter massivem Dauerbeschuss der Nationalisten (fragen Sie MdB Kahrs).
     
  • Frank HAUN, CEO von KMW, ist natürlich auch etwas KMW-marketing-mässig unterwegs, aber der Vortrag ist ausreichend interessant und fakten-basiert, gut präsentiert - kommnikativ alert ist er auf jeden Fall. Auch hier jede Menge Forderungen, und dann Versprechen.
     
  • In der Diskussion spricht Kollege Rolf Clement das Thema Einsatz-Priorisierung an. Happach und Dora wiegeln ab: Wir können das verantworten, damit leben. Bei Happach ist es das Weihnachts-Argument, bei Dora fällt das Block-Argument vom “reinen Wunschdenken”. Beide XL’s sind nicht auf der Höhe. Im Bundeswehrplan 2009 wird klar gesagt, dass man genügend dicke Waffen-Systeme bei der Industrie bestellen müsse, und deshalb Einsatz-”Wünsche” zurückgestellt werden müssen.

    Wenn für deutsche Soldaten der schwarze Tag kommt, wird auch der Weihnachts-Wunschdenker-XL’s zu gedenken sein.
     
  • Die Diskussion des Themas “The defence industry - Status, public acceptance and backing in Germany” schenken wir uns.

    MdB zu Guttenberg, Jochen Homann, Staatssekretär im Wirtschaftsministerium und Friedrich Lürssen, Lürssen-Werft haben unter Leitung von Theo Sommer zwar Interessantes gut diskutiert, aber natürlich quer durch Garten.
     
  • Mahlzeit - Guten Appettit (13.00)

Von 14.15 bis 16.30 Uhr (Schluss der Konferenz) sitzen wir im Panel 2, “Unmanned Systems”, moderiert von Sascha Lange. Das ist zwar nicht uninteressant, aber doch sehr speziell. Deshalb faulenzen wir.

Abschliessend fragen wir uns, welche Gedanken sich die Vortragenden vorher über ihre Zielgruppe machen, die sie beschallen. Ist die intellektuell anspruchsvolle Bedienung des Auditoriums überhaupt notwendig?

{Wisse, was wichtig ist}

 

5. Handelsblatt: fliessend

9. September, Berlin

Heute  versuchen wir, fliessend von der 5. Konferenz “Sicherheitspolitik und Verteidigungs-Industrie” des HANDELSBLATT aus Berlin zu berichten; was als bekannt eingestuft werden muss, Platitüden und Plaudereien werden ausgelassen:

  • Verteidigungsminister Jung (ab 10.15 Uhr):

    - Er redet frei; muss er ja können, weil er gerade in AFG und PAK war und sozusagen seine Dönekes verzählt.

    - Konkret und neu (nachprüfen?):

    40 % Lufttransport für Material,
    45 % Lufttransport von Personal durch Deutsche Luftwaffe für die gesamte ISAF.

    - “Comprehensive approach” ist natürlich immer dabei.

    - Jung bringt Leistungsdaten und mault natürlich, dass die nicht in der Öffentlichkeit gelangen, bzw. wahrgenommen werden.

    - ansonsten nicht Neues für Leute, die einigermassen auf dem Laufenden sind.

    Rededauer: 20 min.
     
  • Rangin Dadfar-Spanta, Ausserminister Afghanistans:

    - bittet die Medien, Leistungsdaten des Aufbaus zu bringen;

    - der grösste Fehler: es habe von Anfang an keine “unified strategic vision” gegeben;

    - natürlich muss PAK die üblichen Backpfeifen aushalten; der Westen betreibt gegenüber PAK eine Appeasement-Politik;

    - es ist unfair, nur die Afghanen der Korruption zu bezichtigen (?);

    - Ende: 10.55 Uhr:
     
  • Kamran Rasool, Verteidigungsminister Pakistans (wegen Krankheit wird Rede vom pakistanischen Botschafter in Deutschland verlesen):

    - PAK hat während der sowjetischen Invasion AFG (1979/89) 3,5 Mio. Flüchtlinge aus AFG aufgenommen. 2 Mio. sind jetzt noch da;

    - bilanziert die Verluste PAK im WOT: die genauen und vielen Zahlen schaffen wir natürlich nicht (vielleicht wird die Rede ausgelegt);

    - Passieren der AFG/PAK-Grenze ohne Papiere ist hergebrachtes Recht der Tribals, 40.000 (pro Tag?, wahrscheinlich);

    - fordert jede Menge feinste Rüstung vom Westen (z.B. nacht-kampffähige Kampfhubschrauber - hat die Bw ja noch nicht einmal?);

    - “Pak is totally committet ... (bis 11.20)
     
  • Vecdi Gönül, türkischer Verteidigungsminster:

    - Zig.-Pause (ZP);

    - typische Rede: brav werden alle Strategie- und Umsetzungs-Wünsche abgelesen.

    - 11.40 Uhr
     
  • Anne-Grete Strom-Erichsen, norwegische Verteidigungsministerin:

    - Geschichte muss sich nicht wiederholen;

    - “all Parties must afghanize there contributions”;

    - zitiert Sun Tsu: “Strategy without Tactics is slowest way to success” (oder so);

    - PRT’s (25) müssen von AFG übernommen werden;

    - “politics is about will” (11.55 Uhr)
     
  • Diskussion:

    Dadfar-Spanta
    - Drogen-Produktion minus 19 %
    - 18 von 33 Provinzen drogenfrei
    - Helmand (so gross wie Belgien) ist Drogen-Produktions-Zentrum (70 % weltweit) und Taliban-Zentrum;
    - gemeinsame Strategie von AFG und westlichen Partnern.

    Theo Sommer fragt Minister Jung: Beruhen die U.S.-Bomber-Angriffe auf Hochzeitsgesellschaften auf den Zieldaten der deutschen TORNADOS? (AuaAuaAuaAua).
     
  • Mahlzeit - Guten Appettit (12.30)
     
  • Podiumsdiskussion: (13.30 - 14.30)
    “EU, NATO, Russia and the transformation of western security institutions”

    - Francois Heisbourg, alter Super-Stratege aus Frankreich:
    “We are not winnig these war” (AFG).

    - Christoph Heusgen, 1. (amtlicher) sicherheitspolitischer Berater im Kanzleramt:
    “Skandal”, das NATO und EU ihre Zusammenarbeit noch nicht auf vertragliche Basis stellen konnten (die Türkei hat er als Bremser natürlich nicht erwähnt).

    - Generalleutnant David Leakey, Direktor, EU Military Staff:
    redet erstmal unendlich von alten Zeiten ... und dann schlummerten wir.

    - Alexander Weis, Chef der Europäischen Verteidigungsagentur (EDA):
    erklärt beamtig die EDA (100 Mitarbeiter): “nächste Folie bitte” (Folien, mind. 2 mit je so rund 50 Positionen) - OFF - ZP, danach erneut ca. 30 min asleep mit dit un dat, hin und her.
     
  • “Two-way debate on the future of Transatlantic Cooperations in defence supply”:

    - Louis Gallois, CEO der EADS, will “Brücken” bauen (Fabriken in U.S.!?);
    - John J. Hamre, CEO von csis.org, unglaublich erfahren, schildert zuerst genau die Lage der U.S.Rüstungsindustrie (z.B. die wahnsinnigen Kostensteigerungen bei vielen Systemen).
    - Durch die Moderation von Handelsblatt-Chef Ziesemer gehts dann doch nur um die U.S.-Tanker-Frage, back and 4th, nichts genaues weiss man nicht. Und dann noch Obama oder MacCain und Russland - nix Brausiges.

    Doch, ganz zum Schluss bei der Frage nach höheren Verteidigungsausgaben der Europäer braust Leo Gallois doch bemerkbar auf; ohne das bräuchte man über 2-way-street etc. gar nicht reden.
     
  • Nun beginnt der Abschnitt “Challenge Homeland Security” (17-18.30); Innenminister Schäuble redet gerade zu “Islamistic terrorism and Homeland Security”.

    Da wir aber nach wie vorder Meinung sind, dass nicht jedes Thema in den Topf Sicherheitspolitik (äussere) gehört und damit alles vermanscht wird, berichten wir über das Thema Homeland Security nicht.

{Den Feierabend immer selbst beschliessen}

 

Friedenspolitik > Grün: bet

3. September 2008

Das sagen DIE GRÜNEN selbst:
“Seit dem Parteitag in Köln 2006 arbeiteten Parteimitglieder beider Flügel sowie Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Praxis an dem ‘Mammutprojekt’”.
Herausgekommen ist ein 55-seitiges Papier über “Grüne Friedenspolitik im 21. Jahrhundert”:
http://www.gruene.de/cms/default/dok/247/247650.gruene_friedenspolitik_im_21_jahrhundert. htm

Natürlich ist die Lektüre des Mammuts für jeden (sicherheits)politisch Interessierten, egal welcher Beflügelung, ein Muss. Wenn wir unseren Senf dazugeben, ist das nur als eine verlorene Stimme zu verstehen, die so krächzt:

  • Unsereins wüsste zu gern, woher eigentlich die Geisteshaltung kommt, als klitzekleines Grüppchen mit dem messianischen Anspruch aufzutreten, jedem dieser 6,3 Mrd. Menschen da draussen “Frieden” zu versprechen? Und wenn das nicht klappt, ist die Ausrede ja vorinstalliert: Ihr habt es nicht so gemacht, wie wir das wollten. Die Siegerpose wird so automatisch vorgegeben (das gilt nicht nur für die GRÜNEN).
     
  • Dass heutzutage die Kirchen leer sind, ist kein Wunder. Polit-Pater und -Pastöre haben das Zepter übernommen, und versprechen das Heil auf Erden, wenn man ihnen -  verdammt nochmal - nur folgen würde. Streicht man die Sein-Sollens-Passagen und differenziert und konditioniert die Reform-Vorschläge am IST, verliert man jegliche Fassung (gilt nicht nur für die GRÜNEN).
     
  • Wenn z.B die zivile Krisenprävention als zu patentierende Erfindung der GRÜNEN für den ewigen Frieden gefeiert wird, fragt man sich wirklich, ob diese These im Lauf der Weltgeschichte noch nie geäussert worden ist. Absolut Triviales kann man sich so an das Hemd kleben und will gefeiert werden.

    Man merkt, wie der Realo-Flügel rudern musste, um hier und da doch noch dieses hässliche Phänomen der “militärischen Gewalt” in den Text zu kriegen.

Man sollte sich auch gar nicht aufregen. Parteiprogramme sind halt so, und die Regierungstätigkeit angesichts der jeweiligen Lagen ist auch halt so. Wie das hinsichtlich der grünen Regierungsbeteiligung in Sachen Kosovo, Irak und Afghanistan war, hat man in dem Papier ausführlich - und erkennbar schmerzlich - aufgearbeitet.

Man sollte eine Olympiade der Weltretter veranstalten. Schon die nationalen Ausscheidungswettkämpfe wären der TV-Hit: ATTAC kommt in die Vorrunde, auch die LINKE, die GRÜNEN. Aber wer vertritt Deutschland? Mathias Richling (gerne)? Wahrscheinlich gewinnt wieder eine der Mächte (oder die one and only) der FINSTERNIS.

{Bet and win - in der Weltretter-League}

 

Mo.-Lektüre: plausibel

1. September 2008

Wenn ein neuer Monat beginnt, der auch noch auf den Montag fällt, kann die Arbeitsaufnahme schon kritisch werden. Netzfreunde haben uns mit ihrer Post dabei sehr geholfen (fetten Dank):

  • Vom “United States Institute of Peace” ist zu vemelden, dass Sean Mc Fate zum ganz wichtigen Thema “Security Sector Reform” (SSR) eine 20-seitige Arbeit geschrieben hat, die die entsprechenden Experten nicht nur überfliegen werden:
    http://www.usip.org/pubs/specialreports/sr209.html

    Man muss nur die Zusammenfassung lesen, um sich ein Bild von der zugrundeliegenden Problematik zu machen. Eine gute Crew wäre leicht imstande, die notwendigen Ressourcen für die SSR in einem jeweiligen Krisengebiet zu addieren. Diese Listung würde jeden angehenden State-Builder zum Body-Builder konvertieren.
     
  • Heute vergleichen wir uns mit den Österreichern:
    Das österreichische Verteidigungsministerium beinhaltet auf seiner Website auch “seine” Zeitschrift “Truppendienst”, die uns aus uralten Tagen noch in sehr guter Erinnerung ist. Diese Zeitschrift druckt nun einen Artikel von Jeffrey R. Sanderson und Jay Miseli nach, der wiederum in der Zeitschrift ARMOR im Juli/August 2007 erschienen war:
    “ Six Easy Ways to Lose a War at the Tactical Level”:
    http://www.bmlv.gv.at/truppendienst/ausgaben/artikel.php?id=777

    Angesichts der aktuellen Ereignisse der letzten Tage muss man sich fragen, ob die beteiligten Diskutanten willens und in der Lage sind, die Bedeutungsebenen der Taktik, des Operativen und der Strategie noch halbwegs voneinander halten zu können.
     
  • Zuletzt möchten wir auf eine Meldung aufmerksam machen, die wir nicht für Propaganda halten:
    Im Zeitraum vom 25. - 30. August sollen die Koalitions- und die afghanischen Streitkräfte in der Provinz Helmand mehr als 220 “enemy fighters” getötet haben:
    http://www.cjtf-a.com/index.php/Press-Releases/More-than-220-militants-killed-in-ongoi ng-operation.html

    - Jeder anständige Soldat (und Zivilist) wird sich vor den Opfern verneigen;
    - Wer die Verantwortung dafür trägt, wird die Fragen der eigenen Untergebenen irgendwann beantworten müssen;
    - Derjenige verliert, dessen Antwort nicht plausibel ist.

{Plausibilität ist ein vielfach unterschätztes Prinzip}

 

CSBA-Studien: Qual

25. August 2008

Als Deutscher kann man sich so sicher eigentlich nicht sein, ob man fundierte Studien zur Zukunft der amerikanischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik noch zur Lektüre empfehlen soll, darf. Wenn die Deutschen überwiegend der Meinung sind, dass die Achse des Bösen im alliierten Washington eiert, könnte das gegen die Quote sein.

Allerdings kann man solche Empfehlungen auch ganz einfach umdeuten: Wer klug ist, beschäftigt sich gerade mit den Entwicklungen beim “Feind”. Nein ernsthaft, wir empfehlen die 7 Studien für eine “Strategy for the Long Haul” des u.E. sehr kompetenten “Center for Strategic and Budgetary Assessment” als Lektüre für junge SiPo-Freaks, denn gerade sie werden das alles erleben:
http://www.csbaonline.org/2006-1/1.StrategicStudies/LongHaul.shtml

Wenn man als Deutscher Ambitionen hätte, würde man sich fragen, ob es hierzulande intellektuelle Kapazitäten gibt, die Vergleichbares für die deutsche/europäische Zukunft auf die Reihe bringen könnten? Wer könnte in Deutschland zu den bestimmenden Themen Sinnstiftendes vortragen? Wenn man wählerisch ist, ist das verdammt schwer.

{Normal ist, wenn man keine Wahl hat}

 

Real World: Nächster

21. August 2008

Man muss begeistert sein, wenn man in der Internet-Welt Adressen findet, die einem auf dem Silbertablett das Info-”Fressen” liefern, das den jeweiligen Wahlgeschmack geradezu kitzelt.

U.E. erfüllt diese Kriterien: http://www.realclearworld.com/

Wir führen nur 2 Beispiele der gestrigen Ausgabe (Wednesday) an:

  • Was der russische Aussenminister Lavrov im “Wall Street Journal” schreibt, wird geboten, muss man lesen:
     
  • Der Blick von Yulia Latynina in die kaukasische Seele in der Referenz-Klasse “Moscow Times” ist derart grandios, dass einem die Spuke wegbleibt.

Man kann sich schon toll globalisieren (wenn man es will).

{Dein Nächster ist da, wo Du willst}

 

Träger-Aufmarsch?: where

13. August 2008

Wahrscheinlich darf man gar nicht zugeben, dass man oft ganz hilflos ist; heute ist es wieder soweit.

Am 30. Juli 2008 haben wir von Torsten Krauel gelernt:

Nur ca. 2 Wochen später meldet der u.E. mit Vorsicht zu geniessende israelische Internet-Dienst DEBKA, dass sich gerade fast die Hälfte der gesamten U.S.-Flugzeugträger-Kapazität in den (erweiterten) Mittelmeer-Gewässern versammelt: 2 sind schon da, und 3 dampfen an:
http://www.debka.com/headline.php?hid=5499
Ausserdem werden 5 mögliche Gründe für die “show of American muscle” genannt.

Schade, die Website “wherearethecarriers.info” gibt es leider nicht. Man wird abwarten müssen, ob DEBKA (nicht die gleichnamige Versicherung!) einen grossen Fake oder eine Top-Meldung geliefert hat.

Zugern wüssten wir, ob, wenn Verteidigungsminister Jung die Where-are-the-Carriers-Frage stellen würde, er eine zutreffende Antwort erhalten würde.

Es ist etwas vermessen, wenn unsereins diesen Hilferuf nach “draussen” sendet (nebenbei: hat jemand den “Ständigen Befehl der (Deutschen) Flotte, Nr. 300” für uns?).

{Was ich nicht weiss, ist wahrscheinlich nur *******}

 

Terroristen: abschrecken?

Im Kalten Krieg hiess die wirkungsvollste Kritik an der (nuklearen) Abschreckungs-Doktrin:
“Abschrecken kann man nur Eier”.

Heutzutage ist es die Königsfrage wieder: Kann man - und wenn ja wie - Terroristen abschrecken?

Für das - gewünscht wonnige - Wochenende empfehlen wir zu diesem strategischen Thema die 8-seitige Lektüre von Shmuel Bar:
http://www.hoover.org/publications/policyreview/19466219.html

Unser erster Eindruck ist: Die Bar-Erkenntnisse sind so breit ausdifferenziert und dichtgepackt, dass man jeden Operateur bedauert, der sie umsetzen wollte.

{Man hat die Lösung! - (leider wurde sie nicht erkannt)}

 

Presse-Spass: huups (Auaa: nicht HEBRON; 15.45)

7. August 2008

Sorry, wenn wir in wundervollen Sommertagen die von uns als Presse-Spass empfundene Geschichte etwas langweilig aufbauen:

  • Man weiss, dass die Bundeswehr auch gern die Fähigkeit beherrschen möchte, unbemannte Flugvehikel (UAV) zu fliegen (zeitlich ist man hintendran). Da die gesamte europäische Luft- und Raumfahrtindustrie, obwohl das Thema im Golfkrieg 91/92 oben an stand, gar nichts zu bieten hat, muss man auf den inzwischen bekannten PREDATOR zurückgreifen oder das aufkommende israelische Konkurrenzmuster HERON TP kaufen.

    Das Koblenzer Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB, grob 9.000 Experten) soll bis Jahresende entscheiden. Augenscheinlich hat es vorsorglich gegenüber den Amis signalisiert, dass es möglicherweise den PREDATOR zu kaufen gedenken könnte. Bürokratisch abgespult hat die zuständige
    U.S.-Behörde dies auch brav vermeldet mit dem Hinweis:
    “This notice of a potential sale is required of law; it does not mean that the sale has been concluded.”

Nun kommt ein Kollege der Nachrichtenagentur AGENCE FRANCE PRESS (AFP) ins Spiel. Der hat einen Pressesprecher des BMVg angerufen (wer weiss schon, was der alles gesagt hat?). Zitiert wird der ganz Gewiefte aber nur mit dem folgenden Satz:
“There are no plans to purchase a fighter drone for the Bundeswehr.”

Dies wiederum veranlasst die nicht ganz unbeachtete DEUTSCHE WELLE, am 5. 8. 08 zu titeln:
“Germany Denies Pentagon Report of Seeking Armed Drones”!

Man kann sich nur noch kafkaeske Fragen stellen:

  • Der REAPER (MQ-9) ist die verdoppelte Version des PREDATOR; er kann, muss aber nicht, reichlich bewaffnet werden (Zuladung ca. 1.3 t, incl. Sensor-Pods)
     
  • Das Konkurrenzmuster HERON TP mit 1 t Zuladung ergibt auch die Bewaffnungsmöglichkeit (google).
     
  • Kann, wenn in 2010 ein, 2013 (!) die restlichen vier Bw-UAV’s evtl. einfliegen, irgend jemand (hoch und heilig) versprechen, dass die ach so friedliebende Bundeswehr auf gar keinen Fall - wann auch immer - ihre UAV’s einmal bewaffnen könnte? Und was wäre das für eine gar fürchterliche Vernichtungsmaschinerie, die man dem armen Feind antun würde?

{Brecht bricht: “Wer (huups) kämpft, hat schon verloren}

P.S.: REAPER ist so absolut igittigitt; im CASSELL lautet die Übersetzung: “Schnitter, Mähmaschine”! (Sorry: “Heron” wissen wir nicht).

Nachtrag 8.8.08:
Der lieben Ulrike verdanken wir den Hinweis auf diesen Link:
http://www.heise.de/newsticker/Bundeswehr-will-US-Jaeger-Killer-Drohnen-vom-Typ-Reaper-k aufen--/meldung/113815 
Das kann man eine Debatte nennen (scrollen): 259 (!) Heise-Leser liefern sich ein wildes Meinungsgefecht über die REAPER-Geschichte. Liest man nur einen Bruchteil der Beiträge, wünscht man sich sehnlichst, auf der Venus zu sein.

Eine liebe mail aus dem Führungsstab der Streitkräfte (FüS) hat uns besonders gefreut, weil sie auch HERON erklärt: “vermutlich nach Heron von Alexandria, einem griechischen Mathematiker”.

{Unsere Mailisten knutschen wir dicke!}

 

Taliban-Kids: stirbt

4. August 2008

Ein rares Video-Stück haben wir beim englischen “Mirror” gefunden. U.E. ist dies schon ein Fall, bei dem die Autoritäten der islamischen Religion schon eine Untersuchung hinsichtlich der Authenzität einleiten müssten (wir wissen, dass diese Forderung ganz utopisch ist). Die Anmutung des Videos über die Taliban-Kids muss gerade zwangsläufig (auch für Westler) zu der Folgerung führen, dass das nur ein ganz ausgefeimtes Produkt westlicher Propaganda-Experten sein kann. Nein, Muslime tun so etwas auf gar keinen Fall (!?):
http://www.mirror.co.uk/news/2008/08/02/child-soldiers-trained-by-the-taliban-to-kill-british-so ldiers-115875-20681500/

{Auch so ein Unsinn: “Die Wahrheit stirbt im Krieg zuerst”}

 

Sommer-Akademie: hitzefrei

30. Juli 2008

Als eingeschworenes Mitglied des Sommerseminars der Akademie Burg Kleinbüllesheim erhalten Sie heute wieder Lesestoff für die Vertiefung Ihres breit angelegten strategischen Wissensstandes:

{Man sollte “hitzefrei” befehlen}

 

Barack Obama: verhalten

25. Juli 2008

200.000 Zuhörer, Sonne, “Gold-Else” und Barack Obama (nein, nicht Präsidentschaftskandidat, sondern Weltbürger). Eine gute Rede?:
http://www.realclearpolitics.com/articles/2008/07/a_world_that_stands_as_one.html

  • Inhaltlich:

    Ein Wechselbad von die Welt erlösenden Heilsversprechen und dunkele Sachaussagen, die nur Ahnungen und konkrete Nachfragen auslösen (z.B. Iran, AFG, No Nucs, Dafur);

    Krampfhafte Mantra-Formeln:
    - “This is the moment ...”
    - “Look at Berlin ... “ (Wie man die Ernst-Reuter-Passage gebraucht, ohne ihren “Erfinder” beim Namen zu nennen, ist intellektuell schon recht ungehobelt),
    - “Will we ...” (wir retten die iranischen Blogger, Burma, Dafur und Zimbabwe!).
    - “A world that stands as one” (6,2 Mrd. Menschen, 200 Regierungen liegen sich in den Armen).
     
  • Non-verbal:

    Besonders die Mimik und die Stimm-Modulation verraten, wie der Redende mental “aufgestellt” ist; der Blick auf sein Inneres wird frei; aufgesetztes Lächeln dagegen ist einfach zu trainieren, genauso martialische Armbewegungen. Man muss schon ein Hype-Typ sein, um die fehlende Authenzität nicht zu merken. Logisch, dass es keinen wirklich berauschenden Beifall gab.

    Den non-verbalen “Äusserungen” wird zu recht eine grössere Bedeutung beigemessen, weil sie beim Betrachter ein “Gefühl” hinterlassen (wen interessieren schon Inhalte?). Für inhaltliche Fragen kann das aber auch gelten. Rein rational hätte sich Barack Obama (und seine Berater) fragen müssen, ob er ein (oder mehrere Worte) in deutscher Sprache sagt. “Danke” in deutsch hätte völlig ausgereicht, die “hearts und minds” ordentlich zu gewinnen, vorausgesetzt, man merkt an der Körpersprache, dass das auch aus dem Innersten kommt (erst so kann Charisma entstehen).

{Kommunikation ist Verhalten - und Verhalten ist Kommunikation}

 

Nahkampf-Doktrin: igittigit

24. Juli 2008

Wenn uns nicht ein alter Kämpfer darauf hingewiesen hätte, wäre eine ganz wichtige Fortschreibung der Weltgeschichte der Kampf-Doktrin wahrscheinlich für immer verlorengegangen. Wer würde glauben, dass sie sich hier verbirgt:
http://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLd4739 QsCSYGYpj6W-pEwsaCUVH1fj_zcVH1v_QD9gtyIckdHRUUA4Dsu3w!!/delta/base64xml/L3dJdyEv d0ZNQUFzQUMvNElVRS82X0NfTVBL (Lade “aktuell”, Nr. 29 vom 21. Juli, ab, S. 4: “Einsatznah ausbilden”).

Die Revolutionierung der Kampf-Doktrin findet daselbst durch den deutschen Verteidigungsminister Franz-Josef Jung statt. “bw-aktuell” dokumentiert:

  • “Am Rande einer Nahkampfdemonstration wies Jung auf die Wichtigkeit dieser Fähigkeiten im Einsatz hin, da der Einsatz der Schusswaffe nur das letzte Mittel sein könne und somit der Nahkampf ein entscheidendes Mittel der Deeskalation sei.”

Darauf muss man erst einmal kommen! - das ist gewaltig! - die Heeresdienstvorschriften müssen sofort umgeschrieben werden, auch die “Taschenkarte” - schreiben Sie sofort einen “Kommandeursbrief”! - kommen Sie auf die Hufe, meine Herren!!

Unsereins hofft innigst, durch die Verbreitung dieser Nachricht dazu beitragen zu können, dass weltweit eine Würdigung dieser wegweisenden Weiterentwicklung der Kampfführungs-Doktrin durch den deutschen Verteidigungsminister gebührend hochgeachtet wird.

{Das reicht für den Clausewitz-merite´(igittigit)}

 

FDP-Anfrage: Lage

24. Juli 2008

Es ist nicht so, dass man als arbeitender Nicht-Urlauber keinen grandiosen Spass haben kann. Unser Rezept: abladen und lesen: Drucksache 16/9962.

Die Große Anfrage der FDP-Fraktion mit dem Titel “Die Bundewehr - Eine aufgabenorientierte Streitkraft?” wird im Geschichtsbuch der Informationspolitik über die deutschen Streitkräfte ihren guten Rang finden:

  • Mit 181 Fragen quer duch die gesamte Last löchern die Blau-Gelben das Verteidigungsministerium auf das Ärgste, nach dem Motto:
    Alles, was Sie immer wissen wollten, das BMVg Ihnen aber nie verraten durfte.
     
  • Selbst wenn die politische Spitze des Hauses unter der Theke den Ukas herausgibt, ganz flach zu antworten, werden die dann gewundenen Antworten dokumentieren, wie sehr gemauert wird. Trotzdem wird die Antwort reichlichen Stoff bieten werden.

Feixen kann man angesichts der Vorstellung, wie die Tausende von Beamten und Soldaten endlos fluchen werden; Tausende werden auf den Fluren wüsteste Verwünschungen ausstossen.

Wir sind aber sicher, dass das gar nicht so schlimm ist. Die Tausenden haben in ihren Schubladen (Festplatten) jeweils Millionen von Daten und Fakten, nach denen sich manche Bundeswehr-Junkees sehnen. Wieviele “Sachbearbeiter” träumen denn davon, dass die Öffentlichkeit endlich einmal ihren stillen Frust mit der Lage wahrnimmt (Wenn das der Bürger wüsste!)?

Man muss nur die Deckblätter der (Regierungs-) Weißbücher von 1994 und 2006 vergleichen:

  • 1994 lautete der Titel:
    “Weißbuch zur Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland und zur Lage und Zukunft der Bundeswehr”;
     
  • Die wirkliche “Lage” der Bw hat man 2006 unter den Tisch gekehrt. Der 2006-Titel lautet nur noch:
    “Zur Sicherheitspolitik Deutschlands und zur Zukunft der Bundeswehr”.

Die Antwort des Verteidigungsministeriums auf die FDP-Fragen wird hoffentlich so etwas wie eine kleine Lage-Darstellung der Bundeswehr.

{Wir würden gern noch eine grosse Lage ausgeben - Prost!!}

 

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