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R Ü S T U N G

 

 

Luftwaffe II: Ahnungen

11. Oktober 2006

Die grobe Unterteilung der Kampfflugzeuge einer Luftwaffe in Luftverteidigungs- und Luftangriffskräfte kann man fast als Allgemeinbildung bezeichnen. Und dass Luftangriffskräfte im wesentlichen mit Luft/Boden-Waffen (weichgespült “Effektoren” genannt) ausgerüstet sind, die “präzise” und auf “Abstand” wirken sollen, gehört zur verbreiteten Erkenntnis dazu.

Schaut man allerdings in die vom Führungsstab der Luftwaffe gezeichneten Argumentationslinien zum Thema “Präzisions- und Abstandsbewaffnung” (AWX), hat man nicht den Eindruck, auf der Höhe der Zeit zu sein:

  • Für die Präzisionsbewaffnung für große Reichweiten (100 - 350+ km) kann man stolz auf  die 600 TAURUS verweisen, die für die Bekämpfung “von gehärteten, stationären Hochwertzielen in der Tiefe des gegnerischen Raumes optimiert” sind, und deren Zulieferung für den TORNADO vor Monaten begonnen hat und 2010 ausläuft;
     
  • Für die “effektive, wie auch effiziente Bekämpfung von stark verteidigten Punkt- und Flächenzielen aus der Luft, die nicht als Hochwertziele eingestuft werden”, hat die Luftwaffe für die Präzisionsbewaffnung mittlerer Reichweite (25 - 100 km) einen “planerischen Vorbehalt ab 2014” reklamiert;
     
  • Für die Präzisionsbewaffnung kurzer Reichweite (0 - 25 km) verfügt die Luftwaffe “derzeit über kein allwetterfähiges und unter allen Sichtbedingungen einsetzbares “Luft-Boden-Wirksystem” (das in sehr geringen Stückzahlen eingeführte System GBU-24 “ist an bestimmte minimale Wetter- und Sichtbedingungen gebunden” und hat zudem einen veralteten Rüststand).
    Bis der EUROFIGHTER im noch nicht beschlossenen 3. Los in der Luft/Boden-Version bis 2014 (?) zufliegt, soll bis dahin der TORNADO die Luftangriffsrolle übernehmen.
    “Zur Erreichung einer Grundbefähigung und zur Überbrückung der Fähigkeitslücke mit dem WaSys TORNADO ist die Beschaffung von 50 (!) Effektoren vorgesehen.”

Zur Beschreibung der Luftangriffs-Fähigkeiten der Deutschen Luftwaffe darf man also zusammenfassen:

  • Bis 2010 wird sie mit 600 TAURUS Hochwertziele im Reichweitenband von 100 - 350+ km angreifen können;
     
  • Für Präzisionsmunition gegen Punkt- und Flächenziele in mittlerer Reichweite von 25 - 100 km ist ab 2014 ein “planerischer Vorbehalt” angemeldet;
     
  • In der “kriegsüblichen” Reichweitenklasse für Ziele im Bereich von 0 - 25 km wird man sich bis gegen 2014 mit 50 “Effektoren” begnügen müssen.

Wenn man bedenkt, dass die amerikanische und die britische Luftwaffe im Süden und Osten Afghanistans derzeit täglich rund 40 Luft/Boden-Einsätze (die U.S.-Air Force mit Präzisionsmunition) fliegen, darf man sich eigentlich nur freuen, dass die German Air Force daheim ist, denn der Gesamt-Zusammenhang könnte eine bittere Konsequenz haben:

  • Würden deutsche Piloten in irgendeinem Szenar ihre “dummen” Eisenbomben etwas ungenau abwerfen, liefen sie Gefahr, vor den Internationalen Strafgerichtshof gezerrt zu werden. Sein Statut beinhaltet den Kern der Genfer Zusatzprotokolle von 1977, die den Einsatz von Nicht-Präzisions-Munition gar nicht mehr zulassen.

So ist die Ahnung gerechtfertigt, dass eine Diskussion über die “Bomben”-Beschaffung des Bundesverteidigungsministeriums ganz seltsame Wendungen nehmen könnte - wenn sie denn stattfinden würde.

{Ahnungen sind auch Visionen - man sollte zum Arzt gehen}

 

Luftwaffe: Ableitungen

9. Oktober 2006

Wahrscheinlich gibt es kein besseres Standard-Argument für die Rettung der Bundeswehr als die Streichung der 3. Tranche des Eurofighters. Wer dem zu schnell zustimmt, sollte einen Moment innehalten und sich erinnern, dass alle Teilstreitkräfte ihre spezifischen Rüstungspläne jeweils haarklein ableiten können, aus den “Verteidigungspolitischen Richtlinien” (VPR), dann der “Konzeption der Bundeswehr” (KdB); Ober-Argument ist immer das Paket der Verpflichtungen, die die Bundesregierung bei NATO, EU, U.N. und gegenüber dem eigenen Bürger übernommen hat.

Dass die Luftwaffe die haarkleine Ableitung aus den strategischen Vorgaben auch leisten kann, ist einem 50-seitigen Argumentationspapier des Führungsstabes der Luftwaffe zu entnehmen, in dem das 2017-Ziel von 270 Kampfflugzeugen (180 Eurofighter, 90 Tornados) detailliert hergeleitet wird.

Zunächst wird in einer Fussnote zu Grössenordnungen vergleichbarer europäischer Luftwaffen ausgesagt:

  • 2015 wird Frankreich über ca. 390 Kampfflugzeuge verfügen,
  • das Vereinigte Königreich über ca. 380,
  • Italien über 270 und
  • die Türkei über 350.

Den Anteil der 180-Eurofighter-Luftmacht bricht man so herunter:

  • 64 EF 2000 setzen sich zusammen aus:
    - zwei Modulen mit je 12 Eurofightern jeweils für die Luftangriffs- und die Luftverteidigungsrolle (48)
    - 4 Alarmrotten mit je vier Maschinen für den “Quick Reaction Alert” (QRA) der Luftverteidigung Deutschlands als Daueraufgabe (16);
     
  • Weitere 48 Eurofighter rechnet man als Ersatz für das erste (o.a.) Kontingent nach 2 Monaten intensiven Einsatzes;
     
  • 20 EF 2000 werden durch die Ausbildung gebunden;
     
  • 48 Eurofighter werden in die Instandhaltung, Materialhaltung und Kreislaufreserve abgerechnet (incl. 3 Maschinen für die Amtsseite, das BWB).

Den Flottenumfang von 90 Tornados (MRCA) definiert man so:

  • Die 21 Tornados des ersten Moduls sind
    - 13 Maschinen für SEAD (Suppression of Enemy Air Defense),
    - 4 Flugzeuge für die Aufklärung,
    - 4 Flugzeuge für die Seekriegführung
     
  • 27 weitere Tornados bedienen nach 2 Monaten das Folgekontingent einschliesslich der “Nuklearen Teilhabe”;
     
  • 16 Tornados dienen der Ausbildung;
     
  • 26 Tornados sind der Instandhaltung usw. zuzurechnen.

Wie man sieht, verschwindet die 270-Luftmacht in eine fein ziselierte Untergliederung von zu bedienenden Aufgaben, die nur noch von relativ wenigen Kampfflugzeugen wahrgenommen werden könnte.

Eine so geführte Debatte, auch für die entsprechenden “Ableitungen” des Heeres, der Marine, der Streitkräfte-Basis und des Sanitätsbereichs, führt zu Komplizierungen, denen wohl kaum jemand folgen mag. An solchem Ende müsste Sprachlosigkeit stehen.

{Sun Tsu sagt: “Grosse Strategien verlangen (kleinste) operative Ableitungen”}

 

KMW/GIAT-Allianz: Gewusel?

4. April 2006

Für den Bereich der Heeres- bzw. Landsystem-Hersteller hat die deutsche Krauss-Maffei Wegmann mit der französischen GIAT europa- und weltweit ein kräftiges Signal gesendet:
Die Unternehmen wollen ein “Medium Size Multirole Armored Fighting Vehicle” (MSMRAV) in der 20-Tonnen-Klasse gemeinsam entwickeln und finanzieren; der erste Demonstrator soll ab 2010 verfügbar sein und den spezifierten Anforderungen von Deutschland, Frankreich, Italien, Schweden und Spanien entsprechen: siehe
http://www.kmweg.de (News).

Die deutsch-französische Sensation ist in ein breites Raster einzuordnen:

  • Aufgrund des unversöhnlichen Verhältnisses zwischen KMW und Rheinmetall-Detec weiss augenscheinlich niemand einen Weg für die zunächst deutsche Konsolidierung der Heeresindustrie, die eigentlich auch noch die Diehl-Aktivitäten berücksichtigen müsste.
     
  • Die Gilde der deutschen Produzenten von gepanzerten Fahrzeugen befindet sich im internationalen Vergleich in einer unangefochtenen Führungsposition, weil sie mit hervorragenden Sub-System-Lieferanten Fahrzeuge wie den BOXER und den PUMA entwickeln, die vor allem eines auszeichnet: Die Beachtung des Faktors Schutz. Würden die Regierungen der westlichen Welt durch ihre jeweilige öffentliche Meinung gezwungen werden, nur Fahrzeuge mit maximalem Schutz für ihre Soldaten zu kaufen, wären die Aufträge schnell verteilt.
     
  • International hat sich aber eine Firma auf dem Landsektor ausgebreitet, deren Name dies nicht vermuten lässt: British Aerospace Systems ( www.baesystems.com , siehe dort “Landsystems”). Allein die 2005 in den U.S.A. zugekaufte www.uniteddefense.com hat 11.000 Mitarbeiter. Vorher hatte die BAE im eigenen Land, in Schweden und sonstwo alles aufgekauft, was Räder hat, Kanonen incl. BAE Systems ist zwar der grösste europäische Rüstungskonzern, hat aber bei wichtigen Kennzahlen wie Umsatz pro Beschäftigter oder Gewinn keine berauschende Performance. Das BAE-Systems-Momentum ist aber so gross, dass sich ihm z.B. die britische Regierung gar nicht entziehen kann.
     
  • GIAT ( www.giat-industries.fr ) hat, natürlich mit entsprechender Regierungs-Beteiligung, augenscheinlich erkannt, dass gegen die britische Allmacht (und die amerikanischen Brückenköpfe in Österreich und Spanien) nur eine Strategie mit den Kobolden aus München hilft: Mit 2.700 Beschäftigten erwirtschaften die Krauss-Maffianer einen Jahresumsatz von ca. 600 Mio. EUR, während GIAT bei einem grösseren Produkt-Portfolio mit 5.000 Beschäftigten gerade 731 Mio. EUR für sich reklamiert.
     
  • Allzu rosig sollte man die Angelegenheit trotzdem nicht betrachten:

    - In Expertenkreisen gelten die Franzosen als solche, die nur bis zum Abschluss eines Entwicklungsvorhabens treu bleiben (jüngste Geschichte von “Regierungs”-Vorhaben);

    - Die KMW-Führung wird ungern darüber diskutieren, was aus den 49 % Aktien-Anteilen wird, die (vermutet ungeliebt) bei Siemens lagern. Die Rheinmetall-Führung wird ebenso wenig die Frage mögen, ob sie KMW nun entlich einsacken will;

    - Das Entwicklungsziel, ein 20-t-MSMRAV zu bauen, ist erst dann erwähnenswert, wenn es den Schutz für Soldaten bietet, der heutzutage nur mit 30 Tonnen realisierbar ist (besser morgen: mit dem Boxer). Nur völlig neuartige, reaktive Plattformen können das Ziel erreichen (immer öfter werden solche Technologien vermeldet).
     
  • Nicht unwichtig ist die Markt-Perspektive: Wieviele Autos kann man verkaufen?

Man darf den Trost bereit halten, dass alle Wagenbauer vor dem Problem des adäquaten Schutzes vs. Gewicht stehen. Leider ist aber voraussehbar, dass bei der Beschaffung die nationalen Arbeitsplatz-Argumente vor denen des Schutzes der eigenen Soldaten rangieren werden. Die Lösung wäre, dass das “Open Source”-Prinzip gilt; es muss mit dem Profit-Prinzip versöhnt werden (wir merken, dass wir den Gutmenschen-Argumenten erliegen - wäre für eine Talk-Show genau das Richtige).

{Wer koordiniert eigentlich das ganze “strategische” Gewusel}

 

WT-Industrie: Bewegung (+ Nachtrag)

20. Juni 2002

Neu ist nur diese Nachricht: Die nur durch die ungeliebten Krauss-Maffianer um die Krone des deutschen Landsysteme-Rüsters gebrachte Rheinmetall-DeTec ist in Kauf-Verhandlungen mit der ZEISS-Optronic, die man getrost als zielführend einstufen darf. Anders als vor einem Jahr, als die (franz.) THALES von der deutschen Politik kaufgebremst wurde oder vor drei Jahren, als die Rheinmetaller die damals (geschäftlich) mies darstehenden Zeissianer verschmähten, will die durch die Familie Röchling strategisch ausgerichtete, grösste deutsche Rüstungsfirma sich mit der Optronic-Perle gesamtheitlich positionieren; es geht nur noch um den Preis.

Bekannt ist, dass die Rheinmetaller sich mit der (engl.) BAE-Systems bezüglich ihrer Wert-Beteiligung bei der Bremer STN ATLAS geeinigt haben:

  • Das bisherige Beteiligungs-Verhältnis wird umgekehrt:
    Jetzt wird die BAE 51 % halten, Rheinmetall 49 %.
     
  • Durch die STN Atlas geht die Zuordnungs-Kreissäge:
    - Die BAE Systems übernimmt (nach dem schmerzlichen Verlust der Marconi-Sparte) die operative Führung der Marine- und die Drohnen-Technologie;
    - Die Rheinmetaller bekommen die Führung des Land-Restes.

Die spannendste Frage wird damit leider immer noch nicht beantwortet:
Wie steht es um die Zukunft von Krauss-Maffei Wegmann, dem Winzling hinsichtlich Unternehmensgrösse, aber dem Dominator des europäischen (!) “Ballerwagen”-Geschäfts (natürlich immer ‘nur’ als System-Führer): EURO-Leo / EURO-Haubitze etc.?

Im Lauf der nächsten Monate (Herbst) wird sich ergeben, wer Kauf-Kandidat für das 49%-Paket sein wird, welches SIEMENS, jeglicher Militär-Tradition überdrüssig, zum Eigennutz höchstpreisig verticken will. Interessant sind dabei strategische Richt-Punkte:

  • Von Insidern wird SIEMENS attestiert, dass die Herrschaften keine Ahnung haben, worum es überhaupt geht.
     
  • Die Krauss-Maffianer/Weg-Männer wissen, dass sie einen strategischen Partner brauchen, der ihnen neue Märkte öffnet. Hin- und hergerissen hoffen sie, die SIEMENS-Entscheidung zielstrebig beeinflussen zu können.

Bezeichnend ist die Frage, wer denn Interesse haben könnte. Nach dem HDW-”Desaster” ist Opernball im Hühnerstall. Die “Deutsche Welle” (13. 6. 2002) wird mit einem guten Beitrag zitiert, dass es keine deutschen Bieter für HDW gegeben habe. Wer also bietet für die 49 % von Krauss-Maffei Wegmann?

Wenn von “strategisch” die Rede ist, kommen eigentlich heutzutage (bei Rü-Ind.) nur die USA in Frage. Klassisches Beispiel ist die U-Boot-Saga: Die deutsche Regierung lehnt kategorisch eine Lieferung von U-Booten im US-Auftrag für Taiwan ab, obwohl sie die den Israelis, was jetzt deutlich belegt wird, Dolphins mit nuklearen Rohren schenkt. Die Folge ist: Die Amis kaufen schlicht HDW - den Super-U-Boot-Produzenten (dies ist eine “Verschwörungs-Theorie”).

Wenn vor allem von einem Ausverkauf deutscher Rüstungs-Technologie an die Amis die Rede ist, stellt sich nur noch die Frage, welche US-Firma antritt (bei HDW war es wohl General Dynamics). Nachdem wir erst bei BOEING waren ( wegen der FCS-Geschichte), sind wir nach einer Kurz-Analyse folgerichtig bei NORTHROP-GRUMMAN gelandet. Die haben schon Erfahrung mit SIEMENS und sind hinsichtlich des Bereichs Land-Systeme völlig unbeleckt, was für die längerfristige US-Positionierung nicht empfehlenswert ist. Hinsichtlich KMWegmann passt alles zusammen: der Preis - das abgekoppelte Laufwerk - und das Ääätsch für BOEING und Genossen. Und für Dr. Bode muss NG Nahrung und Genuss sein.

Wir bitten Sie aber um alles in dieser Welt, ja nicht Ihre Aktien-Strategien aufgrund unserer dusseligen Spekulationen auszurichten; wir übernehmen keinerlei Gewehr. Bitte verzeihen Sie uns diesen Ausflug; es ist so schön, als Maus zu fliegen.

{Sun Tsu sagt: “Alles ist besser, als Du je zu träumen wagst”}

Nachtrag 24. Juni 2002

Von kompetenter Stelle der Rheinmetall DeTec sind wir darauf hingewiesen worden, dass eines an unserem Beitrag nicht stimmt: Die Gespräche mit BAE Systems sind nicht darauf festgelegt, bei der STN Atlas ein 51:49-Verhältnis zugunsten BAE herzustellen; es kann durchaus höher ausfallen. Wir lernen daraus, dass ein höheres Verhältnis schlicht Geld in der Kriegskasse bedeutet.

 

Rüstungsprojekte 2002: Blau

24. Januar 2002

Für die deutsche Rüstungsindustrie wird 2002 wohl ein enttäuschendes  Jahr werden. Vorhaben mit einem Volumen von mehr als 25 Mio. EUR, die vom Haushalts-Ausschuss des Bundestages genehmigt werden müssen, können nur dann eine Chance haben, wenn sie im 1. Halbjahr 2002 zugeleitet werden, denn das 2. Halbjahr geht durch die Bundestagwahl drauf.

Noch wichtiger ist, dass die sog. “Verstärkungsmöglichkeiten” (Modernisierungs-Erlöse), die im Haushalt 2002 mit 613 Mio. EUR eingestellt sind, nach Insider-Einschätzungen nur rund zur Hälfte erreicht werden können; in 2001 wurden sie etwa zu einem Drittel (bei 1 Mrd. DM Planung) erreicht.

Von den rund 250 Mio. EUR, die das BMVg für zusätzliche Rüstungs-Massnahmen im Rahmen des von der Regierung beschlossenen Anti-Terror-Paketes in Höhe von 767 Mio. EUR (1,5 Mrd. DM) angemeldet hat, wird das Kanzleramt kaum etwas freigeben, solange die Kosten für die Bw-Einsätze, insbesondere bei der Perspektive für ISAF, unkalkulierbar sind.

Nach derzeitiger Einschätzung ist deshalb für das 1. Halbjahr mit folgenden Vorlagen zu rechnen:

  • Marine:
    - 27 mm Marine-Leicht-Geschütz für mehrere Schiffstypen;
    - Minenjagd 2000.
     
  • Luftwaffe:
    - Luft/Luft-Flugkörper METEOR (Entwicklung);
    - Kampfwert-Anpassung (KWA) TORNADO;
    - KWA PATRIOT (PAC 3). Diese Vorlage wird ein Hit werden, denn die Frage steht im Zusammenhang mit einer Luft/Raketenabwehr eingesetzter Truppen und dem Drängen der US-Regierung auf Beschleunigung des Vorhabens sowie dem MEADS-Projekt (Medium Extended Air Defense System).

Auffällig ist, dass das Heer Fehlanzeige meldet. Insider nennen die Beispiele:

  • Die für den Kampf-Unterstützungs-Hubschrauber TIGER geplante Panzerabwehr-Rakete (PARS) mit langer Reichweite vermeldet noch immer technische Probleme.
     
  • Für das seit sieben Jahren schmorrende Projekt Schützenpanzer 3 (Marder-Nachfolge) gibt es zwar eine fertige Vorlage, aber Rüstungsdirektor Dr. Kaempff hat sie bisher nicht unterschreiben können, weil die Finanzierung aussichtslos ist:
    - Zulaufen soll das System ab 2008, gerade zu dem Zeitpunkt, wo die A400M die Beschaffungsgelder fortzufliegen beginnt;
    - Mit einem Beschaffungs-Volumen von rund 3 - 3,5 Mrd. EUR für 400 bis 500 Spz 3 ist jeder “Geldfindungs-Prozess” illusorisch, obwohl die Entwicklungskosten von rund 300 Mio. EUR von 2002 bis 2008 vielleicht untergebracht werden könnten.
     
  • Für 80 der 100 schweren Transport-Hubschrauber des Typs CH-53 G wird es keine Nutzungsdauer-Verlängerung geben.
     
  • Selbst bei Kleinst-Waffen wie dem Gewehr G-36 können nur 90.000 Stück beschafft werden, was 40 % des Ziel-Umfanges entspricht.
     
  • Insgesamt vermeldet das Heer einen Modernisierungsgrad von 19 % anstatt notwendiger 30 %.

Es ist nur zu hoffen, dass es dem Haushalts-Ausschuss im Zusammenhang mit der A400-Comedy gelingt, den Verteidigungsminister zur Offenlegung seiner längerfristigen Rüstungsplanung zu zwingen.

{Der Implosion einer Posse folgt der Abgang der Bosse}

 

A400M: Abgehoben

19. Dezember 2001

Bevor wir abheben, müssen wir erst einmal die Quellen nennen, aus denen wir betrunken wurden:

  1. Presse-Mitteilung BMVg XXXVIII/147, Berlin, 18. 12. 2001: “A400M-Regierungsvereinbarung und Industrievertrag in Brüssel unterzeichnet”: im folgenden kurz “BMVg”;
  2. Bericht des Bundesrechnungshofes zum zukünftigen Transport-Flugzeug der Bw, 12. Okt. 2001, Langfassung (“urheberrechtlich geschützt” und VS-Nichts für Dich), kurz “BRH”;
  3. Führungsstab Luftwaffe, “Das zukünftige Transportflugzeug der Bundeswehr - A400M, gez. vom Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Back, Stand: 5. Sept. 2001, kurz “Luftwaffe”;
  4. Äusserungen von VM Scharping vor der Regierungs-Presse-Konferenz am 12. Dez. 2001, kurz “Scharping”;
  5. Presse-Agentur AFP, Brüssel 18. 12. 01, “Eight countries in mega-deal for European military Airbus”, kurz “AFP”.

Fangen wir mit der unendliche Geschichte an:

  • Preis:
    - Als 1998 das europäische “Future Large Aircraft” (FLA) von den Europäern projektiert wurde, klebte als Preis-Vorstellung der Betrag von “80 Mio. US $” am Flieger (nichts genaues, ob nun mit Märchen-Steuer, System-Zuschlag etc. oder ohne, aber Preisstand 1998! - damals rechnete man 1 EUR = 1 US$);
    - “BMVg” teilt nun geschickt verklausuliert mit (haben wir “schwierig” errechnet):
    > wenn der erste Flieger 2009 in Berlin landet, sind (mit Preisstand 12/2000)
    94,027 Mio. EUR an die EADS zu überweisen,
    15,0443 Mio. EUR Märchen-Steuer an Hans Eichel o. Nachfolger i. A.
    7,534 Mio. EUR als “Systemzuschlag” abzubuchen (Ausrüstung, Infrastruktur, Simulatoren, Management);
    macht zusammen: 116,67 Mio. EUR
    (228,19 Mio. DM) “Gesamt-System-Preis”.

    Anzumerken dazu ist:
    - “Scharping” meinte vor der Bundes-Presse-Konferenz, er “erwarte keinen Orden” bezüglich seiner gekonnten Preis-Drückerei, die im übrigen auch noch Rüstungs-Staatssekretär Dr. Stützle für sich in Anspruch nimmt.
    Wie nimmt sich das aus gegen die “Luftwaffe” (S. 6), die von “Beschaffungskosten” der A400M” von 12,852 Mio. DM berichtet, was pro Flieger
    176 Mio. DM bedeuten würde;

    - lt. “BRH” das BMVg am 10. 11. 2000 an den Haushalts-Ausschuss des Bundestages Gesamt-Ausgaben von 15,6 Mrd. DM (incl. MwSt., Preisstand 7/1998) gemeldet hatte; errechnet man die prozentuale Steigerungsrate von 7/98 auf 12/00, dann ergeben sich 6,7 %; dies entspricht annähernd genau der vom BRH immer genannten Preissteigerungs-Rate von jährlich rund 3 % im Bereich der Luftfahrt-Industrie.
    Fazit für Scharping und Stützle: keine Orden.

    - Systemkosten: Das “BMVg” hat geschickt die Systemkosten für die A400M in Höhe von 555 Mio. EUR “versteckt. Der Betrag entspricht einem System-Kosten-Zuschlag von
    sieben Prozent! Hier haben die Herrschaften kräftig runtergerechnet: “normal” sind wenigstens 10 %; der “BRH” (S. 25) geht von einem “Systemzuschlag von 14 % aus.

Sind Sie noch da? Okay.

  • Leistung:
    Geradezu abenteuerlich wird die Öffenlichtkeit über den Tisch gezogen, wenn es um “Leistung” geht:

    - “Scharping” erzählt in der Presse-Konferenz gar wunderlich “einfache” Daten:
    Die Transall kostet demnach für den Transport einer Tonne über einen Kilometer fürchterliche 4,96 DM, die A400M ganze 0,60 DM. Das hat er sich natürlich von “Luftwaffe” (Tabelle letzte Seite, unbeziffert) stecken lassen. “Luftwaffe” hat diese Rechnung natürlich richtig verblödend mit der Formel Nutzlast/Reichweite/Flugstunden ausgeführt.
    Anders dagegen der “BRH” (S. 8). Die Autoren Reich und Brauer, denen man wirklich die Rechenkunst zurechnen kann, kommen bei der Transall auf einen Kostensatz von “42 DM/kg”, also 42.000 DM/Tonne!

    - “Scharping” erzählt grosse Dinge über Betriebskosten des Lebenszyklus des Gesamt-Systems (spöttisch LCC genannt) von “Trall” (18,3 Mrd. DM) und A400M (nur 9 Mrd. DM!). Die Zahlen finden Sie wieder unter “Luftwaffe”, Zeile “Betriebskosten”. Mit dem Unterton von der “Sendung mit der Maus” kommt: “Da hat er uns wieder etwas verschwiegen”, denn “Luftwaffe” kommt in der letzten Kategorie “durchschnittl. Gesamtkosten pro Fh (Flugstunde) mit kalk.(ulatorischen) Kosten” bei der
    Transall (Preisstand tats. Ausgaben) auf:
    25.830 DM, bei der
    A400M (Preisstand Juli 98, nicht eskaliert) auf:
    46.444 DM! (und das aufgrund von A400M-Gesamtkosten von 6,571 Mrd. EUR mit Preisstand Juli 98)
    Dagegen sind die international marktüblichen Preise bei Spezial-Cargo-Leistungen lt. “BRH” (S. 9) zu sehen (etwas unfairer Vergleich):
    - DC-8: 5.600 DM/h
    - Ilyuschin 76: 3.300 DM/h
    - Boeing 747: 12.760 DM/h
    - Antonov AN 124: 18.700 DM /h

Sind Sie noch da? Okay.

Lt. “BMVg” wird die Bw 2009 die ersten A400M erhalten, 2016 wird die Gesamtflotte ausgeliefert sein. Also laufen in acht Jahren 73 Flugzeuge zu; “Luftwaffe” (drittletzte Seite) verzeichnet einen durchschnittlichen Zulauf von 10 Flugzeugen. Das wäre (ohne System-Zuschlag, plus Eichel-Steuer, Preisstand 12/2000) gnädige 2 Mrd. DM für den Luftwaffen-Rüstungstitel. Der ist wiederum (lt. “Wehrdienst” Nr. 8/01) im Jahr 2004 (immer Preisstand 2000) schon bei 5,5 Mrd DM, während das Heer dann mit 1,4 Mrd. DM und die Marine mit 2,2 Mrd. DM ein Schatten-Dasein führen. Packen wir ab 2009 auf den dann noch wegen unendlichen Zulaufes von EuroFighter, Tiger und NH-90 die 2 Mrd. DM A400M obendrauf, ist es um mindestens eine Teilstreitkraft geschehen. Oder das grosse Wunder geschieht: Eine deutsche Bundesregierung entdeckt ihr “Herz” für die Bundeswehr - und packt 1 Mrd. EUR obendrauf.

Schluss mit der Zukunftsmusik:
Der Fraktions-Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion, MdB Friedrich Merz, hat am 17. 12. 01 an den Präsidenten des Deutschen Bundestages geschrieben und wegen der Scharping-Kehre (nur 10 Mrd. DM Verpflichtungs-Ermächtigung, Haushalts-Ausschuss hat noch keine Beschaffungsvorlage A400M gesehen) auf die Bundeshaushalts-Ordnung und das GG hingewiesen. Lt. Aussage von MdB Dietrich Austermann, CDU-Haushälter, will die CDU/CSU “in den nächsten Wochen” über einen Gang zum Verfassungsgericht entscheiden. Wirklich?

Fraktions-Vorsitzender Merz schreibt im letzten Absatz seines Briefes an MdB Thierse nur:
“Ich bitte Sie, in Ihrer Funktion als Bundestagspräsident sowohl den Bundeskanzler als auch den Bundesminister der Verteidigung nachdrücklich darauf hinzuweisen, dass die nach den bisherigen Äusserungen der Regierung offenbar angestrebte Verfahrensweise den klaren Vorgaben und Intentionen der Verfassung und des Haushaltsrechts widerspricht.”

Das macht Präs. Thierse glatt. Und dann?

{Piet Klokke ruft dann: “ Aus - Aus - Aus”}

 

Rüstung: Bescherung

14. November 2001

Am 12. Dezember wird vorgezogene Bescherung für die Rüstungsindustrie sein; der Haushaltsausschuss wird fünf wichtigen Rüstungsvorhaben zustimmen:

  • IRIS-T:
    Die Luft/Luft-Rakete für kürzere Reichweiten ist Nachfolge-System für den US-Typ “Sidewinder”, entwickelt unter Führung von Bodenseewerk Gerätetechnik (BGT, eine 80 % Diehl-Tochter) mit Beteiligung von Firmen aus Italien, Griechenland, Norwegen, Schweden und Kanada. 2002 sollen die ersten Serien-Muster geliefert werden. Integriert wird das System in die Kampf-Flugzeug-Typen Eurofighter, Tornado, Gripen, F-16, AMX und CF-18. Die Preis- und Leistungs-Parameter des Systems werden von Experten sehr positiv eingeschätzt; zumindest auf dem europäischen Markt hat IRIS-T Chancen auf das Fast-Monopol. Vertrags-Volumen insgesamt: 124 Mio. DM
     
  • FENNEK:
    Der “kleine” Späh/Aufklärungspanzer wird unter Führung von Krauss-Maffei/Wegmann und “Special Products” für Deutschland und die Niederlande produziert. Nach alten Lagerfeuer-Geschichten war der Fennek das Zieh-Kind irgendeines hohen Generals zu End-Zeiten des Kalten Krieges. Als unfair betrachten es die Verkäufer des Systems, wenn Sie nach Leistungen des Fenneks fragen, die nicht im Forderungs-Heft stehen. Aber vielleicht ist das System ja doch irgendwie zu gebrauchen. Für das 1. Los (202 Stück) haben wird noch Geld, der angemeldete Bedarf soll 667 Fahrzeuge betragen. Damit ist auch die Referenz-Bestellung für den Export abgedeckt. Vertrags-Volumen 1. Los: 419 Mio. DM
     
  • KZO:
    Das “Kleinfluggerät für Zielortung” wurde ab 1992 unter dem Namen “Brevel” mit den Franzosen zusammen entwickelt, die sich später verabschiedeten. Inzwischen hat sich die von der STN Atlas/Bremen zur Vorserien-Reife entwickelte Drohne nach eigenen Angaben zum weltweit einzigen Muster entwickelt, welches Boden-Ziele aufklärt, verfolgt und zuweisen kann. Die ersten Serien-Systeme sollten 2005 zulaufen. Im 1,5 Mrd.DM-Zusatz-Programm für das BMVg ist allerdings ein Zusatz von 29 Mio. DM für 2002, 10 für 2003 und 10 für 2004 eingeplant. Vielleicht reicht dieses Geld, um dieses wichtige System weit genug vorzuziehen. In der im Sept. 01 vom BMVg dem Haushaltsausschuss vorgelegten Liste für die noch in 2001 zu verabschiedenden Rüstungsvorhaben ist das KZO nicht verzeichnet.
     
  • SOSTAR:
    Dieses Radar-System für die weiträumige, luftgestütze Bodenziel-Aufklärung, -verfolgung und Zielzuweisung (Airborne Ground Surveillance - AGS) soll von einem Firmen-Konsortium (EADS/Dornier, FIAR/I, THALES/F, TNO-FEL/NL und INDRA/Sp) bis 2006 entwickelt werden. Die Briten werden schon bald 5 Zivil-Jets mit einem RATHYEON-Radar (Astor) im Einsatz haben, für 800 Mio. PF.
    Eigentlich müssten die Mittel aus den Ministerien bezahlt werden, die für Forschung und Wirtschaftsförderung zuständig sind, aber es sind ja nur 54,5 Mio. DM.
     
  • SAR-Lupe:
    4 Satelliten mit “synthetischer” Radarbild-Fähigkeit (Synthetic Aperture Radar) sollen “Rohdaten” nach Berlin liefern, Scharpings Ziehkind aus dem Kosovo-Konflikt. Damals hat ihm keiner impressive Bilder für die Argumentationsfront des Hufeisen-Plans geben wollen. Die 618 Mio. DM Einstandskosten werden für die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr nichts bringen, sind aber gute Forschungsförderung. Gespannt sein darf man, ob es bei dem Zuschlag an die OHB/Bremen mit ihrem Backup THALES bleibt, oder ob die ASTRIUM/Friedrichshafen (sozusagen die “deutsche” EADS) in letzter Sekunde noch das Fotofinish schafft.

Mindestens genauso interessant ist, wer es in 2001 nicht mehr schafft, obwohl so geplant:

  • A400M - auch die OCCAR-Party am 16. Nov. findet ohne den Start statt);
  • METEOR - die Über den Horizont-Luft-Luft-Rakete kommt nicht aus den englischen Startlöchern, weil die MBDA zu recht den Vertrags-Passus “Rückzahlung der Entwicklungskosten bei Nicht-Gelingen” fürchtet (zu diesem Thema bringen wir zeitgerecht ein Special).

Nicht ungeduldig warten wir auf die Jahres-Abschluss-Zahlen hinsichtlich der für 2001 im Rüstungs-Etat eingeplanten “Effizienz”-Gewinne in Höhe von 1 Mrd. DM - Scharpings Stunde kommt so oder so.

{Keine Rechnung mit dem Wirt, aber dem Minister}

 

BMVg: Shopping-Liste

8. November 2001

Dank der Raucher und der Versicherungswirtschaft wird der Bund ab 2002 3 Mrd. DM Steuer-Mehraufkommen für die Folgen-Lösung des 11. Sept. zur Verfügung stellen. der Verteidigungsminister wird davon die Hälfte erhalten, durchgängig bis 2006. Zunächst kommen die Mittel aus dem Einzelplan 60 (Allgemeine Finanzverwaltung); ihre Verwendung kontrolliert eine Arbeitsgruppe unter Kanzleramtsminister Steinmeier.

Als vereinbart gilt, dass mit den Finanzen keine GEBB-Löcher gestopft werden. Das BMVg hat seine “Einkaufsliste” vorgelegt. Es soll eine “ausgewogene Mischung (sein) aus

  • - militärischen Beschaffungen,
    - Verstärkung der Materialerhalttitel aufgrund einer höheren Beanspruchung der Ausrüstung,
    - Anpassungen im Bereich Forschung, Entwicklung und Erprobung,
    - Investitionen in den militärischen Abschirmdienst zur Verbesserung der Zusammenarbeit der Dienste,
    - Intensivierung der Ausbildung zur gezielten Vorbereitung auf Einätze und
    - Bereinigung personeller Engpässe im Nachwuchsbereich.

Wir geben im folgenden die Gesamt-Posten an (die speziellen Angaben zu den einzelnen Blöcken folgen am 9. Nov.; die entsprechenden Mittel (Mio. DM) werden in der Abfolge
2002 / 2003 / 2004 / 2005 / 2006 ff. / Gesamtsumme dargestellt:

Nachwuchsgewinnung und Attraktivität:
100 / 114 / 165 / 252 / 339 / 970

Reservisten:
25 / 25 / 25 / 25 / 25 / 125

Ausbildung:
20 / 20 / 20 / 20 / 20 / 100

zusammen: 2002: 145; 2003: 159; 2004: 210; 2005: 297; 2006 ff.: 384 Mio DM;
insgesamt: 1.195 Mio. DM

Summe Forschung und Technologie:
100 / 100 / 100 / 100 / 17 / 417 Mio. DM zus.

Führungsfähigkeit:
88 / 45 / / 35 / 24 / - / 192 Mio. DM zus.

Nachrichtengewinnung und Aufklärung:
92 / 87 / 71 / 20 / 3 / 273 Mio. DM zus.

Mobilität:
29 / 88 / 98 / 90 / 348 / 653 Mio. DM zus.

Wirksamkeit im Einsatz:
150/ 226 / 242 / 247 / 115 / 980 Mio. DM zus.

Unterstützung und Durchhaltefähigkeit:
85 / 133 / 120 / 144 / - / 482 Mio. DM zus.

Überlebensfähigkeit:
44 / 133 / 148 / 130 / 29 / 484 Mio. DM zus.

Die Einzelheiten der Liste (wieder nach dem Muster 2002 / 2003 / 2004 / 2005 / 2006 ff.) in Mio. DM:

Forschung und Technologie (F & T)

Allgemeine Verstärkung F & T
77 / 57 / 61 / 65 / gesamt: 260 - nicht veranschlagt

Aufklärungs-Ausstattung Minensperren (luftgestützt, Echtzeit)
2 / 5 / 5 / 5 / gesamt 25 - nicht veranschlagt

Konzeptarbeiten/Systemdemonstratoren für diesel-elektrische Radfahrzeuge
2 / 6 / 2 - nicht veranschlagt

F & T für unbemannte Luftfahrzeuge (z. B. Micro Air Vehicle, Alwetterfähigkeit)
10 / 20 / 20 / 20 - nicht veranschlagt

F & T Rückstossarme Maschinenkanone 8z. B. Einbau in kleinere Luftfahrzeuge)
3 / 3 / 3 / 3

Integrations-Untersuchung Leichtgewichts-Torpedo MU 90 für Sea Lynx
1 / 1 / 1 / 1 - nicht veranschlagt

Nicht-lethale Waffen/Wirksysteme
3 / 3 / 3 / 1 - nicht veranschlagt

Mobiles Minensuch- und Räumgerät MMSR
2 / 5 / 5 / 5 / 5 - nicht veranschlagt

Führungsfähigkeit

Entwicklung MIDS, Integration in Tornado, Definitionsphase
5 / 7 / 2 - Teil II

Ergänzende Massnahmen im Rahmen SATCOM (MK, EK, INMARSAT C, TAKSAT)
12 / 18 / 18 / 13 - Ergänzung

Mobilfunksystem Tetra für 32 Räume (Einstieg Kommunikationsverbund mit Sicherheitsbehörden - Mobilfunksystem Bw)
4 / 4 / 3 / 3 - Neuvorhaben

FüInfoSys-Harmonisierung Hard/Software incl. IT-Sicherheitstechnik (Projekt 9.4.4)
Ergänzung/Beschleunigung
5 / 7 / 4 / 2 - Ergänzung/Beschleunigung

Interoperabilität Einsatzkräfte (Ergänzungssätze Projekt 9.4.2, Modernisierung Gefechtsstand-Technik) - Verbesserung/Beschleunigung
40 - Verbesserung/Beschleunigung

HF-Kleinfunk-Systeme HRM 7000 - Kommunikation Infantriegruppen-Ebene/Führung
2 / 2 / 2 / 2 - zusätzliche Forderung
HRM 7400
3 / 4 / 3 / 3 - zusätzlich
LeKom DEG/FAXOM
3 / 3 / 3 / 1 - zusätzlich

Modem HF-Funk, adaptiv, Bordausrüstung
 8 Mio. - Teil I, Beschleunigung

A-310 IMMARSAT (Bord-Bord-Verständigung
6 - Teil II, Beschleunigung

Nachrichtengewinnung und Aufklärung

Entwicklung Kampfwert-Steigerung für Aufklärungsdrohne CL-289
13 / 18 / 18 / 12 - Teil II

Entwicklung Radar-Aussenlast-Behälter
6 / 8 / 5 / 3 - Teil II
Tornado, Rabe (TVM)
10 / 13 / 10 - Teil II, Beschleunigung

SAR-Lupe (Radar-Satellit)
29 / 36 / 23

KZO (Drohne), Serie
29 / 10 / 10 - Teil II, Beschleunigung

Aufklärungsdrohne LUNA
5 / 2 / 5 / 5 - Teil II

Mobilität

Einsatztruppen-Unterstützungsschiff EtrUS (strat. See-Transport)
- / 50 / 50 / 50 / 300, insgesamt 450 Mio. DM - nicht veranschlagt

Transall C-160, Selbstschutz
25 / 10 / 6 - Teil II, Beschleunigung

Hubschrauber CH-53, Entwicklung Kampfwert-Steigerung/Nutzungsdauer-Verlängerung
1 / 26 / 42 / 40 / 48, gesamt 157 - Teil II
CH - 53, Erhalt KRK-Fähigkeit
6 / 3 / 2 - Teil II, Beschleunigung

Wirksamkeit im Einsatz

Entwicklung Schützenpanzer 3
10 / 10 / 10 / 10 / 20 - ergänzender Bedarf

Entwicklung Kampfwert-Steigerung MARS/MLRS
2 / 6 / 7 / 7 - Teil II, Verbesserung des Feuerleit- und Richt-Systems für GMLRS

Entwicklung Täuschsender Monopuls-Radarsystem, Luftfahrzeuge
3 / 2 / 15 / 38 / 24, insgesamt 82 - Teil II

 

fehlte bisher (Nachtrag 20. 11.):

Entwicklung SATIR 2000 (Führungswaffen-Einsatz-System)
3 / 3 / 4 / 10 / 14 insgesamt 34 - Teil II

Entwicklung Lastengleitschirm (Absetzen von Lasten aus grossen Höhen)
8 / 8 - Teil II, Beschleunigung

Entwicklung Aktualisierung der elektronischen Kampfführung (ELOKA) Boote/Schiffe
10 / 2 / 2 / 3 / 3 - nicht veranschlagt

Entwicklung Risikoabbau Torpedoabwehr von Überwasserschiffen
- / 2 / 2 / 2 / 5 - nicht veranschlagt

Entwicklung ETB TORNADO (Erhalt der Einsatzbereitschaft)
24 / 20 / 20 / 20 - Erhöhung des bisherigen Ansatzes

Entwicklung Integration AWX (Präzisionsbewaffnung der Luftwaffe)
5 / 10 / 10 / 9 - Teil II

Entwicklung TORNADO, Kampfwert-Anpassung (KWA) Bodenbildradar
3 / 4 / 3 - Teil II
TORNADO Bodenbildradar
5 / 10 / 10 / 5 - Teil II, Beschleunigung

Ende Nachtrag vom 20. 11. - gehe zu Nachtrag Ende

Entwicklung/Integration Digitales Auswerte-System für Tornado
1 / 4 / 5 / 5 / 3 - Teil II

Üb-Patrone 120 mm
4 / 27 / 29 / 23 insgesamt 83 - Teil II
Ausbildungs-Munition
17 / 21 / 12 - Teil II

Modulare Abstandswaffe MAW
10 / 20 / 20 / 30 - nicht veranschlagter Zusatzbedarf

High Speed Anti Radiation Missile HARM (Upgrade/Nachfolger)
10 / 10 / 10 / 7 - Teil II, Beschleunigung
2 / 13 / 10 / 15 - nicht veranschlagt

Leichte Panzer-Abwehr-Rakete PARS
10 / 3 - nicht veranschlagt, Ankauf für Vergleichserprobung
- / 10 / 20 / 20 / 10 - nicht veranschlagt
Abschuss-Anlage PARS: - / 5 / 10 / 10 - nicht veranschlagt

Leichte Panzerfaust für KSK: 6 Mio. in 2002 - nicht veranschlagt

Bild-Verstärker Zielfernrohr für Gewehr G 36
1 / 2 - Teil II

Gewehr G 36
- / 10 / 25 / 23 - Zusatz-Bedarf für Marine und Heer

Transportmittel und Ausrüstung für Kampfschwimmer
5 / 5 - Teil II
Infarot-Suchgerät: 2 / 2 - Teil I, Beschleunigung
Atemgerät Minentaucher: 2 / 7 - Teil I, Beschleunigung

CTG/CTF-Fähigkeit für Fregatte F 123
2 / 1 - nicht veranschlagt
Ersatz Massenspeicher (des FüWES) fauf F 123
2 - Teil II

Änderung der Minen-Tauchanlage
1 / 1 - nicht veranschlagt

Technische Änderungen TORNADO
5 / 17 / 17 / 10 / 9 - Teil II

Unterstützung und Durchhalte-Fähigkeit

Schwere Feuerlösch-Kfz, 1. Los
- / - / 10 / 10 - Teil II
Feuerlösch Kfz. Gebäude-Brandbekämpfung: 5 / 10 - Teil II

Gepanzertes Transport-Kfz. GTK, nationale Vorserie
- / 10 / 10 / 50 - nicht veranschlagt

DINGO, 3. Los
20 / 25 / 10 - nicht veranschlagt

Leichtes Führungs/Transport-Fahrzeug BV 206 S
- / 12 / 7 / 9 - Teil II

Wiesel 2
- / 21 / 11 / 16 - Teil II

Ausbildungsgerät (Simulations-Zentrum) Heer
12 / 15 / 3 - Teil II

Modulare Sanitäts-Einrichtung , Phase II
23 / 20 / 20 / 25 - Teil II, Beschleunigung

Feldlager
10 / 10 / 40 / 34 - nicht veranschlagt

Ausbildungsanlage Aussensicht für TORNADO
15 / 10 / 9 - Teil II Beschleunigung

Überlebensfähigkeit

Entwicklung Zielerkennung Freund/Feind ZEFF
3 / 3 / 6 / 9 / 29 - Teil II

Entwicklung Dekontaminations-Ausstattung “Truppenentgiftungsplatz 90”
- / 2 - Teil II
Hauptentgiftungsplatz 90, Personen: 1 / 2 - Teil II

Entwicklung Minenschutz-Ausstattung für Marder, Leo II, M113, PzH 2000, LKW Multi
18 / 15 / 1 - nicht veranschlagt

Entwicklung “Infantrist der Zukunft”
4 / 9 - nicht veranschlagt

Minenschutz für Schützenpanzer MARDER
- / - / 23 - Teil I, Beschleunigung

Minenschutz bei gepanzerten Fahrzeugen
- 30 / 24 / 12 - Zusatzmassnahmen, nicht veranschlagt

Flares und Düppel
12 / 5 / 4 / 3 - Teil II

Ausstattung Soldat, ABC-Schutz, Kampfmittel-Beseitigung
12 / 38 / 46 / 70, zusammen 166 Mio. DM - Zusatzbedarf

 

Nachtrag 20. 11.

Kampfwert-Erneuerung (KWE) FL 1800 S (ELOKA, aktiver und passiver Selbstschutz von Seekriegsmitteln und Luftfahrzeugen - Modifizierung der EloUM-GM Anlage FL 1800)
1 / 3 / 2 - nicht veranschlagt

TORNADO KWE Eloka, Radarwarn-Empfänger Defensive Aids Subsystem-Management und Digital Analyser (DASS)
- / 27 / 43 / 39 / - Teil II

{Liste kommt von List}

 

BMVg: unbeeindruckt?

19. Sept. 2001

Eine Woche nach dem Terror-Schock steht für die Verteidigungspolitik eines fest: Mehr Geld für die allgemeine Reform der Bundeswehr wird es nicht geben; dies gilt mit hinreichender Sicherheit für alle europäischen Staaten. Klar ist, das zusätzliche Gelder für potentielle militärische Einsätze davon ausgenommen sind. Wer für das nach wie vor richtige Ziel der Beendigung der unendlichen Netto-Neuverschuldung und die Folgen des Terror-Anschlages auf die Weltwirtschaft und deren Auswirkungen auf die Wirtschaft Deutschlands einen realistischen Blick hat, wird nicht anders entscheiden können.

Logische Konsequenz müsste sein, die Bw-Reformpläne zu überarbeiten. Die Hoffnungen können aber nicht als berechtigt angesehen werden:

  • Beispiel 1: SAR-Lupe
    Folgende Erklärung ist verbrieft: Während des Kosovo-Krieges hatte Verteidigungsminister Scharping keine Chance, Aufklärungs-Fotos von der NATO freigegeben zu bekommen, um sie für die öffentliche Beweis-Führung des von ihm ins Feld geführten “Hufeisen-Plans” der Serben zu benutzen; selbst die Bilder der bundeswehr-eigenen Aufklärungs-Drohne CL-289 wurden ihm dafür verwehrt.
    Seitdem gilt die Weisung, ein rein nationales Aufklärungs-System zu beschaffen - SAR-Lupe. Das in einer niedrigen Umlaufbahn im All zu stationierende Radar-System soll als Krisen-Vorwarnung helfen. Nach der Beschreibung von General-Inspekteur Kujat im “Material- und Ausrüstungskonzept für die Streitkräfte der Zukunft” (S. 39) liefert das System “Rohdaten”.
    Laut Fahrplan des BMVg vom Juli soll die Beschaffungs-Vorlage am 10. Okt. 01 im Haushalts-Ausschuss des Bundestages entschieden werden. Zwar hat Minister Scharping in der letzten Woche mehrfach behauptet, der Vertrag sei schon unterschrieben. Dem ist jedoch nicht so. Nachdem alle das BMVg beratenden Fach-Institutionen sich dem Vernehmen nach für den SAR-Lupe-Entwurf der Firma OHB (Bremen) entschieden, finden derzeit erst Vertrags-Verhandlungen statt.
    Wuchtiger Neben-Effekt dabei ist, dass hinter der OHB die als “französisch” angesehene Weltfirma Thales (früher Thomson CSF) steckt. Der zweite Wettbewerber, die Fa. Astrium (Friedrichshafen), zu 75 % von der mit Thales konkurrierenden EADS kontrolliert, hat die von den Experten als “technisch gleichwertig” eingestufte Lösung angeboten. Natürlich hat deren Arbeitnehmer-Vertretung in einem Brief an den Bundeskanzler schon ihre Verwunderung über die Entscheidung zum Ausdruck gebracht. Wunder Punkt scheint die Bereitschaft zur Übernahme des Risikos seitens des Auftragnehmers zu sein. Von wo auch immer interessierter Seite wird nämlich gefragt, ob es die Fa. OHB in fünf Jahren etwa noch gibt.
    Wie auch immer: Unsinnig bleibt die Rohdaten-Lupe auf jeden Fall. Mag sein, dass der Erhalt/Aufbau dieser wehr-technologischen Kompetenz als Argument nicht so einfach vom Tisch gewischt werden kann, aber nur für die EADS geltend, denn Thales wird das wohl mehr oder minder aus dem Regal machen.
    Konkret eingespart würde in den nächsten Jahren wenig:
    - 2002: 50 Mio. DM
    - 2003: 93 Mio. DM
    - 2004: 141 Mio DM.
    Die System-Kosten belaufen sich insgesamt jedoch auf zunächst 618 Mio. DM, und nach ungefähr vier Jahren muss - wegen der nicht-geo-stationären Laufbahn der Synthetic Aperture Radar-Lupe - nachgeschossen werden.
     
  • Korvette 130:
    Wohl verständlich ist, das die nicht notleidende Werft-Industrie den K 130-Auftrag als Referenz-Vorlage für spätere Export-Erfolge braucht. Und nicht nur echte Seebären würden Freude an den schicken Böötchen haben - nice to have. Warum aber angesichts von 190 nur europäischen grösseren Kriegsschiffen nun für die deutschen Schnellboote, die für den NATO/Warschauer Pakt-Fall ihre Aufgabe in Nord- und Ostsee hatten, nachbestellt werden soll, wird noch zu beweisen - nicht uns.
    Es geht beim 1. Los um fünf K 130 für insgesamt 1,721 Mrd. DM:
    - 2002: 107 Mio. DM
    - 2003: 216 Mio. DM
    - 2004: 357 Mio. DM
     
  • Ein Schimmer von Einsicht in die dringendsten Notwendigkeiten gibt es bei XXL-Militärs. In Sachen Lufttransport-Kapazitäten kommt die C-17 über die Lippen. Vor dem Terror-Anschlag haben wir von kompetenter Seite noch staunend vernommen, dass tatsächlich alle Verantwortlichen von der Bestellung von 73 A400M ausgehen. Kommen die Verantwortlichen aus ihrem Trott? Kaum zu glauben.
     
  • In den Friedenszeiten des August hat es wichtige Anforderungen höchster NATO-Stellen an das BMVg gegeben. Ein einflussreicher Staatssekretär hat sich augenscheinlich davon nicht sonderlich beeindrucken lassen; er müsste seine Schlagzahl eigentlich verzehnfachen.
     
  • Die IT-Abteilung, der sowieso kaum noch Geld zur Verfügung steht, muss nun auch noch mit Vorrang abhörsichere Telefon-Anlagen beschaffen - für obere Etagen.
     
  • Die Militärs auf der Hardthöhe diskutieren heftig ein Thema, auf das wir nie gekommen wären: die Wehrpflicht. Nicht die Klage beim Europäischen Gerichtshof ist die Bedrohung, sondern das Bundesverfassungsgericht, welches wohl bald die dort vorliegende Klage entscheidet. Man darf hoffen, dass die leider sehr oft völlig unterschätzte Brillianz (meistens natürlich von den entsprechend Betroffenen) dieser Asse die Politiker insofern beeindrucken wird, dass sie endlich zur wirklichen Reform der Bundeswehr gezwungen werden.

{Lao-Tse sagt: “Wer Nicht-Tun praktiziert, für den gibt es nichts, was er nicht regieren könnte”}

 

Bio-Waffen: Kritisch

14. August 2001

Unserem Super-Server verdanken wir den Hinweis auf eine ausgezeichnete Arbeit zum Thema Bio-Waffen-Forschung in Deutschland:
Jan van Aken, Biologische Waffen - Forschungsprojekte der Bundeswehr, Juni 2001, 17. S.; download unter:
www.sunshine-project.org/deutsch/publications/bk7de.html

Offensichtlich ist, dass der Autor nicht zu den Minne-Sängern des BMVg gehört. Andererseits ist erkennbar, dass van Aken sehr fair und sachlich ist:

  • “Das Verteidigungsministerium versucht bislang, eine öffentliche Diskussion der Biowaffenforschung zu vermeiden und verweigert bzw. verzögert detaillierte Informationen über die Forschungsprogramme. Umfassende Informationen über zivile Auftragnehmer werden nicht veröffentlicht, nur handverlesenen Personen wird Zugang zur medizinischen B-Schutz-Tagung gewährt, und Fragen werden in der Regel gar nicht oder nur ausweichend beantwortet.”
     
  • “Offensive Biowaffenforschung ist in Deutschland verboten, und es besteht kein begründeter Zweifel daran, dass die Bundeswehr dieses Verbot befolgt.”

Es ist zu hoffen, dass dieses hervorragende Hintergrund-Papier auch Leser im Bereich des Parlaments finden wird. Die aufgeworfenen Fragen reichen völlig aus, um aktiv zu werden. Die politische Führung des BMVg sollte sich glücklich schätzen, dass der Verfasser derart konstruktiv-kritisch mit der Materie umgegangen ist.

Wir legen das Papier zu den Super-Arbeiten, verleihen Jan van Aken den leider nicht dotierten GP-Award und hoffen, das Copyright zubekommen, um es auch bei uns als pdf-Datei einstellen zu können.

{Ein dreifaches Hipp - Hipp - Hurra}

 

Stiftung Waffen-Test: Abschüsse

1. Juli 2001

Die Strategie des Haushalts-Ausschusses musste aufgehen: Seit Monaten hat er keiner Beschaffungs-Vorlage mehr zugestimmt, bis der Verteidigungs-Minister den Überblick über alle  noch in 2001 anstehenden Rüstungs-Vorhaben offenlegt. Hässlichkeits-Merkmal dieses jetzt vorgelegten Papiers ist, dass es VS-Vertraulich gestempelt worden ist. Ist aber verständlich, denn wir befinden uns noch im Kalten Krieg und der böse Feind darf nichts erfahren. Allein für diese Verfahrensweise müsste der Minister abgestraft werden; aber wir sind ja bis in die Knochen so demokratisch und es gibt keine öffentliche Instanz, bei der man weitreichende Öffentlichkeit in diesem Bereich einklagen könnte. Es ist tröstlich zu wissen, dass die deutsche VM-Politik rücktrittsreif ist; aber das muss vertraulich bleiben.

Aber die Rettung kommt durch den “Griephan Brief”, Abt. “Wehrdienst” und Heinz Schulte (Ausgabe Nr. 27, 2. Juli 01). Er hat alle 21 Beschaffungsvorhaben, die 2001 noch abgestimmt werden sollen, veröffentlicht. Danach ergibt sich ein Gesamt-Volumen von 5.235, 2 Mrd. DM, welches mit 2.516,6 Mrd. DM in den Jahren 2001 bis 2004 abfliesst und die Haushalte nach 2004 mit insgesamt 2.718,6 Mrd. DM vorbelastet.

Nach einem allgemeinen Rundblick haben wir festgestellt, dass dieser Republik noch die “Stiftung Waffen-Test” fehlt, und haben sie flugs gegründet. Natürlich werden wir, wenn die entsprechenden Beschaffungs-Vorlagen als VS-NfD-Papiere eintrudeln, diese näher behandeln, aber zwei noch in 2001 lt. Plan anstehende Vorhaben sollen schon heute die Erstlinge unserer Stiftungs-Tests sein:

  • Korvette 130
    Entwicklung und Beschaffung der fünf vorerst geplanten Bötchen kosten schlappe 1.721,3 Mrd. DM. Sie gelten als Ersatz für die zum grössten Teil auszumusternden Schnellboote, deren Charakteristik aufgrund der “Einmann-Besatzung” eine Höchsteinsatz-Dauer von 24 h ist. In der Zeit des Kalten Krieges waren sie im Einsatz-Gebiet Ostsee die adäquate Waffe. Da die Ostsee als potentielles Seekriegs-Gebiet entfallen ist, muss die Beschaffung von mindestens fünf Korvetten also eine Verstärkung der Seekriegs-Mittel über den bisherigen Bestand von Kriegsschiffen hinaus sein.
    - Gibt es eine grössere Bedrohung im Atlantik oder im Mittelmeer? Haben die europäischen NATO-Staaten denn nicht etwa 190 grössere Überwasser-Kampfschiffe, die verzweifelt einen Gegner suchen? Verzweifelt suchen wir nach Experten, die uns nicht nur auf diese Frage eine Antwort geben. Lächelnde Marine-Offiziere, die die Korvetten annehmen, wenn man sie ihnen nun absolut aufdrängen will, kennen wir.
    - Weil die Seelords pfiffig sind, haben sie in ihren Aufgaben-Katalog den “Landziel-Beschuss” aufgenommen, ohne dass darüber irgend jemand ein Wort verloren hätte. Nun dürfen für diese Aufgabe die Korvetten herhalten. Worüber in dieser Republik niemand ein Wort verliert, ist die Tatsache, dass für die Korvetten dann insgesamt 30 SAAB-Raketen gekauft werden, von denen 20 (5 x 4) auf die Korvetten kommen (plus 5 x 4 leichtere Polyphem). Im Ernstfall bedeutet dies, dass Waffen-Plattformen mit einem Wert von rund 400 Mio. DM ein, zwei Schüsse auf Land abgeben können und dann nach Hause dampfen
    (wir wieder holen uns).
    - Aber dieser gnadenlose Unsinn wird ja versüsst: Unsere ach so notleidende Marine-Industrie, die sich vor Export-Aufträgen nicht retten kann, wird durch den deutschen Auftrag einen Erst-Abnehmer vorweisen und sich dann in das Getümmel des aufblühenden Korvetten-Weltmarktes stürzen können.
     
  • Raumgestütztes Aufklärungsradar
    Das unter dem Kürzel SAR-Lupe bekannte System soll Radar-Aufklärung aus einer niedrigen Umlaufbahn im All betreiben; Kostenpunkt: 618 Mio. DM, Entwicklung und Beschaffung.
    - Der Ursprung dieser Geschichte ist schnell erzählt. Als VM Scharping während des Kosovo-Krieges von der NATO, selbst von den deutschen CL-289-Drohnen, keine Freigabe für Aufklärungs-Bilder erhielt, um seine “Huf-Eisen”-Geschichte zu untermauern, war er stocksauer. Seitdem brauchen wir “nationale” und “strategische” Aufklärung. Es wird lustig werden, wenn die Auswerter irgendwan nach 2004 auf die Radar-Bilder gucken, um die Indikatoren für krisenhafte Zuspitzung irgendwo zu entdecken trachten (in Kujats Matkonzept, S. 39, heisst das verschämt “Rohdaten”). Zwei Monitore samt Video-Mitschnitt sind einfacher und besser. Aber diese Berichte, die vom BND und von der WEU-Satelliten-Station Torrejon reichen ja nicht. Die SAR-Bilder können auch gleich in die Tonne getreten werden, denn die Bundeswehr ist für den potentiellen ernsthaften Einsatz sowieso nicht ausgerüstet.

Schon heute ist angesichts der Beschaffungs-Vorhaben eine hypothetische Situation zu bedenken: Sollte der Fall eintreten, dass in den nächsten Jahren irgendwo, irgendwie deutsche Soldaten unter Beschuss kommen und es Tote und Verletzte gibt, wird es zu spät sein, die Frage aufzuwerfen, ob rechtzeitig und dringlich die Ausrüstungen beschafft worden sind, die den Schutz der Soldaten erhöhen.

Angesichts der Lage und Entwicklung auf dem Balkan ist klar, was wirklich Priorität hat:

  • “Nachtsichtausstattungen (BiV-Fernrohre und BiV-Brillen mit höherer Leistungsfähigkeit” (S. 47 von Kujats Matkonzept); Klein-Radare (?);
     
  • Systeme der elektronischen Kampf-Führung gegen Handys (?);
     
  • Beschleunigung “Kleinflug-Gerät Zielortung” (KZO); sonstige Drohnen?
     
  • “Leistungsfähige Handwaffen” (Matkonzept S. 42);
     
  • “Minenschutz-Ausstattung für SPz Marder (Mat-Konzept, Rang 3!);
     
  • “Massnahmen zur Verbesserung der Kampfmittel-Beseitigung” (Mat-Konzept, S. 47).

Von den hier aufgelisteten Beispielen findet sich keines in Scharpings 2001-Liste. Mit Ihren fachkundigen Hinweisen können wir dieses Thema erst richtig aufbohren - helfen Sie uns:

office@geopowers.com

 

MIDS und IT: Finanzbedarf

26. Juni 2001

In der morgigen vorletzten Sitzung des Haushalts-Ausschusses vor der Sommerpause liegt wieder eine Beschaffungs-Vorlage auf dem Tisch: MIDS-LVT (Multifunctional Information Distribution System - Low Volume Terminal); “MIDS ist ein stör-resistentes Daten-Übertragungs-System auf der Basis der NATO-Standard Link 16 zur sicheren Daten- und Sprachübertragung sowie zur Identifizierung und Navigation.” Im “Material- und Ausrüstungskonzept” (Kujats Priorisierungs-Liste vom 16. März) steht MIDS an erster Stelle des Kapitels “Führungsfähigkeit” mit der Anmerkung “Hoher Finanzbedarf”.

Das in Gemeinschaft mit den USA, F, ESP, ITA und DEU entwickelte Gerät wird in Deutschland von der EADS in Unterschleißheim betreut. “Das Vorhaben ist von erheblicher industriepolitischer Bedeutung und hat massgeblichen Einfluss auf den Erhalt industrieller Kernfähigkeiten im Bereich der Verteidigungselektronik ... derzeit sind 22 Arbeitsplätze in Unterschleißheim und weitere 18 Arbeitsplätze bei der Fa. Siemens in Oostkamp (Belgien) in das Programm eingebunden; es ist damit zu rechnen, dass die 18 Arbeitsplätze nach 2002 an den Standort Ulm verlagert werden.” Das augenscheinlich zentrale Element des Systems, die “Kryptobausteine”, werden aus den USA bezogen.

Zunächst hat Deutschland sich mit 59,5 Mio. DM (7,5 %) an der Entwicklung beteiligt. Desweiteren sind rund 40 Mio. DM anteilig für begleitende System-Pflege aufzubringen. Der Einstieg in die MIDS-Beschaffung kostet für die 1. Tranche EUROFIGHTER 56 Mio. DM und für zwei Fregatten Klasse 123 nochmals 2,2 Mio. DM. Da MIDS aber auch für Systeme wie Tornado und den Hubschrauber NH 90 sowie Führungs- und Kommando-Einrichtungen vorgesehen ist, beläuft sich das bis etwa 2015 hinziehende Beschaffungsvorhaben auf 537 Terminals zum derzeitigen Stückpreis von 1,1 Mio. DM, also rund 600 Mio. DM.

Einen Köder ganz anderen Kalibers hat VM Scharping am 22. Juni 2001 ausgeworfen: Den Teilnahme-Wettbewerb für das Ausschreibe-Verfahren zur Übernahme der gesamten “nicht unmittelbar einsatz-bezogenen IT-Infrastruktur der Bundeswehr”. “Das Projekt hat einen Umfang von mehr als zehn Mrd. DM und eine Vertragslaufzeit von zehn Jahren.”

Eine vom Bund und Projekt-Gewinner gemeinsam  zu haltende Gesellschaft wird der Bw die benötigten IT-Leistungen (Kommunikations- und Datennetze im Inland, Rechenzentren und Einführung der SAP/R3-Software) in Rechnung stellen und mittelfristig als “ein frei am Markt agierendes Unternehmen” IT-Leistungen auch Dritten zur Verfügung stellen.

Es wird noch abzuschätzen sein, welche Wirkungen das folgende Postulat hat: “IT-Dienstleistungen der Bundeswehr sollen künftig nicht mehr mit eigener Ausstattung und eigenem Personal erbracht werden.” Oberstes Gebot ist nicht nur, dass die zu gründende IT-Gesellschaft dem Wirtschaftsrecht entspricht, sondern nachweislich wirtschaftlicher arbeitet. Verbleibt die durchschnittliche Belastung des Haushaltes von 1 Mrd. DM. Wird dann auch mehr als eine Milliarde in diesem Sektor irgendwie eingespart? Warten wir auf den Lackmus-Test: die Aufgliederung der Ausgaben-Bereiche des Verteidigungs-Haushaltes im 35. Finanzplan bis 2005.

Richtig ist, dass VM Scharping “das bisher grösste IT-Projekt in der Geschichte der Bundeswehr gestartet” hat. Aber wie andere seiner grossen und kleinen Projekte wird er auch dieses sicher nicht beenden.

{ET wollte auch nur nach Hause ... telefonieren}

 

Taktische Luftabwehr: MEADS: plug + fight

9. Mai 2001

Heute müsste das “Medium Extended Air Defense System (MEADS)” den Haushaltsausschuss passiert haben: Nein, erst am 30. 5. 2001; der Verteidigungs-Auschuss hat pro votiert. Damit geht das “Taktische Luftverteidigungssystem (TVLS)” in die um drei Jahre verlängerte Definitionsphase. Einzelheiten sind in der Ausschussdrucksache 2489 des Haushaltsausschusses - Vorlage des BMF, Nr. 50/01 - VS-Nfd vom 3. Mai 2001 nebst Anlagen (vor allem der 8-seitigen Aufzeichnung des BMVg) enthalten.

MEADS ist ein “Waffensystem zum Schutz gegen bemannte und unbemannte Luftangriffsmittel sowie taktisch-ballistische und taktisch-aerodynamische Flugkörper”; ab 2009/2010 sollen die “erkannten Fähigkeitslücken in der Luftverteidigung/Flugabwehr mit einer technisch-wirtschaftlichen Lösung” geschlossen werden. Auf platt-deutsch: wenn jemand auf deutschte Soldaten in fernen Wüstensanden mit Kurzstrecken-Raketen oder vergleichbarem Zeug schiesst ... nix Heimat-Luftverteidigung.

Im Mai 1996 hatten die USA, Italien, Frankreich und Deutschland ein “Memorandum of Understanding (MoU)” für MEADS unterzeichnet. Die 1. Änderungs-Vereinbarung des MoU wurde am 16. Dez. 1996 notwendig, weil Frankreich ausschied. Danach wurde ein Kosten- und Arbeitsschlüssel von USA: 60 %, DEU: 25 % und ITA: 15 % vereinbar. Mit der jetzt entschiedenen 2. Änderungs-Vereinbarung wird

  • die Definitionsphase um 3 Jahre verlängert, um eine “Technologische Machbarkeitsstudie” (Risk Reduction Effort /RRE) zu erstellen;
  • die Möglichkeit des Ausstiegs aus der RRE auf die Jahresscheiben verlegt und dementsprechende Finanzen nur jährlich fällig;
  • der Kostenschlüssel neu aufgeteilt:
    USA: 55 %, DEU: 28 %, ITA: 17 %.
  • die Obergrenze der finanziellen Verpflichtungen des deutschen Anteils bei “145,5 Mio DM” (operativer Anteil = 123,3 Mio. DM; administrativer Anteil 22,2 Mio. DM) festgelegt.

Sorry, wenn sich die Angaben mit der eben genannten Obergrenze des deutschen Anteil von 145,5 Mio DM (ab 2001) nicht decken, denn die Daten für die “Aktuelle Planung” (S. 6) lauten:

  • “Aktueller Gesamtbedarf: 285 Mio. DM;
  • davon bis 2000 abgeflossen: 154,9 Mio. DM;
  • 2001: 46,2 Mio. DM;
  • 2002: 36,6 Mio. DM;
  • 2003: 37,9 Mio. DM;
  • 2004: 9,6 Mio. DM.

Die gemeinsam betriebene MEADS-Agentur befindet sich in Huntsville/Alabama; an der MEADS Inc. sind beteiligt:

  • Lockheed/Martin: 50 %;
  • EuroMEADS: 50 % (mit den Gesellschaftern EADS, DEU, und Alenia Marconi Systems, ITA - deren interne Aufteilung nicht benannt ist).

Um die MEADS-Geschichte einigermassen zu verstehen, müüsen folgende Aspekte berücksichtigt werden:

  • MEADS ist eigentlich als Nachfolge-System für die PATRIOT (Raytheon) vorgesehen, die ja auch bei der Bw betrieben wird.
  • Lockheed/Martin hat aber für die US-Seite die “Patriot Advanced Capability (PAC-3)”-Rakete für das Patriot-System entwickelt, ist 1994 ausgewählt worden und produziert sie auf Sparflamme.
  • Herausragende Leistung der deutschen Rüstungs-Abteilung ist nun, dass die US-Entwicklung PAC-3 vertraglich vereinbart eine “Rückwärts- und Vorwärtskompatibilität” zum MEADS-Projekt hat und vor allem ein weitestgehender Informations-Transfer hinsichtlich der PAC-3-Technologie vereinbart worden ist.

Trotz allem dürfte unbestritten sein: Sollte MEADS ab 2009 unsere Soldaten fernab der Heimat allseitig gegen jegliche Bedrohungen aus der Luft abschirmen, wird das nicht billig sein. Und die Heimat-Luftverteidigung dürfen wir nicht vergessen. Die wird im Mittelmeer stationiert und schiesst die Schurken-Raketen schon in der Startphase ab. Bis der Vorlage eines Papiers im Haushalts-Ausschuss zwecks Genehmigung der entsprechenden Definitionsphase ist allerdings noch etwas Zeit. Hoffen wir, dass wir es erleben dürfen.

Für Windows-User ist der Begriff “plug and play” ja hinreichend bekannt, vor allem als “plug and pray”. Aus der MEADS-Vorlage (“Critical Technology Areas for a Lower Tier AD-System”) haben wir aber die Lösung des Problems gelernt:

{Plug and Fight}

 

Einstürzende Neubauten: Rüstungs-Konzept

18. April 2001

Im folgenden Text ist der Wortlaut des Erlasses “Material- und Ausrüstungskonzept für die Streitkräfte der Zukunft (MatKonz) wiedergegeben, der das “Neue Material betrifft (S. 38 - 48). Das MatKonz ist vom General-Inspekteur Harald Kujat am 16. März 2001 erlassen worden. Dieses generell bis zum Jahr 2015 (aber auch darüber hinaus) reichende Rüstungskonzept hat nach einer hochrangigen Experten-Schätzung einen Wert von ca. 220 Mrd. DM (Preisstand 2000). Nach einer realistischen Einschätzung der für die Rüstung zur Verfügung stehenden Finanzen ist von einer Grössen-Ordnung von etwa 100 Mrd. DM bis 2015 auszugehen (vgl. hierzu die Artikel unter “MatKonz” und DCI - Kommentierung später).

MatKonz, S. 38 - 48:

5.4 Neues Material

Ausgehend vom neuen Fähigkeitsprofil wird im Folgenden dargestellt, inwieweit der Abbau der beschriebenen Defizite in den Fähigkeitskategorien, aber auch in konkreten Teilfähgkeiten, durch neue Systeme und Vorhaben grundsätzlich möglich ist. Weil für einige Bereiche grundlegende Konzepte noch nicht vorliegen,  sind gewisse Systeme vorerst nur isoliert zu betrachten. Im Kapitel 6 („Folgerungen für das Material- und Ausrüstungszie“') wird auf die fehlenden Konzepte näher eingegangen.

5.4.1  Führungsfähigkeit

Die Anpassung der Leistungsfähigkeit und Interoperabilität der Führungsmittel an das neue Fähigkeitsprofil trägt unmittelbar zur Verbesserung der Führungsfähigkeit bei. Die künftigen Systeme und Mittel beziehungsweise Dienstleistungen der Führungsunterstützung müssen auch  dazu  beitragen,  Informationsüberlegenheit  herzustellen. Die notwendigen Rahmenbedingungen sind in einem netzwerkzentrierten Informationsraum durch integratives Informationsmanagement  und  innovative  Informationsversorgung  zu  schaffen.  Die diesbezüglichen Pilotprojekte haben prototypischen Charakter für die künftige Gestaltung der lnformationsversorgung der Bundeswehr.

Die Elemente des organisationsbereichsgemeinsamen Informationssystems Bundeswehr müssen zur optimierten Unterstützung des Führungsvorgangs beitragen. Die bislang bereichsspezifisch orientierten InfoSys werden harmonisiert und streitkräftegemeinsam ausgerichtet. Die Pilotprojekte 9.4.4 ,“Harmonisierung der FüInfoSys“ und 9.3 ,“Betrieb der administrativen Rechenzentren der Bw einschließlich SASPF“ sowie das Vorhaben IntraNetBw verfolgen diesen Ansatz.

Die notwendigen leistungsfähigen Kommunikationsverbindungen zur ebenengerechten Informationsversorgung werden durch das organisationsbereichsgemeinsame Kommunikationssystern Bundeswehr bereitgestellt. Es sichert den Übergang in multinationale Netze und liefert damit einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Interoperabilität. Die Pilotprojekte 9.4.1 „Schaffen eines leistungsstarken Kommunikations- und Datennetzes“, 9.4.2 “Herstellen der Interoperabilität Einsatzkräfte“ und 9.4.3 „Vernetzung der Liegenschaften der Bundeswehr" schaffen die kommunikationstechnischen Voraussetzungen zur Sicherstellung der Führungsfähigkeit der Bundeswehr. Durch den standardisierten eMail-Dienst des Vorhabens NuKomBw 2000 wird die Fähigkeit zum Austausch auch VS-eingestufter Informationen verbessert. Gleichzeitig können die hohen, durch das heutige Fernsehreibsystem verursachten Betriebskosten deutlich gesenkt werden. Mit SatComBw werden die Voraussetzungen für die Informationsübertragung in weit entfernte Einsatzgebiete geschaffen. Die eng miteinander verbundenen Systeme AUTOKO und BIGSTAF sind ein wichtiger Bestandteil des Kommunikationsverbundes des Heeres. Sie ermöglichen eine flexible Anbindung der Gefechtsstände. Bord- und landgestützte Komponenten im Kommunikationsverbund Marine stellen die lnformationsversorgung zwischen den Führungsebenen an Land und Bord sicher.

Die multinationale und streitkräftegemeinsame Ausrichtung der Gefechtsstandsysteme führt zu einer weiteren Verbesserung der Führungsfähigkeit. Es kommt darauf an, eine verlegefähige, für Teile der Einsatzkräfte bewegliche, weitgehend infrastruktur-unabhängige, interoperable Gefechtsstandkapazität aufzubauen. Das erforderliche Maß an ballistischem und elektronischem Schutz ist sicherzustellen.

Mit ACCS wird das künftige Führungssystem der NATO-Luftstreitkräfte zur Integration und Koordination aller taktischen Luftkriegsoperationen unter anderem mit verlegefähigen FüGefStd und Sensoren zur Unterstützung der Einsatzkräfte bei gleichzeitiger Verringerung der Personal- und Betriebskosten geschaffen. ACCS umfasst ortsfeste und verlegefähige Komponenten, an die weitere Führungsmittel anzupassen sind. Das LV-FüSys CRC erfasst alle nationalen Komponenten des künftigen Einsatzführungsdienstes der Luftwaffe. Der Gefechtsstand FlaRak (SAMOC) verfügt über standardisierte Schnittstellen (auch ACCS-Schnittstellen). Im Rahmen der Digitalisierung des Heeres erfolgt die Äusstattung der Großverbände mit Gefechtsstandtrupps und FüInfoSys (neu) im Zusammenhang.

Das Datenlinksystem Bundeswehr steigert die Führungsfähigkeit durch Leistungsfähigkeit und Interoperabilität seiner Komponenten (MIDS, NILE, MULUS und andere). Die Integration leistungsfähiger Multilink-Systeme ermöglicht die netzorientierte Einsatzführung vom Sensor bis zum Effektor und trägt letztlich zu einer Gefechtsfeld-Dominanz durch Informationsüberlegenheit bei. Die Eigenschaften des LINK 16-basierten MIDS sind von herausgehobener Bedeutung für den multinationalen und streitkräftegemeinsamen Einsatz. Die qualitative und quantitative Auslegung des Datenlinksystems Bundeswehr hat dem „Konzept Taktische Datenlinks der Bundeswehr“ zu folgen.

5.4.2 Nachrichtengewinnung und Aufklärung

Die nationale Kernfähigkeit zur satellitengestützten Aufklärung wird eingebunden in ein europäisches Gesamtsystem und eröffnet den Zugang zu ergänzenden Partnersystemen. Das auf marktverfügbarer Technologie beruhende Vorhaben „Radarsatellitensystem hohe Auflösung SAR-Lupe“ ermöglicht eine allwetterfähige, weltweite abbildende Aufklärung mit ungefiltertem, raschem Zugriff auf Rohdaten zur unabhängigen Lagefeststellung.

Mit der Verfügbarkeit eines Mittels zur weiträumigen abbildenden Aufklärung wird Deutschland der NATO wie auch der EU bei Bedarf ein nationales System beziehungsweise die entsprechenden Informationen zur Verfügung stellen können. Damit wird Deutschland neben der vorgesehenen Beteiligung an einem noch zu definierenden interoperablen Bodensegment der NATO einen Beitrag zur fliegenden Komponente eines NATO-AGS leisten. Die Einführung eines solchen nationalen Systems (Träger/Sensor) in Gemeinschaftslösung mit Partnern wird ab 2008 eingeplant.

Eine wesentliche Steigerung der Aufklärungsleistung kann durch Nutzung von sich in ihren Fähigkeiten ergänzenden Systemen erreicht werden. Der streitkräftegemeinsame Bedarf an Aufklärungsfähigkeiten ist unter Berücksichtigung vorhandener Aufklärungssysteme im Aufklärungskonzept darzustellen. Konzeptionelle und operative Schnittstellen sind unter Beachtung des streitkräftegemeinsamen Ansatzes im Aufklärungskonzept aufzuzeigen. Die daraus folgende Harmonisierung von verfügbaren und Priorisierung von geplanten Aufklärungssystemen, insbesondere der taktischen Systeme der TSK, wie zum Beispiel der Drohne CL 289, Marinedrohne, KZO, LUNA und AAMIS sowie einem agilen UAV, sind im Rahmen der IAGFA ,“Nachrichtengewinnung und Aufklärung“ in Zusammenarbeit mit den Materialverantwortlichen aus dem Aufklärungskonzept abzuleiten.

Bei isolierter Systembetrachtung ist festzustellen:

EPSI, ZEUS und GAST sind die harmonisierten streitkräftegemeinsamen Erfassungs- und Auswertekomponenten für die strategische signalerfassende Aufklärung. Mit diesen Vorhaben werden die vorhandenen, TSK-spezifischen Komponenten zu einem erheblich verbesserten, einheitlichen Gesamtsystem zusammengeführt. Mit der FmSatAufkl können wichtige Erkenntnisse für die Planung, Vorbereitung und Durchführung militärischer Einsätze gewonnen werden. Darüber hinaus liefert sie wertvolle Beiträge für den Schutz und die Sicherheit ¥er eingesetzten Truppe (Force Protection).

Die Teilfähigkeit zur luftgestützten Seefernaufklärung und Ubootjagd kann durch ein auch zur weiträumi gen Suche und luftgestützten Koordination im SAR-Dienst befähigtes Mittel (MPA) sichergestellt werden. Eine bündnisgemeinsame Aufgabenwahrnehmung als Beitrag zur DCI-Fähigkeit „Effective Engagement“ ist voranzutreiben.

Fähigkeitslücken im Bereich der luftgestützten signalerfassenden Aufklärung sind durch Realisierung eines Nachfolgesystems der BR-1150 ATL SIGINT zu vermeiden. Bedarf und Auslegung sind im Rahmen der IAGFA „Nachrichtengewinnung und Aufklärung“ in Zusammenarbeit mit dem Materialverantwortlichen aus dem Aufklärungskonzept abzuleiten.

Die bodengebundenen und seegestützten Mittel zum Elektronischen Kampf und zur Fm/EloAufkl müssen in ihrer Leistungsfähigkeit schritthaltend dem bedrohungsrelevanten Signalumfeld angepasst werden. Alle diese Mittel tragen zur mobilen taktischen Lageaufklärung und zum Schutz der eigenen Truppe bei. Das mobile, gepanzerte Aufklärungsmittel für den wetter- und tageszeit-unabhängigen Einsatz EUKOP trägt zur Verbesserung der Fähigkeiten in diesem Bereich bei.

Die Fähigkeit zur bodengebundenen taktischen Aufklärung kann durch ein geeignetes Spähfahrzeug verbessert werden. Einsätze von Spezialkräften und¥spezialisierten Kräften erfordern spezifische Aufklärungsmittel. Zur Ergänzung optischer Aufklärung ist ein modernes, wetter- und tageszeit-unabhängiges System zur Überwachung großer Räume und schwach besetzter Flanken erforderlich. Das Bodenüberwachungsradar BÜR mit Mehrzielverfolgung und automatischer Klassifizierung kann diese Teilfähigkeit sicherstellen.

In eine Systembetrachtung des Waffensystems TORNADO sind RABE und EOLOROP einzubeziehen. RABE dient der Behebung des Defizits bei der Fähigkeit zur allwetter- und echtzeitfähigen abbildenden Aufklärung. Das Vorhaben trägt mittelbar zur Verbesserung der Präzisionsfähigkeit bei. EOLOROP ermöglicht erstmalig eine erweiterte elektrooptische Aufklärungsfähigkeit mit Datenübertragung zu Bodenkomponenten. Das System trägt durch Aufklärungsergebnisse mittelbar zur Verbesserung der Präzisionsfähigkeit bei und liefert über eine Waffenwirksamkeitsanalyse auch einen Beitrag zur Wirksamkeit im Einsatz.

5.4.3 Mobilität

Ein schneller, erster Einstieg in eine nationale Luftbetankungskapazität lässt sich durch die Vorbereitung/Beschaffung von Ausrüstungssätzen für den A-310 MRT und damit seiner Befähigung zum Einsatz auch als Tanker (A-310 MRTT) herstellen. Ein signifikanter Beitrag zur Fähigkeit “Strategischer Lufttransport“ kann durch das internationale Beschaffungsprojekt FTA geleistet werden. Unter Berücksichtigung einer Luftbetankbarkeit und der Befähigung zum Einsatz als Tanker (Vorrichtung für Teile der Flotte) leistet das FTA weitere Beiträge zum Abbau der derzeitigen Fähigkeitsdefizite.

„Strategischer Seetransport“ von Einsatzkontingenten und deren Ausrüstung ist mit streitkräfteeigenen Mitteln derzeit nicht möglich. Dies gilt insbesondere unter Bedrohung und bei ungeeigneter Infrastruktur. Eigene Fähigkeiten zum strategischen und operativen Transport über See eröffnen dabei generell Kooperationsmöglichkeiten und Mitspracherecht im Bündnis und in der EU. Das ETrUS kann dazu beitragen, die Fähigkeitslücke zu schließen. Es bewirkt jedoch gegebenenfalls Anpassungsbedarf hinsichtlich des zu transportierenden Materials und der Ausbildung der eingesetzten Kräfte. Die Auslegung des ETrUS ist im Rahmen einer Systemfähigkeitsanalyse konkret zu untersuchen.

Defizite im Bereich der taktischen Luftbeweglichkeit können durch den Hubschrauber NH 90 abgebaut werden. Dieses multinationale Vorhaben trägt wesentlich zu allen Fähigkeitskategorien bei. Seine besondere Bedeutung für die Mobilität ergibt sich aus seiner Verlegefähigkeit, aus seiner hohen Geschwindigkeit auch in Bodennähe sowie aus seiner Einsatzflexibilität. Der NH 90 kann im Verbund mit dem ebenfalls hochbeweglichen Unterstützungshubschrauber TIGER eingesetzt werden; Missionsausrüstungspakete ermöglichen den querschnittlichen Einsatz im streitkräftegemeinsamen Verbund und tragen zur Bereinigung der Typenvielfalt bei. Die Leistungsfähigkeit des mittleren Transporthubschraubers CH 53 G kann durch Anpassmaßnahmen im Bereich Reichweite und Schutz gesteigert werden.

Das geländegängige Wechselladersystem MULTI ist ein Transportmittel der höchsten Mobilitätsstufe für den schnellen und personalsparenden Umschlag und Transport von Mengenverbrauchsgütern und anderen Versorgungsartikeln auch in unwegsamem Gelände. Es kann  dazu  beitragen,  das  quantitative  Defizit  an  Fahrzeugen unterschiedlicher Gewichtsklassen zu beheben.

Ungepanzerte Fahrzeuge werden für den Transport von Personal sowie von Gütern handelsüblicher Gewichts- und Schutzklassen einschließlich Schwerlast- und Gefahrgütern benötigt. Diese Transportkapazitäten können im Inland und im Rahmen von Einsätzen zur Zuführung von Gütern bis in die Verbindungszone - soweit wirtschaftlich sinnvoll - durch gewerbliche Dienstleistungen erbracht werden. In den Einsatzgebieten sind hingegen aufgrund von Bedrohung, schlechter Verkehrsinfrastruktur, oft extremen Umweltbedingungen und rechtlichen Rahmenbedingungen grundsätzlich  militärische, geländegängige  Fahrzeuge  als Transportmittel erforderlich. Der darüber hinausgehende Bedarf an ungepanzerten Fahrzeugen hat sich deshalb am Ergebnis des Pilotprojekts 9.8 „Flottenmanagement“ und den Erfordernissen  unter  Einsatzbedingungen  auszurichten  und  ist  im  Rahmen des „Transportkonzepts“ aufzuzeigen.

5.4.4 Wirksamkeit im Einsatz

Die gepanzerte Infanterie muss zum Gefecht der Verbundenen Waffen befähigt sein. Das hierzu benötigte gepanzerte Gefechtsfahrzeug muss vor allem über eine abstandsfähige Panzerabwehrfähigkeit und eine der Bedrohung angepasste Durchschlagwirkung verfügen. Seine Überlebensfähigkeit ist durch wirksame Schutzkomponenten auch gegen Minen sicherzustellen. Der SPz 3 soll diese Anforderungen erfüllen. Die wirksame Bekämpfung gegnerischer Panzer außerhalb der Kampfentfernung ihrer Bordkanonen kann durch die abstandsfähigen PzAbw Bodensysteme erzielt werden.

Gesteigerte Kampfkraft und Durchsetzungsfähigkeit des Kampfpanzer LEOPARD 2 A6 in Verbindung mit leistungsgesteigerter Munition verbessern die Einsatzwirksamkeit auch gegen moderne Mehrkomponentenpanzerungen erheblich. Das Schutzniveau ist nach Einbringung des Minenschutzes hinreichend.

Im Rahmen der Luftmechanisierung ist der Unterstützungshubschrauber TIGER geeignet, die Fähigkeit zur Bekämpfung gegnerischer Kräfte mit hochpräziser Waffenwirkung unter Nutzung von Reichweitenvorteilen zu steigern. Aufgrund seiner großen Agilität, Nachtkampffähigkeit, Selbstschutzeigenschaften und der optimierten Fähigkeit, Hinderniskulissen zu nutzen, kann er durch den Kampf in der Tiefe dazu beitragen, verlustreiche unmittelbare Operationen zu vermeiden. Für den Kampf gegen Hochwertziele und Panzer auf Distanz kann er mit dem Präzisionssystern PARS 3 LR ausgerüstet werden, das Durchschlagskraft auch gegen moderne Reaktivpanzerungen sicherstellen kann.

Die KDH TAIFUN erfüllt die Forderung nach Punktzielbekämpfung in der Tiefe. Sie eignet sich zur raschen Bildung und Verlagerung von Schwerpunkten sowie zur Überwachung von Flanken.

Das Artillerie-Ortungsradar COBRA ermöglicht im Wirkverbund mit der PzH 2000 das präzise Ausschalten gegnerischer Schwerpunktwaffen im unmittelbaren Gefecht durch Zielortung für eigene weitreichende Wirkmittel. Es dient damit auch dem Schutz der eigenen Kräfte.

Mit GMLRS lassen sich Reichweite und Treffgenauigkeit des Systems MARS steigern. GMLRS ist damit ein wichtiges Einsatzmittel für den weitreichenden Feuerkampf zur Vermeidung von Duellsituationen.

Leistungsfähige Handwaffen sowie die Ausrüstung der DSO tragen unmittelbar zur Wirksamkeit im Einsatz bei.

Die beschriebenen Defizite in der elektronischen Kampfführung können durch geeignete Systeme gemildert werden. Die Systeme MÜCKE und HORNISSE stören und unterdrücken gegnerische elektronische Verbindungen und schwächen die gegnerische Auflklärungsfähigkeit und Einsatzwirksamkeit. Die Wirksamkeit des vorhandenen EloGM-Mittels HUMMEL kann durch Anpassung an moderne Sender gesteigert werden.

Zielgerichtete Verbesserungen in der Luftverteidigung erfordern ein streitkräftegemeinsames, die Bündnisaspekte berücksichtigendes „Konzept Luftverteidigung“ unter Berücksichtigung eines die Fähigkeitsanforderungen erfüllenden BMC3I Verbunds von raum-, luft-, und seegestützten sowie bodengebundenen Sensoren und Effektoren. Eine isolierte Betrachtung aller im weitesten Sinne LV- relevanter Systeme erlaubt folgende Feststellungen:

Die Qualität der plattformintegrierten und mobilen Sensoren spielt im Regelkreis von „Führung-Aufklärung-Wirkung“  eine herausragende Rolle. Die neuen Systeme sind gekennzeichnet durch expansive Erfassungs- und Waffenführungsreichweiten, ansteigende Informationsverarbeitung und effizientere Anwenderkontrolle.

Das Radar für Erweiterte Luftverteidigung RELV ist auf der Basis neuester Technik für das Erfassen von Luftzielen mit kleinen Radarrückstrahlflächen in großen Entfernungen geeignet. Es kann im ortsfesten Dauereinsatz oder mobil eingesetzt werden. In der mobilen Variante ist das RELV als Sensor für die mobilen CRC des Einsatzführungsdienstes vorgesehen. Es kann damit sowohl NATO-weit im interoperablen Verbund der NATO Integrated Air Defence (NATINAD) eingesetzt werden als auch im Rahmen anderer Koalitionen zum Einsatz kommen. Bei der Weiterentwicklung der NATINAD zur Extended Integrated Air Defence (EIAD) nimmt dieser Sensor eine Schlüsselfunktion ein.

Das Flugplatzrundsichtradar ASR-S kann die bodengebundene Kontrolle des Einsatzluftverkehrs im Nahbereich von Militärflugplätzen sichergestellt werden. Das Vorhaben dient der Minimierung von Flugsicherheitsrisiken und liefert bei entsprechender Anbindung auch einen Beitrag zur Erstellung eines Luftlagebildes.

Das Tiefflugbereichsradar TBR ist als hochauflösendes Radar konzipiert. Es dient zur Aufklärung des Luftraumes bis 40 km Entfernung und trägt in einem Wirkungsverbund mit geeigneten Waffensystemen im Kampf gegen Luftbedrohung zum Schutz von Kräften, Einrichtungen und Anlagen bei.

Ein bodengebundenes, mit nationalen Mitteln luftverlastbares Luftverteidigungssystem neuer Generation für die untere Abfangschicht muss in der Lage sein, das Gesamtspektrum der künftigen Bedrohung - auch in tiefen und sehr tiefen Flughöhen und mit extrem kleinen Radarrückstrahlflächen - in ausreichender Bekämpfungsdistanz auch außerhalb des deutschen Hoheitsgebietes koordiniert und wirkungsvoll zu bekämpfen. Diese Systemfähigkeit dient neben der Verbesserung der Einsatzwirksamkeit auch der nachhaltigen Steigerung der Über-lebensfähigkeit für Kräfte und Mittel im Einsatz. Für eine Übergangszeit ist eine Kampfwertanpassung des Waffensystems PATRIOT und seiner Lenkflugkörper dazu geeignet, die Grundbefähigung zur wirksamen Luftverteidigung auch gegen taktische Flugkörper sicherzustellen, wobei die generellen Defizite hinsichtlich Mobilität und 360-Grad-Abdeckung weiterhin bestehen bleiben.

Die zum Schutz von Bodentruppen und Objekten gegen Luftbedrohung in niedrigen Höhen eingesetzten Waffensysteme ROLAND und GEPARD des Heeres können durch Anbindung an das HFlaAFüSys in ihrer Leistungsfähigkeit gesteigert werden.

Der Beitrag des FlaSys, schwer, neu, zum LV-Verbund ist im Rahmen des Luftverteidigungskonzepts zu bewerten. Die durch LeFlaSys verbesserten Fähigkeiten zu einem hochmobilen, luftverlegbaren Schutz leichter Einsatzkräfte werden mittelfristig vor allem durch die eingeschränkte Wirksamkeit der vorhandenen Fliegerfaust 2 begrenzt. Derzeit bestehende Fähigkeitslücken in der Nahbereichsflugabwehr können durch Lenkflugkörper neuer Generation in Teilen kompensiert werden.

Eine signifikante Verbesserung der luftgestützten Luftverteidigung wird durch das multinationale Gemeinschaftsprojekt EUROFIGHTER 2000 (EF-2000) erreicht. Seine Befähigung zum Einsatz in mehreren Rollen ermöglicht es außerdem, einen Teil der aus der Nutzungsdauer laufenden TORNADO IDS-Flotte zu ersetzen. Hierdurch kann die Fähigkeit zur flexiblen Einsatzführung und die Wirksamkeit des Luftangriffs gesteigert werden. Zum Ausschöpfen des gesamten Fähigkeitspotenzials dieser neuen Plattform ist für beide Einsatzrollen eine Ausstattung mit entsprechend moderner Bewaffnung und Ausrüstung erforderlich.

Der LFK m.R. METEOR ist als Hauptbewaffnung des EF-2000 gegen Luftziele vorgesehen. Durch eine gegenüber der derzeitigen Bewaffnung deutlich gesteigerte Reichweite und verbesserte luftfahrzeugunabhängige Endzielansteuerung, die zu größerer Abstandsfähigkeit führt, sowie durch erhöhte Präzisionsfähigkeit, kann er neben einer Verbesserung der Wirksamkeit im Einsatz auch die Überlebensfähigkeit steigern. Bis zur Beschaffung nach 2010 ist zunächst eine Bewaffnung auf der Basis verfügbarer LFK mittlerer Reichweite erforderlich, die auf den Gesamtumfang der für den EF-2000 zu beschaffenden Bewaffnung anzurechnen ist.

Der LFK k.R. IRIS-T behebt die bestehenden Defizite im Bereich des Luftkampfs im visuellen Auffassungsbereich. Er ergänzt den LFK m.R. als Standardbewaffnung gegen Luftziele. Am Waffensystem TORNADO primär zum Selbstschutz eingesetzt, trägt er aufgrund seiner extrem hohen Agilität deutlich zur Verbesserung der Überlebensfähigkeit bei.

Die im Bau befindliche Fregatte Kl. 124 ist als Verbandsflugabwehreinheit und Führungsplattform konzipiert. Sie weist deutlich erweiterte Wirkmöglichkeiten für einen umfassenden Verbands- und Gebietsschutz bei streitkräftegemeinsamen Aufgaben auch unter fremder Küste auf. Die Fähigkeit zum Verbands- und Gebietsschutz kann mit dem LFK Standard Missile 2 erreicht werden; der leistungsgesteigerte LFK ESSM ist für die Selbstverteidigung gegen Luftziele und Flugkörper geeignet. Eine entscheidende Beschleunigung von Bekämpfungsabläufen lässt sich mittels des interoperablen FüWES SATIR 2000 erzielen. Der Hubschrauber MH 90 verbessert wesentlich die Fähigkeit zur verbundenen Ubootjagd, trägt jedoch auch zu anderen Fähigkeitskategorien bei. Mit der Fregatte Kl. 125 kann langfristig - und bei Übereinstimmung mit entsprechenden NATO-Planungen - ein Einstieg in den seegestützten Beitrag zur Erweiterten Luftverteidigung gelingen.

Die für den Bereich der entregionalisierten Randmeerkriegführung notwendigen Fähigkeiten kann die Korvette Kl. 130 liefern. Sie besitzt durch ihre Größe, Beweglichkeit und Kampfkraft eine deutlich höhere Seeausdauer als die Schnellboote und befähigt zum Einsatz in weiter entfernten Seegebieten. Die Korvette wirkt von hoher See kommend in den Küstenbereich hinein und kann damit streitkräftegemeinsame Operationen wirksam unterstützen. Das Schließen von Fähigkeitslücken im Bereich der Überwasserseekriegführung ist im Gesamtzusammenhang (Wirkverbund) zu sehen, in dem gegebenenfalls auch neu konzipierte Überwasserkampfeinheiten zu betrachten sind.

Das bilaterale Projekt Uboot Kl. 212 A ist geeignet, die Fähigkeit zur langanhaltenden und autarken Ubootkriegführung herzustellen. Es besitzt die Teilfähigkeit zur Ubootjagd aus der Tiefe. Aufgrund seiner geringen Signaturen ist es für Einsätze unter hoher Bedrohung, für verdeckte Präsenz und Aufklärung sowie für Einsätze von spezialisierten Kräften besonders geeignet. Der LWL-gelenkte Schwergewichtstorpedo DM 2 A4 mit Hochleistungsantrieb trägt zur Präzisions- und Abstandsfähigkeit des Ubootes Kl. 212 A und zur Verbesserung der Ubootj agdfähigkeit bei.

Minenabwehrsysteme tragen zum Erhalt der Operationsfreiheit unmittelbar bei. Das System Minenjagd 2000 (MJ 2000) ist geeignet, die bestehenden Defizite in der Minenjagd auf lange Sicht zu beseitigen. Das System wirkt auf Distanz gegen Sprengkörper, die wegen Versandung oder aufgrund der hydrographischen Verhältnisse bislang durch herkömmliche Minenjagdverfahren nicht zu bekämpfen sind.

Die querschnittliche  Einführung  lichtwellenleiter-gelenkter,  hochdiskriminierender Flugkörper (LWL-Flugkörper) kann zur Steigerung der Präzisions- und Abstandswirkung im streitkräftegemeinsamen Wirkverbund beitragen.

Die Fortschritte in der Uboot-Entwicklung erfordern bedarfsgerechte Ubootjagd-Sensoren. Sie gestatten das frühzeitige Orten signaturarmer Uboote, um einen Reichweitenvorteil zu erlangen. Mit dem SONAR 90 (LFTASS) für die Fregatte Kl. 123 kann diese Teilfähigkeit erreicht werden. Leistungsstarke Leichtgewichtstorpedos wie UAW 90 sind zur wirksamen Bekämpfung schneller Uboote in allen Tauchtiefen und auf Distanz geeignet. Leistungssteigerungen bei Geschützen (zum Beispiel MLG) und bei der Feuerleitung tragen unmittelbar zur Einsatzwirksamkeit bei.

Die weitere Nutzung des Waffensystems TORNADO bei Luftwaffe und Marine erfordert umfangreiche Maßnahmen zur Schließung von Fähigkeitslücken. Grundlage aller Vorhaben zur Verbesserung bestehender Fähigkeiten sind jedoch Maßnahmen zum Erhalt der Einsatzbereitschaft des Waffensystems.

Im Einzelnen tragen folgende Vorhaben zur Verbesserung von Teilfähigkeiten bei:

- KWA GPS zur Erhöhung der für den Einsatz der neuen Präzisionsbewaffnung erforderlichen Navigationsgenauigkeit.

- Verbesserung der Präzisions- und Abstandsfähigkeit durch GPS-, radar- bzw. lasergelenkte Bomben, letztere in Verbindung mit Laser-Zielbeleuchtern.

- MAW-TAURUS zum erstmaligen Herstellen einer Abstandsfähigkeit. Dieses Vorhaben liefert einen signifikanten Beitrag zur Verbesserung der Überlebensfähigkeit und entspricht aufgrund der Zielgenauigkeit auch den Forderungen nach Präzisionsfähigkeit.

- Nachtsichtfähigkeit erweitert das Spektrum der Einsatzdurchführung unter allen Witterungsbedingungen und verbessert die Überlebens- und Durchsetzungsfähigkeit des Waffensystems.

- KWA Display zur Anpassung der veralteten Anzeigeinstrumente im Cockpit als zwingende Grundlage für den Einsatz von Abstands- und Präzisionsbewaffnung, die Integration von MIDS, sowie als Basis des Vorhabens KWE EloKa.

- KWA Bodenbildradar zur frühzeitigeren Auffassung und verbesserten Identifizierung von Boden-, Luft- und Seezielen. KWA Bodenbildradar stellt die allwetterfähige Prazisions- und Abstandsfähigkeit nur im Zusammenwirken mit GPS-, radar- bzw. lasergelenkten Waffen vollständig sicher.

- KWE EloKa zur Erhöhung der Überlebens- und Durchsetzungsfähigkeit sowie der Einsatzwirksamkeit und -flexibilität durch verbesserte Selbstschutzausstattung (einschließlich DASS-Management, Radarwarnempfänger und Digital Analyser).

- Täuschsender Monopuls-Radarsystem Lfz gegen das bisher noch nicht ausreichend abgedeckte Bedrohungsspektrum von Radarsystemen oder Zielsuchköpfen mit Monopulswinkelverfolgung zur Steigerung der Überlebens- und Durchsetzungsfähigkeit der eingesetzten Luftkriegsmittel.

- HARM (Upgrade/Nachfolger) - als Primärbewaffnung TORNADO ECR - zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit gegen moderne Bedrohung. Das Vorhaben kann zu einer Vergrößerung der Abstandsfähigkeit und zur Erfüllung der Forderungen nach Minimierung von Kollateralschäden im Rahmen der Fähigkeit zum Niederhalten/Bekämpfen der gegnerischen Luftverteidigung beitragen.

5.4.5 Unterstützung und Durchhaltefähigkeit

Die Einsatzaufgaben erfordern querschnittlich genutzten Transportraum mit leistungsstarker Schutztechnologie gegen Minen und Beschuss bei gleichzeitig hoher Mobilität. Benötigt werden hochbewegliche Fahrzeugvarianten, die künftig die altersbedingten Fähigkeitsdefizite der heute genutzten Basisfahrzeuge M 113 und FUCHS kompensieren können. Die modulare Fahrzeugfamilie GTK kann das mit ihren Varianten leisten. Insbesondere Durchhaltefähigkeit und Wirkung der kämpfenden Infanterietruppe können nur durch Beweglichkeit, Feuerunterstützung mit bedrohungsangepassten Waffen sowie Schutz des Infanterie-Gruppenfahrzeugs in der Version KIT erreicht werden.

Die Teilfähigkeit zur Beobachtung unter Panzerschutz im Rahmen des Artillerieverbundes kann durch den BeobPz LEOPARD 2 verbessert werden.

WIESEL 2 ist ein leicht gepanzertes, luftverlastbares Führungs- und Transportfahrzeug. Es kann auch als bewegliche Befehlsstelle in den Luftlandeverbänden und als Peripheriefahrzeug für leichte Panzermörser genutzt werden. Das Fahrzeug erfüllt die Anforderungen an Schutz und Beweglichkeit und ist deshalb zur Unterstützung der leichten Kräfte geeignet.

Es besteht Bedarf an einem luftverlastbaren, uneingeschränkt geländegängigen geschützten Kettenfahrzeug, insbesondere als Überschneefahrzeug. BV 206 S ist ein leicht gepanzertes, luftverlastbares Transportfahrzeug. Es ist geeignet, die Unterstützung der Truppe auch unter ungünstigen Klima- und Geländebedingungen sicherzustellen. Das Fahrzeug kanr wesentlich zur Durchhaltefähigkeit der Luftlandeverbände und Gebirgsjäger beitragen. Im Rahmen von Rettungs- und Evakuierungseinsätzen ist es als Führungs- und Gefechtsstandfahrzeug zu nutzen.

Die Unterstützung der Streitkräfte im Einsatz erfordert Teilfähigkeiten zum Bergen, Abschleppen, Räumen von Hindernissen und Erdarbeiten unter Bedrohung (Panzerschutz und Schnellbergefähigkeit). Basierend auf dem Fahrgestell LEOPARD 2 ist der BPz BÜFFEL befähigt, auch schweres Gerät wie den LEOPARD 2 A5 zu bergen. Das fahrzeuggestützte Mobile Minensuch- und -räumgerät MMSR erweitert die Fähigkeiten des MRPz KEILER zur Abwehr der Minenbedrohung und das Suchen, Markieren und Räumen von Minen in verminten Geländeabschnitten und auf Straßen.

Durch die horizontal auslegende PSB 2 kann das Defizit geeigneter Übersetzmittel zum Fördern der Bewegung von Landstreitkräften beim schnellen Überwinden von schmalen und mittleren Gewässern geschlossen werden. Mit ihrer Spurbahnbrücke und der auch für schwere Fahrzeuge geeigneten Tragfähigkeit ist die PSB 2 für die Unterstützung aller gepanzerter Verbände geeignet.

Für die Unterbringung, Versorgung, Betreuung und Regeneration von Einsatzkontingenten nach Verlegung werden FELDLAGER benötigt.

Das auch bündnisweit vorhandene Defizit an schwimmender Logistik kann durch ein Folgelos des EGV Kl. 702 reduziert werden.

Die Einsatzkräfte benötigen im Gefecht der Verbundenen Waffen entsprechend bewegliche und durchhaltefähige Sanitätseinrichtungen zur Unterstützung. Für hochbewegliche Verbände sind geeignete, gegebenenfalls auch in Teilmodulen und mit geringerer Durchhaltefähigkeit einsetzbare Einrichtungen erforderlich. Dabei ist eine ununterbrochene qualifizierte Verwundetenversorgung in einem System von Behandlungseinrichtungen und Verwundetentransportmitteln zu gewährleisten. Bei den Sanitätseinrichtungen zur Unterstützung von Truppenteilen, deren Einsatz im Regelfall von feststehenden Basen erfolgt, kann hingenommen werden, dass die Verlegung nur mit Unterstützung durch andere Kräfte sichergestellt werden kann. Einrichtungen zur sanitätsdienstlichen Unterstützung der Einsatzverbände der Marine sind seegestützt auf Schiffen vorzusehen.

Modulare Sanitätseinrichtungen (MSE) bieten die Voraussetzung für eine von der Infrastruktur unabhängige, fachlich hochstehende sanitätsdienstliche Versorgung weltweit, können durch ihren modularen Aufbau an wechselnde Auftragslagen angepasst werden und erlauben die Anpassung der Sanitätsausstattung an den medizinischen Fortschritt. Sie erfüllen die Anforderungen. MSE mit Rettungsstationen, Rettungszentren und Einsatzlazaretten sind in handelsüblichen Containern und Zelten untergebracht. Die Funktionscontainer dienen gleichzeitig als Transportcontainer für die Sanitätsausstattung. Das seegestützte MERZ als Teil der MSE ermöglicht - mit den Hubschraubem SEA KING und MH 90 als Transportkomponente  -  eine  qualifizierte  sanitätsdienstliche  Unterstützung  der Einsatzverbände.

Die Aufgaben des neuen Forschungsschiffes umfassen im Wesentlichen die Ermittlung und Bereitstellung einsatzbestimmender Umgebungsdaten für die Marine sowie Untersuchungen des Rüstungsbereiches für die Entwicklung und Erprobung neuen Wehrmaterials. Es leistet damit einen mittelbaren Beitrag zum Fähigkeitsprofil der Streitkräfte. Das Forschungsschiff wird erstmalig die Möglichkeit zur Vercharterung auf dem Weltmarkt bieten.

5.4.6 Überlebensfähigkeit

Mit dem Vorhaben “Ausstattung Soldat“ sind viele den Schutz des Soldaten verbessernde Einzelmaßnahmen verbunden, die einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der Ausrüstung zum Kampf bei Nacht und schlechter Sicht sowie zum verbesserten Schutz gegen Waffenwirkung und Umwelteinflüsse liefern. So muss der „Infanterist der Zukunft“ befähigt werden, lageabhängig und angemessen geschützt vielfältige Rollen wahrzunehmen. Ein Beispiel für die defizitbehebende Ausrüstung sind neue, leistungsstarke Nachtsichtausstattungen (BiV-Fernrohre und BiV-Brillen mit höherer Leistungsfähigkeit).

Maßnahmen zur Verbesserung der Kampfmittelbeseitigung (EOD/IEDD) können bereits im Frieden zur Erhöhung der Überlebensfähigkeit beitragen.

Im Rahmen des ABC-Schutzes gegen die Wirkung von ABC-Kampfmitteln oder vergleichbaren Gefahren ist der Individual- und Sammelschutz der Kräfte zu verbessern. Die Fähigkeit zur ABC-Aufklärung ist - als Voraussetzung für erfolgreiche militärische Einsätze unter entsprechenden Bedingungen - ebenfalls zu verbessern. Die Verbesserung der Fähigkeit zur gründlichen Dekontarnination/Entwesung durch HEP 90 und TEP 90 liegt hauptsächlich in einer Verbesserung der Qualität der eingesetzten Verfahren, aber auch in der Vermeidung der zum Teil schwerwiegenden Auswirkungen längerer Einwirkungszeiten von Kampfstoffen sowie in der Einhaltung gesetzlich vorgeschriebener Grenzwerte.

Die Überlebensfähigkeit kann durch spezifische Maßnahmen und Ausstattungsvorhaben für Schutz und Härtung erhöht werden. Zum Beispiel kann die Überlebensfahigkeit von Fahrzeugen durch Formgebung, Minenschutzausstattung, Signaturreduzierung und passive ballistische Schutzkomponenten auf einen zukunftsweisenden Technologiestand gesteigert werden. Leistungsgesteigerte EloKa- und Düppelanlagen erhöhen den Eigenschutz signifikant.

Das Uboot Kl. 212 A besitzt durch den außenluft-unabhängigen Antrieb, der lange Einsatzphasen unter Wasser ermöglicht, eine verbesserte Überlebens- und Durchsetzungsfahigkeit. Mit TAU kann auf dem Uboot Kl. 212 A erstmalig eine Möglichkeit der aktiven Selbstverteidigung von Ubooten gegen Leicht- und Schwergewichtstorpedos realisiert werden.

Bei MJ 2000 kann die Gefährdung der Besatzung dadurch erheblich reduziert werden, dass erstmalig ferngelenkte und damit voll abstandsfähige Minenjagdverfahren ermöglicht werden.

Die Ausrüstung von Hubschraubern mit Vorrichtungen für CSAR wird die Fähigkeit zur Rettung und Rückholung abgeschossener oder notgelandeter Luftfahrzeügbesatzungen realisieren und darnit einen wesentlichen Beitrag zur Überlebensfähigkeit liefern. Nach der Kampf-Wertsteigerung RAM IRMU/HAS Mode für Bordanlagen und Flugkörper können Seezielflugkörper bekämpft werden, die keine RF-Strahlung oder aber RF-Strahlung außerhalb des Ansprechbereichs des RAM-Suchkopfes aussenden. Zudem ist die Bekämpfüng von Flugzeugen, Hubschraubern und kleineren Überwasserzielen möglich. Mit TAUEW kann die Teilfähigkeit zum omnidirektionalen Eigenschutz gegen anlaufende Torpedos geschaffen werden.

Nur mit einer dem modernen Bedrohungsspektrum angepassten EloKa- Selbstschutzausstattung (aktiv und passiv) ist die für einen Einsatz erforderliche Überlebens- und Durchsetzungsfähigkeit von Seekriegsmitteln und Luftfahrzeugen gewährleistet. Mit der Modifizierung der EIoUM/ -GM-Anlage FL 1800 der Kampfeinheiten können effektivere Analysemethoden und Störmodi erreicht werden. Für den EF-2000 wird diese Fähigkeit über das Vorhaben EURODASS sichergestellt. Eine streitkräftegemeinsame Freund-Feind-Kennung ist Grundlage für jeden übergreifenden Wirkverbund. Identifizierungssysteme tragen dabei wesentlich zur Verbesserung der Überlebensfähigkeit bei. Die Elemente NIS Q+A, das interoperable „Gefechtsfeldkennsystem kurzer Reichweite ZEFF“, das ,,Radarkenngerät Antwort Ausstattung Luftfahrzeug Mode-S" sowie die „Kollisionswarnanlage Luftfahrzeug ACAS/ TCAS“ erfüllen diese Anforderungen. Der konkrete, fähigkeitsbegründete Bedarf wird sich aus einem „Identifizierungskonzept für die Bundeswehr“ ableiten lassen.

 

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