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Verteidigungspolitische Konzepte

[DCI] [ESDI]

Die Kürzel DCI und ESDI stehen für die derzeit aktuellen sicherheitspolitischen Aufgaben von NATO und EU.

Mit der Defense C apabilities Initiative sollen die schwerwiegenden Lücken im Bereich der militärischen Kapazitäten der europäischen NATO-Staaten geschlossen werden.

ESDI ist das im Bereich der NATO gebräuchliche Kürzel für
European Security and Defense Initiative; im Bereich EU heißt es CFSP (Common Foreign and Security Policy).

Innerhalb der CSFP ist derzeitiger Hauptpunkt das so bezeichnete
European Headline Goal:

Aufbau einer 50-60.000 Soldaten umfassenden Streitmacht, die zur Verfügung der politischen Führung der Europäischen Union steht und nach 60 Tagen einsatzbereit ist, im Jahr 2003!

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Taliban-Konter: Dreieck

3. Dezember 2009

In der Riege der Führer der AFPAK-Taliban-Koalition wird in diesen Tagen und Wochen mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Nachdenken und Diskutieren darüber ausbrechen, ob man angesichts der neuen (?) Strategie der Besatzer, verkündet durch den U.S.-Präsidenten, zu einer Revision der eigenen Strategie kommen sollte oder nicht.

Hochgeachteten Führern der Taliban-Führung wie z. B. Mullah Omar darf man u.E. nicht unterstellen, dass sie nicht strategisch denken können. Genau wie ihre Gegner unterliegen sie allerdings der Problematik, dass es zur Umsetzung ihres Konzepts zur Erreichung ihres Zieles einer klugen operativen Anwendung bedarf.

  • Auf der taktischen Ebene kämpft Mullah Omar mit demselben Problem wie sein Gegner McChrystal: Blindwütiges Bomben und Ballern “verschreckt” die “Zielgruppe” bestenfalls, macht sie schlimmstenfalls zu erbitterten Feinden; siehe Al-Qaida im Febr. 2006, goldene Moschee von Samarrah (?); damit hat man die Niederlage im Irak herbeigebombt (sorry wegen der brutalen Schreibe);
     
  • Über einen Zeitraum von ungefähr 4/5 Jahren hat man (Talib) sich erfolgreich reorganisiert. Innerhalb des grundlegenden, strategischen Dreiecks von Kräfte, Raum und Zeit hat die Beachtung des Faktors Zeit das jetzige Momentum des Erfolges generiert;
     
  • Wenn der Gegner (Feind) jetzt seine Kräfte in einem genau bezeichneten Raum erheblich verstärkt, kann man dies nur durch Übertreffen oder (zeitweisen) Rückzug kontern.
     
  • Der moderne (westliche) Gegner kann zwar über einen relativ kurzen Zeitraum wahnsinnige (Feuer)Kraft entwickeln, viel weniger schon personelle Kraft, ist aber auf der Zeitachse im Vergleich zu “älteren” Kulturen sehr schwach. Austrocknen kann man diesen Gegner nur über die Zeit (man muss natürlich auch in der Lage sein, sich dieselbe nehmen zu können - “halte Dein Pulver trocken”);
     
  • Entscheidend bleibt, was die Betroffenen sagen und - vor allem - machen werden. Wie soll man das denn einschätzen können?

Soll man sich denn unbedingt den Kopf des Gegners zerbrechen? - den eigenen dazu? “Können Sie mir sagen, wo ich hinwill - ich gehe dann schon mal vor” (?!).

{Die Zeit kommt, und sie wird es erzählen - schlafe sie einfach aus!}

 

Raketenabwehr: Vision (und Nachtrag 20. 10.)

19. Oktober 2009

Als Europäer und (NATO)Deutscher weiss man nicht so recht, ob man sich bis zum Januar 2010 ins Bett legen kann oder sich ab und an Gedanken darüber machen sollte, wie man das “Fact Sheet” des U.S.Verteidigungsministeriums vom 16. 10. 09 zum Thema “Ballistic Missile Defense Review” (BMDR) zu bewerten hat:
http://www.defenselink.mil/news/BMDR.pdf (falls der Link nicht funktioniert, bitte hier abladen).

Im Januar 2010 hat also das U.S.-Verteidigungsministerium dem U.S.-Parlament eine “Neu-Bewertung” (Review) des Themas “Abwehr ballistischer Raketen” vorzulegen. Immerhin denkt der “freundliche Hegemon” auch an seine “friends and allies”:

  • “The Department (of Defense, DoD) must continue to support cooperative ballistic missile defense efforts with friends and allies , developing common missile defense strategies and capabilities”;
     
  • “Providing effective regional missile defenses for U.S. forces and allies against short-, medium-, intermediate-range missiles”;
     
  • “The BMDR process includes consultations with friends and allies”.

Wenn man bedenkt, dass die NATO schon 1996 konkrete Pläne (Mix see- und landbasiert) für eine Raktenabwehr Europas ausgearbeitet hatte und derzeit immer noch mit Studien herumlaboriert, scheint der Zeithorizont bis Jan. 2010 nicht mehr so lang. Spannend wird die Frage, ob sich die U.S-Politik im Lichte der Finanzfrage immer noch so alliierten-freundlich verhalten wird.

Wann kommt irgendwelchen U.S.-Parlamentariern die Frage in den Sinn, warum der amerikanische Steuerzahler eigentlich die Raketenabwehr für die europäischen “Freunde” bezahlen soll? Nach unserer Erinnerung ist in der Vergangenheit der Betrag für eine ordentliche europäische Raketenabwehr-Rüstung auf 30 Mrd. USD geschätzt worden (nicht life-cycle-costs; Berichtigungen erwünscht). Geht man von dem (vielleicht irgendwie stimmenden) D-Anteil von 20 % aus, wären das immerhin 6 Mrd. USD Erstbeschaffungskosten, die zu 100 % in den amerikanischen Staats- und Wirtschaftskreislauf verschwinden.

Vielleicht sollte man wegen bestimmter “Visionen” zum Arzt gehen:

  • Als die NATO sich in grauer Vorzeit zum Vorhaben AWACS entschloss, handelte die deutsche Regierung einen “Offset-Deal” aus: Dafür kaufen die Amis in Deutschland die 105mm-LEO-Kanone und sonst noch was.

U.E. ist dieses “Geschäftsmodell” die einzige Chance für die zukünftige transatlantische Rüstungskooperation. Könnte man z.B. der U.S.-amerikanischen Politik nahebringen, Stolpersteine in Sachen einer sachorientierten Tankflugzeug-Entscheidung aus dem Weg zu räumen dadurch, dass man entsprechend handfeste Offset-Perspektiven (die gibt es reichlich) eröffnet, hätte man die “Vision” (das “worksharing” können Experten bis auf die Stelle hinter dem Komma ausrechnen).

{Herr Trivial sagt: “Ärzte können nicht jede Krankheit heilen”}

(Nachtrag 20.10.: Ein alter Freund hat uns den Hinweis auf eine “fette” Studie vom Juni 2009 zum Thema BMD gegeben:
http://www.ifpa.org/pdf/IWG2009.pdf (Dicken Dank!)

 

Lese: Yääss, Sir

16. Oktober 2009

Wir sind wirklich unschuldig, wenn die vorbildliche Welt (hier U.S., UK und EU) den interessierten Deutschen, denen die Regierung vergleichbares versagt, schon wieder das Wochenende versaut. Man kann ersatzweise die Lektüre der brandwichtigen Reports auch verschieben (bis wann?). Aber man muss sie auf die Festplatte in den Ordner “Noch lesen” abladen, auch wenn er überquillt:

{Nein, Papi, Du gehörst das ganze Wochenende nur uns! Yääss, Sir!}

 

Mittel und Niederlage: Preis

13. August 2009

Der unermüdliche Altmeister Anthony H. Cordesman hat mit Erin K. Fitzgerald einen Entwurf präsentiert, der den treffenden Neben-Titel “Resourcing for Defeat” trägt; das Desaster der Konzipierung (Planung) und Mittel-Zuweisung (resourcing) des Irak- und Afghanistan-Krieges wird (vor allem mit den Daten der von uns so geschätzten Institutionen CRS, CBO und GAO) detailliert aufgearbeitet:

U. E. sollte man bei der Thesenbildung Vorsicht walten lassen:

  • So politisch unangenehm es auch immer sein mag:
    Die verhasste Bush-Administration hat es letztlich doch geschafft, mit ihren Massnahmen und vor allem Dank der absolut verfehlten al-Qaida-Strategie dem irakischen Volk und der Regierung doch noch ein “Fenster von Chancen” zu eröffnen, die sie nun eigenständig wahrnehmen müssen. Nach einem Aderlass menschlicher Tragödien und dem Investment von grob 700 Milliarden USD verlässt man einen Kampfplatz, dessen Alternative unter Saddam Hussein kaum jemand bedenken mag.

Das “ideologische” Momentum des U.S.-Präsidenten Obama hinsichtlich AFG steckt noch in den Kinderschuhen. Eine Bush vergleichbare (Irak)SURGE in AFG würde ihn eine Truppenstärke von mehr als 100.000 U.S.-Soldaten kosten, ganz abgesehen von der notwendigen “Welle” von Ressourcen für die zivile Aufbauarbeit, die die “clear, hold, build”-Strategie erfordert, die gerade im Kleinformat angegangen wird.  Vergleicht man die Strukturdaten von AFG mit denen des Irak, kann man ganz grob schätzen, dass die U.S.A. für AFG noch mindestens 500 Mrd. USD für die nächsten Jahre aufzuwenden haben.

Es ist, wie es immer ist: Auf der Flimmerbühne kaspern die Konzeptionäre - die Mittelverwalter im Publikum haben ein Herzkasperl nach dem vorhergehenden.

{CvC sagt: “Der Sieg erfordert immer einen wahnsinnigen Preis”}

 

U.S. Army-Lektionen: weinen

29. Juli 2009

Man müsste schon sehr weit ausholen, um zu begründen, warum ein deutscher Zeitgenosse Interesse an “lessons learned”-Papieren der U.S. Army haben sollte. Wir hinterfragen das nicht, weil die “Sommerloch”-Kritik doch zu überwältigend scheint.

Aber vielleicht findet man in dem “Comprehensive Lessons Learned White Paper” des U.S.-Heeres doch etwas, das für das Deutsche Heer hilfreich ist:
https://www.g8.army.mil/BlueRibbon/documents/pdf/091500JUN09_Comprehensive_Lessons_Learned.pdf

Welche Relevanz solche Konzepte mit einer ellenlangen und anspruchsvollen “Need”-Liste (die Eingeständnis von Fehlern ist!) auch immer haben werden - wer soll das alles erfüllen? -, aber man erkennt im System reformerische Kräfte, die mit Energie proaktiv werkeln, und das wird nicht nur innergesellschaftlich, sondern weltweit transparent gemacht.

Erzeugt derartige Transparenz letztlich regierungsamtliche Kommunikations-Dominanz? Wahrscheinlich JA, denn wer seine komplexen Probleme ehrlich schildert, findet beim Ahnungslosen eher Verständnis.

{Menschen weinen, wenn Du Ihnen unschuldig Deine tiefschürfenden Probleme schilderst}

 

Robert M. Gates: Schere

20. Juli 2009

Warum beschäftigt sich die Welt so oft und so intensiv mit U.S.-amerikanischer Verteidigungs- und Sicherheitspolitik? Weil dieser “last resort” (vor allem in seiner “abschreckenden Wirkung”) in Krisen nicht nur für die westliche Welt von entscheidender Bedeutung ist.

Wenn allenthalben vom Niedergang des U.S.-Imperiums die Rede ist, schaut man auf die Äusserungen des U.S.-Verteidigungsministers Robert M. Gates mit besonderem Interesse, wie z.B. hier:
http://www.defenselink.mil/speeches/speech.aspx?speechid=1369

Wenn wir aus dieser Rede einen ellenlangen Block (S. 2) wörtlich zitieren, hat das folgenden Grund:
- Er steht in einem komplexen Zusammenhang;
- er kann nur  im Zusammenhang wahrgenommen werden;
- er ist u.E. die beste Zusammenfassung einer Bedrohungswahrnehmung (Threat-Assessment) aus neuester U.S.-administrativer Sicht und zeigt die Hybris der Sicherheits-Paranoia (die
rot-unterlegte 1,2,3,4 Unterteilung stammt von uns):

  • “But, while the world of terrorists and other violent extremists – of insurgents and IEDs – is with us for the long haul, we also recognize that another world has emerged.
    (1) Growing numbers of countries and groups are employing the latest and increasingly accessible technologies to put the United States at risk in disruptive and unpredictable ways.
    (2) Other large nations – known in Pentagon lingo as “near-peers” – are modernizing their militaries in ways that could, over time, pose a challenge to the United States. In some cases, their programs take the form of traditional weapons systems such as more advanced fighter aircraft, missiles, and submarines.
    (3) But other nations have learned from the experience of Saddam Hussein’s military in the first and second Gulf wars – that it is ill-advised, if not suicidal, to fight a conventional war head-to-head against the United States: fighter-to-fighter, ship-to-ship, tank-to-tank. They also learned from a bankrupted Soviet Union not to try to outspend us or match our overall capabilities. Instead, they are developing asymmetric means that take advantage of new technologies – and our vulnerabilities – to disrupt our lines of communication and our freedom of movement, to deny us access, and to narrow our military options and strategic choices.
    (4) At the same time, insurgents or militias are acquiring or seeking precision weapons, sophisticated communications, cyber capabilities, and even weapons of mass destruction. The Lebanese extremist group Hezbollah currently has more rockets and high-end munitions – many quite sophisticated and accurate – than all but a handful of countries.

    In sum, the security challenges we now face, and will in the future, have changed, and our thinking must likewise change. The old paradigm of looking at potential conflict as either regular or irregular war, conventional or unconventional, high end or low – is no longer relevant. And as a result, the Defense Department needs to think about and prepare for war in a profoundly different way than what we have been accustomed to throughout the better part of the last century.
    What is needed is a portfolio of military capabilities with maximum versatility across the widest possible spectrum of conflict. As a result, we must change the way we think and the way we plan – and fundamentally reform – the way the Pentagon does business and buys weapons. It simply will not do to base our strategy solely on continuing to design and buy – as we have for the last 60 years – only the most technologically advanced versions of weapons to keep up with or stay ahead of another superpower adversary – especially one that imploded nearly a generation ago
    .”

Die Bedrohungswahrnehmung von Minister Gates darf man als klassisch hinnehmen. Das Konzept zur Gegenoffensive ist lupenrein. Wie man allerdings auf der Ebene der Durchstabisierung der Ressourcen-Zuweisung verfahren soll, wird Diejenigen, die solche “konzeptionelle Reinheit” umzusetzen haben, in den Wahnsinn treiben.

{Leben ist die Schere zwischen Konzeption und Umsetzung}

 

AFPAK-Strategie: GSD

8. Juni 2009

In diesen Zeiten muss man sich damit abfinden, dass alle Nase lang vor allem U.S.-amerikanische Denkpanzer Studien zum Thema AFPAK auf den Markt werfen, dass einem die Puste ausgeht.

Jüngstes Beispiel ist das “Center for a New American Security” (CNAS), für welches die Autoren Exum, Fick, Humayum und Kilcullen einen Ausblick für die nächsten 12 Monate in AFPAK anbieten:
http://www.cnas.org/node/976

Wahrscheinlich aufgrund der Mitarbeit von Kult-Autor David Kilcullen wird eine militärisch-operative Form der “Aufstandsbekämpfung” (Counter-Insurgency, COIN) propagiert, die sich nicht auf den “Enemy” konzentriert, sondern darauf, die “einfachen” Afghanen vor Ort (70 % ländlich!) zu schützen (pdf-S. 17.f.). So patentgeil sich diese Empfehlung geriert, desto weniger kann sie Empfehlung für das Viertel von AFG sein, welches sich nach der CNAS-Studie (S. 26) unter Talib-Control befindet. U.S.-amerikanische Miitärs werden nicht müde zu betonen, dass die Zunahme der Kampfhandlungen und (zivilen) Opfern vor allem dadurch bedingt ist, dass die alliierten Truppen zunehmend in die von den Talibs beherrschten Gebiete vordringen.

U.E. entpuppt sich der vor allem von Kilcullen konstruierte Gegensatz von “enemy focused” gegen “population-centric” COIN gegen die Wirklichkeit, die jeweils vor Ort tatsächlich herrscht. Der einfache, im Gefecht befindliche Soldat wird den Zusammenhang mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht verstehen können, und er wird ihm auch keineswegs zu vermitteln sein; er wird in Bedrängnis “Bagram 555” wählen, um sich mittels (ungeplanter, und deshalb ungenauer) Luftunterstüzung sein Leben zu retten versuchen.

Interessant ist, dass die CNAS-Studie ihrer Studie den Begriff TRIAGE voranstellt. Es ist das Verfahren der Kriegsmediziner, durch Augenschein festzustellen, ob das betrachtete Objekt noch eine Überlebenschance hat und deshalb behandelt werden sollte (und dementsprechend “aussortiert” wird; das ist eigentlich “Hardcore”).

Uns tröstet, dass die Taliban/AQ-Strategen rein gar nichts dazulernen. Sie bomben wie verrückt gegen die eigenen Kameraden.

{Der Gegner ist (GSD) auch nicht immer perfekt}

 

U.S.-Konzeptvision: man lernt

4. Juni 2009

Das in Norfolk (VA) beheimatete “U.S. Joint Forces Command” (USJFCOM) unter Führung von Marine Corps-General James N. Mattis hat die Streitkräfte als “Force Provider” zu unterstützen, neue Konzepte zu entwickeln und zu erproben, auch in Zusammenarbeit mit Partner-Nationen. General Mattis ist eigenständiger Denker, was er mit Memoranden bewiesen hat. Der Bericht über seine gerade am CSIS gehaltene Rede zeigt, wie Mattis tickt:
http://www.dodbuzz.com/2009/06/02/ground-forces-best-mattis/

Die deutschen Strategen werden sich aber unbedingt das Memorandum abladen müssen, welches seit dem 2. Juni beim USJFCOM veröffentlicht ist, die “Joint Concept Development Vision”:
http://www.jfcom.mil/newslink/storyarchive/2009/pa060209.html
Bei der Gelegenheit kann man auch gleich “Capstone” abladen:
http://www.jfcom.mil/newslink/storyarchive/2009/CCJO_2009.pdf

James Mattis übt darin harsche Kritik am System, definiert, und legt seine Gedanken für ein Konzept dar. Nach diesem Startschuss darf man gespannt sein, ob irgendwann die Vision zu Papier gebracht wird, die gut ist, und das Denken in den U.S.-Streitkräften auch schnell und nachhaltig beeinflusst. Angesichts einer ganzen Reihen von eklatanten Fehlleistungen durch die oberste militärische Führung in den letzten 10 Jahren ist es höchste Zeit. Vielleicht lernt man hierzulande?

{Sorry wegen der Einmischung in U.S.-Angelegenheiten}

 

Review

NATO Operation Allied Force

- Lessons Learned -

Eine erste Bilanz des NATO-Luftkrieges gegen Jugoslawien

Dasa-Report - Oktober 1999

Bernhard Pfoh, Vizepräsident Concepts & Studies, EADS

Dasa Review Team: Horst Assmann; Ingo Aust; Rainer Bach; Hans Fluess; Dr. Martin Füllenbach; Guenther Harms; Didmar Heinzel; Manfred Jacobsen; Hans Köhler; Dr. Dieter Kook; Günter Koop; Alfred Küchle; Jörg Leister; Enno Littmann; Peter Maximovic; Dr. Otto Neff; Gerd Ruhkopf; Thomas Rumpf; Fred Schwan; Hans-Jürgen Wieland; Klaus Winter

Inhalt

Kontext

Executive Summary

Ausgangspunkt Kosovo

NATO Operation Allied Force

„Lessons learned“

Nach Kosovo: Fragen über Fragen

Ausblick

Referenzen

„Keeping the 19 countries of the NATO coalition together and getting an effective campaign under way was both the hardest job and greatest achievement of Operation Allied Force....“ „We cannot help but be impressed at the remarkable impact NATO achieved from the air.“
William S. Cohen, U.S. Secretary of Defense

„European allies have not invested in what is needed to conduct a modern air war in the same way as has the United States.“
Jacques S. Gansler, U.S. Under Secretary of Defense for Acquisition & Technology

„ Either we get full and unfiltered access to US data or we will have to create our own satellite system.“
 Rudolf Scharping, German Secretary of Defense

„There is a need for Europe to retain and improve a source of satellite data independent of the USA, who will not always necessary be at our side in future conflicts.“
 Jean-Yves Helmer, Head of DGA, the French Procurement Agency at the French Ministry of Defense

„ Never before has air power played such a central role in the conduct and outcome of an entire conflict.“
 Nick Cook, Aviation Editor with Jane’s Defense Weekly

Kontext

Dieser Report zeigt eine erste, vorläufige Bilanz der NATO Operation Allied Force im Rahmen des Jugoslawien-Konfliktes. Ziel der vorliegenden Bilanz ist es, Erkenntnisse und Folgerungen aus dem Luftkrieg der Alliierten auf mehreren Ebenen und nach verschiedenen Aspekten auszuwerten: diese Analyse versucht, (1) generelle Trends bzw. „Muster“ bei der Konfliktbewältigung zu identifizieren, (2) Defizite der NATO- Partner bezüglich Ausrüstung und Zusammenwirken („coalition warfare“) aufzuzeigen, (3) Europas Beitragsfähigkeit zu dieser Form der Konfliktlösung darzustellen und (4) die Erfahrungen der Bundeswehr („lessons learned“) in ihrem ersten NATO-Einsatz hinsichtlich Ausrüstungsdefizite und -lücken festzustellen. Diese Analyse ist geeignet, (5) sich Dasa-intern gezielt auf zukunftsweisende Produkte und Technologien zu fokussieren und darüber hinaus (6) eine fundierte Industriemeinung in die sicherheits- und rüstungspolitische Debatte einzubringen. Es ist ganz offenkundig, dass gerade die Erfahrungen aus dem ersten NATO-Einsatz der Bundeswehr eine wichtige Determinante für die künftige Streitkräfte- und Rüstungsplanung darstellen.

Dieser Bericht konsolidiert mehrere Perspektiven zu so etwas wie einer „Dasa-Sicht“ : so basiert er auf (1) Auswertungen nicht-klassifizierter internationaler Publikationen, (2) Gespräche und Veranstaltungen mit Repräsentanten der sicherheitspolitischen Community sowie (3) Erkenntnissen, die von einem Dasa Review Team im Rahmen mehrerer unternehmens-interner Workshops zusammengestellt wurden. An das Dasa Review Team nochmals der ganz besondere Dank, das beratend und kommentierend diese erste Bilanz ermöglichte, wohlwissend „that facts can tend to change over time...“.  

Aus diesem Grund sei auch erwähnt, dass  im Auftrag des U.S. Defense Secretary W. Cohen ein „After-Action Review Board“ unter Vorsitz des U.S. Deputy Defense Secretary J. Hamre und des Vice Chairman of the Joint Chiefs of Staff Gen J. Ralston gebildet wurde, um Lehren aus dem Jugoslawien-Konflikt zu ziehen. Ziel ist es, (1) die Datenbasis für künftige Operationen zu verbreitern, (2) notwendige Ausrüstungsanforderungen oder Korrekturen bereits kurzfristig im nächsten Budget zu berücksichtigen und (3) Erkenntnisse bzw. Empfehlungen langfristig im Rahmen der strategischen Planung im „Quadrennial Defense Review (QDR)“ zu verankern. Das Pentagon wird sich primär mit den drei Themen „(1) deployment & employment operations, (2) intelligence support for operations, (3) alliance & coalition warfare“, befassen und dabei die Konfliktbewältigung nach operationellen und strategischen Aspekten auswerten. Erste Resultate des US-Reviews sind bereits in diesen vorliegenden Report eingeflossen.

Executive Summary

Die NATO Operation Allied Force war der erste Konflikt der Allianz seit ihrem 50-jährigen Bestehen. Das politische und humanitäre Ziel dieser NATO-Luftkriegsoperation über Jugoslawien war es, ein Ende von Gewalt und Menschenrechtsverletzungen im Kosovo herbeizuführen und die Rückkehr der albanischen Füchtlinge zu ermöglichen. Eine umfassende erste Analyse der 78-tägigen NATO Operation Allied Force führt zu dem hier dargestellten Gesamtbild und lässt damit die folgende Gesamtwertung zu:

  • Erfolgreiche Bilanz: Ende der Gewalt und Kohäsion der NATO

Die politischen und humanitären Ziele im Kosovo wurden zu NATO-Be-dingungen erreicht: „Serb forces are out; NATO forces are in; the refugees are home; a cease-fire is in place“ (Gen Wesley Clark, SACEUR). Allied Force war eine Erfolg, auch wenn nicht alle militärischen Aktionen der NATO überzeugten. Dennoch: ohne diese nachhaltigen Luftkriegsoperationen wäre es nicht zur Befriedung des Kosovo gekommen und Milosevic sicher nicht zur Kapitulation bereit gewesen.

Zur wichtigsten Erfahrung gehört es, dass die Allianz der 19 NATO-Partner trotz politischer Pluralität und militärischer Meinungsvielfalt, trotz kritischer Momente (Bombardierung der Botschaft Chinas) und trotz öffentlichkeitswirksamer Diskussion um Bodentruppen wohl zur Überraschung von Milosevic und der NATO selbst Bestand hatte. Kritische Stimmen weisen allerdings darauf hin, dass diese „Kohäsionspolitik des kleinsten gemeinsamen Nenners“ der NATO-Gesamtstrategie geschadet und schnellere Erfolge verhindert habe.

  • Premiere: Sieg durch Air Power und entschlossener Diplomatie

Erstmals in der Geschichte mündete der ausschliessliche Einsatz von Air Power inklusive Präzisionsabstandswaffen sowie satelliten- und luftgestützter Aufklärung, Führung und Kommunikation direkt zu einem Friedensabkommen. In den 78 Tagen des Konfliktes flog die NATO mehr als 37.000 Missionen (Luftangriff, Transport, Betankung, Electronic Warfare, Aufklärung) und verlor in den Kampfhandlungen lediglich zwei Flugzeuge, jedoch kein NATO-Personal. Moderne Waffentechnologie und insbesondere die Präzision satellitengelenkter Flugkörper bzw. Munition sorgten für eine relativ geringe Anzahl (30) von Kollateralschäden, also unbeabsichtigte Zerstörungen ziviler Objekte.

Es waren letztlich die eskalierenden Luftschläge, die in Kombination mit einer robusten und entschlossenen Diplomatie (Doppelstrategie) Milosevic die Optionslosigkeit seiner Politik vor Augen führte und den Erfolg der NATO herbeiführte.

  • Lessons learned: Allianz mit Schieflage und Europas Defizite

Allied Force offenbarte den Europäern in der NATO die eklatante Abhängigkeit von U.S.- Ressourcen und -Technologie, und dies in einem Konflikt fast inmitten Europas. Die USA stellten 70% der rd. 1.000 Kampfflugzeuge, absovierten 70-80% der Unterstützungsflüge (Transport, Betankung, Electronic Warfare) und verschossen von Schiffen und Bombern rd. 95% der Cruise Missiles, die wiederum auf der Basis des U.S. Satellitensystems GPS präzis ihre Ziele fanden. Rund 85% der abgeworfenen NATO-Munition war amerikanischen Ursprungs. Hinter dieser Statistik verbirgt sich jedoch das seit Jahren von Experten beklagte „Trans-atlantic capability and technology gap“, das tendenziell auch das künftige Zusammenwirken (Stichwort: Interoperabilität) der NATO-Streitkräfte gefährdet. Deshalb liegen nach Kosovo auch Vorschläge der U.S. Verteidigungspolitiker J.S. Gansler und J.J. Hamre auf dem Tisch, die „battlefield interoperability“ der NATO bereits auf industriellem Gebiet durch technologische Zusammenarbeit sowie transatlantische Industriemerger und vermehrte Gemeinschaftsprojekte zu verbessern.

Europas Defizite kommen nicht von ungefähr: so investiert ein fragmentiertes Europa heute relativ unkoordiniert insgesamt nur $140 Mrd. in die Verteidigung, während sich das US-Verteidigungsbudget auf rd. $290 Mrd. beläuft und in den nächsten Jahren um weitere $112 Mrd. erhöht werden soll. Europäische Kleinstaaterei sowie jahrelange Unterfinanzierung der Verteidigungsbudgets haben dazu geführt, dass Europa heute ganz essentielle Bausteine wie ein satellitengestütztes Aufklärungs- und Kommunikationssystem oder ein luftgestütztes Bodenüberwachungs- und Führungssystem (wie das JSTARS der USA) fehlen. Die Europäer haben nur begrenzte Fähigkeiten zum Lufttransport, zur Luftbetankung, zum Electronic Warfare und nur unzureichende „ all weather precision strike capabilities“, die sich zudem auf das U.S. Satellitensystem GPS abstützen.

  • Europäische Konvergenz: Kosovo als Katalysator

Die Vormachstellung der USA während Allied Force und die Ohnmacht der Europäer haben die Sicherheits-und Verteidigungspolitik Europas in Bewegung gebracht. So wurde auf dem EU-Gipfel in Köln (Juni 1999) die Gemeinsame Europäische Sicherheits-und Verteidigungsinitiative (ESDI) beschlossen mit dem Ziel, die militärische Autonomie der Europäer künftig sicherzustellen. Für den Erfolg der ESDI ist es entscheidend, dass Europa (1) die Beschaffungspolitik und Verteidigungsbudgets sehr eng aufeinander abstimmt, (2) die laufenden Beschaffungspläne nach Allied Force nochmals kritisch bewertet und Korrekturen anbringt, und (3) seinen Verteidigungsindustrien eine reale Konsolidierung ermöglicht. Damit lassen sich zumindest unter den Europäern die notwendige Kommunalität bei erhöhter Wettbewerbsfähigkeit erreichen. Europäische Konvergenzkriterien in der Verteidigung bilden weitere interessante Ansatzpunkte zur schnelleren sicherheits- und verteidigungspolitischen Integration. 

Ausgangspunkt Kosovo

Bis Ende 1990 war das Kosovo eine autonome Provinz Jugoslawiens mit einer funktionierenden multi-ethnischen Regierung. Jugoslawiens Präsident Milosevic nahm diese Autonomie und implementierte eine apartheid-ähnliche Politik, welche die Kosovo-Albaner von allen Regierungsämtern ausschloss. Beginnend 1992 führte diese Diskriminierung zu systematischer Gewalt gegen die Kosovo-Albaner, die 1998 dann zur Krise eskalierte und letztlich nach langjährigen Diplomatiebemühungen die NATO zum Handeln veranlasste.

  • Erfolglose Diplomatie

Die internationale Staatengemeinschaft, und insbesondere die Vereinigten Staaten mit ihren Verbündeten, aber auch Russland versuchten in den vergangenen Jahren mehrfach, eine Verhandlungslösung für das Kosovo herbeizuführen. Milosevic verweigerte sich wiederholt einer friedlichen und politischen Einigung. Die Strategie der NATO, den diplomatischen Anstrengungen durch die Entscheidung zu „Activation Orders for air strikes in Kosovo“ (Oktober 1998) Nachdruck zu verschaffen, führte zu keiner politischen Lösung. Die Warnungen der NATO wurden von Milosevic ignoriert. Anfang 1999 erfolgten weitere Diplomatierunden, die in der multinationalen Konferenz von Rambouillet mündeten. Auch diese Vereinbarungen wurden von Milosevic zurückgewiesen, die allerdings auch nur sehr zögerlich von den Kosovo-Albanern akzeptiert wurden. Unmittelbar darauf erfolgte ein offenbar lange geplanter und sorgfältig vorbereiteter Angriff auf die albanische Mehrheit im Kosovo.

Nach Allied Force kritisierte Gen a.D. Klaus Naumann das Krisenmanagement der NATO da sie in dieser Diplomatiephase häufig die Verantwortlichkeiten wechselte: so führte zunächst die NATO die Gesprächsrunden, dann die Vereinigten Staaten von Amerika und Richard Hoolbroke, danach die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) gemeinsam mit der NATO, bevor eine Kontaktgruppe die Führung der Gespäche übernahm und diese nach dem Scheitern den Taktstock an die NATO zurückgab. Danach hatte die NATO keine Handlungsoptionen mehr.

  • Motive des NATO Engagements
     
  • Völkerrechtliche Dimension

Der Luftkrieg der NATO hat zu einer breiten Diskussion über die völkerrechtlichen Aspekte der Intervention geführt. Neben der These, dass der „Schutz des Menschen“ zentral sei und damit das Eingreifen einer Schutzmacht legitimiere, zitieren Völkerrechtler die Art. 51 und 52 der UN-Charta, nach denen beide Artikel zusammengenommen „das natürliche Selbstverteidigungsrecht der Staaten begründen, wenn immer die Vereinten Nationen ihre Funktion im Dienste der kollektiven Sicherheit nicht erfüllen.“ Da die UN durch das russische Doppelspiel und Chinas Veto handlungsunfähig war, sei aus sicherheitspolitischen Erwägungen heraus ein militärisches Eingriffsrecht der NATO gerechtfertigt gewesen.

Das Weltinteresse fokussierte sich primär auf die humanitären Aspekte des Konfliktes im Kosovo, auf die Verletzung der Menschenrechte, die Repressionskampagne und die Brutalität der ethnischen Säuberung und Vertreibung. Doch es waren nicht nur diese Verstöße gegen grundlegende humanitäre Standards, welche die NATO zum Eingreifen veranlassten: U.S. Defense Secretary W. Cohen sprach auch von dem strategischen Aspekt bzw. Ziel, die regionale Stabilität in Europa und insbesondere im südlichen Europa zu erhalten. Es bestand letztlich die Gefahr, dass auch die Bündnispartner Griechenland und Türkei von diesem Erdbeben auf dem Balkan erreicht wurden. Die Bosnien-Erfahrung der Alliierten war noch zu gut in Erinnerung. In Deutschland sah man sich bereits mit einer neuen Flüchtlingswelle konfrontiert.

Ein weiterer wichtiger Aspekt kam hinzu: die NATO hatte mehrfach und immer wieder militärische Aktionen angedroht, so dass auch die Glaubwürdigkeit des Bündnisses auf dem Spiel stand. Die Glaubwürdigkeit der NATO ist ein unverzichtbares Gut, um auch künftig als europäische Ordnungsmacht akzeptiert zu werden. Nach Allied Force empfahl Gen a.D. Klaus Naumann der NATO daher auch dringend, künftig niemals mit dem Einsatz von Gewalt zu drohen, wenn man nicht auch bereit ist, sie bereits am nächsten Tag anzuwenden.

  • Clinton Doctrine

U.S. Präsident Clinton nahm übrigens die humanitäre Tragödie im Kosovo zum Anlass, in der sog. „Clinton Doctrine“ der Welt zu versprechen: „We can say to the people of the world, whether you live in Africa, or Central Europe, or any other place, if somebody comes after innocent civilians and tries to kill them en masse because of their race, their ethnic background or their religion, and it’s within our power to stop it, we will stop it.“ Auch wenn U.S. Secretary of State M. Albright sich beeilte, die Ankündigung zu relativieren und den Präzedenzcharakter herunterzuspielen, so bleibt dennoch der Eindruck, dass Amerika und damit sicher auch die NATO auch künftig überall dort zu Interventionen bereit sind, wo Menschenrechte verletzt werden.

Die Zukunft wird zeigen, ob realpolitisch für eine Intervention nicht weitere Kriterien erfüllt sein müssen, wie: die strategische und wirtschaftliche Bedeutung des Landes in der Region, eine blutige Berichterstattung in CNN und die reelle Chance, den Konflikt mit Mitteln der Luft- und Raumfahrt zu akzeptablen Kosten lösen zu können.

Durch Kosovo verstärkt, scheint sich für Sicherheitspolitiker ein Trend abzuzeichnen, der allerdings von vielen Fragen begleitet wird: dass (1) die Rechte von Staaten tendenziell abnehmen und die von Individuen zunehmen, sich künftige Interventionspolitik also im Spannungsfeld zwischen staatlichen Souveränitätsrechten und individuellen Integritätsansprüchen bewegen wird, und (2) es eine Annäherung an gemeinsame Werte gibt, und diese Werte letztlich zu Interessen bzw. Rechten werden.

NATO Operation Allied Force

Die Operation Allied Force, die von allen NATO-Verbündeten politisch getragen wurde und zu der fast alle Alliierten aktiv mit Streitkräften beitrugen, begann am 24. März 1999 und endete 78 Tage später am 9. Juni 1999. Die politischen und humanitären Ziele der NATO wurden weitgehend erreicht, während die militärischen Erfolge im direkten Schlagabtausch mit den jugoslawischen Streitkräften nicht überall überzeugten.

  • NATO’s politische Ziele

Humanitäre Intervention

Die NATO hatte von Anfang an fünf zentrale Ziele formuliert: (1) Der vollständige Rückzug der militärischen und paramilitärischen Streitkräfte sowie der Polizei Jugoslawiens aus dem Kosovo, (2) das Ende aller Gewalt und Waffenstillstand, (3) die bedingungslose und sichere Rückkehr aller Flüchtlinge, (4) ein Abkommen zur Stationierung einer internationalen Friedenstruppe im Kosovo mit einem NATO-Kern, und (5) ein Abkommen bzw. politisches Rahmenwerk, das auf den Rambouillet-Vereinbarungen basiert.

Das Erreichen dieses Zielbündels hatte Vorrang vor dem Ziel, das serbische Militärpotenzial auf ein bestimmtes Niveau zu reduzieren. Die von Kritikern nach Allied Force getroffene Feststellung, die NATO hätte ihr militärisches Ziel (= Dezimierung der jugoslawischen Streitkräfte) ganz überwiegend nicht erreicht, geht fehl: Das Resultat zeigt, dass durch die nachhaltigen NATO-Luftangriffe auf Streitkräfte, Infrastruktur und Ressourcen des Landes sowie einer wirksamen „360° Containment Policy“ (Nutzung von Stützpunkten in Ungarn und der Türkei sowie Öffnung des Luftraumes von Rumänien und Bulgarien) die postulierten politischen Ziele erreicht wurden und Belgrad zu einem Abkommen bzw. zum Rückzug aus dem Kosovo bewegt wurde. Das Resultat ist entscheidend oder wie es Gen Wesley K. Clark formulierte:  „The conflict ended on NATO’s terms. Serb forces are out; NATO forces are in; the refugees are home; a cease-fire is in place.” Auch die zweite Feststellung, die NATO habe die humanitäre Katastrophe nicht verhindern können, relativiert sich durch die Tatsache, dass die Allianz in sehr kurzer Zeit und in erstaunlichem Ausmaß die systematischen Vertreibungen wieder rückgängig machen konnte. Unter dem Strich war es eine erfolgreiche politische und militärische Gemeinschaftsleistung.

  • NATO’s strategisches Konzept

Verlust-Aversion

Zum politischen Imperativ und zum strategischen Konzept der NATO gehörte es, in den eigenen Reihen möglichst keine Verluste an Personal (und Gerät) zu verzeichnen und auch die Kollateralschäden für die Zivilbevölkerung in Grenzen zu halten. In diesem Kontext kritisierte J. Chipman, Direktor des International Institute for Strategic Studies (IISS), die Selbstbeschränkung der Allianz und sprach von übertriebener „strategic correctness“.

Die Verlust-Aversion der NATO und die Minimierung der Kollateralschäden charakterisierte die „Rules of Engagement (RoE)“ und diktierte letztlich die gesamte Operation Allied Force: (1) Angriffe durch luft- und seegestützte Cruise Missiles, (2) Luftkriegsoperationen oberhalb der jugoslawischen Luftverteidigung, flankiert von SEAD- und EW-Missionen, (3) satellitengestützte bzw. unbemannte Aufklärung sowie (4) Angriffsschwerpunkte in Jugoslawien und erst später im Kosovo.

Verlust-Aversion (und Versteckspiele) gab es auch auf serbischer Seite: so blieb die bodengestützte Luftverteidigung häufig im „silent mode“, ein Großteil der Flugzeuge im Hangar und ein hoher Prozentsatz der Heeresverbände intakt.

Asymmetrische Konfliktführung

Ein Kennzeichen des Konfliktes war, dass „parallel“ zum Luftkrieg der NATO gegen Jugoslawiens Infrastruktur ein „anderer“ Krieg der serbischen Streitkräfte und paramilitärischen Einheiten gegen die albanische Bevölkerung im Kosovo tobte. Die NATO setzte erfolgreich auf das Konzept „countervalue“ statt „counterforce“. Milosevic vermied die klassische militärische Auseinandersetzung mit der NATO und wählte ebenfalls indirekte Formen wie den Terror gegen die Albanier, wie Destabilisierungsversuche der Nachbarstaaten durch Flüchtlingsströme oder wie die der Desinformations- und Propagandapolitik. Während die NATO unnachgiebig und eskalierend ihren Luftkrieg auf die industrielle und militärische Infrastruktur, die Machtzentralen, Kommunikationszentren und Logistikknoten des Landes fokussierte und auf ein Einknicken von Milosevic spekulierte, rechnete dieser mit der Fragilität der westlichen Allianz und mit der Unterstützung Russlands.

Aus NATO-Sicht ist die Rechnung der asymmetrischen, verlustminimalen Konfliktführung aufgegangen. Die politischen Ziele wurden erreicht, die eigene Verlustbilanz war nahezu tadellos. Entscheidend war, dass die NATO unangefochten ihre Stärken hinsichtlich Luftüberlegenheit rund um die Uhr ausspielen und dem Gegner ihre politischen Linie oktroyieren konnte, und nicht das Kräftemessen auf dem Boden suchte. Die wenigsten NATO-Regierungen und nationalen Parlamente waren zu diesem Abenteuer „Bodenoperationen“ bereit. Auch die Auswirkungen in den Beziehungen zu Russland mussten ins Kalkül gezogen werden. Aus taktischen Überlegungen heraus war es jedoch unklug, die Option bzw. das Überraschungsmoment „Bodentruppen“ so früh aus dem Konflikt zu nehmen.

Allein die Präsenz von Bodentruppen an den Grenzen der Nachbarstaaten (also nicht auf serbischem Territorium) hätte den Gegner zu Truppenkonzentrationen gezwungen mit dem Effekt, dass (1) diese Kräfte an der Front der ethnischen Säuberung gefehlt hätten und (2) massierte Streitkräftekonzentrationen wiederum deutlich bessere Ziele für Luftangriffe geboten hätten.

Rules of Engagement

Die Operation Allied Force wurde signifikant durch das politische Einwirken der 19 NATO-Partner bestimmt bzw. beeinträchtigt. Nicht nur Ex-NATO SACEUR Gen W. Clark und NATOs Joint Force Air Component Commander for Kosovo Lt. Gen M. C. Short, sondern auch Pentagon-Offizielle beklagten „the politically-constrained approach by which NATO forces were forced to prosecute the war... The NATO troops had too many political masters…

The most frustrating aspect was that, at the last minute, one or two nations could veto a target, causing airplanes already launched to be recalled...“ 

Neunzehn Alliierte zusammenzuhalten bedeutete eine Serie strikter „Rules of Engagements“, die während der 78 Tage Luftkrieg allein 70 (siebzig) Modifikationen erfuhr. Wichtigste Anweisungen waren dabei insbesondere, möglichst die zivile Infrastruktur zu schonen und die Fluguntergrenze von 15,000 ft. zu beachten. Angesichts einer nahezu täglichen Änderung der RoEs zeigten sich Militärplaner und Piloten frustriert und in ihrem militärischen Job eingeengt. (Die Effizienz von JSTARS litt beispielsweise stark durch die Tatsache, dass die Freigabeprozedur an die Angriffsflugzeuge zu lange dauerte.) NATO Militärs fordern daher wieder die Kontrolle über die Schlüsselelemente „Überraschung und maximale Feuerkraft“  zurück.

U.S. SACEUR Gen W. Clark kritisierte nach dem Konflikt in der Washington Post (July 20,1999), dass „political restrictions hampered the prosecution of war. The alliance was hamstrung by competing political and military interests, and that the need to maintain alliance cohesion may have prolonged the conflict.“  Vor diesem Hintergrund wird verständlich, dass das Pentagon für die NATO bessere Prozeduren sowie Übungen an der politisch-militärischen Schnittstelle fordert.

Versuch einer Bilanz

Die NATO Operation Allied Force gegen Jugoslawien startete am 24. März 1999 und endete am 9. Juni 1999.

NATO-Missionen

In diesen 78 Tagen Luftkrieg wurden 37.465 Sorties geflogen, was einem Durchschnitt von rd. 486 Missionen pro Tag (=24 Std.) entspricht. (Im Vergleich: Im Golfkonflikt waren nach 43 Tagen Krieg 109.876 Sorties gewesen, was einem Durchschnitt von 2.555 Missionen pro Tag entspricht.) Von der Gesamtzahl der Sorties waren rd. 26% Luftangriffsmissionen, 19% Luftbetankungsflüge, 17% Luftverteidigungssorties, 17% Transport- und Unterstützungssorties sowie 11% SEAD-Missionen, der Rest im wesentlichen Aufklärungsflüge. Insgesamt setzte die NATO bis zu 1.022 Flugzeuge ein, davon stellten allein die USA am Ende 731 Kampfflugzeuge und Bomber, Frankreich bis zu 90 Flugzeugen, gefolgt von Großbritannien mit rd. 50 und Deutschland mit 14 ECR Tornados. In den ersten Tagen war die Missionsrate über Jugoslawien bei 150 Sorties pro Tag gelegen, die bis Ende Mai 1999 auf über 740 Sorties gesteigert wurde.

Eine Bilanz nach 60 Tagen besagt, dass bis zu diesem Zeitpunkt bereits 14.000 Bomben (darunter 10.000 präzisionsgelenkte Bomben) über Jugoslawien abgeworfen wurden. Extrapoliert man diese Zahlen für den Gesamtkonflikt und berücksichtigt man dabei, dass die Intensität der Angriffe angesichts einer besseren Wetterlage und einer höheren Anzahl von Flugzeugen deutlich zunahm, so dürften insgesamt rd. 25.000 Bomben zum Einsatz gekommen sein.

Bei der Bewertung der Luftangriffe muss allerdings einschränkend erwähnt werden, dass von den rd. 37.000 Missionen es nur bei etwa jedem dritten Einsatz auch zu einem Zielangriff kam, da schlechtes Wetter, die Fluguntergrenze von 15,000 ft. (wegen der kaum reduzierten serbischen Luftverteidigung) sowie die Doktrin zur Minimierung von Kollateralschäden die Aktionsfreiheit der NATO limitierte. Französische Allied Force Reviews beklagen, dass sogar 50% der Bombardierungseinsätze wegen ungenügender Allwettertauglichkeit der lasergesteuerten Lenkflugkörper und Bomben annulliert werden mussten.

NATO-Verluste

Die NATO verlor - trotz „..hundreds of surface-to-air missiles launched at our pilots“ (W. Cohen) - in den Kampfhandlungen lediglich zwei Flugzeuge, einen F-117A Fighter Bomber sowie eine F-16. In beiden Fällen überlebten die Piloten und konnten von Combat Search & Rescue Einheiten aus der Kampfzone evakuiert werden. Ausserhalb Jugoslawiens kamen durch den Absturz zweier AH-64 Apache Helikopter bei Trainingsflügen beide Piloten ums Leben. Daneben gab es in der Einsatzvorbereitung weitere Verluste durch den Absturz eines AV 8B Harrier und eines weiteren Apache Helikopters, in beiden Fällen überlebte die Besatzung. Darüber hinaus verlor die NATO insgesamt 20 Drohnen (UAVs), davon 14 amerikanischen und 6 deutschen Ursprungs.

Jugoslawische Verluste

Die NATO kommt nach 78 Tagen Allied Force zu folgender bereits „attrappenbereinigter“ Zerstörungsbilanz: (1) 110 Panzer, 210-220 gepanzerte Kampffahrzeuge inkl. Armoured Personnel Carriers (APCs), 450 Artilleriegeschütze und Granatwerfer. Neueste Auswertungen  des SACEUR Kosovo Mission Effectiveness Assessment Teams bestätigen mit Stand September 1999: 93 Panzer, 153 APCs, 339 Militärfahrzeuge sowie 389 Artilleriegeschütze und Granatwerfer im Kosovo und im Süden Serbiens; (2) Mehr als 100 Flugzeuge (=rd. 50% der jugoslawischen  Luftwaffe), wobei eine viele MIG-29 und MIG-21 Flugzeuge am Boden durch Tomahawks zerstört wurden; (3) Rund 75% der bodengestützten Luftverteidigung, davon wiederum mehr als die Hälfte durch schiffs- bzw. U-Boot-gestützte Tomahawk Land Attack Missiles; (4) Zwei Drittel der Munitionsindustrie,  50% der Munitionslager im Kosovo, 100% der Raffineriekapazitäten, mehr als 40% der Ölreserven bzw. militärischen Kraftstoffversorgung, mehr als 45 Brücken. Diese Angaben haben zwangsläufig eine gewisse Unschärfe, da sie bis heute nicht belastbar verifiziert werden konnten.

Die NATO schätzt die Zahl der Toten bei den serbischen Streitkräften und Sondereinheiten auf rd. 5.000 und die Zahl der Verwundeten auf bis zu 10.000. (Jugoslawien bestätigte einerseits den Verlust von 1.800 Mann, andererseits sprach die jugoslawische Armee lediglich von 524 Toten und 37 Vermissten.) Bei der Zivilbevölkerung sind nach Angaben jugoslawischer Behörden rd. 1.500 Tote und 5.000 Verletzte zu beklagen. Drei Chinesen kamen bei der irrtümlichen Bombardierung der chinesischen Botschaft in Belgrad ums Leben.

Kollateralschäden

Die NATO bestätigte insgesamt 30 Fälle von Kollateralschäden, die allerdings in Relation zu rd. 14.000 Luftangriffs- und SEAD-Missionen gebracht werden müssen. Die versehentliche Zerstörung der Botschaft Chinas am 7. Mai 1999 durch einen B-2A Stealth Bomber mit GPS-gelenkter Munition war dabei das politisch folgenschwerste und kritischste Ereignis, das durch inkorrekte bzw. veraltete Informationen ausgelöst wurde.

Kosten von Allied Force

Der 78-tägige NATO- Luftkrieg kostete nach Schätzung der Münchner Universität der Bundeswehr rd. 5 Mrd. Euro bzw. durchschnittlich 65 Mio. Euro pro Tag. Die CDU/CSU sprach bezüglich des Bundeswehr-Anteils von insgesamt mehr als 200 Mio. Euro. In Frankreich wurden die Kosten für Allied Force ebenfalls auf rd. 200  Mio. Euro beziffert.

Lessons Learned

Die Operation Allied Force war der erste Konflikt der NATO in ihrem 50-jährigen Bestehen. Das Engagement der Allianz war erfolgreich, sowohl was die Durchsetzung der politischen und humanitären Ziele als auch die Kohäsion der 19 NATO Partner betrifft. Dies auch deshalb bemerkenswert, da die politischen Ziele nicht gerade klar definiert waren, es kaum ein gemeinsames Interesse im Kosovo gab und auch kein NATO- Mitglied von den Kosovo-Ereignissen unmittelbar betroffen war.

  • Generelle Kosovo-Erkenntnisse

Kohäsion der NATO

Zur vielleicht wichtigsten Erfahrung und für viele zum überraschendsten Phänomen gehört: das Bündnis hatte Bestand, trotz politischer und militärischer Meinungsvielfalt (Rules of Engagement), trotz kritischer Momente (Chinas Botschaft, Bombardierung von Kosovo-Flüchtlingen) und trotz öffentlichkeitswirksamer Diskussion um Bodentruppen. Die deutsche Regierungskoalition von SPD und Grünen hielt, trotz heftiger Kritik in den Reihen der Grünen an dem Bombardement. Auch die italienische Regierung, wo es ähnlich wie in Frankreich kommunistische Regierungsmitglieder gibt, fühlte sich bei den Luftangriffen unwohl und stellte dennoch die Stützpunkte zur Verfügung. Selbst Griechenland trug alle NATO-Entscheidungen mit, obwohl nahezu jeder die Bombardierung verurteilte. Milosevic hatte vermutlich mit dieser Pluralität der NATO gerechnet und die Kohäsion der NATO unterschätzt. Kritische Stimmen behaupten allerdings, dass diese Politik des kleinsten gemeinsamen Nenners der Gesamtstrategie geschadet und schnellere Erfolge verhindert habe.

Premiere: Sieg durch Air Power.

Erstmals in der Geschichte mündete der ausschliessliche Einsatz von Air Power, C4ISR und präzisen Abstandswaffen direkt in eine Kapitulation. Eskalierende Luftschläge in Verbindung mit harter Diplomatie haben Milosevic die Aussichts- und Optionslosigkeit seiner Position vor Augen geführt und damit die Chance auf eine innerjugoslawische politische Veränderung eröffnet. Unter dem Strich ist letztlich die „Doppelstrategie“ der NATO Partner in der Kombination Luftoffensive und diplomatische Initiative aufgegangen.

Hinsichtlich des militärisch-strategischen Konzeptes zeigen die drei alliierten Operationen Desert Storm (Golf), Determined Force (Bosnien) und nun Allied Force den klaren Trend zu und die Betonung auf „sustained multinational air power, precision guided munitions and zero casualities“.

Nochmals: die NATO siegte in der Kosovo-Operation ohne eigene personelle Verluste, siegte durch Machtprojektion ohne Streitkräfteprojektion. Diskussionen in den USA zeigen bereits, dass dort angesichts des eindrucksvollen Resultates aus der Luft über die künftige Rolle der Army nachgedacht wird: so könnte sich (im Anschluss von Luftkriegsoperationen) ihr Einsatzschwerpunkt in Richtung „peacekeeping & peace enforcement“ verschieben.

Kosovo machte sicher auch die Grenzen der „Air power & precision guided munition“-Strategie deutlich: So konnte nicht jede Situation am Boden beherrscht und nur begrenzt Territorium „kontrolliert“ werden. Auch Kollateralschäden gehören trotz modernster Technologie wohl weiterhin zum Kriegsbild. Dennoch war diese Strategie geeignet, den Umschwung im Kosovo (und politisch vielleicht auch in Jugoslawien) herbeizuführen.

Kritische Erfolgsfaktoren

Allied Force zeigte (1) die überragende Bedeutung von Command, Control, Communications, Computers, Intelligence, Surveillance and Reconnaissance (C4ISR: AWACS, JSTARS), (2) das immense Potenzial der Präzisions-Abstandswaffen (Cruise Missiles: luft- & seegestützt, PGM’s) mit bisher unerreichter Genauigkeit, (3) die Effizienz der B-2A Stealth Bomber in Verbindung mit Boeing’s Joint Direct Attack Munition (JDAM) und (4) die Relevanz von Unterstützungsflugzeugen (Tanker, Transport, Intelligence, Jammer), die für die strategische Mobilität und eine dauerhafte Präsenz sorgten sowie die Luftangriffe durch EW flankierten.

Die Hauptlast von Allied Force trugen die U.S.A., die durch ihre Aufklärungssatelliten die „Wissenshoheit“ hatten, die durch GPS-gestützte Präzisionslenkwaffen  bzw. -munition die Masse der Angriffe bestritten (und die „smart weapons“ auch in großer Stückzahl verfügbar hatten), die 70% der Unterstützungsmissionen flogen und die meisten SEAD-Sorties gegen die serbische Luftverteidigung absolvierten. Hierzu lieferten neben dem RC-135 Rivet Joint Electronic Intelligence Flugzeug insbesondere die EA-6B Prowler substantielle Beiträge, die als Jammer und HARM-Shooter insbesondere auch die Stealth Bomber B-2A eskortierten. Allied Force führte den NATO Partnern allerdings auch vor Augen, dass es ihnen allen an ausreichenden EW und SEAD Fähigkeiten mangelt: so wurden in Amerika sogar Trainingsflüge mit der F-16CJ (mit HARM) eingestellt und diese Flugzeuge in die Konfliktregion überführt. Gegenwärtig werden deshalb EW/SEAD Optionen (wie Stückzahlerhöhung oder neue UAV-Konzepte) zur Verbesserung dieses kritischen Erfolgsfaktors u.a. auch von RAND analysiert.

Erfolgskritisch war darüber hinaus, dass die U.S.A.- im Gegensatz zu den meisten Europäern - durch ihre Nachtsichtsysteme über „24 Stunden Angriffsfähigkeit“ verfügten. Die amerikanischen F-14, F-18 und die F-16 Flugzeuge hatten den Vorteil, mit ihren „Night Vision Goggles“ und den „LAnd Navigation Targeting Infrared for Night (LANTIRN)“ Systemen die Nacht zum Tage zu machen und rund um die Uhr agieren zu können.

Ambitious goals with modest means?

Die NATO-Planungen basierten auf der politischen Vorgabe, Milosevic an den Verhandlungstisch zurückzubringen, jedoch  nicht energisch genug darauf, dem Gegner den Willen aufzuzwingen. Die Vorgabe war nicht ehrgeizig genug. Kritiker von Allied Force bemängeln daher die NATO-Strategie, nicht von Anfang an mit einer überzeugenden Luftstreitmacht in den Konflikt gegangen zu sein. So wuchsen die Missionsraten während der 78 Tage - ganz im Gegensatz zum Golf-Krieg - erst nach und nach an. Politiker und NATO hatten offenbar allzu optimistisch damit gerechnet, dass Milosevic sehr viel schneller auf die in Phasen gestaffelten Luftoperationen hin einlenken würde. Die Lektion hierzu: ambitiöse Resultate sind nur mit ehrgeizigen Zielen und vollem Einsatz zu erreichen.

Glashaus NATO

Strategen kritisieren, dass durch öffentliche Ankündigungen der NATO das wichtigste Prinzip der Kriegsführung, nämlich die Überraschung, missachtet wurde. So wurde Allied Force sehr transparent als eine Operation in mehreren Phasen erläutert und auch der Verzicht von Bodentruppen schon sehr früh angekündigt. Darüber hinaus erfuhr die Öffentlichkeit mehrfach die Gruppe von Zielen, die zur Bombardierung anstanden. Diese Transparenz dürfte die Effizienz der NATO-Luftangriffe sicherlich nachhaltig beeinträchtigt haben. Die Lehre ist, dass es bei 19 NATO Partnern und Demokratien „systemimmanent“ viel öffentliche Diskussion, damit jedoch wenig Überraschungsmomente für den Gegner gibt. Der kleinste gemeinsame Nenner einer Allianz führt tendenziell sicher zu einer eher begrenzten und kalkulierbaren Gewaltanwendung.

  • Allianz-Bilanz

Schieflage im Bündnis

Allied Force offenbarte schmerzhaft die eklatante Abhängigkeit der NATO (und der Europäer) von U.S.-Ressourcen und U.S.-Technologie, und dies pikanterweise in einem Konflikt im südöstlichen Seitenflügel Europas. Die europäischen NATO-Partner allein wären nicht in der Lage gewesen, den Konflikt in dieser Form zu führen bzw. zu beenden. Allied Force machte deutlich, dass es den Europäern technologisch und quantitativ insbesondere an Fähigkeiten wie „secure, real-time and digitized C4ISR, precision strike & smart weapons delivery, all-weather day and nighttime operations, power projection and support (airlift, tanking, jamming)“ mangelt. Während die europäischen NATO-Partner bei Allied Force immerhin 50-60% der Luftangriffsmissionen abwickelten, konnten sie lediglich 20-30% der gesamten Unterstützungsflüge bereitstellen. Andere Statistiken zeigen, dass 80% der Jugoslawien-Missionen von der U.S. Air Force absoviert wurden und rd. 85% der abgeworfenen NATO-Munition wiederum amerikanischen Ursprungs war. Der politische, diplomatische und infrastrukturelle Beitrag Europas bildete den eigentlichen Wert für den Ausgang der 78 Tage, während der militärische Beitrag Europas angesichts dieser Zahlen letztlich doch eher als überschaubar und in Richtung Marginalität einzustufen ist.

Diese transatlantischen Disparitäten bezüglich Fähigkeiten und Technologien kommen allerdings nicht von ungefähr: Während sich das Verteidigungsbudget der U.S.A. auf rd. $290 Mrd. beläuft, investiert ein fragmentiertes Europa relativ unkoordiniert heute lediglich $140 Mrd. in Verteidigung. Der U.S.-Kongress hat gerade erst die Absicht bekundet, das Verteidigungsbudget in den nächsten Jahren um weitere $112 Mrd. zu erhöhen. Pro Soldat geben die U.S.A. heute bereits rd. $270.000, die Europäer lediglich $90.000 aus. Europäische NATO-Mitglieder investieren gegenüber den USA weniger als ein Drittel in die militärische Forschung und Entwicklung.

Vor diesem Hintergrund verwundert es kaum, dass Europa beispielsweise nur rd. 10% der US-Kapazitäten besitzt, um Truppen ausserhalb des NATO-Gebietes über einen längeren Zeitraum zu dislozieren bzw. stationieren.

Europas Defizite

Die transatlantische Schieflage und das Rüstungsdilemma der Europäer wird an weiteren Beispielen deutlich: So besitzt Europa bzw. die europäischen NATO-Partner weder eine integrierte strategische Aufklärungskapazität oder C4ISR-Architektur, noch ein luftgestütztes Bodenüberwachungssystem wie das JSTARS der USA. Die Europäer verfügen nur über unzureichende „all weather precision strike capabilities“ und nur beschränkt über Unterstützungsplattformen zur Mobilität und zum Electronic Warfare. Der Vorsprung der USA bei der militärischen Anwendung der Informationstechnologie (Stichwort: „Digital battlefield“) scheint uneinholbar weit fortgeschritten. Auch das Thema „Combat Search And Rescue (CSAR)“, also die Fähigkeit, abgeschossene Piloten aus dem Konfliktraum herauszuholen, steckt bei den europäischen Bündnispartnern bestenfalls in den Kinderschuhen.

Die europäischen Alliierten haben in der Vergangenheit relativ wenig in kritische Unterstützungsfunktionen wie C4ISR, Präzisionsangriffe, Luft- oder Seetransport investiert, sondern eher die „klassischen“ Plattformen, Munitionen etc favorisiert.

Allied Force zeigte jedoch deutlich den Bedarf an spezifischen Missionsflugzeugen, wie C-17 Transport, EA-6B Tactical Airborne EW, F-16CJ luftgestützte Luftverteidigung sowie RC-135 und E-8C Electronic Intelligence. Kein Bedarf bestand dagegen an Systemen wie „Multi-role A/C“, Luft-Luft-Flugkörpern großer Reichweite oder gar an gepanzerten Fahrzeugen.

Die mangelnde „stand alone“-Fähigkeit bzw. heterogene Beitragsfähigkeit Europas wird an weiteren Punkten deutlich: So ist Großbritannien die einzige europäische Nation, die über Cruise Missiles verfügt und diese bei Allied Force von der HMS Splendid aus auch einsetzte. Nach Kosovo werden nun alle 12 Angriffs-U-Boote der U.K. Royal Navy mit Tomahawks ausgestattet. Frankreich ist das einzige Land mit einem militärischen optischen Aufklärungssatelliten und mit laser-gelenkten Bomben (AS 30 und BGL), die von Dassault Super Etentard bzw. Mirage 2000D abgeworfen wurden. Beide Bewaffnungen setzen allerdings „kooperative“ Wetterverhältnisse voraus.

Europa sollte nach Allied Force einige Lektionen annehmen, seine Ressourcen neu zusammenstellen und sich auch angesichts der Beschlüsse auf dem Kölner EU Gipfel dringend zu einem militärisch „gleichwertigeren Partner“ emanzipieren. Doch es geht wohlgemerkt nicht nur um militärische Kontingente, es geht auch im transatlantischen Verhältnis um eine gewichtigere Teilhabe an den NATO-Entscheidungsprozessen. Kosovo könnte so der Katalysator für ein weiteres sicherheits- und verteidigungspolitisches Zusammenrücken Europas sein. Die respektable Rolle Europas bzw. der Beitrag einzelner Europäer bei der diplomatischen Lösung des Kosovo-Konfliktes sollte Ansporn sein und Mut machen.

NATO Lessons

U.S. Secretary of Defense W. Cohen attestierte, dass die NATO Kommandostruktur insgesamt gut funktionierte. Gleichzeitig betonte er jedoch die Notwendigkeit, dass die NATO (= europäischen Alliierten) in Zukunft verstärkt die Fähigkeit zur engen Zusammenarbeit (Standardisierung, Interoperabilität) mit den US-Streitkräften entwickeln und zwischen den Bündnismitgliedern dringend die sichere Flugzeugkommunikation („secure radio networks“) hergestellt werden müsse. Cohen forderte in diesem Zusammenhang auch „precision-guided munitions as a major component of the NATO arsenal“ sowie NATO Luftstreitkräfte mit der Fähigkeit zu „sustained all-weather day and night operations“. Nach Aussage von Cohen will Amerika die Allianz dahingehend entwickeln, dass jedes Mitglied ein „security provider“ darstellt.

  • Allied Force zeigte,  dass bei den Luft-Luft-Operationen die „sensor-to-shooter reaction time“ durch AWACS äußerst gut, das „sensor-to-shooter gap“ für Luft-Boden-Operationen dagegen eher kritisch war. Das künftige „Alliance Ground Surveillance (AGS)“ System der NATO, das Informationen aus dem Konfliktraum liefern soll, wurde schmerzlich vermisst. So entstanden Reaktionszeiten, die sich  zwischen Minuten und bis zu zwei Stunden bewegten. Um diese Probleme zu lösen, müssten aus US-Sicht (1) die Air Operations Centers (AOCs) neu gestaltet  und die Air Tasking Orders (ATOs) überdacht werden, „... to take full advantage of the growing ability to update aircraft en route with up-to-date targeting information“, (2)  künftig mehr Angriffsflugzeuge mit Datalink ausgestattet und (3) der aufwendige, mehrstufige Bestätigungsprozess für die vielen Individualangriffe reduziert werden. Die U.S.A. hatten während Allied Force bereits ein neues „Targeting system“ getestet, das satelliten- und luftgestützte Aufklärungsinformation kombiniert und genaue Zieldaten direkt in das Cockpit von F-18 Hornets und F-15 Strike Eagle Angriffsflugzeugen lieferte. Der fehlende Datalink zwischen den Alliierten war jedoch eines der gravierendsten Problemfelder.

    Während des Konfliktes waren die bodengestützten Kommunikationssysteme der Amerikaner bis zur Leistungsgrenze ausgelastet. Eine der wichtigsten Kommunikationsfähigkeiten wurde durch das Breitband-Verteilungssystem zur Verfügung gestellt, das während des Konfliktes sehr intensiv für die schnelle Übertragung hochprioritären Zielbildmaterials verwendet wurde.
     
  • Das “NATO surveillance and targeting system“ muss auch wegen eines anderen Aspektes nochmals eingehend betrachtet werden: So haben die Serben sehr erfolgreich mit einfachen Tarn- und Täuschtechniken (Panzerattrappen und Scheinstellungen) entweder die Aufklärung verhindert oder hochmoderne Waffentechnologie geködert. Die NATO hatte zum einen Probleme, bewegliche Ziele unterhalb der Wolkengrenze zu identifizieren und anzugreifen, und zum anderen erhebliche Schwierigkeiten, gut-versteckte bzw. gut-getarnte Ziele zu lokalisieren. Die Effizienz der defensiven Tarnung und Täuschung der jugoslawischen Armee wurde unterschätzt.

    Ziel muss es daher künftig sein, trotz widriger Wetterbedingungen möglichst uneingeschränkt Zielsuche und Zielangriff durchführen zu können. In den U.S.A. beschäftigt sich deshalb bereits die DARPA im Rahmen eines Programms (Stichwort: „Foilage-Penetrating (FOPEN) Ground Moving-Target Indicator (GMTI) radar“) sehr intensiv mit potentiellen Lösungen zu dieser frustrierenden Lektion.
     
  • Allied Force zeigte jedoch auch Defizite im Bereich der taktischen Aufklärung, die zu falschen Bewertungen führten: so kam es zu einer Pressemeldung, nach der die NATO mehr MiG-29 Flugzeuge zerstört haben müsste, als die jugoslawische Luftwaffe jemals besessen hatte.

    Ganz generell waren Nachrichtenwesen und Aufklärung nach Ansicht zuständiger Militärs und Diplomaten bei der NATO mangelhaft. Deshalb wurde auch ein SHAPE-Team im Rahmen einer „fact finding mission“ beauftragt, im Kosovo alle angegriffenen Ziele und militärischen Objekte zur definitiven Schadensbewertung zu besichtigen. Von diesen Schlussfolgerungen verspricht man sich Kosten-/ Nutzen-Aussagen zu den eingesetzten Waffensystemen.
     
  • US-Kreise hatten moniert, dass nur relativ wenige NATO-Flugzeuge mit “Missile Approach Warner (MAW)“ Systemen ausgerüstet sind, die den Angriff von infrarot-gesteuerten Boden-Luft-Flugkörpern signalisieren. Das deutsche „Missile Launch Detection System (MILDS)“, das beispielsweise für den NH90 Helikopter geplant ist, könnte dieses Defizit rasch âeheben.
     
  • Allied Force erzwang wetterbedingt die Ausrüstung konventioneller laser-gestützter Bomben (wie Raytheons Paveway III LGB) oder infrarot und TV-gelenkter Gleitbomben (wie GBU-15) mit zusätzlichen GPS-Kits. Boeings „Joint Direct Attack Munitions (JDAMs)“, die sich erstmals im Kriegseinsatz befanden und oberhalb der Wolkendecke abgeworfen wurden, sorgten mit ihrem $20,000 - $25,000 teuren GPS-Kit für die 500lbs-2.000lbs Freifallbomben letztlich für den entscheidenden Durchbruch. Amerika gelang es kurzfristig, die Produktionsrate während des Konfliktes von anfangs 200 Einheiten pro Monat auf zuletzt 500 Einheiten zu steigern und hat das Ziel, im Langzeitraum auf 700 Einheiten zu kommen.

    Zahlreiche europäische Nationen verstärken derzeit unter dem Eindruck von Allied Force ihre Beschaffungsabsichten in Richtung GPS-basierter Munition.

 

  • U.S.A.: Preliminary Lessons

Pentagons post-action review

Der von U.S. Defense Secretary W. Cohen in Auftrag gegebene Review konzentriert sich auf drei Schwerpunkte: (1) „Deployment & use of forces“, wo neben der Frage der Kriegsführung von einer vorgeschobenen Operationsbasis aus insbesondere auch die Themen Luftbetankung sowie Apache Angriffshelikopter analysiert, und bei letzterem kritisch die Fragen nach Einsatzklarheit und Einsatzlimits sowie dem erheblichen Zeitbedarf (fast 4 Wochen!) bis zur Dislozierung von 24 Hubschraubern  in Albanien gestellt werden. (2) „Intelligence support“, also die Frage, wie gut Informationen gesammelt, analysiert und verteilt wurden,  wie transparent und schnell diese Verteilung innerhalb der Alliierten sowie in den Kriegsschauplatz hinein erfolgte. (3) „Alliance and coalition warfare“ mit der Fragestellung, wie effizient die NATO-Streitkräfte zusammengearbeitet haben und welche Interoperabilitätsanforderungen an die Partner zu stellen sind. Dabei spielen Geschwindigkeit und Agilität eine wichtige Rolle.

Die vorläufigen Reviews nennen bereits einige der Erfolgsfaktoren von Allied Force und solche für künftige militärische Missionen. So betont NATO SACEUR Gen W. Clark im Intitial Draft Report neben der Bedeutung von EW und SEAD (EA-6B Prowler) insbesondere auch die von C4ISR  sowie der Stealth Bomber in Kombination mit JDAMs. Darüber hinaus zeigen erste US-Analysen, dass die amerikanischen Flugzeuge eine beachtliche Anzahl von Decoys (u.a. Raytheon AN/ALE-50 fibre-optic towed, repeater jammer and decoy) einsetzten.

CNN in the sky

Zahlreiche Reports heben die zunehmende Bedeutung von UAVs (Predator, Pioneer und Hunter) hervor, „ .... which no longer provide a niche capability... We cannot contemplate future combat or other military operations without them… UAVs convincingly demonstrated their importance as force multipliers.“ Bei Allied Force wurden UAVs nicht nur für Imaging Intelligence (IMINT), Forward Air Control und Schadensbewertung, sondern auch intensiv für präzises Targeting verwendet. Live-Videos der UAVs wurden über Ground Control Stations direkt via Satelliten und dem Joint Broadcast System (JBS) zum NATO Combined Air Operations Center (CAOC) und zu JSTARS, und von dort in die Cockpits der Angriffsflugzeuge übermittelt. Darüber hinaus führten UAVs mit Laser-Pods in Designator-funktion unterhalb der Wolken die laser-gesteuerten Bomben ins Ziel.  Verbesserte Missionsplanung und Interaktion zwischen UAV Operatoren und bemannten Flugzeugen sowie häufiges Training und Ausstattungsverbesserungen sollen künftig die Missionseffektivität erhöhen. (Auch die Briten hatten 27 UAVs (Phoenix) auf den Balkan gebracht, um ihre Harrier GR7 Luftangriffe zu unterstützen und um real-time Satellitenlinks zum NATO HQ in Italien herzustellen. Hier gab es allerdings frustrierende Erfahrungen bezüglich Dislozierung, Airspace Management und Logistik.)

Die U.S.A. verloren während Allied Force vier Predators (drei durch gegnerisches Feuer, einen durch mechanischen Fehler), sechs Hunters (vier durch IR- und RF-gelenkte Flugkörper, zwei durch mechanische Fehler) sowie vier Pioneers (drei durch Abschüsse, der vierte durch Verlust der Funkverbindung) . Angesichts der „US zero attrition & casualities strategy“ könnten mit fortschreitender Technologie neben den EW UAVs auch sog. „Unmanned Combat Aerial Vehicles (UCAVs)“ in künftigen Konflikten ganz neue Rollen übernehmen. Allied Force gab DARPA den Anstoss, im Rahmen eines Advanced Technology Demonstration (ATD) Programms auf der Basis des Boeing UCAVs über neue Angriffskonzepte nachzudenken: So könnten zukünftig risikoreiche Luftangriffe gegen die mobile feindliche Luftverteidigung von einem bemannten Fluzeug aus gesteuert durch 3-4 UCAVs erfolgen. Das laufende U.S. Programm Combat UAV Target Locate and Strike System (CUTLASS), das die gegnerische Luftverteidigung unterdrücken soll, gehört in diese Kategorie. Die Vorteile der UCAV-Konzepte liegen auf der Hand: kleine Grösse (geringe Radarsignatur), geringes Gewicht (leichte Hydrauliksysteme), höhere Manövrierbarkeit (kein Pilot), wenig Trainings (niedrige Lebenszeitkosten) und niedriger Kaufpreis.

Angesichts des großen Erfolges der UAVs während Allied Force gibt es in den U.S.A. Tendenzen, die sich über zwei Fiskaljahre erstreckenden $600 Mio. UAV Entwicklungs- und Produktionsprogramme noch weiter aufzustocken.

Kontinuität mit Prioritäten

Erste Reaktionen nach Allied Force zeigen, dass das Pentagon nur wenig Grundsatzkorrekturen an seinen R&D- bzw. Investmentplänen anbringen will: So wird das DoD seine Budgetschwerpunkte weiterhin insbesondere auf C4ISR, strategischer Mobilität und Präzisions-Abstandswaffen legen. Im Kosovo-Konflikt waren allerdings nur geringe Bestände von diesen neuen, bevorzugten Waffen-Generation (sog. „smart weapons“) verfügbar. Nach den überaus positiven Erfahrungen sollen neben verbesserten Versionen zu Raytheons Tomahawk Cruise Missile der U.S. Navy deshalb insbesondere Bewaffnungen wie Boeings Joint Direct Attack Munition (JDAM), Raytheons AGM-154A Joint Standoff Weapon (JSOW), Lockheed Martins Joint Air-to-Surface Standoff Missile (JASSM) über die nächsten Jahre zu „primären Fähigkeiten der Streitkräfte“ (U.S. Under Secretary of Defense J. S. Gansler) werden. Hierzu wurden unter dem Kosovo-Eindruck nicht nur die Produktionspläne und Entwicklungsprogramme nochmals kritisch durchgesehen, sondern noch für das FY1999 rd. $1,4 Mrd. aus dem Supplemental Fund angefragt, um die stark reduzierten Bestände dieser bevorzugten Munition aufzufüllen.

Allerdings könnten nach Meinung Gansler's im Bereich der „low quantity-high utilisation weapon systems“ einige Änderungen notwendig werden. (Hintergrund:  AWACS, JSTARS und die EA-6B Prowler Jammer wurden während Allied Force bis an ihre Grenzen eingesetzt, aber auch Piloten und Mechaniker als „Mangelware“ identifiziert.) Gleichzeitig soll vor dem Hintergrund des B-2A Stealth Bomber-Erfolges und einer möglichen Rolle des neuen Joint Strike Fighters (JSF) als Kurzstreckenbomber eine Neubewertung des zukünftigen DoD Bomberkonzeptes vorgenommen werden.

Eine der größten Herausforderungen während Allied Force war es, jederzeit genügend Luftbetankungskapazitäten für die Transportflugzeuge, aber insbesondere auch für die „global attacks“ der B-2A Stealth Bomber sowie der anderen Luftangriffsformationen der Allianz bereitzuhalten. So mussten die U.S.A. die Erfahrung machen, dass es (1) um Jugoslawien herum zu wenig geeignete Luftbasen gab, (2) hinsichtlich der Größe der Tankerflotte und (3) auch hinsichtlich der Crew Ratio für künftige Konflikte möglicherweise Anpassungsbedarf gibt. Darüber hinaus ist man im Pentagon der Ansicht, dass (4) auch die Planungsfähigkeiten für den effizienteren Einsatz der Tankerflotte verbesserungswürdig sind. Unabhängig davon verstärkt das DoD seine Anstrengungen, (5) ein automatisiertes, schnelles Transportplanungssystem zur Verfügung zu stellen und (6) von den Joint Staffs und den  Streitkräften auch sog. „crises augmentation plans“ entwicken zu lassen.

Early lessons: B-2A was a key asset

Allied Force stellte das Debüt der B-2A Stealth Bomber dar, die während des dreimonatigen Luftkrieges bei Nacht oder auch bei schlechtem Wetter mehr als 650 JDAMs abwarfen und eine Trefferquote von 89% erzielten. Es wurden von den 16 JDAMs zu einem Zeitpunkt häufig bis zu sechs JDAMs (üblicherweise GBU-31) gleichzeitig ausgeklinkt, wobei jede Bombe unabhängig voneinander andere Ziele traf. NATO Lt. Gen M. C. Short bezeichnete “..the combination of the B-2A bomber and the JDAMs as the No.1 success story.”

Die $2 Mrd. teuren B-2As brauchten zwischen ihren 30-stündigen Nonstop-Ein-sätzen von Whiteman AFB, Missouri nach Jugoslawien und zurück lediglich vier Stunden am Boden für Auftanken, Beladung und Wartung etc. Die Maschine war damit also keine „Primadonna“ am Boden. Im Gegenteil: Die B-2A Stealth Bomber bildeten nach Meinung des Pentagons in Kombination mit GPS-gestützten JDAMs eine der tragenden und kosteneffektivsten Säulen bei Allied Force. Nach Jugoslawien wird es nun innerhalb des Kongresses neue Forderungen bezüglich einer Erhöhung der B-2A Bomberflotte um weitere 10 Flugzeuge geben.

Dennoch wird es einige Modifikationen geben: so dürfte die Wartbarkeit des radarabsorbierenden Materials sowie ein klassifiziertes Tool zum Ausweichen von SAMs verbessert werden. Darüber hinaus werden die B-2As mit einer Satellitenkommunikationsverbindung zu den nationalen Intelligence-Agenturen ausgestattet. Diese Behörden versorgen die Flugzeuge während des Einsatzes mit einem „up-to-date picture of the electronic battlefied so that the aircrew can conduct inflight rerouting to avoid air defense missiles“. Allied Force machte deutlich, dass die USAF entweder die Crew Ratio auf vier Crews je Flugzeug erhöhen oder die Flugzeuge näher an den Kriegsschauplatz bringen müssen, um die Missionszeiten zu reduzieren.

Der Abschuss eines F-117A Stealth Fighter Bombers dürfte das Pentagon veranlassen, sich nochmals intensiver mit dem Thema „Electronic Warfare (cover)“ zu befassen. Allerdings gibt es auch Spekulationen, dass drei russische Radare (Spoon Rest) mit intelligenter Software das Flugzeug entdeckt haben, das möglicherweise zudem die gleiche Route wie Nächte zuvor benutzt hatte. Ein Verrat der Air Tasking Orders (ATOs) kann ausgeschlossen werden, da die strategischen US-Assets nicht in den NATO ATOs enthalten waren.

Early lessons: Bottleneck JSTARS

Bei Allied Force konnte das Potenzial von JSTARS, bewegliche Bodenziele auszumachen und Angriffsflugzeuge hinzuführen, durch zu kleine Crews und einem mühsamen NATO-Zielzuweisungsprozess nicht realisiert werden. Die erste Lektion ist, JSTARS besser in die „battlefied commando loop“ zu integrieren, um Angriffe relativ verzugslos abwickeln zu können. Die zweite Empfehlung ist, die Zahl der „battle manager“ zu erhöhen, um mehrere Ziele schneller abarbeiten zu können. Dies bedeutet letztlich auch den Ersatz alter Konsolen durch leistungsfähige Laptop-Computer. Es gibt Überlegungen, das Flug-zeug durch „wide-band data links to the ground“ zu entlasten, so dass ein ganzes Team an Auswertern am Boden aufwendige Analysen machen kann.

In diesem Kontext ist von Interesse, dass die USA derzeit in einem großen  R&D-Programm der USAF, DARPA und des National Reconnaissance Office (NRO) die Substitution von JSTARS durch eine Satelliten-Konstellation („Discoverer II“) mit insgesamt 24 Satelliten in 770 km Höhe vorbereiten. Auch wenn derzeit noch Hürden im Kongress zu nehmen sind, bedeutet Discoverer II nach U.S. Defense Secretary W. Cohen ein „Quantensprung“ in der Fähigkeit, Bodentruppen zu verfolgen und gleichzeitig Luftangriffsformationen mit Zielinformationen zu versorgen. Die Discoverer II Konstellation wird zwischen $3 Mrd. - $5 Mrd. Kosten und könnte ab 2008 in Dienst gehen.

Das System wird aus einem „Ground Moving Target Indicator (GMTI)“ bestehen und die U.S.-Streitkräfte durch präzise digitale Geländedaten sowie einem „direct theater down-link“ in die Lage versetzen, mobile SAMs sowie getarnte Fahrzeuge und Truppen zu lokalisieren und anzugreifen. Discoverer II hätte den Vorteil, dass auch in Friedenszeiten ein unverdeckter Blick in die betreffende Region möglich wäre, und dass im Konfliktfall UAVs und andere taktische Assets gezielt positioniert werden könnten.

Early lessons: Intelligence to the cockpit

Allied Force zeigte, „that U.S. intelligence collection is better than ever, but it is still not getting through the filters fast enough to help the warfighter.“

Early lessons: Prowlers played a big role

Die NATO-Planer von Allied Force stützten sich ganz wesentlich auf die EA-6B Prowlers der US Navy und der US Marine Corps ab, wobei diese Flugzeuge als EW und Radar Jammer sowie HARM-Shooter die jugoslawische Luftverteidigung in Schach hielt. Obwohl die USA mehr als 40 ihrer momentan rund 95 Prowlers in die Balkan-Region dislozierten, wurden Flugzeuge und Besatzung durch den 24 Stundenbetrieb bis an die Leistungsgrenze geführt. So absolvierte die US Navy die 78 Tage Allied Force mit 26 Prowlers und mit lediglich 39 Piloten „an Bord“. Prowlers waren häufig mehr als 8 Stunden im Einsatz mit mehreren Betankungs-Rendezvous, eskortierten Angriffsformationen bis zum Ziel und drehten ab, um weitere neue Formationen zu begleiten.

Prowler trug ganz wesentlich zur positiven Kosovo-Bilanz (nahezu „zero attrition“) bei. Washington sieht sich in seinem EW-Konzept bestärkt und wird deshalb die EA-6B Prowler-Flotte um eine weitere Squadron auf 124 Flugzeuge erhöhen.

Early lessons: Apache, a certain trauma

Nach Allied Force steht der US Army Apache Helikopter im Scheinwerferlicht. Pentagons Kosovo Report, aber auch eine kritische Presse und Öffentlichkeit werden sich weiterhin mit den Fragen befassen, (1) warum es fast 4 Wochen dauerte, um 24 Helikopter in Albanien zu stationieren, (2) warum trotz eindrucksvoller Werbefilme und Publizität sowie angeblich optimaler Ausrüstung und Bewaffnung kein Einsatzbefehl für den bodennahen Einsatz erteilt wurde, (3) warum US Präsident B. Clinton den A-10 den Vorzug gab und damit Apache-Einsätze als risikoreichere Missionen einstufte, und (4) warum zwei Apaches bei Trainingsflügen verloren gingen und wie es mit der „readiness“ der Apaches steht.

In Washington macht das Wort „lame duck“ die Runde und ein frustrierter US Senator J. Biden, führender demokratischer Politiker im aussenpolitischen Ausschuss des Senats hatte davon gesprochen, dass „...Apache has become a symbol of inability“. Ein Pentagon Report spricht offen von Trainingsdefiziten der Apache-Besatzungen in Geländen und Umweltbedingungen vergleichbar denen auf dem Balkan. Zu den Lektionen gehört auch, dass es wohl an Konzepten und Plänen mangelte, die Apaches als Komponente reiner Luftkriegsoperationen einzusetzen (Mix aus Starr-und Drehflügler-Missionen), und eben nicht nur als Unterstützung von Landstreitkräften zu sehen. Eine CSIS Studie kommt zu dem Schluss: “Substantial changes are needed in the readiness, training, equipment and organization of the AH-64 Apache and Army aviation if it is to function effectively as a rapid deployment and expiditionary force.”

Nach Kosovo werden die Verteidigungsplaner der Allianz sich neu und sehr intensiv mit dem Nutzen, den Potenzialen und der Überlebensfähigkeit der nächsten Helikopter-Generationen befassen und die Vorteile überzeugend darstellen müssen.

Early lessons: Non-cooperative air defenses caused problems

Allied Force führte die Grenzen von SEAD-Missionen vor Augen, da die jugoslawische Luftverteidigung häufig ihre Radare abschaltete und damit Emissionen für ARM-Einsätze fehlten. Diese Taktik machte während des gesamten Konfliktes die serbische Luft-verteidigung zu einer ständig präsenten Bedrohung, die zu Bombardements aus 15,000 ft. Höhe zwang. Mit einem ernsten Problem wäre die NATO dann konfrontiert worden, wenn beispielsweise SAM-Stellungen der Kategorie SA-10 zur jugoslawischen Luftverteidigung gehört hätten.

Early lessons: CSAR did not work

Nach Allied Force gibt es in U.S.-Kreisen die Kritik, dass das Combat Search And Rescue (CSAR) Programm der USAF nicht funktioniert. Als Gründe werden falsche Helikopter und nicht genügend Tankflugzeuge angeführt. Die Rettung der beiden Piloten aus den abgeschossenen F-117A und F-16 Flugzeugen besorgten Einheiten des Special Operations Command, die dadurch allerdings von ihren primären Aufgaben abgehalten wurden.

  • France: Un bilan préliminaire

Positive Konfliktbilanz

Die Spitzen des französischen Verteidigungsministeriums und der Streitkräfte haben für Allied Force eine betont positive Bilanz gezogen und aus den bisherigen Lehren eine Bestätigung für die Richtigkeit des Übergangs zu einer Berufsarmee abgeleitet. Mit großer Genugtuung wird festgestellt, dass Frankreich mit seinem Jugoslawien-Beitrag, dem zweitgrössten nach den USA, seinen Rang und seine Stellung bekräftigt hat. Frankreich hatte sich mit rd. 100 Flugzeugen an diesem Konflikt beteiligt, - mehr als Großbritannien und Italien zusammen.

J.-Y. Helmer, Chef der französischen Rüstungsbehörde DGA im Verteidigungsministerium, hatte angesichts der völlig unterschiedlichen Konflikte: Irak- Jugoslawien nochmals die Notwendigkeit flexibler und adaptiver Streitkräfte betont. Interoperabilitätsprobleme zwischen den französischen Streitkräften und den NATO-Partnern hatte es seinen Angaben nicht gegeben. In diesem Kontext stellte J.-Y. Helmer generell auch die exzellente Einsatzverfügbarkeit der französischen Flugzeuge heraus.

Kritisch ging Präsident Chirac in seiner Rede vor der Parlamentarierversammlung des Nordatlantik-Vertrages in Strassbourg (Oktober 1999) auf die Kosovo-Erfahrung der Europäer ein und forderte in diesem Kontext die Realisierung einer autonomen europäischen Verteidigung. Hier müsse nach Kosovo der „neue Geist“ der Europäer endlich (1) für die Ausarbeitung qualitativer Zielsetzungen in der Aufklärung, der Führung und dem strategischen Transport sorgen, (2) die Fokussierung der Militärhaushalte und neue Prioritätensetzungen bewirken sowie (3) die Beseitigung zahlreicher Redundanzen sowie die Schaffung einer industriellen Rüstungsbasis zum Ziel haben. Hier würdigte Chirac ausdrücklich den jüngsten Beschluss zur Fusion von Aérospatiale-Matra und Dasa zur European Aeronautic, Defense und Space Company (EADS) als einen bedeutsamen Schritt.

Le prix de la paix

Weniger als einen Monat nach Beendigung von Allied Force sorgte bereits die Studie „Kosovo, le prix de la paix“ des sozialistischen Abgeordneten Boucheron, Berichterstatter in der Assemblé Nationale für den Verteidigungshaushalt, für eine beachtliche Transparenz bezüglich Frankreichs Kosten im Jugoslawien- Konflikt. Nach dieser Bilanz wendete Frankreich rd. 200 Mio. Euro (1,33 Mrd. FF) für Allied Force auf. Dabei schlugen die Einsätze der Luftstreitkräfte und Marineflieger mit rd. 150 Mio. Euro (1,011 Mrd. FF) mit einem Personalkostenanteil von  rd. 66 Mio. Euro (434 Mio. FF) zu Buche, also ungefähr einem Drittel der Gesamtkosten. Die Ausgaben für Flugkörper und Bomben beliefen sich auf rd. 60 Mio. Euro (384 Mio. FF). Gemäss Statistik wurden fast 2.000 Missionen geflogen, davon 851 Luftangriffsmissionen, 476 Luftverteidigungssorties, 149 Aufklärungsflüge, 112 Missionen zur elektronischen Aufklärung und 320 Luftbetankungsflüge. Insgesamt wurden 988 Projektile unterschiedlichster Art abgefeuert: lediglich 8 lasergesteuerte Flugkörper vom Typ AS 30, 127 laser-gesteuerte 1000 kg Bomben, 455 lasergesteuerte 250 kg Bomben sowie 398 Eisenbomben des 250kg-Typs.

Conclusions: Satellitenaufklärung mit Problemen

Frankreichs Rüstungschef J.-Y. Helmer identifizierte auf dem Gebiet der Satellitenaufklärung und der Auswertungszeit von Satellitendaten allerdings noch erhebliche Defizite und Rückstände zu den USA. J.-Y. Helmer zeigte sich überzeugt, dass Europa eine von den USA unabhängige Satellitenaufklärung benötige, da die Amerikaner in künftigen Konflikten nicht zwangsläufig immer für Europa zur Verfügung stehen.

Aktuell betreibt Frankreich den optischen Aufklärungssatelliten Helios-1A, der auf der Spot Erdbeobachtungsplattform basiert. Noch Ende 1999 soll Helios-1B in den Orbit gebracht werden. Das verbesserte Helios 2 Programm, das über einen Infrarotkanal sowie eine zweite Kamera und höhere Auflösung verfügen wird, dürfte 2003 in Betrieb gehen. Darüber hinaus würde Frankreich zusätzlich gerne einen Radarsatelliten positionieren, der allerdings aus Kosten- und Komplexitätsgründen nur mit weiteren Partner zu machen ist.

Conclusions: Attaques aériennes avec frustrations

In Frankreich wurde ernüchtert registriert, dass rd. 50% der Luftangriffe wegen ungenügender Allwettertauglichkeit der lasergesteuerten Lenkflugkörper und Bomben annulliert werden mussten. Darüber hinaus wurde auch die verfehlte Bevorratung lasergesteuerter Waffen moniert, die weder quantitativ noch qualitativ auf der Höhe der Zeit seien. Ausdrücklich wird eine zu große Abhängigkeit von den USA festgestellt, da Raytheon als einziges Unternehmen die erforderlichen Lasersteuerungsmechanismen herstelle. Frankreich machte bei Allied Force die schmerzliche Erfahrung, dass noch während des Konfliktes spezielle Bombentypen in den USA eingekauft werden mussten. Erschwerend kam hinzu, dass durch die Annullierung vieler Einsätze die zurückkehrenden Marineflieger vor der Landung auf dem Flugzeugträger „Foch“ diese knappen Bewaffnungen aus Sicherheitsgründen in die Adria werfen mussten.

Conclusions: Nécessité d’un autre port-avions

Der frühe und ersatzlose Abzug des Flugzeugträgers „Foch“ zur Überholung seiner Katapultanlagen im Juni 1999, also noch vor Abschluss von Allied Force, lieferten französischen Verteidi-

gungsplanern und Militärstrategen das Argument, um vehement für die Notwendigkeit des Baus eines zweiten Flugzeugträgers (neben dem künftigen Nuklearträger „Charles-de-Gaulle“) einzutreten, sobald die wirtschaftliche Situation dies erlaubt.

Conclusions: Defizite bei Unterstützungsflugzeugen

Allied Force demonstrierte auch den Franzosen einmal mehr den US-Vorsprung bei den sog. Unterstützungsflugzeugen. So wurde nicht nur im Bereich EW/SEAD konkret ein französisches EA-6B Prowler-Äquivalent zur aktiven (Zer)Störung der gegnerischen Luftverteidigung vermisst, sondern auch kritisiert, dass Frankreich an Luftbetankungsflugzeugen und großräumigen Transportmaschinen erhebliche Mängel bzw. Lücken aufweise. Mit FTA rechnet Frankreich ab 2005.

  • Deutschland: Eine kurze Bilanz

Positive Gesamtwertung

Deutschland hat nach einhelliger Meinung in Ost und West, und nicht nur bei seinen Bündnispartnern, seinen ersten militärischen NATO-Einsatz im Rahmen von Allied Force mit Bravour erledigt. Die Leistung der Bundeswehr hat in der Allianz und in der breiten Öffentlichkeit Anerkennung gefunden, und auch die vielfältigen Diplomatieanstrengungen der deutschen Regierung wurden im In- und Ausland positiv registriert.

Die Zusammenarbeit der Bundeswehr mit den anderen NATO-Partnern funktionierte ohne größere Komplikationen und die von ihr eingesetzten Waffensysteme bewährten sich nach Aussagen führender Militärs im Jugoslawien-Konflikt insgesamt. Deutschland hatte neben den ECR Tornados für SEAD-Missionen auch Aufklärungsdrohnen des Typs CL289, einige Flottendienstboote der Marine zur Informationsgewinnung sowie eine Reihe von Führungs- und Kommunikationssystemen (C4I) im Einsatz. Gerade im C4I-Bereich wurden durch den Konflikt einige Interoperabilitätsprobleme sichtbar sowie Potenziale zu weiteren Leistungssteigerungen identifiziert. Unter dem Strich hatte die Bundeswehr nach 78 Tagen Allied Force bis auf sechs Aufklärungsdrohnen CL289 weder personelle noch materielle Verluste zu verzeichnen.

Erste Bilanz: ECR Tornados bewirkten SEAD & Emission Control

Die 14 in Piacenza stationierten Tornados (ECR und Recce) hatten unter anderem die Aufgabe, die jugoslawische Luftverteidigung zu unterdrücken bzw. mit HARM auszuschalten. Dieses Ziel wurde mit dem Luftwaffenkontingent von 460 Mann zumeist erreicht. Allerdings mussten dazu Einsätze mit bis zu 7 Stunden Dauer und mehrfacher Luftbetankung geflogen werden, damit durch permanente Anwesenheit der Druck auf die serbische Luftverteidigung aufrechterhalten wurde.

Emission Control der Serben bewirkte zwar ein Überleben ihrer Luftverteidigung und eine relativ geringe Trefferquote von HARM, führte andererseits zu dem gewollten Effekt, dass dadurch auch andere NATO-Missionen bedrohungsreduziert durchgeführt werden konnten.

Publizierte Statistiken besagen, dass bei den rd. 500 ECR Tornado-Missionen insgesamt mehr als 230 HARMs eingesetzt wurden. Rein rechnerisch bedeutet dies mit Blick auf 78 Tage Allied Force, dass im Mittel 6.5 Einsätze/Tag geflogen wurden, - bei 14 ECR Tornados also jedes Flugzeug nur alle 2 Tage über Jugoslawien war. Auch was die HARM-Bilanz betrifft kann rein rechnerisch festgehalten werden, dass offensichtlich nur bei jeder 2. Mission ein HARM-Flugkörper verschossen wurde. Offensichtlich hat eher das Wissen um die „Anwesenheit“ der ECR Tornados (und der!U.S. Prowlers) zum gewünschten SEAD-Resultat und zur Emission Control beigetragen, als der „hard-kill“ der HARM selbst.

Erste Bilanz: CL289 und Satellitenwünsche

Da die Aufklärung nach gültigen NATO- Regeln in nationaler Zuständigkeit bleibt und lediglich eine Koordination der Aufklärungsaktivitäten mit den nationalen Behörden durch den zuständigen NATO-Befehlshaber erfolgt, war sehr schnell erkennbar, dass Deutschland nicht über die Aufklärungsressourcen verfügt, die eine unabhängige und unbeeinflusste Lagefeststellung, Beurteilung und Handlungsfähigkeit garantiert. Der Bundesminister der Verteidigung R. Scharping forderte daher angesichts der US-Datenabhängigkeit schon früh während des Konfliktes eine nationale bzw. europäische Lösung für die strategische Aufklärung durch Satelliten. Angesichts des Spardiktates des Bundesfinanzministers und der Budgetsituation des Epl14 lebt R. Scharping von der Hoffnung, dieses wichtige Zukunftsprogramm - neben dem des künftigen Transportflugzeugs - aus einem Sonderhaushalt finanziert zu bekommen, da beide Projekte Bausteine für eine europäische Verteidigungsidentität darstellen.

Die schnell und tieffliegende Aufklärungsdrohne CL289 wurde während Allied Force mit großem Erfolg zur taktischen Aufklärung, zur Zielortung und –klassifi-zierung sowie zur Aufklärung von Waffenwirkung verwendet. Die CL289 lieferten darüber hinaus auch spektakuläres Bild-, Beweis- und Dokumentationsmaterial zu den  Kriegsverbrechen (Massengräbern) im Kosovo und waren ein wichtiges Tool zur Verifikation der Abzugsvereinbarungen bei Kriegsende. Bereits während des Konfliktes wurden mit Blick auf die Allwettertauglichkeit der CL289 weitere Wünsche nach einem „Synthetic Aperture Radar (SAR)“ laut, - ein Upgrade, der nun bereits kurzfristig realisiert wird. Statistiken besagen, dass in den 78 Tagen 212 CL289-Missionen geflogen wurden, was rd. 3 Missionen/Tag entspricht. Von den sechs Verlusten gehen nachweislich zwei auf Abschüsse durch die gegnerische Luftverteidigung zurück. Ingesamt wurde der Grad der Missionserfüllung mit 89% angegeben.

Erste Bilanz: C4ISR-Inseln statt Informationsverbund

Bei Allied Force kamen als Führungssysteme neben digitalen Kartengeräten (DKG3 im CH-53 Hubschrauber) insbesondere auch das Tornado Mission Planning System TMPS zum Einsatz. Gerade bei letzterem musste desillusioniert festgestellt werden, dass es nur eine mangelnde oder auch keine Interoperabilität mit den nationalen bzw. NATO- Führungssystemen gibt. Als Defizit wurde auch das Fehlen eines mobilen CRCs für die aktuelle Luftlage registriert.

Bei den Kommunikationsnetzen und Funkeinrichtungen, bei denen u.a. die nationalen Systeme AUTOKO und SATCOMBw eingesetzt wurden, fehlte nicht nur ein durchgängiges Systemkonzept, es gab auch Probleme mit Netzübergängen und zu niedrigen Datenübertragungskapazitäten. Bei NATO-Partnern konnte ein genereller Trend zu (zusammengesetzten) COTS-Produkten festgestellt werden.

Fazit aus dieser Allied Force-Erfahrung: Insellösungen bedeuten Medienbrüche und Interfaceprobleme, führen daher zu keiner  Informationsüberlegenheit auf dem Gefechtsfeld. Ziel muss es daher sein, einen Innovationsschub in Richtung einer prozessorientierten Integration von Aufklärung, Führung und  Wirkung zu realisieren.

Erste Bilanz: Defizite bei Flugzeugen und Bewaffnung

Allied Force zeigte den Europäern und insbesondere auch den Deutschen, welchen Modernisierungsbedarf sie in den Bereichen Lufttransport, und welche Plattform-Defizite sie bei Luftbetankung oder Radar Jamming haben. Nochmals: Europa allein hätte diese Art des Luftkrieges und damit auch diese Art der verlustlosen Konfliktlösung nicht führen können, wäre also vermutlich zu einem dauerhaften Rambouillet verurteilt gewesen. Was den Lufttransport betrifft, so gibt es großen Konsens über den dringenden Ersatz der Transall, die insbesondere auch durch zahlreiche humanitäre Kriseneinsätze sehr viel schneller ihr Lebensende erreicht. Beim Future Transport Aircraft (FTA) wird es nun entscheidend darauf ankommen, dass

(1) Bundesminister der Verteidigung R. Scharping die Finanzierung des Vorhabens tatsächlich aus dem Sonderetat bestreiten kann und (2) das Programm ein Beitrag zur sicherheits- und industriepolitischen Konvergenz Europas darstellt. Denn es stehen ja nicht nur die Kölner EU-Beschlüsse zur europäischen Sicherheits- und Verteidigungsidentität im Raum, sondern auch die gewollte europäische Integration der Aerospace- und Verteidigungsindustrie mit  der Chance, Fortschritte in der Interoperabilität der Bündnispartner zu erreichen.

Dieser Konflikt mit seinen speziellen Randbedingungen und Anforderungen dürfte jedoch ernüchternd deutlich gemacht haben, dass es über die eingesetzten Systeme (ECR Tornado, CL289 etc.) hinaus keine weiteren (oder nur sehr risikoreiche)  Rollen für die Luftwaffe gegeben hätte. Das Waffensystem Tornado inklusive der heute im Schwerpunkt vorhandenen Bewaffnung wurde vor vielen Jahren insbesondere für den Tiefflug konzipiert und wäre als IDS Tornado bei Allied Force also nur mit sehr hohem Risiko einsetzbar gewesen.

Als Bomber oberhalb der vorgegeben 15,000 ft. Grenze hätte Tornado jedoch auch nur mit GPS-Kits ausgestatteten Bomben einen realen Beitrag leisten können. Eurofighter stand bzw. steht noch nicht zur Verfügung, die Grenzen des Lufttransportes wurden bereits angesprochen. Ein Blick auf die Bewaffnungen zeigt, dass der Trend zu präzisen Luft-Boden-Abstandsflugkörpern (Cruise Missiles etc.) sich auch noch nicht zu einem langfristigen Konzept verdichtet hat. Allied Force kam in dieser Hinsicht für die Luftwaffe zu früh: erst mit der Taurus-Familie wird Deutschland über diese Bewaffnungskategorie verfügen. Nach diesem Gesamtbild stellt sich jedoch unmittelbar die Frage nach der Modernität der Luftwaffe sowie nach ihrem Beitragsspektrum bzw. Beitragspotenzial in künftigen Konflikten. Ist das also die künftige Rollenverteilung im Bündnis, ist das generell der deutsche Beitrag und wie gut sind wir auf Konfliktlösungsmuster à la Allied Force vorbereitet???

 

Nach Kosovo: Fragen über Fragen

Jugoslawien ist nicht nur ein Synonym für den ersten Kampfeinsatz der NATO, sondern auch für den ersten Sieg, der militärisch allein durch massive Air Power herbeigeführt wurde. Rege westliche Diplomatie sowie die politische Einbindung Russlands in die Konfliktlösung hatte dieses Vorgehen flankiert. In dieser Kombination von nachhaltigen Luftschlägen und diplomatischen Anstrengungen lag der Schlüssel zum Erfolg. Darüber hinaus dürften der zunehmende Aufbau der NATO-Task Force Hawk in Alabanien sowie parallel erste militärische Erfolge der Kosovo-albanischen Armee und verstärkte Wirtschaftssanktionen letztlich das Einlenken Milosevics beschleunigt und die Ausweglosigkeit und Isolation jugoslawischer Politik vor Augen geführt haben. Allied Force ist beendet: Doch über die unmittelbaren Lehren zu Kosovo hinaus gibt es eine Reihe von Fragen, zu denen die Antworten heute noch unpräzise ausfallen.

Allied Force: Konfliktbewältigungsmodell für die Zukunft?

Politiker und Militärs der westlichen Allianz werden verführt sein, das prinzipielle Vorgehen bei Allied Force auch bei künftigen Konflikten als „Lösungsmodell“ heranzuziehen und die Stärken ihrer Luftüberlegenheit auszuspielen. Desert Storm gegen den Irak und Determined Force gegen die bosnischen Serben zeigten bereits den Trend, politische Ziele und Friedensverhandlungen mittels Air Power erreichen zu wollen. Die heute verfügbaren Technologien (Satelliten, C4ISR, Sensoren, Plattformen, Waffen etc.) machen es möglich, eigene personelle wie materielle Verluste weitestgehend zu minimieren und gleichzeitig unerwünschte Kollateralschäden auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Dies verhindert nicht nur kritische Verlustdiskussionen in den eigenen Reihen, sondern auch medienwirksame Auftritte der gegnerischen Seite zur Lage einer leidenden Zivilbevölkerung. Der zentrale Aspekt der Verlustminimierung, die extrem hohe Flexibilität, die rasche Präsenz im Konfliktraum sowie das Wissen um die eigenen Stärken und Vorteile bei der Luftüberlegenheit machen das Interventionsprinzip Air Power zu einem attraktiven Instrumentarium, - nicht nur der ersten Stunde. Die Investitionsschwerpunkte in den USA weisen ganz klar in diese Richtung.

Fazit: Konfliktbewältigung à la Allied Force stellt sicher nicht das Lösungsmodell für alle künftigen Konflikte dar, doch es ist nach den gesammelten Erfahrungen sicher das naheliegendste und konsensfähigste. Die Allianz-Partner haben - möglicherweise auch verwundert - erstmals gelernt, dass bestimmte Konflikte nach diesem Muster zu beenden sind.

Allied Force: Modell für künftige Aufgaben- & Rollenverteilung im Bündnis?

Die offenkundige Abhängigkeit der europäischen NATO-Partner von US-Assets und -Technologien während Allied Force wurde bereits an anderer Stelle thematisiert. Die Amerikaner äußerten sich ärgerlich und kritisierten, dass Europa so selbstverständlich auf die Verfügbarkeit der US-Tankflugzeuge, ihres Airlifts, der Satellitendaten, der EW Jammer sowie der Bewaffnung etc. zählte. Auch Frankreich, Großbritannien und Deut-schland dürften die Grenzen ihrer Beitragsfähigkeit registriert haben. Wenn Europa die EU-Beschlüsse von Köln zur europäischen Sicherheits- und Verteidigungsidentität allerdings ernstnimmt, dann wird die Realisierung des skizzierten Nachholbedarfs zu einer deutlichen Neuverteilung der Aufgaben und Lasten im transatlantischen Verhältnis führen. Hier träfe sich europäisches mit amerikanischem Interesse.

Unabhängig von der Frage der transatlantischen Lastenneuverteilung: Werden Supression of Enemy Air Defense (SEAD) mit ECR Tornado und Aufklärungsmissionen mit CL289 auch künftig die Domänen der Deutschen sein und sich Deutschlands Beitrag darauf beschränken können? Wie stellt sich der potentielle Beitrag des Eurofighters dar? Welche Aufgabenfelder wird Deutschland bei einer veränderten Lastenverteilung im transatlantischen oder europäischen Rahmen künftig zusätzlich übernehmen müssen?

Fazit: Im Interesse Europas kann die Aufgabenverteilung à la Allied Force bestenfalls ein Übergangsmodell, jedoch kein Modellfall für die künftigen Rollen innerhalb der NATO sein. Für Amerikaner und  Europäer also die Chance, durch den Balkan-Konflikt zu einer neuen Sicherheits- und Rüstungszusammenarbeit zu kommen und mit diesem „Rückenwind“ längst überfällige europäische Investitionsentscheidungen auf den Weg zu bringen.

Kosovo Lessons: Basis für Rüstungsplanung & Investitionsentscheidungen?

Das Konflikthandling à la Allied Force führte zu einem Sieg, ohne jemals mit dem Gegner in Berührung gekommen zu sein. Französische Stimmen sprachen in diesem Zusammenhang sogar von einer „strategischen Revolution“. Die Frage ist, wie sehr diese Kosovo-Erfahrung die Rüstungsplanung der Alliierten bestimmt. Ein Blick nach Amerika und Frankreich zeigt, dass beide Nationen nach Allied Force bereits erste Akzente gesetzt haben, die sich unmittelbar im „Quadrennial Defense Review“ bzw. im „Loi de Programmation Militaire“ wiederfinden. So wird Amerika neben vielen Modifikationen sich u.a. verstärkt den Themen UCAV, „smart weapons“ oder einer JSTARS-Substitution annehmen  und  Frankreich seine Kapazitäten und Investitionen insbesondere in Richtung: Aufklärung (Satelliten, Drohnen und Helikopter), Abstandsflugkörper und Machtprojektion (FTA, Flugzeugträger) verstärken. Allied Force hat auch den Deutschen noch-mals sehr deutlich die Notwendigkeit einer Neuausrichtung bzw. Akzentverschiebung in der Rüstungsplanung, und ganz konkret Defizite in den elementaren Bereichen Aufklärung, Führungsfähigkeit, Lufttransport und Abstandsflugkörpern vor Augen geführt. Leere Kassen, klassische „Cold War“-Denkkategorien sowie dafür optimierte Waffensysteme und Strukturen stehen allerdings einer raschen Modernisierung der Bundeswehr noch im Wege. Letztlich wird jedoch nur eine klare und rigorose Orientierung an potentielle künftige „Konfliktmärkte“ zukunfts- und partnerfähige Streitkräfte schaffen und Air Power darin ein alles bestimmender Faktor sein.

Fazit: Allied Force bildet in den USA und in Frankreich eine ganz entscheidende Orientierungsgrösse in der aktuellen Rüstungsplanung. Auch für die deutsche Rüstungs- und Beschaffungspolitik sollte dieser Luftkrieg ein wichtiger Bezugspunkt bei den anstehenden Investitions-, Programm- und Streitkräfteentscheidungen darstellen und könnte so der Katalysator für einen Neubeginn sein.

Kosovo Lessons: „Warfare made by Air power, peace keeping made by Army“?

Das Prinzip „Air Power first“ hatte sich vor Allied Force bereits im Golf-Konflikt (Desert Storm) und im Vorfeld zu Dayton gegenüber den bosnischen Serben (Determined Force) bewährt. Auch wenn diese Konflikte nicht vergleichbar sind, so scheint sich dennoch das erfolgreiche Interventionsmuster „Air Power first“ zu manifestieren, - bei Allied Force sogar erstmals ohne jegliche Bodenoperationen. Möglicherweise zeichnet sich hier bereits ein Trend in der künftigen Aufgabenverteilung ab, nach dem Prinzip: Air Power zur Realisierung der militärischen und politischen Ziele, Bodentruppen eher in der Unterstützungsrolle oder erst nach Beendigung des Konfliktes im Rahmen von „peacekeeping and peace enforcement as a follow-on to air strikes“??

In den USA finden bereits Air vs. Land Power Debatten statt, bei denen Potenziale und Grenzen des modernen Luftkriegs diskutiert werden und auch die Frage gestellt wird, ob in modernen Konflikten Landstreitkräfte künftig überhaupt noch eine zentrale Rolle spielen werden. Natürlich stehen Verteilungskämpfe der Teilstreitkräfte hinter dieser Debatte, aber vielleicht ist es auch der Anfang einer veränderten Rollenverteilung und Konzeption mit weitreichenden Konsequenzen was Aufgabe, Ausrüstung und Ausbildung von Landstreitkräften  betrifft.

Fazit: Verständliche Verlust-Aversion machen eine moderne, abstandsfähige Air Power zum Kernstück jeder grösseren Konfliktbewältigung, mit weiteren klaren Vorzügen wie „global reach, speed, flexibility etc.“. Ob Allied Force sich als Konfliktbewältigungsmodell auch in Zukunft bewährt und ob Landstreitkräfte tatsächlich nur noch zur „Konflikt-Nachsorge“ eingesetzt werden, dürften die nächsten Konflikte zeigen. Vieles spricht allerdings dafür, dass die Bodentruppen sich bezüglich „Kampfauftrag“ auf dem Rückmarsch befinden. In diesem Kontext stellt sich unmittelbar auch die Frage nach dem „core business“ von Landstreitkräften: Gehört es wirklich künftig zu deren Aufgaben, beispielsweise die zivile Verwaltung (Passämter, Katasterämter, Rechtssprechung etc.) oder die Infrastruktur eines ¥andes wieder aufzubauen?? Diese Aufgaben binden nicht nur auf Jahre erhebliche Streitkräfte und finanzielle Mittel auf „Nebenkriegsschauplätzen“, sie gefährden letztlich die Einsatzbereitschaft der Armee in ihrer Kernfunktion.

Post-Kosovo: Transatlantische Industriemerger für mehr Interoperabilität?

Nach Allied Force wird in den USA insbesondere von J.S. Gansler, U.S. Under Secretary of Defense und J.J. Hamre, U.S. Deputy Secretary of Defense, die Frage gestellt, ob nicht grössere transatlantische Merger zwischen amerikanischen und europäischen Rüstungsindustrien zu einer besseren „battlefield interoperability“ der NATO- Systeme führen können. Tatsächlich ist mit Blick auf Allied Force sowie die europäischen Verteidigungsbudgets ein weiteres technologisches Auseinanderdriften der Allianzpartner zu befürchten.

Allied Force brachte dieses Problem erneut an den Tag. Die amerikanischen Überlegungen zielen darauf ab, Sicherheit nicht nur auf der Basis gemeinsamer Politik, sondern auch durch gemeinsame Industrien und Technologien zu erreichen. Dieser Vorschlag hat den gewünschten Seiteneffekt, dass Europa unmittelbar in die „Revolution in Military Affairs (RMA)“, also das Battlefield Management mit fortgeschrittener Informationstechnologie, einbezogen würde und darüber hinaus die ausgeprägten „Fortress“-Tendenzen auf beiden Seiten des Atlantiks geschleift würden.

Beide US-Politiker haben deshalb Amerikas Bereitschaft signalisiert, hier mit den Europäern zu gewissen „trans-atlantic alignments“ zu kommen, - sei es auf der Basis von Joint Ventures, engeren Industriekooperationen, Unternehmenskäufen oder gemeinsamen Projekten. Es fehlt allerdings nicht an skeptischen Stimmen die besagen, dass es nur dann zu transatlantischen Mergers käme, wenn amerikanische Unternehmen europäische Firmen direkt übernähmen. US-Unternehmen reklamieren die Notwendigkeit der eindeutigen Kontrolle sensitiver Technologie, die Europäer wollen ihrerseits u.a. ein Ende des Protektionismus im transatlantischen Rüstungshandel, also freien Zugang zum US-Markt sowie ein gewisses Nachgeben der U.S.A. auf dem Gebiet des Technologietransfers erreichen.

Fazit: Viele gute Argumente für ein transatlantisches Zusammenrücken reichen möglicherweise auch heute noch nicht aus. Vermutlich gibt es keinen freien Markt, solange nationale Souveränität und nationale Sicherheit berührt sind, - weder in Europa noch in den USA. Allerdings stellt sich die Frage nach der Effizienz des transatlantischen Sicherheitssystems, wenn Rüstungsbudgets und Technologien der Allianzpartner auf Dauer divergieren und der für die Interoperabilität entscheidende Technologietransfer wegen hoher Sicherheitsbarrieren nicht realisierbar ist.

 

Ausblick

Die klare Vormachtstellung der USA während der Operation Allied Force und die Ohnmacht der Europäer, diesen Konflikt ohne Amerika zu lösen, haben die Sicherheits- und Verteidigungspolitik Europas in Bewegung gebracht. Allied Force kann daher als ein zusätzlicher Impuls und wichtiger Katalysator für eine intensivere sicherheitspolitische und militärische Zusammenarbeit gesehen werden.

Katalysator Kosovo: European Security and Defense Initiative (ESDI)

Auf dem EU-Gipfel in Köln (Juni 1999) wurde die gemeinsame Europäische Sicherheits- und Verteidigungsinitiative (ESDI) beschlossen, mit der Europa endlich in die Lage versetzt werden soll, eigene Militäroperationen durchführen zu können. Bereits in St. Malo (Dezember 1998) hatten Briten und Franzosen bei ihren Regierungskonsultationen gefordert, dass Europa die Fähigkeit zu autonomen militärischen Aktionen haben müsse. Der Kölner Deklaration fordert u.a. die Bildung einer EU Militärstruktur mit einem integrierten Kommandosystem, einer strategischen Planungs- und Intelligence-Gruppe sowie die enge Zusammenarbeit unter den Streitkräften. Als erster High Representative Europas wurde J. Solana nominiert.

Nach den Jugoslawien-Erfahrungen müsste sich eine unabhängige europäische Streitmacht allerdings insbesondere auf den Gebieten C4ISR, präzise Zielbekämpfung und strategischer Transport entscheidend verstärken und dafür sorgen, dass tatsächlich gemeinsame Operationen (auf der Basis definierter Frequenzen, Datalinks etc.) machbar sind. Für den Erfolg der ESDI ist es daher ganz entscheidend, dass (1) Europa seine Beschaffungspolitik und Verteidigungsbudgets aufeinander abstimmt, (2) Europa die laufenden Beschaffungspläne nach Allied Force unbedingt nochmals bewertet bzw. Korrekturen anbringt, und (3) Europa seinen Verteidigungsindustrien eine reale Konsolidierung ermöglicht. Nur so lässt sich zumindest unter den Europäern die notwendige Kom-munalität der Streitkräfte und Systeme erreichen. Da Europa und Amerika jedoch auch in Zukunft im Rahmen gemeinsamer NATO Operationen agieren werden, stellt sich hier die Aufgabe, auch die transatlantischen Schnittstellen und Fähigkeiten aufeinander abzustimmen bzw. zu harmonisieren. Beim NATO-Gipfel von Washington (April 1999) sind Europa und Amerika hier einen Schritt weitergekommen: Dort haben die 19 NATO Partner bereits die sog. NATO Defense Capabilities Initiative (DCI) verabschiedet, nach der die Europäer der Allianz dort gemeinsame Assets und Fähigkeiten nutzen können, wo die NATO sich nicht als Ganzes militärisch engagiert. So soll die vereinbarte DCI die militärischen Fähigkeiten der Allianz insbesondere in den „ Five key areas: (1) deployability & mobility, (2) sustainability & logistics, (3) effective engagement, (4) survivability of forces & infrastructure, (5) C2 & information systems“ nachhaltig stärken.

Impulse: Europäische Konvergenzkriterien in der Verteidigung

Auf dem St. Malo-Gipfel hatte Frankreich in Anlehnung an die Maastricht-Kriterien bereits dem britischen Gesprächspartner die Idee von Konvergenzkriterien für die europäischen Verteidigungs-Budgets vorgetragen. Dieser Gedanke zur schnelleren Integration Europas war erneut Gegenstand des Französisch-Italienischen Gipfels (September 1999). Die Unzulänglichkeiten Europas bei Allied Force waren auch für F. Heisbourg, Centre de Politique de Securité, das ausschlaggebende Motiv, die Notwendigkeit von europäischen Konvergenzkriterien in der Verteidigung nochmals anzumahnen. Der währungspolitische Konvergenzprozess habe gezeigt, dass schmerzhafte Reformen in einer gesamteuropäischen Anstrengung eine hohe Akzeptanz finden. Während einige Europäer in der Verteidigung (Frankreich, Großbritannien) bereits tiefgreifende Reformprozesse eingeleitet haben, befinde sich Deutschland gerade in diesem Stadium der Neudefinition seiner Streitkräfte. Angesichts dieser Umbruchsituation Europas mit seinen heterogenen Verteidigungs-budgets, Streitkräften (Umfänge, Berufs-/Wehrpflichtarmeen) sowie R&D-Ausgaben plädieren sowohl Frankreichs Verteidigungsminister A. Richard als auch F. Heisbourg dafür, sich auf ein Set von Konvergenzkriterien zu verständigen.

So schlägt Frankreich als Leitkriterium die Verteidigungsausgaben bezogen auf das Bruttosozialprodukt (GDP) vor, wobei diese Kennzahl im Jahr 1998 für Grossbritannien 2.9%, für Frankreich 2.7%, für Italien 1.5% und Spanien 1.1% beträgt. Der deutsche Verteidigungsbudgetanteil am GDP  liegt für das Jahr 1999 bei 1.8%. Heisbourgs  Vorschlag sieht vor, (1) den Anteil von Beschaffung und R&D auf das gemeinsame Niveau Großbritanniens (40%; Belgien 12%) zu heben, (2) die Relation von Streitkräften zur Bevölkerung ebenfalls auf britisches Niveau (0,3%; Griechenland 1,5%) zu senken und (3) die Verpflichtung einzugehen, die Verteidigungsausgaben (pro Person) nicht weiter zu reduzieren (Bandbreite: Frankreich $708 (max.); Spanien $196 (min.)).

Diese Konvergenzvorschläge lösen sicher nicht alle europäische Verteidigungsfragen. Doch sie haben das Potenzial, (1) die knappen europäischen Ressourcen zu kanalisieren und zu homogenisieren und (2) in einem überschaubaren Zeitraum Europa endlich das Gewicht zu geben, um künftige Krisen à la Kosovo bzw. Operationen wie Allied Force autonom lösen, oder (3) als gleichwertiger Bündnispartner einen substantiellen Beitrag leisten zu können.

Optimistisch ist denn auch der Ausblick von NATO Supreme Allied Commander Europe Gen W. Clark, wenn er nach Allied Force für Europa die folgende Bilanz zieht: „Europe’s emergence as a more equal military partner will happen. It’s a function of taking existing resources and applying them more efficiently and building a case for additional resources. I think NATO’s Defense Capabilities Initiative plus the European Security and Defense Initiative will be powerful to stabilise defense expenditures and hopefully garner additional resources.“

Nun ist es an den Europäern, diese Hoffnung einzulösen und zahlreiche Absichtserklärungen endlich in konkrete Schritte und Programme umzuwandeln.

 

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