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(7. 7. 2001) Replik: “Wie man 25-Jahre ... (17. 8. 2001) In-Übung-Über-Flieger 3. Juli 2001 Das Problem mit den In-Übungshalter-Piloten, das in der letzten Zeile angesprochen worden ist, ist im Grunde genommen recht einfach. Das Heer wird (event. wurde) von Soldaten der Panzertruppe dominiert und die Lw wird von Piloten dominiert. Wenn jetzt ein Kampfpilot den Dienstgrad Oberst langsam verläßt und den Dienstposten "Kommodore eines fliegenden Verbandes", den wahrscheinlich subjektiv und emotionalen Höhepunktes seiner Laufbahn
überschreitet, um im Ministerium, den Kommandobehörden, den Stäben und Ämtern die höheren Weihen der Generalslaufbahn zu erreichen, gibt er seine Fluglizenz ja nicht zurück. Er wird also weiterhin jedes Jahr ein Minimum an Stunden fliegen um 1. die Fliegerzulage nicht zu verlieren und 2. den Nimbus des Reserve-Einsatzpiloten trotz seiner Leitungsfunktion und seines fortgeschrittenen Alters (für einen Kampfpiloten, nicht für einen normalen Mitbürger ! ) zu erhalten. Dazu werden natürlich
ein gewisser Anteil der knappen und überaus teuren Flugstunden der einsatzklaren Flugzeuge verbraucht. In einer Abwägung der Kosten-Nutzenrelation kann man jetzt überlegen, ob dieses hochrangige Führungspersonal tatsächlich trotz seiner reichhaltigen fliegerischen Erfahrung und des eher unwahrscheinlichen Falles eines Einsatz als Einsatzpiloten weiterhin ihre Flugberechtigung aufrechterhalten müssen. Nachdem von den Lw-Generälen fast kein "Zwei Sterner" aus einer
nicht-fliegerischen Laufbahn kommt, ergibt dies bei einer genaueren Recherche sicherlich ein hübsches Sümmchen an Resourcenverbrauch. Wie man 25-Jahre-Besoldungs-Sprung schafft 7. 7. 2001
Über einen Vorgang in der Öffentlichkeit bin ich in den letzten Tagen gestolpert, der aus meiner Sicht einer näheren Überlegung und auch der Veröffentlichung bedarf.
VW will 5000 Arbeitsplätze mit 5000 DM Monatsgehalt schaffen bei bis zu 42,5 Wochenstunden. Die IG-Metall ist vehement dagegen, weil dies eine Kürzung der VW-Haustarife um bis zu 40 % bedeuten würde. Hier handelt es sich um geringqualifizierte Arbeitslose, die wieder in den Arbeitsprozess
integriert werden sollen.
Weiß die Öffentlichkeit eigentlich, welche Anforderungen an Soldaten gestellt werden und wie sie dafür entlohnt werden ?
Ein junger Kompaniechef, Hauptmann und 30 Jahre alt, studierter Betriebswirt oder Diplom-Ingenieur, verdient als Lediger 5000 DM und als Verheirateter 5200 DM brutto im Monat. Im Allgemeinen ist ein Chef zufrieden, wenn er nicht mehr als 50 Stunden die Woche für seinen Dienstbetrieb aufwenden
muß. Dabei hat er die Personalverantwortung für 100 - 200 Soldaten und event. zivile Mitarbeiter, die Materialverantwortung für z.B. 6 Leopardpanzer (ca. 10 Mio DM) oder für einen Fuhrpark von 20 LKWs, 6 Omnibusse und 30 PKW, also auch rund 5 - 10 Mio DM und als wichtigstes Kriterium die Ergebnis-Veranwortung für den Auftrag bei immer schlechteren Ressourcen. Die Hälfte der Einsatzkräfte der Bw auf dem Balkan sind freiwillig
Wehrdienstleistende (FWDL). Sie verdienen, wenn sie nicht unmittelbar im Einsatz sind, 1700 DM im Monat. Ein gleichaltriger Obergefreiter als Soldat auf Zeit (SaZ) verdient dagegen knapp 2900 DM brutto. Dies ist wiederum für viele junge Leute mit abgebrochener Lehre und von Arbeitslosigkeit bedroht, eine attraktive Alternative aber ohne Perspektive, denn nach 4 Jahren stehen sie wieder vor dem gleichen Problem und eine Übernahme in die Laufbahn
der Unteroffiziere ohne Portepee ist dann fast nicht mehr möglich. Betrachten wir die Laufbahn der Unteroffiziere. Ein Mann mit mittlerer Reife und abgeschlossener Lehre kommt in der Regel nur dann als Freiwilliger zum Bund, wenn er seinen Abschluß mit der Note 3 oder 4 erreicht hat. Die guten Leute haben nach ihrer notwendigen Wehrpflichtzeit bereits ein Angebot vorliegen. Für die Kandidaten, die sich längerfristiges binden wollen, event.
Berufssoldat werden wollen, sind die Alternativen bei BGS und Polizei wesentlich attraktiver. In 7 Bundesländern ist die Polizeilaufbahn nur noch zweigeteilt, das heißt die Anwärter werden nach der Ausbildung nach A9 (= Leutnant oder Stabsfeldwebel) bezahlt. Ein Berufssoldat in der Unteroffizierslaufbahn erreicht die A9 nach ca. 25 Berufsjahren!
70 % des Offiziersnachwuchses kommt aus den neuen Bundesländern. Diese
jungen Leute sind ohne religiöse Erziehung aufgewachsen. In 4 Jahren werden sie als Zugführer eingesetzt werden und in 9 Jahren als Kompaniechefs. Wie diese Kameraden ihre Soldaten in Bereichen der menschlichen Grenzerfahrung, wie sie im Balkan an der Tagesordnung sind, unterstützen können wissen, wir noch nicht.
Kommen wir zu dem sogenanten "Attraktivitätsprogramm" des VM. Der Gefreite soll als SaZ nach A3 bezahlt werden, der Obergefreite nach A4,
der Hauptgefreite nach A4 mit Amtszulage (11,50 DM / Monat !). Damit soll die Eingangsbesoldung um ca. 250 DM angehoben werden. Dafür soll die Verheirateten-Zulage von ca. 190 DM gestrichen werden. Ob die Betroffenen nicht irgendwann merken, daß sie an der Nase herum geführt werden ? Die Kompaniechefs sollen nach A 12, also eine Stufe höher besoldet werden. Das Gesetz wird wohl noch dieses Jahr verabschiedet werden,
aber der Haushaltsmittelansatz ist noch nicht vorhanden, da das BMVg noch immer mit dem PSM 340 und nicht dem PSM 2000 arbeitet. (PSM = Personalstruktur-Modell)
Wie schreibt die Augsburger Zeitung am 07.07. zu der Problematik 5000 x 5000:
"Der Lohn werde zwar nicht optimal sein, aber es werde auch kein "portugiesisches Lohnniveau" geben."
Na denn auf zur Reform von Grund auf.
Replik: Wie man 25-Jahre-Besoldungssprung schafft 17. August 2001Autor dieses Beitrags ist offensichtlich Sympathisant des DBwV. Bei allem Verständnis für gewerkschaftliche Positionen sollte man jedoch den Blick für die Tatsachen nicht verstellen. Die hier geschilderten Verdienste treiben
einem sozialversicherungspflichtig Beschäftigten die Tränen in die Augen und er hat kein Verständnis dafür, dass immer wieder die Mähr wiederholt wird der Soldat sei allzu schlecht bezahlt. Wer dann noch das VW-Modell als Beweis heranzieht, steht wirklich ausserhalb der Redlichkeit. Lassen sie uns also vergleichen: Der junge Hauptmann als Kompaniechef, der für die Erledigung dieser Funktion
im übrigen nicht zwingend (Laufbahnvorschriften) ein Studium benötigt, erhält also ca. 5000.- DM brutto monatlich. Dies sind bei einem Ledigen ca. 3900 DM netto bei unentgeltlicher truppenärztlicher Versorgung. Ein sozialversicherter Arbeitnehmer (AN) müsste für dieses Netto rund 8000 DM verdienen. Der verh. Hptm hat rund 4400 DM netto - zugegeben: davon muss er seine nicht beschäftigte Ehefrau (gibt es solche junge Frauen noch?) privat
krankenversichern (ca. 300 DM monatliche Kosten). Der verh. AN hat bei einem Brutto von 5000 DM lediglich 3400 DM netto. Zum Erreichen des Netto des verh. Hptm müsste er rund 7000 DM brutto erreichen. Dies sind in der Tat Bruttogehälter, wie sie ein Akademiker in der freien Wirtschaft im vergleichbaren Alter durchschnittlich nicht unbedingt erreicht. Hier kann man ohne weiteres über amtsangemessene Alimentation nachdenken. Übrigens hat das
BVerfG in seinen Entscheidungen über amtsangemessene Alimentation immer wieder den Nettovergleich herangezogen (z.B. Drittkindregelung im Zusammenhang mit Sozialhilfesätzen) Krasser fällt ein solcher Vergleich für die unteren Dienstgrade aus: Der Obergefreite erreicht 2900 DM brutto oder 2500 DM netto. Hierfür müsste ein AN ca 4500 DM Brutto einfahren. Ein Traumgehalt für einen 20jährigen Berufsanfänger!
Warum also rückt die Werbeabteilung des BMVg, anstatt mitzuhelfen an diesem Punkt den Laden kaputt zu reden, diese doch sehr positiven Aussichten nicht deutlich heraus. Das ist nämlich Spitze in der Einkommenslandschaft dieser Republik, ja selbst im öffentlichen Dienst. So erreicht ein 18 jähriger Auszubildender in Oliv im ersten Jahr ein Jahresgehalt von 35.000 DM brutto (30.000 DM netto). Das muss doch unbedingt noch attraktiver werden! Ein
Beamter (auch der Polizist) hat im ersten Jahr Anwärterbezüge von ca. 1500 DM brutto monatlich oder d 19.000 DM brutto/Jahr. Und dessen Laufbahnausbildung, also die Ausbildung, welche er zur Ausübung seines späteren Eingangamtes (zugegebenermaßen A7) benötigt, dauert 2- 3 Jahre. (Der künftige Feldwebelanwärter wird ebenfalls nach 3 jahren in A 7 sein können!) Der Unteroffizier hat seine Laufbahnausbildung schon nach 1 Jahr absolviert. Ein
Indiz für die unterschiedlichen Anforderungen im Amt? Was soll auch der Hinweis, dass die Polizeien der Länder künftig nur noch im gehobenen Dienst einstellen wollen (Eingangsamt A9 nach 3 Jahren Laufbahnausbildung mit Anwärterbezügen). Darüber kann sich die Bundeswehr doch nur freuen. Sichert das doch ein Anwachsen des Bewerberpotenzials, da Eingangsvoraussetzung bei der Polizei für den gehobenen Dienst die Fachhochschulreife ist. Also werden
dort Bewerber mit Hauptschule und Sek I keine Aufnahme mehr finden. Oder wollen die Oliven allen Ernstes die Unteroffizierlaufbahn abschaffen oder in den vergleichbaren gehobenen Dienst heben? Offensichtlich nicht, denn die Eingangsvoraussetzungen für die Unteroffizierlaufbahnen werden auch künftig darunter liegen (siehe: Neukonzeption der Laufbahnen). Zu den geringen Zuwächsen der Besoldung (kleine Amtszulagen von 11,50 DM) in den unteren
Dienstgraden muss auch gesagt werden, dass Olivgrün der einzige Bereich des öffentlichen Dienstes ist, in dem innerhalb eines Jahres dreimal befördert wird (Gefr, OGefr, HGefr). Insgesamt erhöht sich nach dem Attraktivitätsprogramm die Besoldung im ersten Jahr um 5 %. Das ist doch was, wer hat heute noch solche Zuwachsraten? Der mögliche Wegfall des Verheiratetenzuschlags trifft im Übrigen alle Gruppen (ausgenommen die AN) im
öffentlichen Dienst. Hier verlieren die Beamtenanwärter rund 10% ihrer Besoldung! Das ist der eigentliche Skandal, nämlich dass diese Regierung alles daran setzt, den Beamtenstatus so unattraktiv wie möglich zu machen. Was denken die Oliven eigentlich, wie der künftige Polizeibeamte zu solchen Aktionen steht? Also hier sollten alle mal hübsch auf dem Teppich bleiben, sonst wird das noch ein Rohrkrepierer, wenn der Innenausschuss mal richtig
rechnet und vergleicht. Ich wage auch schon jetzt die Behauptung, dass die 76 Mio. DM die dieses Attraktivitätssteigerung jährlich kostet, nicht wesentlich mehr Bewerber bringen wird, also eine unnötige Ausgabe (hinsichtlich der beabsichtigten Zielrichtung) ist. Wirtschaftlichkeit in Staat und Verwaltung wird hier schon seitens des Gesetzgebers ausser Kraft gesetzt. Wenn behauptet wird, der Berufsunteroffizier benötige 25 Jahre bis
zur A 9, ist diese Aussage sicherlich belegbar. Aber wie sieht der Vergleich aus: Im Uniformträgerbereich (sprich Polizei) dauert es trotz A 7 genauso lange, will sagen: die A9 wird hier trotz beserer theoretischer Planstellengrenzen (die bei weitem nicht in den Landeshaushalten realisiert werden) in etwa im gleichen Alter erreicht. Propagiert und nahezu erreicht für die Oliven: das mittlere Laufbahnziel A 9. Der vergleichbare mittlere
Dienst in der Verwaltung kann von solchen Aussichten und der mit dem Status oliv verbundenen besonderen Altersgrenze nur träumen. Pensionen nach A7 und A 8 sind nach 40 Jahren Dienstzeit! die Regel! Und das gilt alles nur für den Inlandsdienst im Frieden (Polizeibeamte sind dabei täglich im Fronteinsatz). Für Einsätze, wie sie zur Zeit im Kosovo stattfinden, wird oliv mit durchschnittlich rund 5200 DM netto! im Monat
vergütet. Hier erreicht der Obergefreite als Rückgrat der Armee schon wahrlich vergleichbare akademische Bruttobezüge. Aber neiden wir es ihm nicht, sondern weisen nur der Vollständigkeit darauf hin. |